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Aus: Ausgabe vom 20.11.2024, Seite 10 / Feuilleton

Paryla, Noethen, Fitz, Krömer

Von Jegor Jublimov
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Bei der Textarbeit in der Garderobe: Nikolaus Paryla

Zürich, wo er am 19. November vor 85 Jahren zur Welt kam, Wien, wo er das Max-Reinhardt-Seminar besuchte, Potsdam, wo er bei der Defa seine ersten beiden Filmrollen spielte, und das Hans-Otto-Theater – das waren die frühen Lebensstationen von Nikolaus Paryla. Seine Eltern Hortense Raky und Karl Paryla, österreichische Antifaschisten, die am Zürcher Schauspielhaus engagiert waren, fassten wegen politischer Querelen im Nachkriegs-Wien in der DDR Fuß. Bei der Defa spielte Karl Paryla 1950 die Titelrolle im historischen Arztdrama »Semmelweis – Retter der Mütter«, und Sohn Nikolaus stand schon an seiner Seite. 1960 übernahm Nikolaus Paryla eine der Hauptrollen in John Wexleys DFF-Fernsehspiel »Menschen im Käfig« über brutale Methoden im US-Strafvollzug. Noch im selben Sommer trat er ein langjähriges Engagement in Wien an, wurde auch in München und Zürich in Inszenierungen von Ingmar Bergman bis zu Thomas Langhoff ein Theaterstar. Mit Patrick Süskinds Stück »Der Kontrabaß« brillierte er über drei Jahrzehnte lang auf vielen Bühnen. Neben Theaterübernahmen sah man ihn auf dem Bildschirm oft in Serien. Sein ebenso skurriles wie waches Spiel setzte er beim »Kommissar«, »Derrick« und »Tatort« ein, auch mit 80 noch in »Um Himmels Willen«. Seither hat er sich rar gemacht, aber vielleicht lässt er sich noch mal für eine schöne Rolle hervorlocken.

Während Paryla sowohl 1960 im »Zaubermännchen« als auch 1995 beim »Rennschwein Rudi Rüssel« dabei war, hat sich Ulrich Noethen in noch mehr Filmen in die Kinderherzen gespielt: »Das Sams« (2001 und 2003), »Bibi Blocksberg« (2002 und 2004), »Das fliegende Klassenzimmer« (2003) und »TKKG« (2006), um nur einige zu nennen. Doch er übernahm auch Hauptrollen in Stoffen von Martin Walser, Heinrich Mann oder Siegfried Lenz. Er war sowohl der Antifaschist Kurt Tucholsky in »Gripsholm« (2000) als auch der Faschist Heinrich Himmler in gleich zwei Filmen: »Der Untergang« (2004) wie auch 2007 in Dani Levys Parodie »Mein Führer«. Der Schauspieler mit der großen Bandbreite wurde am 18. November 65 Jahre alt.

Wie Noethen ist auch Florian David Fitz gebürtiger Münchner. Er stammt aus einer großen Künstlerfamilie, ist allerdings mit dem schon seit den 80er Jahren bekannten Florian Fitz weder verwandt noch verschwägert. Darum strich Florian Ingo Ulrich Fitz um 2000 seine beiden mittleren Namen und ersetzte sie durch David. So wurde er bekannt. Besonders populär machte ihn sein Dr. Marc Meier in der RTL-Serie »Doctor’s Diary« (2008 bis 2011). Neben derart Leichtgewichtigem hat er auch Stoffe von Daniel Kehlmann und Erich Kästner gespielt und sich erfolgreich als Drehbuchautor und Regisseur versucht – aktuell in der Beziehungskomödie »Der Vierer«, die am 28. November in die Kinos kommt. Bereits am 20. feiert er seinen 50. Geburtstag.

Ebenfalls am 20. November wird Alexander Bojcan 50 Jahre alt. Den Neuköllner kennt man besser unter dem Namen Kurt Krömer. Er besuchte in Hannover eine Clownschule, moderierte im RBB witzige bis bissige Talkshows, die Kult wurden, und trat sowohl in Filmen u. a. über Nils Holgersson und Huck Finn als auch in Berlin an Schau- und Volksbühne auf. Bewunderung erntete er für seinen offenen Umgang mit seiner Depressionserkrankung. Gewünscht sei ihm Kraft für das neue Lebensjahrzehnt.

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