Drohen und verhandeln
Von Jörg Tiedjen
Aus Kairo kamen am Donnerstag gute Nachrichten für Gaza. Jüngste Gespräche zwischen Gesandten des US-Präsidenten Donald Trump, der Hamas sowie Vermittlern aus Ägypten und Katar sollen positiv verlaufen sein, wie Reuters mitteilte. Ein Treffen der genannten Parteien in der vorhergehenden Nacht deute auf einen baldigen Übergang in eine zweite Phase der Waffenruhevereinbarung für Gaza hin, sollen demnach anonyme ägyptische Vertreter der Nachrichtenagentur gesagt haben. Thema sei die Frage gewesen, wer den Küstenstreifen nach Kriegsende regieren solle. Dabei seien sogar Namen genannt worden.
Überraschend waren die Neuigkeiten aus zwei Gründen: Erstens war bis zum Vortag unbekannt gewesen, dass die USA direkt mit der Hamas verhandeln. Das wurde nach ersten Reuters-Berichten am Mittwoch (Ortszeit) von der Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bestätigt. Bisher hatten US-Regierungen offiziell abgelehnt, mit Organisationen zu reden, die von ihnen als »Terrorgruppen« gebrandmarkt werden.
Zweitens hatte eine Drohung Trumps auf der Plattform Truth Social abermals dessen Parteilichkeit für Israel bestätigt: »›Schalom Hamas‹ bedeutet ›Hallo und auf Wiedersehen‹«, schrieb der US-Republikaner dort. »Ihr habt die Wahl: Lasst alle Geiseln jetzt frei, nicht später, und gebt sofort alle Leichen der Menschen zurück, die ihr ermordet habt, oder es ist für euch vorbei!« Den »Menschen in Gaza« verhieß Trump: »Eine schöne Zukunft erwartet euch, aber nicht, wenn ihr Geiseln haltet. Wenn ihr das tut, seid ihr tot! Lasst die Geiseln jetzt frei, oder es wird die Hölle losbrechen!«
Die Hamas hatte darauf per Telegram geantwortet: »Diese Drohungen komplizieren die Dinge mit Blick auf die Waffenruhe und ermutigen die Besatzungsmacht, sich ihren Verpflichtungen zu entziehen.« Schließlich habe Israel im Januar eine Vereinbarung mit der Hamas unterzeichnet, »die eine Freilassung aller Gefangenen in drei Phasen vorsieht«. Hamas habe sich bisher an alle Punkte gehalten. Israel allerdings wolle verhindern, dass die zweite Phase der Feuerpause wie geplant beginne, deren Ziel nach der Übereinkunft vom Januar der Abschluss eines dauerhaften Waffenstillstands ist. Erst danach sollten die letzten Geiseln ausgetauscht werden.
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