Schrauber sind zum Streik bereit
Von Gudrun Giese
Im gesamten Bundesgebiet gab es in der vergangenen Woche Warnstreiks von Beschäftigten aus dem Kfz-Handwerk. Bundesweit arbeiten insgesamt rund 440.000 Menschen in Betrieben der Branche mit Tarifverträgen, die die Gewerkschaft IG Metall aushandelt. 6,5 Prozent mehr Entgelt, ein Plus von 170 Euro für Auszubildende sowie eine Entlastungskomponente lauten die Hauptforderungen in den regional geführten Tarifverhandlungen. Seitens der Unternehmen – Handwerksbetriebe sowie Autohäuser – wurde die Forderung erwartbar als zu hoch zurückgewiesen. Deshalb mobilisierte die IG Metall (IGM) zu einer Warnstreikwoche, die etwa am vergangenen Freitag mit einer zentralen Aktion vor Dresdener Autohäusern endete.
An den Tagen zuvor hatte es in der sächsischen Landeshauptstadt bereits diverse Aktionen und Warnstreiks mit mehr als 500 Teilnehmern gegeben. Auch in Leipzig und Chemnitz waren Beschäftigte im Arbeitskampf. Seit Anfang April hätten sich weit über 1.000 Beschäftigte in der Region bei Aktionen engagiert, erklärte Stefanie Haberkern aus der IGM-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen. »Jetzt muss Bewegung in die Verhandlungen kommen.« Am 24. April steht die nächste Runde an.
In Berlin beteiligten sich bei vier Warnstreiks von Montag bis Donnerstag rund 270 Beschäftigte in Autohäusern und Werkstätten der Renault Retail Group, an zwei Standorten von Mercedes-Benz sowie einer BMW-Niederlassung. In der Warnstreikzeit seien die Firmen nicht arbeitsfähig und leer gewesen, berichtete Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin. Die Beteiligung an Warnstreiks wachse in der Hauptstadt. »Gute Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen sorgen für motivierte Fachkräfte«, betonte Otto. Die Forderungen der Gewerkschaft seien angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten und der hohen Arbeitsbelastung notwendig und auch machbar. Die Unternehmen müssten nun in der nächsten Tarifrunde etwas anbieten und ihr Klagelied über ökonomische Unsicherheit, Kostensteigerungen und die schwierige allgemeine Lage beenden.
Im Südwesten der Republik beteiligten sich vergangene Woche viele Beschäftigte des Kfz-Handwerks an einer zentralen Warnstreikkundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz, zu der die regionale IG Metall aufgerufen hatte. Aus dem Raum Stuttgart, Esslingen, Göppingen-Geislingen, Ludwigsburg und Waiblingen kamen rund 800 Mitarbeiter aus Niederlassungen von Mercedes-Benz, BMW, Porsche, Volkswagen, VW-Logistik Tochter OTLG, der Emil-Frey-Schwabengarage sowie von der Daimler-Truck-Niederlassung. Bei der Kundgebung unterstrich Ingo Kontny, Betriebsratsvorsitzender von Mercedes-Benz Stuttgart und Mitglied der Verhandlungskommission, dass es der Branche insgesamt gut gehe: »Deshalb fordern wir unseren fairen Anteil und keine halben Sachen!«
Kampfbereitschaft der Beschäftigten aus dem Kfz-Handwerk signalisierte auch die niedersächsische IG Metall, wo bereits die zweite Verhandlungsrunde ohne Angebot der Unternehmen zu Ende gegangen ist. Sie versuchten, »mit angezogener Handbremse durchs Tarifjahr zu kommen – das funktioniert nicht«, sagte Markus Wente, gewerkschaftlicher Verhandlungsführer in Niedersachsen. Die Arbeitskampfmaßnahmen sollen nun ausgeweitet werden, damit es in der dritten Verhandlungsrunde am 5. Mai vorangeht.
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