Schikane gegen Caracas
Von Volker Hermsdorf
US-Außenminister Marco Rubio hat seine Tour durch fünf lateinamerikanische Staaten am Donnerstag nach Gesprächen mit dem Präsidenten der Dominikanischen Republik, Luis Abinader, Ministern seines Kabinetts und hochrangigen Militärs beendet. Mit dem Besuch wolle Rubio die Zusammenarbeit beider Länder vertiefen, um »die illegale Migration zu stoppen, den Kampf gegen transnationale kriminelle Organisationen und Drogenhändler zu intensivieren, Chinas Einfluss in der Region entgegenzuwirken und wirtschaftliche Partnerschaften zu vertiefen«, berichtete die örtliche Tageszeitung Listin Diario.
Laut der Zeitung kündigte der US-Politiker außerdem an, ein weiteres Dienstflugzeug des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro zu konfiszieren, das dessen Regierungsmitglieder für Besuche in anderen Ländern, unter anderem Griechenland, der Türkei, Russland und Kuba, genutzt hatten. Washington bezeichnete die Beschlagnahmung als »Engagement zur Rechtsdurchsetzung«, da solche Reisen gegen US-Sanktionen verstießen. Die zwischen acht und 19 Passagiere fassende Maschine vom französischen Typ Dassault »Falcon 900 EX« befindet sich für Wartungsarbeiten außer Landes. Im September hatten die USA in der Dominikanischen Republik bereits ein erstes venezolanisches Regierungsflugzeug gekapert und nach Florida überführt. Caracas protestierte vergeblich gegen den »Akt der Piraterie« und warf der damaligen US-Regierung unter dem Demokraten Joseph Biden vor, ihre wirtschaftliche und militärische Macht dafür zu nutzen, Staaten wie die Dominikanische Republik unter Druck zu setzen, »um sie zu Komplizen ihrer kriminellen Handlungen zu machen«.
In Panama, der ersten Station auf Rubios Lateinamerikatour, heizt derzeit eine am Donnerstag auf X verbreitete Erklärung des US-Außenministeriums, der zufolge Panama US-Kriegsschiffen eine gebührenfreie Passage durch den Kanal ermöglichen will, die Proteste gegen den rechten Staatschef José Raúl Mulino weiter an. Die Kanalbehörde widersprach und erklärte, dass es keine derartige Vereinbarung gebe. Die Behörde sei jedoch bereit, »mit den zuständigen US-Beamten einen Dialog über die Durchfahrt von Kriegsschiffen aus diesem Land zu führen«. Neben Panama und der Dominikanischen Republik hatte Rubio Costa Rica, El Salvador und Guatemala besucht.
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Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (7. Februar 2025 um 12:11 Uhr)Hinterhof-Hygiene à la Washington: Endlich packt jemand den Besen aus! Marco Rubio, frischgebackener US-Außenminister, tourt durch Lateinamerika wie ein Hausmeister, der nach Jahrzehnten entdeckt, dass der Hinterhof zugemüllt ist. Dabei wedelt er mit der Monroe-Doktrin wie mit einem alten Feudel und wundert sich, warum der Dreck noch da ist. Höchste Zeit für Ordnung, findet Washington. Klar, wenn es um Souveränität geht, dann bitteschön nach US-Muster. Und wer nicht spurt, bekommt Sanktionen, Strafaktionen oder gleich ein Kriegsschiff vor die Tür gesetzt. In Panama staunt man derweil über eine »gebührenfreie« Kanal-Passage für US-Marineschiffe. Was für ein großzügiges Angebot – von Washington an sich selbst! Die Kanalbehörde hat zwar keine Ahnung davon, aber wer fragt schon den Hausmeister, wenn der Hausherr spricht? Rubios Mission zeigt: Amerika bleibt sich treu. Wo Chaos ist, bringt es Ordnung, und wo Ordnung ist, sorgt es für neues Chaos. Alles im Namen von Demokratie, Stabilität – und selbstverständlich der guten alten Monroe-Doktrin.
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