»Sputnik-Moment der KI«: Chinesisches KI-Start-up sorgt für Börsenbeben
New York. Das chinesische KI-Start-up Deepseek hat ein Börsenbeben ausgelöst. Wenige Tage nach der Vorstellung der leistungsfähigen KI, die mit einem Bruchteil der Kosten der vergleichbaren Produkte von US-Techkonzernen entwickelt wurde, sehen viele Anleger offenbar ein zentrales Geschäftsmodell dieser Konzerne in Gefahr, zumal die Chinesen den Quellcode offengelegt haben. Die Aktie des Chipkonzerns Nvidia fiel am Montag um bis zu 17 Prozent. Das drückte den Marktwert zeitweise um mehr als 500 Milliarden Dollar - ein Rekord für die US-Börsen.
Bisher ging man davon aus, dass für das Training von KI-Modellen gewaltige Mengen an Computer-Leistung notwendig sein werden. Das ließ vor allem Aktien von Nvidia in atemberaubende Höhen steigen. Denn Chipsysteme des Konzerns spielen eine Schlüsselrolle für Künstliche Intelligenz. Und Anleger gingen davon aus, dass der weitere Ausbau Nvidia noch mehr Geschäft beschert. Erst vergangene Woche hatten der ChatGPT-Erfinder OpenAI und mehrere Partner angekündigt, über mehrere Jahre 500 Milliarden Dollar in neue KI-Rechenzentren zu investieren. DeepSeek will jedoch sein neues KI-Modell, das in Tests ähnlich gut wie die Konkurrenz abschnitt, mit Kosten von weniger als sechs Millionen Dollar und abgespeckten Chips trainiert haben.
Die Reaktionen in den vergangenen Tagen waren teilweise panisch. Manche Beobachter fühlten sich an das Platzen der sogenannten Dotcom-Blase im März 2000 erinnert, als große Zulieferer wie der Server-Hersteller Cisco abstürzten, weil sich die Geschäftsmodelle etlicher Internet-Start-ups als nicht tragfähig erwiesen hatten. Angesichts von Deepseek bedarf es vielleicht gar keiner 500-Milliarden-US-Dollar-Rechenzentren. Außerdem ist das plötzliche Auftreten der Konkurrenz aus China ein schwerer Schlag für das faktische US-Monopol im Bereich der kommerziellen KI.
Experten zeigten sich überrascht, dass es Deepseek gelungen ist, eine vergleichbare Leistung wie die KI-Modelle der amerikanischen Konkurrenten OpenAI und Meta zu erzielen, obwohl das Start-up wegen der von der US-Regierung verhängte Einschränkungen nicht einmal Zugang zu den modernsten KI-Chips hat. »Plötzlich könnten all die hohen Bewertungen so gar nicht mehr gerechtfertigt sein und plötzlich interessiert sich an der Börse auch keiner mehr für die großen Versprechungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, weitere 500 Milliarden Dollar in den KI-Hype zu investieren«, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus RoboMarkets. Deepseek könnte die Antwort auf die Zollandrohungen aus Washington sein. Deepseek beschränkte unterdessen die Neuanmeldungen in der App am Montag unter Verweis auf heftige Cyber-Attacken.
Der Großinvestor Marc Andreessen hatte am Freitag geschrieben, dass Deepseek einer der »beeindruckendsten Durchbrüche« sei, die er jemals gesehen habe. Er bezeichnete den Erfolg des neuen chinesischen KI-Modells als »Sputnik-Moment der KI«. Im Apple-App-Store kletterte Deepseek über das Wochenende hinweg auf Platz eins der kostenlosen Anwendungen - und verdrängte damit ChatGPT von OpenAI auf Platz zwei. (dpa/jW)
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