Russischer Vormarsch in Donezk
Von Lars Lange
Die militärische Lage im Osten der Ukraine spitzt sich weiter zu: Im umkämpften Frontabschnitt bei Welika Nowosilka in der Region Donezk zeichnet sich eine bedrohliche Entwicklung für die Kiewer Streitkräfte ab. In einer zehntägigen Offensive gelang es russischen Verbänden, das etwa neun Kilometer westlich gelegene Dorf Nowosilka zu erreichen und entlang der gesamten Front etwa zwei Kilometer nach Norden vorzustoßen.
Eine zentrale ukrainische Verteidigungslinie, bestehend aus gut ausgebauten Feldbefestigungen, erstreckt sich südlich der noch von Kiew kontrollierten Ortschaft zwischen Nowosilka im Westen und Nowootscheretuwate im Osten. Diese Position ist nun von einer doppelten Umfassung bedroht: An beiden Enden der Befestigungskette klaffen jeweils etwa zwei Kilometer breite Lücken in der ukrainischen Verteidigungslinie – schwache Punkte, die russische Einheiten nun für einen Zangenangriff nutzen. Die russische Militärführung scheint dabei das Ziel zu verfolgen, durch diese ungesicherten Abschnitte vorzustoßen und die ukrainischen Verteidiger rückwärtig einzukesseln. Ein Erfolg dieser Operation würde den russischen Truppen den Weg zur letzten ukrainischen Verteidigungslinie in der Oblast Donezk auf einer Breite von über zehn Kilometern öffnen.
Auch im Frontabschnitt Pokrowsk verzeichnet Russland weitere Geländegewinne: Nach der Rückeroberung des zuvor kurzzeitig verlorenen Dorfes Kotline westlich der Stadt kontrollieren russische Verbände nun einen etwa fünf Kilometer breiten Abschnitt entlang des Eisenbahndamms. Besonders kritisch für die ukrainische Verteidigung: Die nur wenige hundert Meter nordöstlich von Kotline gelegene Kohlemine fiel ebenfalls in russische Hand – ein strategisch wichtiger Punkt, der nur noch sechs Kilometer von Pokrowsk entfernt liegt.
Der Belagerungsring um die Doppelstadt Pokrowsk/Mirnograd zieht sich damit weiter zu. Die entscheidende Phase im Kampf um den Ballungsraum steht jedoch noch bevor: Dafür müsste es den russischen Streitkräften zunächst gelingen, einen Frontvorsprung südlich des Dorfes Maliniwka einzunehmen – etwa zehn Kilometer östlich von Mirnograd.
Auch in der ukrainisch besetzten Region Kursk, wo die Kämpfe von geringerer militärischer Bedeutung sind, meldete Russland am Donnerstag einen wichtigen Durchbruch: Nahe der ukrainisch kontrollierten russischen Kleinstadt Sudscha – dem logistischen Zentrum der ukrainischen Kursk-Operation – gelang es russischen Einheiten, beim Dorf Nowenke die Grenze zur ukrainischen Oblast Sumi zu überschreiten. Die für die ukrainischen Operationen im Kursker Bogen entscheidende Stadt Sudscha wird damit von zwei Seiten belagert – sowohl von Nordwesten als auch von Südosten droht eine Einschließung. Für die im Kursker Bogen verbliebenen ukrainischen Verbände entwickelt sich die Lage zunehmend kritisch. Nach russischen Angaben wurden von den ursprünglich 1.268 Quadratkilometern bereits 800 zurückerobert.
Parallel zu den Entwicklungen im Osten setzt Russland auch die Luftoffensive auf das südwestukrainische Odessa fort. Schwere Angriffe führten am Mittwoch in einem Stadtbezirk zum Ausfall von Strom und Heizung.
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