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Aus: Ausgabe vom 13.02.2025, Seite 2 / Inland
Atomkraft? Nein danke!

»Die Städte und Kreise müssen sich zur Wehr setzen«

Atomkraftgegner warnen vor Castortransport durch NRW und Rheinland-Pfalz. Protest am Sonnabend. Ein Gespräch mit Udo Buchholz
Interview: Henning von Stoltzenberg
Foto Gronau Kundgebung gegen Uranmüllexport 17.11.2019 UB.jpg
Kundgebung in Gronau gegen den Export von radioaktiven Abfällen der Atomindustrie (17.11.2019)

In einer Mitteilung vom Montag sprechen Sie davon, einen Urantransport quer durch NRW und Rheinland-Pfalz nach Frankreich enttarnt zu haben. Sind die Behälter nicht entsprechend gekennzeichnet?

Am 15. Januar wurde beobachtet, wie ein vermutlich leerer Güterzug aus Richtung Münster kommend zur Urananreicherungsanlage in Gronau gefahren ist. Erfahrungsgemäß dauert es dann einige Wochen, bis die Waggons mit Uranmüllcontainern beladen und startklar sind. Am Montag war es so weit: Mit 16 Waggons, beladen mit etlichen 100 Tonnen Uranmüll, startete der Güterzug von Gronau Richtung Münster und von dort weiter in den Süden. An den Waggons befanden sich jetzt Gefahrgutzeichen, die für Laien aber kaum erkennbar sind. Und da die Ausschilderung aus Kunststoff ist, würde sie im Brandfall schnell verschwunden sein und Rettungskräfte wüssten nicht, welche Ladung sich auf den Waggons befindet. Auf jeden Fall konnte der Zug nicht unbemerkt starten, obwohl die Transportzeiten nicht vorab veröffentlicht werden.

Wo sehen Sie das grundsätzliche Problem, wenn das Material in Spezialtransporten verfrachtet wird?

Beim Betrieb der Urananreicherungsanlage und bei den Transporten haben wir es mit Uranhexafluorid zu tun. Das hochgefährliche Material ist radioaktiv und reagiert bei Freisetzungen mit Feuchtigkeit zu Flusssäure. Bei einem Transportunfall mit Freisetzungen müsste in kürzester Zeit weiträumig evakuiert werden. Wenn aber offiziell nicht bekannt ist, wann transportiert wird, kann im Ernstfall nicht evakuiert werden. Ein Transportbrand zum Beispiel im Bahnhof von Münster, Düsseldorf oder Köln könnte verheerende Folgen haben. Die Sonderzüge von und zur Urananreicherungsanlage sowie die mit der Anlage verbundenen häufigen Lkw-Transporte sind auch immer eine Gefahr für Anschläge.

Sie fordern die Stillegung der Gronauer Anreicherungsanlage. Was ist die Alternative?

Wir fordern global den Ausstieg aus jeder Form der Atomenergienutzung. Dann ist auch die Urananreicherung nicht mehr erforderlich – eine Alternative erübrigt sich. Zudem muss der Atomausstieg in der Bundesrepublik komplett erfolgen. Die Stillegung der AKW war wichtig, da darf aber kein Weiterbetrieb der Urananreicherung erfolgen, zumal mit angereichertem Uran aus Gronau AKW in etlichen Ländern betrieben werden.

Wie sollen sich die Städte zu den Urantransporten verhalten?

Die Städte und Kreise müssen sich für den Schutz der Bevölkerung einsetzen. Daher müssen sie sich gegen die gefährlichen Transporte zur Wehr setzen.

Auf welchem Weg denn?

Mit Ratsbeschlüssen kann der zuständigen Landesregierung in Düsseldorf und der Bundesregierung klargemacht werden, dass die Transporte unerwünscht sind und die Betriebsgenehmigung für die Urananreicherungsanlage entzogen werden muss. Sehr engagiert gegen Atommülltransporte ist neuerdings die Stadt Ahaus, die auch juristisch gegen weitere Atommülltransporte nach Ahaus vorgeht.

Was können Sie politisch gegen Urantransporte tun?

Wir, die Bürgerinitiativen vor Ort, und Umweltverbände wie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz werden weiterhin die Öffentlichkeit über die oft unbekannten Atomtransporte informieren. Bei den Landesregierungen von NRW und Niedersachsen werden wir das Aus aller Atomtransporte von und nach Gronau sowie von und zur Brennelementfabrik in Lingen in Niedersachsen einfordern. Selbstverständlich wird es weiterhin Proteste geben.

So beginnt am Samstag in Ahaus um 11.30 Uhr am Bahnhof eine Demonstration, die sich besonders gegen drohende Castoratommülltransporte von Jülich nach Ahaus, aber auch gegen die Gronauer Urantransporte richtet. Die Jahrestage von Fukushima am 11. März und Tschernobyl am 26. April sind Anlässe, vor den Gefahren der Atomindustrie zu warnen und die Forderungen der Antiatomkraftbewegung an die neue Bundesregierung zu richten.

Udo Buchholz ist Pressereferent des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

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