Gegründet 1947 Dienstag, 15. April 2025, Nr. 89
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 20.03.2025, Seite 7 / Ausland

USA setzen Angriffe im Jemen fort

Sanaa. In der Nacht zum Mittwoch hat das US-Militär erneut die Ansarollah im Jemen angegriffen. Arabische Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen, dass Stellungen in der Provinz Saada im Norden des Landes attackiert worden seien, die von den Ansarollah kontrolliert wird. Nach Angaben der jemenitischen Organisation habe sie als Reaktion zum vierten Mal binnen 72 Stunden den Flugzeugträger »USS Harry S. Truman« angegriffen. Am Montag (Ortszeit) hatte US-Präsident Donald Trump noch auf seiner Plattform Truth Social gegenüber Iran damit gedroht, dass jeder Schuss, der von den Ansarollah abgefeuert werde, von nun an als Angriff des Iran selbst angesehen werde. Die Konsequenzen für Teheran würden schrecklich sein.

Wie die jüngsten Ereignisse zeigen, haben die Drohungen die Ansarollah jedoch nicht von weiteren Angriffen abgehalten. Abd Al-Malik Al-Huthi, Chef der Organisation, erklärte in einer Rede am Montag: »Wenn sie (die USA, jW) ihre Aggression fortsetzen, werden wir auch die Eskalation fortsetzen.« Er kündigte an, US-Handels- und Kriegsschiffe anzugreifen, wie Al-Dschasira und Sky News Arabia übereinstimmend berichteten. Entgegen den Aussagen von Trump, der die Ansarollah zu Vasallen des Iran erklärte, bekräftigten diese ihre Unabhängigkeit von Teheran: »Der Iran mischt sich nicht in unsere Entscheidungen ein, vermittelt zwar manchmal, kann aber nichts diktieren«, so Dschamal Amer, der Außenminister der Organisation, am Montag abend gegenüber Reuters. Man wolle sich weder dem Druck der USA noch den Appellen des Verbündeten Iran beugen und statt dessen daran festhalten: »Solange die Blockade von Hilfslieferungen für den Gazastreifen nicht beendet ist, wird es keine Gespräche über eine Reduzierung der Einsätze geben.«

Entsprechend haben die Ansarollah am Dienstag erstmals seit dem Beginn der Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel wieder eine Rakete auf Israel abgefeuert. Die israelische Armee teilte mit, die Rakete sei abgefangen worden, bevor sie das Staatsgebiet erreicht habe. Ebenfalls am Dienstag attackierten israelische Kampfflugzeuge über heftige Bombardements Gazas hinaus auch ehemalige Stützpunkte der syrischen Armee in der Provinz Homs. Am Montag hatten Israels Streitkräfte bereits Militärbasen bei Deraa in Südsyrien angegriffen. (dpa/Reuters/jW)

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Ulf G. aus Hannover (21. März 2025 um 13:27 Uhr)
    Wenn Trump den Iran für Angriffe der Ansarollah verantwortlich macht, dann hat das wenig mit der Wirklichkeit und mehr mit westlicher Verlogenheit zu tun. Schon G. W. Bush hatte nach den Anschlägen auf das WTC gepredigt, auch jene würden als Terroristen behandelt werden, die Terroristen beherbergen. Mit dieser Begründung wurde allerdings weder Deutschland angegriffen, das den Terroristen Mohammed Atta beherbergt hatte. Noch wurde Pakistan angegriffen, das mit Khalid Sheikh Mohammed und Ramzi Binalshibh die Hauptdrahtzieher des Anschlags auf das WTC beherbergt hatte. Sondern es wurde das arme Afghanistan angegriffen, das Beweise für die Schuld Osama bin Ladens von den USA für eine Auslieferung verlangt hatte. Beweise haben die USA nie geliefert, man tut halt auch ohne Beweise immer so, als ob die Weltlage der eigenen Interessenlage entspräche. Als Diktator über die Welt kann man halt auch diktieren, was wahr sein soll. Wenn man den Iran unbedingt bombardieren will, vermutlich um Israel zu gefallen, dann wird man seinen Beweggrund schon hinter erfundenen Vorwürfen zu verstecken wissen. Nicht umsonst bezeichnete Putin die USA 2022 als »Imperium der Lüge«. Auch Lawrow nannte den Westen 2023 ein »Imperium der Lügen«. Trumps Masche, Verantwortlichkeiten frei nach Gusto zuzuweisen, bestätigt nur einmal öfter das russische Urteil über den Westen.

Ähnliche:

  • Auch im Libanon treffen die israelischen Angriffe weitgehend Ziv...
    01.10.2024

    Einfach nicht zu bremsen?

    Nach der Tötung Nasrallahs bombt Israel weiter. Angriff auch auf Jemen. Iranische Hardliner träumen von »überraschenden Waffen«
  • Abschuss eines »Tomahawk«-Marschflugkörpers auf Jemen vom US-Zer...
    05.02.2024

    Biden lässt bomben

    Angriffe auf Jemen, Syrien und Irak: Ansarollah fordern weiter Ende von Gaza-Krieg
  • Kapern mit Helikopter: Wer die Vorherrschaft in der wichtigen Se...
    09.12.2023

    Neue Front

    Gazakrieg: USA drohen mit Militärschlag gegen Ansarollah im Jemen. Welternährungsprogramm stellt Hilfen ein

Mehr aus: Ausland