Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Aus: Ausgabe vom 07.04.2025, Seite 1 / Inland
TVÖD

Tarifabschluss für Roland Koch

Bund und Kommunen einigen sich auf lange Laufzeit, 5,8 Prozent mehr Geld und Mehrarbeit
Von Susanne Knütter
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Wären zu mehr bereit gewesen: Streikende des öffentlichen Dienstes (Dortmund, 12.3.2025)

Die Schlichter konnten sich auf ganzer Linie mit ihren Empfehlungen durchsetzen. Am Sonntag einigten sich Bund und Kommunen mit den Gewerkschaften auf einen Tarifabschluss für die 2,5 Millionen Beschäftigten in Kitas, Krankenhäusern, Bädern, Müllabfuhr, Bibliotheken, Stadtwerken und Verwaltungen. Demnach beginnt die 27monatige Laufzeit des Tarifvertrags mit drei Nullmonaten. Da bekommen die Kolleginnen und Kollegen nichts. Danach sollen Lohnerhöhungen in zwei Stufen folgen.

Rückwirkend zum 1. April 2025 gibt es drei Prozent, mindestens aber 110 Euro mehr im Monat. Ab 1. Mai 2026 gibt es nochmal 2,8 Prozent. Gefordert hatten die Gewerkschaften acht Prozent und mindestens 350 Euro mehr. Ebenso hoch sollten die Zulagen für Arbeit zu ungünstigen Zeiten sein. Statt dessen werden die Schichtzulagen nun von 40 auf 100 Euro angehoben und die Zulagen für Wechselschicht von 105 auf 200 Euro, ab 1. Juli. Das 13. Monatsgehalt soll ab 2026 steigen, wird aber gegebenenfalls mit mehr Freizeit verrechnet. Zur Erinnerung, Verdi forderte drei zusätzliche freie Tage. Die Beschäftigten sollen nun Teile des erhöhten 13. Monatsgehalts in bis zu drei zusätzliche freie Tage eintauschen können. Für kommunale Krankenhäuser gilt das aber nicht. Weil man dort so schlecht Ersatz finde, heißt es. Einen zusätzlichen Urlaubstag gibt es ab 2027.

Einen weiteren Brocken müssen die Beschäftigten schlucken. Ab 2026 sollen sie die Möglichkeit bekommen, ihre Wochenarbeitszeit freiwillig und befristet auf bis zu 42 Stunden zu erhöhen, also mehr zu arbeiten und dadurch mehr zu verdienen. Die Gewerkschaften befürchteten nicht zu Unrecht, dass die Bereitschaft zu Mehrarbeit zu einem Einstellungskriterium werden könnte. Sie haben am Ende dann aber trotzdem dem Vorschlag des von den Arbeitgebern als Schlichter eingesetzten ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch zugestimmt. »Ein schwieriger Abschluss in schwierigen Zeiten«, hieß es. In Wirklichkeit ist es ein noch schlechterer Abschluss als der bei der Post vor einem Monat.

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