Nachschlag: Postmoderne Belastungsstörung

Das Licht geht an, das Licht geht aus. Gerade aufgestanden, jetzt schon Abendbrot. Warum trage ich Pyjama? War das Sofa da nicht eigentlich beige? Wo ist das Bild hin, das da immer hing? Und wer ist dieser Typ, der behauptet, das hier sei seine Wohnung? »Memento«, »Iris«, »Small World«, »Honig im Kopf«, »Still Alice«, »Finding Dory« – wir sind gewohnt, das Thema Demenzerkrankung objektiv zu verfolgen, einen Menschen zu sehen, der die Orientierung allmählich verliert. Das Schicksal packt uns, wenn nicht gerade Dieter Hallervorden spielt, im Innersten an. Florian Zeller versucht in »The Father« diesen Weg abzukürzen. Er setzt gleich beim Subjekt an, dessen Wahrnehmung wir ganz zu teilen scheinen. Und damit die Unsicherheit, was nun wirklich und was eingebildet, was lediglich vergangen und was falsch erinnert sei. Der Ansatz ist brillant, aber nicht gut erzählbar. Gedanklich geht er am Ende nicht auf. Allerdings, es gibt diese Sorte Unsinn, mit der man sich gern beschäftigen lässt. (fb)
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