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Aus: Ausgabe vom 17.03.2025, Seite 8 / Inland
Düsseldorf

»Ein kurdisches Festival ist ein politisches Statement«

Die Lage in Rojava und der Kampf für Frauenrechte sind Schwerpunkte der Vorführungen in Düsseldorf. Ein Gespräch mit Adil Demirci
Interview: Henning von Stoltzenberg
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Frauen demonstrieren für ihre Rechte und gegen türkische Angriffe auf Rojava (Kamischli, 23.12.2024)

Wie war die Resonanz auf das erste kurdische Filmfestival in Düsseldorf im vergangenen Jahr? Hat Sie etwas besonders ermutigt, ein weiteres im kommenden April zu veranstalten?

Die Resonanz auf das erste kurdische Filmfestival in Düsseldorf war überwältigend. Es hat uns gezeigt, dass es großes Interesse an kurdischem Kino gibt. Besonders ermutigend war, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer nach den Vorführungen intensive Gespräche geführt haben. So wird Film als starkes Medium genutzt, um Geschichte und Identität sichtbar zu machen. Das Festival hat sich als eine Brücke zwischen Kulturen etabliert und bietet eine wertvolle Plattform für den Austausch. Es bestätigt unsere Überzeugung, dass ein kurdisches Filmfestival ein politisches Statement ist, das Filme zeigt, die andernorts oft nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten.

Warum wurde Rojava als Themenschwerpunkt für das diesjährige Festival gewählt?

Die Rojava-Revolution begann im Juli 2012 als Versuch einer basisdemokratischen Selbstverwaltung im Nahen Osten. Trotz wiederholter Angriffe hat sich in der Region ein Gesellschaftsmodell entwickelt, das auf Gleichberechtigung, ökologischer Nachhaltigkeit und demokratischer Teilhabe basiert. Leider ist Rojava weiterhin bedroht. Die Region kämpft gegen Angriffe von außen, Blockaden und geopolitische Spannungen – vor allem nach dem Sturz von Assad und der Machtübernahme durch islamistische Kräfte. Viele Menschen aus Rojava leben mittlerweile in Deutschland. Wir sehen das Festival als einen Raum der Solidarität. Mit den Filmen möchten wir sowohl die Geschichte als auch die aktuelle Situation in Rojava beleuchten und damit einen Beitrag zur Aufklärung leisten. Die Herausforderungen, die Rojava noch immer durchlebt, sind für uns ebenso wichtig wie die beeindruckenden Fortschritte, die die Region in den letzten Jahren gemacht hat.

Wie spiegelt sich die gesellschaftliche und politische Realität Rojavas in den Filmen wider?

Die Filme vermitteln verschiedene Facetten der Realität in Rojava: den Widerstand, den Alltag und auch die Herausforderungen, die mit einem gesellschaftlichen Experiment wie diesem verbunden sind. Ein zentrales Thema ist die Förderung der Frauenrechte und die gleichberechtigte Teilnahme von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen – sei es in der Politik, im sozialen Leben oder im militärischen Widerstand. Das ist von großer Bedeutung. Rojava ist ein Modell für die Stärkung von Frauenrechten in einer Region, die von traditionellen Strukturen geprägt ist. Zudem geht es in den Filmen auch um die Umsetzung des beschriebenen alternativen Gesellschaftsmodells. Wir möchten so ein besseres Verständnis für die komplexen sozialen und politischen Prozesse in Rojava fördern und zugleich die Stimme der Menschen aus der Region hörbar machen.

Wie ist das diesjährige Programm aufgebaut?

Wir haben ein vielseitiges Programm zusammengestellt, das sowohl etablierte kurdische Filmschaffende als auch junge, unabhängige Stimmen präsentiert. Insgesamt zeigen wir 30 Filme, darunter Dokumentationen, Kurzfilme und Spielfilme. Besonders freuen wir uns auf die Deutschlandpremiere des Eröffnungsfilms »The Virgin & Child« von Berivan Binevsa, die auch persönlich da sein wird. Darüber hinaus gibt es mehrere Deutschland- und Europapremieren von Kurzfilmen, darunter »Serêkaniye« und »Tevi her tisti«. Weitere Regisseurinnen und Regisseure wie Ekrem Heydo, Robert Krieg und Olmo Couto werden während des Festivals vor Ort sein, um ihre Filme vorzustellen und mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch zu kommen. Neben den Filmvorführungen haben wir ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm geplant. Es wird eine Lesung mit der kurdischen Dichterin Jana Seyda und dem Autor Yavuz Ekinci geben sowie eine Gesprächsrunde mit Filmschaffenden aus Rojava und eine Diskussion über die aktuelle politische Situation in der Region.

Adil Demirci ist Vorsitzender des Kölner Vereins »Stimmen der Solidarität – Mahnwache Köln« und Mitveranstalter des zweiten kurdischen Filmfestivals in Düsseldorf

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