Gegründet 1947 Dienstag, 29. April 2025, Nr. 99
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  • · Nachrichten

    2000 blockieren bei Kühlungsborn

    Der westliche Kontrollpunkt bei Kühlungsborn am Sicherheitszaun um den G8-Tagungsort Heiligendamm wird nach jW-Informationen zur Stunde von rund 2000 Menschen blockiert.
    Obwohl die Polizei Wasserwerfer und Pfefferspray einsetze, sei die Stimmung bei den Demonstranten überwiegend gut, berichteten Teilnehmer junge Welt. Einige Demonstranten seien jedoch durch Pfefferspray und den scharfen Strahl der Wasserwerfer verletzt worden, der sie mitten im Gesicht getroffen habe. Die Demo-Sanitäter leisteten hervorragende Arbeit, könnten aber die Verletzten derzeit nicht beziffern.

    (jW)

  • · Nachrichten

    Linksfraktion: Grundgesetzwidriger Bundeswehreinsatz

    Berlin. Die Links-Fraktion im Bundestag hat den Einsatz von gepanzerten Bundeswehrfahrzeugen im Zusammenhang mit dem G8-Gipfel als grundgesetzwidrig bezeichnet.
    Diese militärische Präsenz erinnere an bürgerkriegsähnliche Zustände und sei vom Grundgesetz nicht gedeckt, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion, Ulrich Maurer. Er fügte hinzu: »Mit militärischen Mitteln wird eine Drohkulisse aufgebaut, unter der die Grundrechte verkümmern.«

    Die Bundeswehr ist zur Sicherung des G8-Gipfels mit 1 100 Soldaten und Mitarbeitern im Einsatz. Für Transporte wurden sechs so genannte Verbindungsboote und mehrere Hubschrauber bereit gestellt. Zur Überwachung des Ostseebades werden Panzerspähwagen vom Typ Fennek und eine Fregatte eingesetzt. Die Luftwaffe kontrolliert das Geschehen am Himmel. Außerdem sind zwei Minenjagdboote im Einsatz.
    (ddp/jW)

  • · Nachrichten

    Neue Straßenblockade vor Heiligendamm

    Rostock. Bei einer erneuten Straßenblockade in der Nähe des G-8-Gipfels in Heiligendamm sind heute morgen rund hundert Menschen vorübergehend festgenommen worden.
    Die Aktion fand auf der B 105 bei Bad Doberan statt, wie die Polizei in Rostock mitteilte. 200 weitere Festnahmen  hatte es demnach schon zuvor im Zuge der nächtlichen Blockadeaktionen am Sicherheitszaun in Heiligendamm gegeben. Die Sicherheitskräfte stellten sich auf weitere Aktionen der Globalisierungsgegner ein. Es sei mit Massenblockaden zu rechnen, sagte ein Polizeisprecher.
    Gewaltbereite Demonstranten wollten sich demnach unter anderem mit Kartoffeln bewaffnen, die mit Nägeln gespickt sind, phantasierte er.

    Dagegen machten die Organisatoren der seit Mittwoch andauernden Blockaden am Sicherheitszaun deutlich, daß sie ihre Aktionen nicht im größeren Stil  ausweiten wollten. Christoph Kleine von der
    Initiative G8 Block wertete die fortdauernde Blockadeaktion im Gespräch mit Journalisten in Rostock als Erfolg und fügte hinzu: «Das ist nicht mehr zu toppen. Den Erfolg von gestern kann uns
    niemand mehr nehmen.» Die Initiatoren der Blockaden würden nun schauen, wie lange die Kräfte noch reichten, «und dann eine verantwortliche Entscheidung treffen».
    (AFP/jW)

  • · Nachrichten

    Mahnwache vor Polizeirevier

    Rostock - Nach jW-Informationen findet zur Stunde eine Mahnwache vor dem Polizeirevier Ulmenstraße nahe des S-Bahnhofs Parkstraße in Rostock statt, wo 60 festgenommene G8-Gegner untergebracht sein sollen. Für deren Freilassung hätten sich rund zehn Menschen zu einer Mahnwache versammelt, berichtete eine Teilnehmerin.

    (jW)

  • · Nachrichten

    »Molli« kommt durch

    Heiligendamm. Die gestern erfolgreich blockierte Dampfeisenbahn »Molli« hat heute wie geplant Journalisten vom G-8-Medienzentrum in Kühlungsborn zum Gipfelort Heiligendamm und zurück gebracht.
    Bis zum Vormittag dampfte »Molli« problemlos zwischen beiden Orten. Am Mittwoch hatten Demonstranten zeitweilig die Strecke blockiert. Medienvertreter wurden daher mit Barkassen der Bundeswehr über den Seeweg transportiert. (ddp/jW)

  • · Pressespiegel

    Presseschau: Gipfel eingekreist

    Verletztenzahlen waren übertrieben. Konfliktkurs bei Klimaschutz und Afrikapolitik. Putin konstruktiv

    Baseler Zeitung

    „Die Zahl der schwer verletzten Polizisten und Demonstranten bei den Anti-G-8-Protesten in Rostock hätte nach statistisch üblichen Kriterien deutlich niedriger angegeben werden müssen. Von den insgesamt 50 als schwer verletzt gemeldeten mussten nur zwei Polizeibeamte stationär im Krankenhaus behandelt werden. Nach den gesetzlich festgelegten Regeln für die Registrierung von Unfallopfern gilt aber nur als schwer verletzt, wer stationär behandelt wird. Die Polizei hatte von 433 verletzten Beamten, darunter 30 schwer verletzten, gesprochen. Die Zahl der verletzten Demonstranten war von den Veranstaltern mit 520 angegeben worden.“

    „Neben dem Streit in der Klimapolitik steuert die G-8 auch bei der Afrika-Hilfe einen Konfliktkurs“ berichte die Schweizer Zeitung weiter, weil einige G-8 Länder nicht bereit seien, „die bereits vor zwei Jahren zugesagte Anhebung der Entwicklungsgelder im Schlussdokument noch einmal ausdrücklich zu bestätigen. Die Rockstars und Afrika-Aktivisten Bob Geldof und Bono waren nach einem Treffen mit Merkel skeptisch über die Chancen für eine Einigung bei der Afrikahilfe. Es habe einen "großen Krach" mit ihrem Mitarbeiterstab gegeben, sagte Bono in einem dpa-Gespräch.“

    Externer Link: Quelle

    Neue Züricher Zeitung

    Unter dem Titel „Merkel und Bush messen die Kräfte“ berichtet das Blatt über die „Ungeschickte deutsche Strategie“: „Die Vorbereitung des Gipfels durch das Kanzleramt war in mehrerer Hinsicht blauäugig. Man hatte geglaubt, mit dem Klimaschutz ein Thema zum Wohlfühlen gefunden zu haben, das in der deutschen Öffentlichkeit gut ankommt und unter den Teilnehmerstaaten nicht für Verstimmungen sorgt. Merkel und ihre Entourage ignorierten beharrlich alle amerikanischen Warnsignale, dass Washington der Gipfelinszenierung zuliebe nicht seine seit Jahren verfolgte Grundlinie in der Klimapolitik aufgeben werde.“

    „Berlin erweckte zeitweise den Eindruck, als wolle man geradezu einen Showdown am Ostseestrand provozieren. Obwohl Merkel das durch ihren Vorgänger Schröder beschädigte Verhältnis zum amerikanischen Präsidenten erfolgreich repariert hat, spielte Berlin in den letzten Wochen mit den in der deutschen Öffentlichkeit jederzeit abrufbaren Anti-Bush-Reflexen. Dieser wurde als verstockter Klima-Schädling porträtiert, während die Bundesregierung Deutschland zum Vorreiter im Umweltschutz stilisierte.“

    „Da ein G-8-Gipfel grundsätzlich nicht scheitern kann, weil dies eine Blamage für die Gastgeber wäre, suchen die Chefbeamten der in Heiligendamm anwesenden Delegationen bis Freitag fieberhaft nach Formelkompromissen für die Schlussdokumente.“

    Externer Link: Quelle


    RIA Novosti

    Laut der russischen Nachrichtenagentur wird Präsident Wladimir Putin am Donnerstag am Rande des G8-Gipfels ein bilaterales Gespräch mit seinem amerikanischen Amtskollegen George W. Bush führen. „Dabei gilt der Schwerpunkt den US-Plänen zur Stationierung von Teilen des Raketenabwehrsystems in Polen und Tschechien“. Dabei suche Putin konstruktive Gespräche. „Wir müssen jegliche Möglichkeit nutzen, um sachlich die sich angehäuften Probleme zu besprechen“, betonte er. Unter den aktuellen Themen nannte er den Klimawandel, internationale Probleme und Situation im Balkan und Kosovo“. Zugleich berichtet Novosti unter Berufung auf den russischen Vizeaußenminister Sergej Kisljak, daß auf dem G-8 Gipfel „kein Sonderdokument zum Atomstreit mit Iran“ geplant sei.
    Externer Link: Quelle

    Le Figaro

    Unter dem Titel „G-8 Gipfel von Demonstranten“ eingekreist, berichtet die französische Zeitung ausführlich über den „symbolischen Sieg der pazifistischen Globalisierungsgegner“ am Mittwoch in Heiligendamm. „Einigen Tausend war es gelungen, alle Kontrollen der Polizei zu umgehen, um sich dann vor der >Mauer< aus Draht zu versammeln, die den G8 Gipfel von Heiligendamm vom Rest der Welt trennt. Das Resultat der vielfältigen Blockaden: der Ort, an dem das Treffen gestern Abend mit einem Essen begann, war für lange Stunden auf dem Landweg nicht mehr erreichbar. Kein Problem für die Staatschefs, die mit dem Hubschrauber einflogen. Höchstens beim Blick aus dem Bullauge müssen sie sich gewundert haben, was da vorging. Aber ihre Helfer waren ebenso blockiert wie die Journalisten, die ein Schiff nehmen mussten, um die wenigen Hundert Meter zwischen dem Pressezentrum in Kühlungsborn und Heiligendamm zu überbrücken. … Laut Alex Kristo, einer der Organisatoren des Zeltdorfes bei Reddelich haben die Demonstranten ihr Ziel erreicht, >erhebliche Störungen< zu bewirken.
    Externer Link: Quelle

    New York Times

    Unter dem Titel: “ Bush läßt Deutschland bei Schadstoffbegrenzung abblitzen“ berichtet das Flagschiff der amerikanischen Presse, daß “das Weiße Haus damit die Initiative zum Klimawandel, die von einer der stärksten europäischen Verbündeten von Bush, Kanzlerin Angela Merkel, unterstützt wird, wirksam zum Entgleisen gebracht hat. Das Weiße Haus hat betont, daß es bei seiner Ablehnung von konkreten, langfristigen Zielen zur Reduzierung der Emission von Treibhausgasen bleibt.“ … „Nach ihrem Essen mit Bush schien Merkel nachzugeben, als sie ohne weitere Erklärung sagte, daß ihr Plan vom Tisch war“.
    Allerdings gibt die NYT zu bedenken, daß Toni Blair bald von der politischen Bildfläche verschwunden ist und Merkel „schon bald die beste Freundin des Präsidenten in Europa sein könnte, weshalb er sich schlecht erlauben kann, die Beziehungen zu strapazieren, denn  Merkel habe “ihren Ruf darauf gesetzt, bei diesem Gipfel (in der Klimafrage) echte und deutliche Fortschritte zu machen“.
    Externer Link: Quelle

    (Zusammengestellt von Rainer Rupp)
  • · Nachrichten

    Block G8: Polizei soll zu Provokateur Stellung nehmen

    Bild 1
    Satire gegen Realsatire

    Rostock - Organisatoren der Gipfelproteste werfen der Polizei den Einsatz von Zivilbeamten zur gezielten Provokation von Krawallen vor.
    Mehrere Demonstranten berichteten von einem Polizisten in Zivil, der am Mittwoch Blockierer zu Straftaten habe anstacheln wollen. Der Mann sei von Demonstrationsteilnehmern aus Bremen als Bremer Polizist identifiziert worden, sagte Henning Obens von der Blockadegruppe Block G8.

    Fünferbande in schwarz

    »Er gehörte zu einer Gruppe von fünf Leuten«, berichtete Obens in Rostock über den Vorfall, der sich am Blockadepunkt Rennbahn ereignete. Sprecher der Polizeisondereinheit Kavala wollten dies auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren. Obens kündigte daraufhin an, Fotos des Mannes zu veröffentlichen, falls die Polizei den Vorfall nicht bestätige.

    Laut Obens waren die fünf Männer in schwarz gekleidet und trugen Kapuzenpullover. Sie hätten versucht, eine Gruppe von tschechischen Autonomen aufzustacheln. Daraufhin seien die Männer von anderen Demonstranten zur Rede gestellt worden.

    Mitdemonstranten plötzlich gesiezt

    Während vier von ihnen flüchten konnten, sei ein Mann umringt worden. »Wir haben ihn aufgefordert, sich auszuweisen oder zu sagen, von wo er kommt«, sagte Obens. Daraufhin habe der Mann die übrigen Demonstranten nur noch mit »Sie« angesprochen und jede Auskunft verweigert. Als der mutmaßliche Zivilpolizist beharrlich alle Angaben verweigerte, sei er zu Polizeikette geführt worden und dort einer Festnahmeeinheit übergeben worden. Ein anderer mutmaßlicher Zivilpolizist aus der Gruppe sei schon vorher durch die Polizeikette verschwunden, sagte Obens.

    (jW)

  • · Nachrichten

    Polizei stoppt Greenpeace-Aktion

    Kühlungsborn. Die Umweltorganisation Greenpeace ist am Donnerstag mit zwei Schlauchbooten in die Sicherheitszone um den G-8-Gipfel in Heiligendamm eingedrungen.
    Die Boote vor der Ostseeküste von Kühlungsborn wurden von mehreren Polizeischiffen verfolgt und zum Stoppen gezwungen. Die Greenpeace-Besatzung präsentierte ein Plakat mit der Aufschrift »G 8 - Act now« (»G-8 - handele jetzt«»), wie auf live gesendeten Hubschrauberbildern des Senders n-tv zu sehen war.

    Nach Angaben einer Greenpeace-Sprecherin zielte die Aktion auf die Verhandlungen der G-8 über den Klimaschutz ab, die für die zweite Arbeitssitzung in Heiligendamm am Nachmittag vorgesehen waren. In Kühlungsborn ist das Pressezentrum des G-8-Gipfels. Das Ostseebad ist etwa fünf Kilometer von Heiligendamm entfernt.

    Die Polizei hatte am Mittwoch außerhalb des Sperrgebietes von Heiligendamm ein Schiff der Umweltschutzorganisation Greenpeace aufgebracht und mehrere Schlauchboote fahruntüchtig gemacht. Außerdem beschlagnahmten die Polizisten einen Heißluftballon an Bord. Nach Angaben der Organisation blieb nur ein Schlauchboot an Bord der »Arctic Sunrise« fahrtüchtig.

    (AP/jW)

  • · Nachrichten

    Blockierer harren aus

    Rund 1000 Demonstranten haben nach Polizeiangaben über Nacht die Blockadeaktionen am Tagungsort des G8-Gipfels in Heiligendamm fortgesetzt.
    Die Organisatoren sprachen von insgesamt 2000 Menschen, die an der Kontrollstelle Rennbahn am Sicherheitszaun und in der Nähe des Ortes Börgerende verharrten. Im Laufe des Vormittags sei die Teilnehmerzahl der Blockaden wieder erheblich gewachsen.
    Die zweite Kontrollstelle Hinter Bollhagen, die am Mittwoch ebenfalls zeitweise gesperrt war, ist Polizeiangaben zufolge wieder frei. Auch die Molli-Bahn, mit der die Journalisten zum Tagungsort gebracht werden, nahm nach einer Unterbrechung vom Mittwoch wieder den Verkehr auf.

    (AFP/jW)
  • · Nachrichten

    A Letter to G8: Greenpeace dringt in Sperrzone ein

    Mindestens zwei Schlauchboote der Umweltorganisation »Greenpeace« sind am späten Vormittag in die Sperrzone vor Heiligendamm eingedrungen.

    Polizeiboote drängten sie zunächst in Richtung Kühlungsborn ab. Eines der Schlauchboote soll nach Informationen des Nachrichtensenders n-tv dabei gekentert sein. Ein weiteres Boot wurde von Bundesmarine und Hubschraubern gejagt. Mindestens vier der Greenpeace-Aktivisten landeten vorübergehend im Wasser, sollen aber unverletzt sein.

    Nach Aussage eines Greenpeace-Sprechers wollten die Aktivisten den G8-Regierungschefs in Heiligendamm eine Petition mit einem Aufruf zum Klimaschutz überreichen.
    Das Boulevardblatt Bild beklagte auf der heutigen Titelseite riesige Löcher im Unterwasser-Sperrzaun. Ob ein Zusammenhang besteht, ist nicht geklärt.

    (jW)

  • · Nachrichten

    G8-Gegner: Voller Erfolg

    Bild 1

    Der Koordinierungskreis der G8-Proteste schätzt den bisherigen Verlauf der Blockaden als einen vollen Erfolg ein.
    An zwei Stellen wurden die Blockaden auch in der Nacht fortgesetzt, berichteten die Protest-Organisatoren auf einer Pressekonferenz heute morgen.
    Laut Anwaltlichem Notdienst kam es während der gestrigen Aktionen zu etwa 200 sogenannten Ingewahrsamnahmen. Anwälte wurden - vor laufenden Kameras - von Polizei massiv behindert und nicht zu den Gefangenen in der Gefangenensammelstelle vorgelassen.
    Thema der Informationsveranstaltung war auch ein intarnter Bremer Polizeiprovokateur. Dieser hatte mit einer Gruppe von vier weiteren Zivilpolizisten, die mit schwarzen Kapuzenpullis und Käppis auftraten, versucht, wirkliche Demonstranten zum Aufnehmen und Werfen von Steinen zu animieren.
    Er konnte von Blockadeteilnehmern überwältigt und festgehalten werden und wurde seinen Kollegen in den Polizeiketten übergeben.
    Zur Sprache kamen ebenso die zahlreichen Falschmeldungen der Polizei, die von der Presseagentur dpa ungeprüft weiterverbreitet worden seien.

    (jW)

  • · Nachrichten

    DIE LINKE. verurteilt Schikanen gegen Camps

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    Gegen die fortdauernden Schikanen von Camp-Teilnehmern durch die Polizei wendet sich die Fraktion DIE LINKE.
    Im Camp Wichmannsdorf, daß unter dem Motto "Campen für eine gerechte und ökologische Welt von unten" als Dauerversammlung angemeldet ist, würden die Bewohner immer wieder mit schikanösen Kontrollen, Durchsuchungen und Platzverweisen drangsaliert. Insgesamt seien in den letzten Tagen rund um das Camp 1.500 polizeiliche Maßnahmen durchgeführt worden - bei 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
    Es dränge sich der Eindruck auf, erklärte die entwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. und Anmelderin des Camps in Wichmannsdorf, daß es sich um »eine systematische vorgelagerte Repression«  handele, mit der den Betroffenen »das Gefühl vermittelt werden soll, einer illegalen Aktion beizuwohnen«.
    Der Protest gegen die G8 sei legitim. Das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit ist »rund um Heiligendamm zur Farce verkommen«, schätzt Heike Hänsel ein.

  • · Nachrichten

    Die Blockaden halten

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    ...auch wir machen erst mal dicht. Am Donnerstag ab 10 Uhr wird der Newsticker jW G8 spezial mit aktuellen Meldungen, Berichten unserer Reporter, Interviews und Kommentaren fortgesetzt.

  • · Nachrichten

    G8 blockiert

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    Eindrücke von Blockierern und Blockierten. Aktionen mit Zaunblick rund um Heiligendamm. Von unserem Bildreporter Christian Ditsch/Version sowie AP-Fotografen.

  • · Nachrichten

    Polizei nahm Fotoreporter fest

    Nach Information des anwaltlichen Notdienstes wurde der unter anderem für den Stern tätige Fotoreporter Daniel Rosenthal heute morgen während einer Blockadeaktion bei Börgerende von der Polizei festgenommen.

    Nach rund zehn Stunden sei er nun wieder auf freiem Fuß, warte aber noch auf die Herausgabe seiner Fotoausrüstung, wie der Notdienst jW mitteilte.

    Die Polizei warf dem offiziell für den G8-Gipfel akkreditierten Bildjournalisten Anstiftung zu schwerem Landfriedensbruch und Teilnahme an Sitzblockaden vor. Den Vorwurf der Anstiftung zum schweren Landfriedensbruch konstruierte die Polizei nach Aussage seines Rechtsanwalts Lars Nümann daraus, daß Rosenthal in der Nähe des schwarzen Blocks fotografiert und dabei zum Selbstschutz einen Helm getragen habe. Die Polizei verdächtigte ihn offenbar, zu Zwecken des Sensationsjournalismus Autonome zu weiteren Steinwürfen aufgefordert zu haben.

    (jW)

  • · Nachrichten

    Falschmeldung über Falschmeldung

    In den Presseveröffentlichungen der Polizei wurde zum ersten Mal gegen 18 Uhr der Blockade an der Rennbahn unterstellt, Demonstranten würden sich u.a. mit Molotow-Coctails bewaffnen.
    Die Pressesprecher von »Block G 8« dementieren aufs Schärfste diese offensichtlich gezielt verbreitete Falschmeldung. »Bestätigt wird unsere Darstellung von diversen Journalisten, die vor Ort das Geschehen miterlebt haben«, so »Block G 8«. Richtig sei vielmehr, daß bei der Blockade an der Rennbahn am Osttor ein zeitweise vermummter Zivilbeamter enttarnt wurde, der Demonstranten vorher aufgefordert hatte, sowohl Steine zu werfen als auch den Zaun zu beschädigen.
    Weiterhin meldete die Polizei die Auflösung mehrerer Blockaden unter anderem in Börgerende. »Dies ist falsch«, so »Bock G 8«. Tatsächlich würden Teilnehmer von   »Block G 8« seit 14 Uhr die Zugangsstraße nach Heiligendamm in Börgerende blockieren. »Dort sind zur Stunde noch immer 1.500 Blockierer auf der Straße.«
    Auch die Blockade an der Rennbahn beim Osttor ist seit 11.30 Uhr blockiert. Noch befinden sich etwa 2.000 Menschen dort auf der Straße und bereiten sich auf die Nacht vor.
    Die Kampagne »Block G 8« will morgen früh ausführlich auf der Pressekonferenz im Pressezelt Stadthafen über die Desinformation der Polizei informieren, appelliert aber schon jetzt: »Wir fordern alle Medien auf, sich nicht auf ungeprüfte Meldungen der Polizei zu verlassen.« (jW)

  • · Fotostrecken

    G8 blockiert

    6. Juni. Merkel, Bush & Co. hinter Gittern
    »Du muußt bei die Gesindel rischtisch 'art durschgreifen, Cherí...«
    Handwerk hat goldenen Boden
    Bella e Italiano
    Warmduscher greifen an
    »Was, den trägst du immer noch?«
    Straße frei, Polizei
    U2? Too bad
    Schwarzer Block in Aktion
    Auf der falschen Seite?
    Vermummt, brutal, bewaffnet
    Die dunkle Seite der Macht
  • · Nachrichten

    Provokateur entschärft

    Bild 1

    Wie der Sender n-tv berichtete, haben Demonstrationsteilnehmer am Blockadepunkt Galopprennbahn einen mutmaßlichen Polizeiprovokateur zur Rede gestellt und ihn aufgefordert, sich auszuweisen.
    Als der Mann der Forderung nicht nachkam, hätten die Demonstranten angefangen, ihn zu verprügeln. Er sei dann von Kräften des anwaltlichen Notdienstes aus der Notlage befreit und zur Linie der Polizisten gebracht worden, die ihn in ihre Reihen gezogen hätten. Wie ein Sprecher des Notdienstes bestätigte, hatten mehrere Demonstranten den Mann in szenetypischer Kleidung als Polizisten erkannt. Einer n-tv-Reporterin berichteten Demonstrationsteilnehmer, er wäre wie »ein gewaltbereiter Autonomer« gekleidet gewesen, und er habe zu Gewalttaten aufstacheln wollen.
    2000 Demonstranten halten sich noch in Zaunnähe am östlichen Zugang zum G8-Tagungort Heiligendamm auf.

    (jW)

  • · Ansichten

    Dank an die Clowns

    Frank Ehrhardt, Potsdam
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    Am Samstag, dem 2. Juni 2007, bin ich Augen- und Ohrenzeuge einer riesigen friedlichen Demonstration geworden und habe die Provokationen und im Anschluß diese extremen Lügen in den Medien erlebt.
    Ein Zug bestehend aus vielen tausend bunten Menschen, Fahnen aller Farben – aber rote Fahnen dominierten -, riesige Figuren und Transparente, die mit viel Geschick, Humor und Fantasie gefertigt wurden. Ich reihte mich mit meiner roten Fahne ein und lief mit. Unterwegs zum Stadthafen blieb ich immer wieder stehen, um andere Gesichter, andere Gruppierungen, andere Losungen zu sehen. So zog der ganze Zug an mir vorüber. Auch der sogenannte schwarze Bock. Ich sah tausende Gesichter – in keinem – ich wiederhole: in keinem einzigen war Wut, Bitternis, Haß oder Gewaltbereitschaft zu sehen. Im Gegenteil: Ausgelassene, fröhliche, menschliche, lächelnde Gesichter prägten den Zug. Ich schaute auch in die Gesichter, die unter großen Helmen und hinter Schilden hervorlugten – da waren ernste, angespannte, menschliche Gesichter zu erkennen. Und dann gab es da eine Gruppe offenbar professioneller Clowns, die ausschwärmten und sich überall dort zeigten, wo sich  Demonstranten und »Ordnungshüter« nahe kamen. Sie brachten Humor in solche Momente. Sie rangen beiden Seiten ein Lächeln ab und verhinderten dadurch - schon im Vorfeld – Provokationen der einen als auch der anderen Seite. Wo die Clowns auftauchten entspannten sich die Gemüter. Ein genialer Einfall. Ein Deeskalationsteam ohne Uniform. Wir können den Clowns nicht genug danken.

    Wasserspeiende Ungeheuer


    Der Zug wurde ständig durch ein bis zwei dröhnende Hubschrauber begleitet. Am Ort der Abschlußkundgebung sah ich mit Brettern vernagelte Geschäfte. Wie sehr die Medien doch die einheimische Bevölkerung auf die drohenden Krawalle eingetrimmt hatten. Der Beginn der Kundgebung mußte mehrfach verschoben werden, da die Hubschrauber in Standschwebe über dem »Festplatz« standen und die Mikrofone und Lautsprecher übertönten. Zwischen den Redebeiträge immer wieder der Appell an die Polizei, die Provokationen einzustellen. Plötzlich Rauch, Unruhe, unruhige Blicke … und vier mehr als mähdreschergroße grüne wasserspeiende Ungeheuer fahren mitten auf den Festplatz. Mir kommen Menschen mit roten Gesichtern und tränenden Augen entgegengerannt, die Wasser suchen, um ihren Augen auszuspülen. Und wieder die Aufforderung von der Bühne: »Zieht Euch zurück - raus aus unserer Veranstaltung, hört auf mit den Wasserwerfern und überhaupt mit Euren Provokationen auf!«
    Mehrmals stürmten vor meinen Augen schwer gerüstete Polizeieinheiten mit geschlossenen Visieren in die Menschenmassen. Wie lange geht das noch gut ohne organisierte Gegenwehr?
    Irgendwann ziehen sich sowohl die bulligen Wasserwerfer, als auch die marschierenden Kolonnen zurück. Unter dem lauten Beifall tausender aufatmender nicht gewaltbereiter G8-Gegner. Eine Stunde später wird von der Bühne verkündet, daß in der Innenstadt Jagd auf nasse Menschen gemacht wird. Ein Scherz? Nein. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof komme ich an einem (!) verbrannten PKW vorbei. Dann werde ich Zeuge wie junge Leute am Straßenrand völlig willkürlich angehalten werden und die Trockenheit ihrer Kleidung durch Abtasten überprüft wird. Wer mit nasser Kleidung an diesem Abend in Rostock aufgegriffen wurde, wurde als potentieller Gewalttäter eingestuft und dementsprechend erkennungsdienstlich behandelt.

    Die Bilder von Genua


    Hunderte Polizisten sollen verletzt worden sein. Auf dem Weg zum Camp fragten wir uns, wie und wo die Beamten mit Helm, Visier, und dem ganzen Körper voller Hartplastik zu verletzen seien. Oder zählt es auch als Verletzung, wenn die Polizisten ihr eigenes Tränengas einatmen?
    Vor dem Camp erwarten uns drei große Wasserwerfer und mehrere hundert kampfbereite Polizisten. Es ist inzwischen 21.30 Uhr. Mir stockt der Atem, Bilder aus der Turnhalle in Genua 2001 werden wach, wo unschuldig schlafende brutalst zusammengeknüppelt wurden. Überhaupt haben mich heute einige Bilder eher an Chile im September 1973 erinnert, als an ein demokratisches Rechtssystem. Damals hielt ich es für ausgeschlossen, daß ich jemals ähnliches mit eigenen Augen sehen werde. Doch heute hab ich Angst – und nicht nur ich – denn hier herrscht Barbarei.
    Wenn Gewalt gebraucht wird, um der Welt etwas zeigen zu können, dann wird Gewalt  befohlen. Und wenn den Kampfmaschinen da draußen jemand in der Nacht den Befehl gibt, das Lager zu stürmen, dann motivieren die angeblich verletzten Polizeikollegen ungemein. Um 23.30 Uhr treffen sich die Delegierten der einzelnen Zeltgemeinschaften, um darüber zu beraten ob und wie Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. In dieser Nacht bleibt es zwar ruhig, aber mich lassen die Eindrücke des Tages lange nicht zur Ruhe kommen.

    Hier herrscht Barbarei


    Die Medien haben ihre Bilder bekommen. Immer und immer wieder wurde das einzige brennende Auto gezeigt. Von wem jedoch die Gewalt ausging und wer provoziert hat – bis dann endlich doch die Steine flogen – das wissen nur wir. Wir die 80 000 bewegten Bürger, die ihren Unmut über die täglich verübten Gewalttaten der G-8–Staaten friedlich äußern wollten. Die Gewalttaten wie Krieg, Folter und Mord, wie gezielte Umweltzerstörung, Hungertod von Millionen Menschen. Es ging aber vielen um mehr. Eindeutig wurde der Kapitalismus als Grundübel herausgestellt. Das macht den Herrschenden offenbar Angst, solche Angst, daß sie wild um sich schlagen und treten lassen. Auch die Massenmedien tun ihren Dienst: Tagelang werden ihre Lügen um die Welt gehen: Rostock wurde von linken Krawallmachern aus In- und Ausland in Schutt und Asche gelegt – über 430 verletzte Beamte …
  • · Nachrichten

    G8 nimmt Reißaus

    Während Blockadeaktivisten rund um Heiligendamm von der Polizei ausgehungert werden, haben sich die Staats- und Regierungschefs der G-8-Staaten am Abend außerhalb des zwölf Kilometer langen Sicherheitszaunes gewagt.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Ehegatte Joachim Sauer hatten die Gipfelgäste und ihre Partner auf das Gut Hohen Luckow 25 Kilometer von Heiligendamm entfernt geladen. Musik von Bach, Beethoven und Mendelssohn-Bartholdy sowie ein Dinner im ehemals volkseigenen Rittersaal wurden den Gästen geboten. Laut ddp war es rund um den 300-Seelen-Ort ruhig, »von Demonstranten keine Spur«.

    (jW)