Nachschlag: Auf der Suche
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Die Zeiten, in denen religiöse Verzückung ein Element des Alltags in Europa war, sind lange vorbei. Der moderne Pilger kommt aus dem Reihenhaus, und wenn er sich auf den längst nicht mehr gefahrvollen Weg zu einem Wallfahrtsort macht, tut er das nicht einsam, verlassen und in höchster Not, sondern bestens ausgerüstet und sowieso als Gegenstand einer lückenlosen Betreuung durch die Tourismuswirtschaft, die ihren eigennützigen Anteil daran hat, dass die äußere Hülle dieser Kulturtechnik erstaunlich frisch geblieben ist. »Die Zahl der Pilgerinnen und Pilger, die wächst seit vielen Jahren deutlich an«, meldet die Deutschlandfunk-Kirchensendung, um sofort vor Illusionen zu warnen: Die Pilger von heute seien schon »irgendwie auf der Suche«, aber die habe eben nicht mehr zwingend etwas »mit Religion« zu tun. Ein Journalist, der seit Jahren immer wieder den Jakobsweg pilgert – »morgen geht’s los« –, plaudert sodann routiniert über den »Schwierigkeitsgrad« der verschiedenen Routen und das nötige »Equipment«. (np)
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