Hungertod für Bergarbeiter
Von Christian Selz, KapstadtMindestens 78 tote Bergleute – das ist die bisherige Bilanz eines Polizeieinsatzes an einer aufgegebenen Goldmine in der südafrikanischen Ortschaft Stilfontein, westlich von Johannesburg. Mit der Operation »Vala Umgodi« (»Löcher stopfen«) will Südafrikas Regierung gegen illegalen Bergbau vorgehen. Monatelang war dazu ein verlassenes Minengelände umstellt worden. Ein Konzept, die Kumpel aus dem 2.600 Meter tiefen Schacht zu holen, fehlte aber zunächst. Seit Montag versuchen Rettungskräfte nun mit einem Kran und einer Winde, die Bergleute zu retten. Viele von ihnen können jedoch nur noch tot geborgen werden, die Überlebenden sind sichtbar schwer unterernährt. Weil noch immer Hunderte Menschen unter Tage vermutet werden, soll der Einsatz noch mindestens eine Woche andauern. Die Opferzahlen steigen täglich.
Südafrikas Regierung bleibt dennoch bei ihrem kompromisslosen Kurs. Überlebende Kumpel werden festgenommen. Es könne keine humanitäre Lösung für Kriminelle geben, erklärte Bergbauminister Gwede Mantashe am Dienstag bei einem Ortsbesuch. »Es ist eine illegale Aktivität. Das ist ein Angriff auf unsere Wirtschaft, überwiegend durch Ausländer«, gab der Politiker der ehemaligen Befreiungsbewegung und heutigen Regierungspartei African National Congress (ANC) zu Protokoll. Auch die Polizei weist in ihren Statistiken stets akribisch genau darauf hin, wie viele der festgenommenen Bergarbeiter aus welchen Nachbarländern Südafrikas stammen. Dass die Kumpel oder ihre Väter einst aktiv für die Minenkonzerne des Landes angeworben wurden, bleibt dabei freilich unerwähnt.
Gemeindeaktivisten beklagen zudem, dass die Regierung keine Lösungen für die arbeitslos gewordenen Kumpel geschlossener Minen angeboten habe. In der aktuellen Situation hatten Aktivisten zudem mehrfach darauf hingewiesen, dass das Gros der Bergleute nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Schacht kommen konnte. Der Regierung werfen sie vor, sie habe die Menschen durch die verzögerte Rettungsaktion verhungern lassen, obwohl ein Gericht der Einsatzleitung auferlegt hatte, eine Versorgung mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten. Auch die nun angelaufene Rettungsaktion erfolgte erst aufgrund eines Eilurteils vom vergangenen Freitag.
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