Gespräch mit Störgeräuschen
Von Reinhard Lauterbach
Begleitet von Einwänden aus Kiew haben US-Präsident Donald Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin am Dienstag nachmittag europäischer Zeit miteinander telefoniert. Aus Washington hieß es, das Gespräch habe um 10 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ) begonnen und verlaufe »in positiver Atmosphäre«. Zuvor hatte es geheißen, die beiden Präsidenten hätten etwa zwei Stunden Zeit für das Telefonat eingeplant.
Vor Beginn des Gesprächs meldete die US-Agentur Bloomberg unter Berufung auf Kremlbeamte, Putin werde als Voraussetzung für einen Waffenstillstand verlangen, dass zumindest für dessen Dauer alle ausländischen Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt würden. Dies würde Kiew, das insbesondere von Lieferungen aus den USA abhängig ist, militärisch in eine tendenziell prekäre Situation bringen.
In Kiew machte der Chef der Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, deutlich, dass die Ukraine sich auf keinerlei substantielle Zugeständnisse einlassen werde. Jermak sagte nach einem Bericht der Website strana.news bei einem Treffen mit Vertretern der ukrainischen »Zivilgesellschaft«, für die Ukraine käme weder ein Verzicht auf die NATO-Mitgliedschaft noch eine zahlenmäßige Reduzierung der Armee oder eine Anerkennung der russischen Eroberung von Teilen der Ukraine in Betracht. Damit widersprach Jermak direkt den Bestrebungen der USA, die Ukraine wenigstens auf einigen Gebieten zu Zugeständnissen zu bewegen. Hinter dem Begriff »Zivilgesellschaft« verbergen sich in der Ukraine die nationalistischen Milieus, die mit der von Trump abgewickelten »Entwicklungshilfe«-Agentur USAID verbunden waren.
Im russischen Bezirk Kursk haben russische Einheiten offenbar die Vertreibung der ukrainischen Truppen von russischem Territorium weitgehend abgeschlossen. Bestätigungen von offizieller ukrainischer Seite hierfür gab es zwar bis zum Dienstag mittag nicht, aber eine Vielzahl von Aussagen bloggender ukrainischer Soldaten laufen auf einen umfassenden Rückzug der Kiewer Truppen auf eigenes Gebiet unter erheblichen Verlusten hinaus. Die Rückzugsroute von Sudscha werde permanent von russischen Drohnen beschossen. Auch im Süden der Front greifen russische Truppen offenbar ukrainische Stellungen südlich von Saporischschja an.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Ähnliche:
- Kay Nietfeld/dpa14.02.2025
Transatlantische Kernschmelze
- Sputnik/Gavriil Grigorov/Pool via REUTERS22.01.2025
Putin sucht Gespräch »von gleich zu gleich«
- IMAGO/ABACAPRESS29.11.2024
Russland erhöht den Druck
Mehr aus: Ausland
-
Wieder Massaker in Gaza
vom 19.03.2025 -
»Das Potential, Druck auszuüben, ist relativ groß«
vom 19.03.2025 -
Recht auf Wohnen
vom 19.03.2025 -
Baku setzt sich durch
vom 19.03.2025 -
Nutzloser Dinosaurier
vom 19.03.2025 -
Kigali weist Diplomaten aus
vom 19.03.2025 -
»Asowisierung« des Militärs
vom 19.03.2025 -
»Es gab Verletzte und Inhaftierte«
vom 19.03.2025