Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 19.03.2025, Seite 10 / Feuilleton

Balder, Geißler, Gudzuhn

Von Jegor Jublimov
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Hugo Egon Balder auf der Höhe des Fashionwahns 1985

Als mich meine Westcousine Isolde 1984 besuchte, sang Wolfgang Lippert im Radio gerade »Erna kommt«. »Das Original ist aber von Hugo Egon Balder – das weiß ich genau«, meinte sie. Seit der Westberliner nämlich 1973 mit »Isolde, du herrliche Maid« den wohl einzigen lustigen Schlager mit ihrem Namen gesungen hatte, stand sie auf den schlanken jungen Kerl mit Mähne und Hippieanflug. Der Schlagzeuger der Gruppe Birth Control nahm Schauspielunterricht, trat für mehrere Spielzeiten als Egon Balder am Berliner Schillertheater auf und zeichnete sich stets durch Ironie und Witz aus. In den 80er Jahren entdeckten Kommerzradio und -fernsehen den jungen Komiker. Mit seiner Partnerin Hella von Sinnen wurde er mit dem sexistischen RTL-Bödelspaß »Tutti Frutti« berühmt, und mit der Improshow »Genial daneben«, die 2003 bei Sat.1 begann und jetzt bei RTL 2 läuft, hat er einen Dauerbrenner geschaffen. Daneben ist er auf der Bühne und in TV-Krimis weiter in seinem alten Beruf als Schauspieler zu sehen. Vielleicht trifft er sich zum 75. Geburtstag am Sonnabend mal wieder mit Wolfgang Lippert, der Arndt Bauses »Erna kommt« natürlich als erster gesungen hat!

Renate Geißler wurde 1970 Mitglied des Ensembles des DFF und stand in oft großen Rollen mehr als zwei Jahrzehnte vor der Kamera. Ihr damaliger Ehemann Ulrich Thein schrieb für sie den Dreiteiler »Jule – Julia – Juliane« (1972) über eine Krankenschwester. Mit ihm arbeitete sie auch nach der Scheidung noch zusammen. »Mit 40 hat man noch Träume« (1984) über eine Lehrerin, die sich neu verliebt, war ein weiterer Fernsehfilm, der den Nerv der Zuschauer traf. Ab 1992 spielte sie wieder Theater und Episodenrollen in TV-Serien. Am Sonntag wird sie 85 Jahre alt und genießt seit zehn Jahren ihren Ruhestand.

Zwar hat Jörg Gudzuhn 2011 nach einem Vierteljahrhundert am Deutschen Theater seinen Bühnenabschied genommen, aber beim Fernsehen ist er noch präsent. Mit 21 begann der Brandenburger sein Schauspielstudium. Über Karl-Marx-Stadt und Potsdam kam der junge Brandenburger 1976 nach Berlin. Seit 1970 hatte der charismatische Charakterschauspieler Rollen bei Film und Fernsehen übernommen. Den Durchbruch brachte 1983 Rainer Simons »Das Luftschiff«, in dem er einen skurrilen Erfinder spielte. In Bernhard Wickis »Die Grünstein-Variante« und Lothar Warnekes »Eine sonderbare Liebe« (beide 1984) bewies er, dass er zur ersten Garde der Filmschauspieler zählt; ein Ruf, den er mit der Titelrolle in Roland Gräfs Filmbiographie »Fallada – letztes Kapitel« 1988 festigte. In zwei Stoffen von Bernd Schirmer konnte er sein komödiantisches Können ausspielen. Für »Fahrschule« gab es 1988 in Karl-Marx-Stadt den Darstellerpreis und für »Viel Spaß mit meiner Frau« 1998 den Grimme-Preis. Am Sonnabend wird er 80 Jahre alt.

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