Wie ein Pressefoto mit dem entsprechenden Kommentar zur Hetze gegen Kuba genutzt wird
Kurz vor der Fußball-WM fällt das Bild einer Speerwerferin in der Aargauer Zeitung (Schweiz) vom 10. Juni 2010 besonders auf. Die Athletin ist in der Bewegung festgehalten, wie sie eine »blinde« Granate wirft. Der Kolumnisten-Kommentar: »Yanet Cruz ist Speerwerferin. Dazu Kubanerin. Speere gibt's nicht, trainieren muß sie trotzdem. Da hatte ihr Trainer die Idee, fürs Training Stahlkugeln auszugeben. Weil nun aber selbst diese Kugeln Mangelware sind, übt Yanet Cruz im Panamericana-Stadion von Havanna mit deaktivierten Handgranaten. In Diktaturen ist Sport immer auch Bataille. Granaten passen also ins Bild. Olympiagold dürfte Yanet trotzdem kaum erringen. Nicht wegen des Übungsgeräts. Aber wegen Kraftlosigkeit. Denn seit Wochen ist auch Reis Mangelware in Kuba, ein Grundnahrungsmittel. Und Salz. Wieder mal herrscht die ›Periodo especial‹, Spezialperiode. Wann kommt der Tag, da jemand richtige Granaten schmeißt?«
Am Rande der Internationalen Buchmesse im Februar 2011 ergibt sich für Delegationsteilnehmer des Berliner Büros Buchmesse Havanna unverhofft die Gelegenheit, sich im dem Messegelände nahegelegenen »Estadio Panamericano« mit der Athletin Yanet Cruz zu treffen. Wir zeigen ihr, wie in der Schweiz über sie und ihr Land geschrieben wird. Die eher zurückhaltende Yanet reagiert verwundert, und ihr Kommentar fiel entsprechend lakonisch aus: »El está loco« (Der spinnt), meint sie. Dann erklärt sie, warum die Granatenattrappe verwendet wird: Mit ihrer Handlichkeit läßt sich besser Schnelligkeit trainieren. Und Kraftlosigkeit in Folge mangelnden Essens? Klar fehle immer mal was – wie wohl andernorts auch–, aber über ungenügende Ernährung könne sie sich nicht beklagen. Und übrigens, am nächsten Tag fände ein Auswahlwettkampf für die ALBA-Spiele statt. Da könne man sich einen Eindruck von ihr und dem ganzen Kader im Wettkampfeinsatz verschaffen.
Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Einen Tag später staunen wir nicht nur über die vielen jungen Talente, auch die Atmosphäre beeindruckt uns. Eine einzige große Sportlerfamilie, in der man sich gegenseitig anfeuert und so nebenbei noch einen nationalen Rekord im Stabhochsprung der Damen beklatschen kann. In verschiedenerlei Hinsicht herausragend sind aber ausgerechnet die Speerwerfenden; nicht zu übersehen der amtierende Vizeweltmeister Guillermo Martinez, ein Kraftbündel der Extraklasse. Und dann eben die angeblich so kraftlose Yanet Cruz, Jugend-WM-Dritte 2005. Die erst 23jährige Kubanerin wirft den Speer – und stellt ihren persönlichen Rekord von 62,90m ein. Sie wirft damit gute zehn Meter weiter als die besten und bestens ernährten Schweizerinnen.
Der Kolumnist der Aargauer Zeitung nennt seinen Beitrag: »Was für eine Granate!« Und er fragt ungeduldig nach, wann in Kuba endlich mal jemand richtige Granaten schmeißt.
Am Stand des Berliner Büro Buchmesse in Havanna besuchte uns eine deutsche Journalistin. Sie fragte ausgerechnet uns, ob wir glaubten, daß es in Havanna bald losgehen würde wie in Kairo oder Tunis. Die tatsächlichen Fakten interessieren nicht, der reaktionäre Wunsch ist Vater des Gedanken. Und wenn man nichts verdrehen kann, wird auch gerne einfach mal phantasiert. Zum Glück gibt es aber auch eine Zeitung, in der man aufdecken kann, wie sie das tun.
In Kuba träumen einige »Dissidenten« vom Volksaufstand. Ein Echo finden sie nicht
Der spanischsprachige Kanal des US-Nachrichtensenders CNN eröffnete
seine Informationen am Montag mit einer Nichtmeldung. Frustriert stand
die Korrespondentin im Park des 13. März, unweit des Revolutionsmuseums
im Herzen der kubanischen Hauptstadt, und mußte berichten, daß es nichts
zu berichten gab. Dabei war Großes angekündigt worden. Für nicht
weniger als einen »Volksaufstand« hatten in den Tagen zuvor einige
einheimische und vor allem ausländische Gegner der kubanischen Regierung
über den Internetdienst Facebook mobilisiert. Nach arabischem Vorbild
sollte die Regierung in Havanna gestürzt werden.
Doch »in
Havanna gibt es keine Pyramiden«, kommentierte bereits in den Tagen
zuvor ein kubanischer Blogger die virtuelle Kampagne. Tatsächlich fand
zumindest die im Internet angekündigte Kundgebung »zwischen 17 und 20
Uhr in der Gegend um das Revolutionsmuseum« nicht statt, wie sich junge Welt
vor Ort überzeugen konnte. Lediglich eine leicht erhöhte Polizeipräsenz
in der Umgebung deutete darauf hin, daß auch die kubanischen Behörden
eine Provokation nicht völlig ausschließen wollten.
Gerüchte
sprechen davon, daß einige Gruppen auch für Mittwoch »irgend etwas« im
Botschaftsviertel Miramar planen. »Da kommen die üblichen fünf Hansel
zusammen«, kommentierte dies eine Einwohnerin von Havanna gegenüber jW.
Sie habe für diese Leute nichts übrig. In Mexiko habe sie vor einigen
Jahren bettelnde Straßenkinder gesehen: »Das ist es, was meinem Land
blüht, wenn diese Leute an die Macht kommen«, so die
Behördenangestellte.
Manch westlicher Korrespondent wundert
sich trotzdem über das Ausbleiben von Protesten in Kuba. Die
wirtschaftliche Lage ist schwierig, und auch in weiten Teilen der
Bevölkerung ist Unzufriedenheit zu spüren. So werden derzeit die Preise
für einige staatliche Leistungen erhöht und einige Lebensmittel wie
Zucker von der Rationierungskarte, der »Libreta«, gestrichen, um durch
die gestiegenen Einnahmen gegen Jahresende die Gehälter erhöhen zu
können. Viele fragen sich jedoch, wie sie in der Zwischenzeit über die
Runden kommen sollen.
Auch im Bildungswesen hat Kuba
Schwierigkeiten, sein hohes Niveau zu halten. Während die meisten
offenbar auf den Parteitag der Kommunistischen Partei Kubas (PCC)
warten, der im April die Weichen für die weitere wirtschaftliche
Entwicklung stellen soll, haben andere die Hoffnung aufgegeben. »Kuba
wird wie Haiti enden«, kommentierte beispielsweise eine Studentin
gegenüber jW. Die Revolution sei gescheitert, vor allem die
»Verlogenheit« störe sie.
Aus dieser Unzufriedenheit können die
winzigen Gruppierungen von Regierungsgegnern, die größtenteils am Tropf
der US-Interessenvertretung hängen, jedoch ganz offensichtlich nicht
profitieren. Sie sind für die Menschen, mit denen wir in Havanna
gesprochen haben, ebensowenig ein Bezugspunkt wie etwa die im Ausland
als »Bloggerin« hofierte Yoani Sánchez, die den meisten Menschen
schlicht unbekannt ist. Und das liegt nicht daran, daß der
Internetzugang zu ihrer Seite blockiert wäre. Während etwa die Homepage
des US-Propagandasenders »Radio Martí« tatsächlich nicht erreichbar war,
erschienen unzählige antikubanische Onlineportale aus Miami problemlos
auf dem Monitor.
Kuba: Buchmesse in der Hauptstadt zu Ende gegangen. Kritik am Handel
Die Internationale Buchmesse in Havanna ist am Sonntag zu Ende gegangen.
Auch am Wochenende strömten Zehntausende in die alte Festung »La
Cabaña«, die mit ihren Kanonenrohren über der Hafeneinfahrt der
kubanischen Hauptstadt thront. Zeitweilig war auf den engen Gängen und
Wegen zwischen den grobgemauerten Gebäuden, in denen die
Ausstellungsstände untergebracht waren, kaum noch ein Durchkommen
möglich. Auch die Angebote des »Berliner Büros Buchmesse Havanna« von
junge Welt, Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Kuba-Solidaritätsgruppen
und Verlagen sowie der zwei Eingänge weiter untergebrachte Stand von
»Cuba Sí« erfreuten sich großen Andrangs.
Bei einer
Veranstaltung zum Jubiläum der Buchmesse, die in diesem Jahr zum
zwanzigsten Mal stattgefunden hat, sparte Zuleica Romay, die Präsidentin
des Kubanischen Buchinstituts und damit Gastgeberin der Messe, nicht
mit Kritik an ihrer Branche. Sie habe während der zehn Tage dauernden
Ausstellung immer wieder die Kritik von Autoren und Besuchern vernommen,
daß hier die Literatur zwar verfügbar sei, aber nicht vor Ort in den
Buchläden der kubanischen Provinzen ankäme. Sie habe daraufhin die
besonders betroffenen Verlage angesprochen, diese hätten aber alle
Verantwortung von sich gewiesen, berichtete Romay. Man habe die Bücher
an die Lager in den Provinzen geschickt, sei ihr von den Herausgebern
gesagt worden. Das Problem sei offenbar, daß die Neuerscheinungen
oftmals dort verstaubten, während interessierte Leser vergeblich darauf
warten, daß sie in den Geschäften ankommen. Romay forderte deshalb die
Leser auf, Druck auf ihre Händler auszuüben, das gefragte Buch im Lager
zu bestellen. Und auch die Verlage müßten den Weg ihrer
Veröffentlichungen weiterverfolgen.
Die Probleme des
kubanischen Literaturwesens liegen offenbar tiefer. So könnten die
Buchläden heute nicht mehr so betrieben werden wie in den 80er Jahren,
forderte Romay. Die Geschäfte müßten sich auf neue Medien einstellen und
zum Beispiel Zugang zu Literaturportalen im Internet anbieten. Diese
hatten bei der Messe eine eigene Ausstellungshalle besetzt und täglich
die verschiedenen Internetseiten vorgestellt, die sich mit der
kubanischen und lateinamerikanischen Literatur beschäftigen. Auch müßten
die Verlage sich von bürokratischem Verhalten lösen. So sei es nicht
logisch, daß manch Editorial jedes Jahr exakt zwanzig Bücher herausgebe.
Es könne nicht sein, daß die Zahl guter Werke immer gleich bleibe,
anzunehmen wäre hingegen ein Auf und Ab der Veröffentlichungszahlen.
Außerdem sei auch merkwürdig, daß überall auf der Welt Gedichtbände von
noch unbekannten Poeten in geringen Auflagen erschienen, aber in Kuba
»kein Buch in weniger als 1000 Exemplaren« Auflage publiziert werde. Man
müsse sich daran gewöhnen, die Auflagen an den Bedarf anzupassen. Ein
junger Autor hätte dann eben zunächst nur eine Auflage von 500 Stück,
während von Berühmtheiten wie Roberto Fernández Retamar 5000 Exemplare
aufgelegt werden könnten. Es sei aber die Aufgabe der Verlage, selbst
über ihre Publikationen zu entscheiden: »Ich befehle niemandem, ein
bestimmtes Buch zu drucken. Wenn ein Autor ein gutes Buch geschrieben
hat, braucht er mich nicht, um einen Verlag zu finden. Und wenn es ein
schlechtes Buch ist, wird es ihm auch nicht helfen, es mir zu geben.«
Genaue Angaben über die Teilnehmerzahlen und die verkauften Stückzahlen
auf der Buchmesse waren zunächst nicht zu bekommen. Allerdings schien
der Zustrom von Besuchern an den Werktagen etwas geringer zu sein als im
vergangenen Jahr. Eine endgültige Bilanz wird jedoch erst möglich sein,
wenn die Buchmesse ihre nun anstehende Tournee durch die Provinzen
Kubas abgeschlossen hat.
Kuba: Trotz der Reformen wird der Markt nicht darüber entscheiden,
wie sich die Kultur entwickelt. Staat behält Macht über grundlegende
Produktionsmittel. Ein Gespräch mit Abel Prieto
Abel Prieto ist Kulturminister der Republik Kuba
Die 20. Internationale Buchmesse 2011 in Kuba, die am Sonntag
in Havanna zu Ende geht und dann durch die Provinzen des Landes reist,
findet in einer für das Land komplizierten Situation statt. Welche
Bilanz ziehen Sie vor diesem Hintergrund?
Es ist noch
etwas früh, eine Bilanz zu ziehen. Was diese Buchmesse von anderen
abhebt, ist, daß es hier nicht um das Buch als Ware geht, sondern um das
Buch als Träger einer Botschaft des Wissens, der Ideen, der Träume und
Hoffnungen. Ich denke, diese Buchmesse hat sich einen Namen gemacht als
ein großer Raum zur Demokratisierung der Kultur, des Buches und des
Wissens, und als ein Fest für die kubanische Familie und die
verschiedenen Ausdrucksformen der Kultur. Dies ist die größte
Veranstaltung Kubas im Bereich der Kultur. Vielleicht werden wir nach
der letzten Station in Santiago de Cuba eine Bilanz ziehen können, aber
für einen Vergleich ist es jetzt noch zu früh.
Auch der
frühere kubanische Präsident Fidel Castro hat sich mit Teilnehmern der
Buchmesse getroffen und diskutiert. Warum wurde diese Veranstaltung
nicht auf dem Gelände der Buchmesse, in der Cabaña, durchgeführt,
sondern im Palacio de las Convenciones?
Es handelte sich
um eine Einladung Fidels, der sich mit Schriftstellern, die an der
Buchmesse teilnehmen, austauschen wollte. Dazu brauchte es einen
geeigneten Ort, und auf der Cabaña ist es schwierig, einen solchen Ort
zu finden. Es war schließlich vorgesehen, die Reden in verschiedene
Sprachen zu übersetzen, denn es hat zum Beispiel die angolanische
Delegation teilgenommen, und es gab Gäste aus verschiedenen Teilen der
Welt.
Es war ein außergewöhnlicher Augenblick des
Meinungsaustauschs. Er hat uns alle, die wir zur Welt der Kultur
gehören, gebeten, daß wir über die reale Gefahr informieren, in der die
Menschheit schwebt. Die vorherrschende selbstmörderische Politik
ignoriert, was die Umwelt benötigt, und sie ignoriert das Thema der
Preissteigerungen bei den Lebensmitteln durch den Klimawandel oder weil
Getreide zur Herstellung von Treibstoff genutzt wird. Fidel hat die
kubanischen und ausländischen Intellektuellen aufgerufen, dazu
beizutragen, diese Gedanken zu verbreiten und Menschen aller Ideologien,
aller Religionen und aller politischer Orientierungen für ein Thema wie
dieses zu interessieren, denn es gibt keinen nahegelegenen Planeten,
auf den wir die Menschheit evakuieren könnten.
Einen
wichtigen Raum auf dieser Buchmesse nehmen die »Stimmen gegen den
Atomkrieg« ein. Ist das nicht ein Thema der 80er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts?
Leider ist das noch immer ein sehr
aktuelles Thema. Der Comandante Fidel hat selbst daran erinnert, daß die
Bomben, die heute produziert werden, eine um ein Vielfaches stärkere
Wirkung haben als die, die auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden.
Dieses Forum der »Stimmen gegen den Krieg«, an dem Dichter aus Kuba und
anderen Teilen der Welt teilnehmen, ist ganz sicher aktuell. Denken wir
nur an die Rüstungslobby, an diese Figur Sarah Palin, diese
US-Politikerin, die in der letzten Zeit soviel Lärm gemacht hat, um die
Interessen der Rüstungsindustrie zu verteidigen und Lobbyarbeit für sie
zu machen. Man darf deshalb nie vergessen, daß es tatsächlich die Gefahr
eines Atomkrieges gibt. Fidel sprach davon im Zusammenhang mit dem Iran
und den Drohungen gegen dieses Land. Das Forum ist eine Reaktion
darauf, daß die Politiker diesem realen Problem zu fern stehen. Es hat
aber zu tun mit der Klimakrise, mit der Ernährungskrise, mit der
Wirtschaftskrise, mit den Kriegsdrohungen– die immer die Gefahr
beinhalten, daß ein solcher Krieg ein Atomkrieg sein könnte. Deshalb hat
Fidel die Idee formuliert, daß wir alle uns solidarisch als Teil einer
Familie fühlen müssen. Ich glaube, der Egoismus, und diese verrückte
Idee, daß sich einige, eine privilegierte Elite, aus diesem Schiffbruch
retten könnten, ist etwas, das mit Ideen und Argumenten bekämpft werden
muß.
Wie beteiligt sich die Welt der Kultur an den
Diskussionen, die derzeit in Kuba stattfinden? Welche Erwartungen
verbinden Sie mit dem Parteitag im April?
Wir als
Kulturministerium haben vor kurzem im Rat der UNEAC, der Union der
Schriftsteller und Künstler Kubas, eine Reihe von Ideen eingebracht.
Veränderungen müssen im Ministerium selbst und in den kulturellen
Institutionen vorgenommen werden. Das Recht auf den Zugang zur Kultur
ist eines der Grundprinzipien der Revolution und darf zu keinem
Zeitpunkt gefährdet werden. Wir denken aber zugleich, daß analysiert
werden muß, wie die Kulturinstitutionen entbürokratisiert werden
können. Wir haben dazu die besten Schriftsteller und Künstler des Landes
um Unterstützung gebeten. Die Ausgaben der verschiedenen
Kultureinrichtungen sind in den vergangenen Jahren explodiert, aber
leider ist ein großer Teil dieser Gelder nicht in die kulturellen
Prozesse geflossen, in das Wachstum des künstlerischen und kulturellen
Bereichs. Statt dessen gab es ein irrationales Anwachsen des
Bürokratismus. Wir führen deshalb auch einen Kampf gegen den
Bürokratismus, gegen veraltete Vorstellungen davon, wie das
Kulturschaffen organisiert werden muß. Es ist ein Kampf darum,
schlankere, effizientere, aktivere Kulturinstitutionen zu bekommen. Ich
glaube, daß die von uns vorgenommenen Veränderungen in keiner Weise das
künstlerische und kulturelle Schaffen einschränken werden, weder im
Bereich der kulturellen Basisarbeit in den Gemeinden noch in dem der
Avantgarde. Wir werden niemals zulassen, daß der Markt darüber
entscheidet, wie sich die Kultur entwickelt.
Trotzdem wird
in Folge der Veränderungen, die in Kuba vorgenommen werden, die
Bedeutung des Marktes wachsen. Zum Beispiel durch das »Arbeiten auf
eigene Rechnung«, wie in Havanna bereits unübersehbar ist …
Im
Bereich der Kultur haben wir das bereits vorweggenommen. Im Bereich der
bildenden Künste gibt es zum Beispiel den unabhängigen Künstler als
einen Berufszweig mit eigener Sozialversicherung. Das ist ein sehr
fortgeschrittenes Berufsbild, das wir bereits in den 90er Jahren
eingeführt haben. In den bildenden Künsten, der Musik und einigen
weiteren Ausdrucksformen sind viele unserer Künstler, die übergroße
Mehrheit, keine Staatsangestellten. Sie sind unabhängige Künstler, und
wir haben Gesetze ausgearbeitet, die diese schützen.
Wenn
aber die Bedeutung des Marktes steigt, kann dies auch Veränderungen im
Bewußtsein der Bevölkerung mit sich bringen, kann die Verankerung der
Werte der Revolution in Mitleidenschaft gezogen werden, wie die
Entwicklungen in anderen Ländern – zum Beispiel in China – gezeigt haben
…
In den »Lineamientos«, dem Dokument, das in
Vorbereitung des Parteitages diskutiert wird, gibt es mehrere
Grundprinzipien. Eines davon ist, die Konzentration von Eigentum zu
verhindern. Das bedeutet, wir werden niemals die Großkonzerne in dieses
Land eindringen lassen. Niemals werden wir privatisieren. Was wir zum
Beispiel mit dem Grund und Boden machen, ist die Vergabe von
Nutzungsrechten. Was wir diskutiert haben, ist, daß Bars und Restaurants
zugelassen werden, aber niemals wird dieses Land verkauft werden. Das
ist ein sozialistisches Prinzip, an dem wir absolut festhalten, und das
für uns unverzichtbar ist. Das Wachstum der nichtstaatlichen
Eigentumsformen in der Landwirtschaft oder bei Dienstleistungen wird zu
keinem Zeitpunkt das in Gefahr bringen, was wir für substantiell halten:
Der Staat behält die Macht über die grundlegenden Produktionsmittel,
über den Boden usw. Er schafft sehr eng begrenzte Räume für
kapitalistische Praktiken. Es stimmt, daß wir uns einem Anwachsen von
prokapitalistischen Tendenzen gegenübersehen könnten. Aber es stimmt
auch, daß dies eine Herausforderung ist, der wir uns unweigerlich
stellen müssen. Es ist heute nicht möglich, an einigen paternalistischen
Konzepten festzuhalten, die uns in die Stagnation geführt haben, in
eine Situation der Vollbeschäftigung, die darauf basiert, daß die
Menschen nicht arbeiten. Wie Raúl (Castro, jW) gesagt hat: Wir müssen
die Idee überwinden, daß Kuba das einzige Land der Welt ist, in dem man
leben kann, ohne zu arbeiten.
Ein Trotzki-Roman für Papierschnipsel: Auf der Buchmesse in Havanna stellte Leonardo Padura sein neues Werk vor. Leonardo Padura ist kubanischer Krimigott und der erfolgreichste Literaturexport des Landes. Auf der Insel sind seine Bücher rar, öffentliche Lesungen selten.
Schon zur Eröffnung der Buchmesse wurde getuschelt. Wird Padura persönlich kommen? Wie viele seiner Bücher kann man kaufen? Gemessen am Bekanntheitsgrad des Autors war die Veranstaltung, auf der er seinen jüngsten Roman »Der Mann, der Hunde liebte«, vorstellen sollte, relativ klein im Programm angekündigt.
In Kuba, so scheint es, haben ihn fast alle gelesen. Doch nur die wenigsten haben einen seiner Titel im Wohnzimmerregal stehen. Die Bücher werden nur in kleinen Auflagen gedruckt und sind entsprechend schwer zu finden, zumindest wenn sie in Moneda Nacional bezahlt werden können. Eine Freundin sagt, ein Buch von Padura habe man vier Tage: An dreien werde es gelesen, am vierten müsse es an den Besitzer zurückgegeben werden.
In seiner auch in Deutschland sehr beliebten Krimitetralogie »Das Havanna-Quartett« setzt sich Padura ziemlich schonungslos mit den sozialen Problemen in Kuba auseinander und bilanziert die Schwierigkeiten und Enttäuschungen der »Spezialperiode« der 90er Jahre, das Land nach dem Wegfall der Unterstützung durch die sozialistischen Staaten auf sich allein gestellt war und äußerst knapp am ökonomischen Kollaps vorbeischlidderte.
Am Dienstag quetschten sich dann gefühlte 1000 Menschen schon Stunden vor Beginn von Paduras Lesung auf die enge Terrasse vor dem ansonsten eher mau frequentierten Hauptsaal Nicolás Guillén, um an eines der 600 Exemplare zu kommen, die dort verkauft wurden. Vorher war Anstehen angesagt. Zunächst für einen handschriftlich nummerierten Papierschnippsel, der zum Kauf berechtigte; und dann für das Buch: Es kostet 25 Peso, etwas weniger als ein Euro. Der Preis der spanischen Ausgabe, die in den Buchhandlungen der Altstadt erstanden werden kann, beträgt dagegen 22 Euro, das ist fast ein Monatslohn.
Gefragt, ob er Gefahr läuft, daß seine Bücher zensiert werden, betonte ein sichtlich gut gelaunter Padura, das sei ein Mythos. Im Gegenteil: Alle seine Bücher seien bisher in Kuba erschienen. Und auch die zwei Jahre, die zwischen der Veröffentlichung in Spanien und Kuba lagen, seien nicht politisch-bürokratischen Vorbehalten geschuldet, sondern einer Auflage seines spanischen Hausverlages Busquets. Dieser habe eine Frist von einem Jahr verlangt. Und just als diese verstrichen war, sei in Kuba das Papier ausgegangen. Doch in den nächsten Monaten sollen 4000 Exemplare unters Volk gebracht werden.
Im Zentrum des politischen Romans »Der Mann, der Hunde liebte« steht der Mord an Leo Trotzki 1940 im mexikanischen Exil. Erzählt wird die Geschichte von Trotzki und die seines Mörders Ramón Mercader und zwar von einem kubanischen Schriftsteller Iván. Obgleich das Buch an verschiedenen Orten der Weltgeschichte spielt, sei es durch und durch kubanisch, so Padura. Lange Zeit pflegte das offizielle Kuba einen eher monotonen Umgang mit dem Thema Trotzki. »Im Fahrwasser der sowjetischen Geschichtsschreibung« sei er nicht als der Gründer der Roten Armee bekannt gewesen, sondern als »Agent Frankreichs, der USA und Deutschlands zusammen«, wie sich Paduras Schriftstellerkollege Rainaldo González, der mit ihm auf dem Podium saß, nicht ohne Selbstironie erinnerte. Doch dieses Kapitel habe man abgeschlossen. Kürzlich erschien die erste Ausgabe von Trotzkis Autobiographie »Mein Leben«.
Leonardo Padura: Der Mann, der Hunde liebte. Unionsverlag, Zürich 2011, 737 Seiten, 28,90 Euro * Aus dem Spanischen von Hans-Joachim Hartstein
Kubanisches Kino ist mir völlig unbekannt. Außer der Antidiskriminierungskomödie „Erdbeeren und Schokolade" habe ich noch nie einen kubanischen Film gesehen. Natürlich kenne ich auch Wim Wenders´ „Buena Vista Social Club", aber der ist ja nicht kubanisch. Eine Bekannte aus Havanna sagt, sie liebe das nationale Kino. Allerdings seien die Filme immer künstlerisch ambitioniert. Einfache Komödien, Action oder was sonst so unter Entertainment fällt, gebe es kaum. Ich überzeuge mich selbst: Es ist 20.30 Uhr, ich stehe vor dem Payret. Das Payret ist eines ältesten Kinos der Stadt, es liegt gegenüber dem mördergroßen Capitolio in Havanna City. Der Eintritt kostet zwei CUC, für Ausländer. Kubaner zahlen zwei Peso, praktisch nichts. „Das Kino und den Malecón können sich alle Kubaner leisten", sagt die Freundin. Es gibt „afinidades", eine spanisch/kubanische Coproduktion, die im vergangenen Jahr beim internationalen Filmfestival von Havanna uraufgeführt wurde.
Mit den Tickets geht es direkt in den Saal. Kein Popcornstand, kein Getränkeverkauf, keine Nachos mit Käse. Man beschränkt sich aufs Wesentliche, von der Kasse zum Film. Das Payret wurde 1878 gebaut, die Treppenflügel aus Marmor, die zur Loge führen und ein kleiner Springbrunnen in der Lobby erinnern an die üppige Vergangenheit. Heute ist es ziemlich abgewirtschaftet. Ich fühl mich trotzdem wohl, und spreche mal von „morbidem Charme".
Der riesige Saal ist etwa zu einem Drittel belegt, Als ich reinkomme, hat der Film schon begonnen. Ich suche mir eine Reihe, die fast leer ist, damit ich alleine sitzen kann. Das ist blödsinnig und ein wenig ignorant, geschieht aber automatisch.
Meine Bekannte hat recht, was das Kunstkino betrifft: lange Kameraeinstellungen, klassische Hintergrundmusik und anspruchsvolle Dialoge mit haufenweise Anspielungen, die ich nicht verstehe. Ein kubansiches Pärchen und ein Kubaner, der mit einer Spanierin verheiratet ist, machen Urlaub in einem ziemlich luxuriösen Touristenressort im Süden des Landes. Zwischen Cuba Libres, Bootsausflügen und langem Schweigen wird ständig miteinander geschlafen. Anfangs jeder mit seinem Partner, später untereinander, zum Schluß kollektiv. Arthousekino mit viel Sex. Hintergründig geht es um mehr. Etwa um Kubas Entwicklung, die Wirtschaftsreformen, den Massentourismus und die Folgen von punktueller Marktwirtschaft. Einer der beiden Männer, Néstor, leitet ein Unternehmen, daß kurz vor einem Joint Venture mit einem Global Player steht. Es soll Entlassungen geben. Der andere Mann, ich glaube er heißt Bruno, steht auf der Liste. Néstor bietet ihm an, sich für seinen Job einzusetzen, will dafür aber mit seiner Frau schlafen, was auch klappt. Nestór redet viel von Leistung, Erfolg und Geld, er ist ein Macher. Bruno, ein Physiker, ist nachdenklicher, träumt und redet über Politik.
Den Zuschauern gefällts. Die Beischlafszenen werden mit lauten Rufen und Lachen begleitet, nicht infantil, eher neugierig und mitfiebernd. Daß das kubanische Kino sich nicht mit den Problemen beschäftigt, stimmt nicht, es geschieht nur ein wenig subtiler, als man es vielleicht gewohnt bin.
Arléen Rodríguez und Rosa Míriam Elizalde, Granma Internacional
»Wenn ich davon spreche, die Menschheit zu retten, ist das nicht im Sinne von Jahrhunderten oder Jahrtausenden (…) Die Menschheit zu retten, muss jetzt begonnen werden«, sagte der frühere kubanische Präsident Fidel Castro am gestrigen Dienstag bei einem Gespräch mit Schriftstellern, die derzeit an der Internationalen Buchmesse in Havanna teilnehmen. Die vom kubanischen Fernsehen übertragene Veranstaltung erstreckte sich über mehr als fünf Stunden. Neben Fidel saßen Kubas Kulturminister Abel Prieto und die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleika Romay, auf dem Podium im Palacio de las Convenciones.
»Unsere Gattung hat nicht gelernt, zu überleben«, warnte Fidel. Die Antworten auf die dramatischen Probleme, denen der Planet gegenüber stehe, »können nicht aufgeschoben werden«, fügte er hinzu.
Das Treffen war ein typisches Wiedersehen von Freunden, die sich, nachdem sie sich längere Zeit nicht gesehen haben, über die schnelle Dynamik der Weltereignisse der letzten Tage, der letzten Jahre und der letzten Jahrzehnte unterhalten. Und auch über die Geschichte, die im Verlaufe der Zeit auf unterschiedliche Weise gesehen wird.
Kulturminister Abel Prieto nannte jeden Einzelnen der fast hundert Gäste beim Namen. Die meisten von ihnen waren bekannte Persönlichkeiten, die regelmäßig an der kubanischen Buchmesse und an anderen kulturellen oder akademischen Veranstaltungen teilnehmen. Einige der Gäste hoben die Radikalisierung der progressiven Prozesse in der Region und der Welt hervor, andere die Fähigkeit, rechtzeitig Konflikten entgegenzuwirken. Viele stimmten in der Notwendigkeit überein, die Kräfte der Linken und die neuen Möglichkeiten der Kommunikation besser zu nutzen.
Es wurde auch von dem möglichen Dominoeffekt der sozialen Rebellionen in Nordafrika und dem Mittleren Osten gesprochen. Ebenso ging es darum, die jungen Generationen für die Probleme dieser Zeit interessieren.
Der kubanische Comandante en Jefe hörte allen sehr aufmerksam zu. »Es gibt ein Problem, das, wenn es nicht gelöst wird, alles andere überflüssig macht«, sagte er. »Ich denke, wir stehen vor einer Krise dieses Charakters.« Dann ging er auf einige Theorien zur Entstehung der menschlichen Gattung und ihre Bedeutung in der Zeit ein: »Unabhängig von dem Thema, das wir diskutieren wollen, ist das wichtigste, zu überlegen, wie wir das Leben erhalten können. Je mehr wir darüber nachdenken, um so größere Wichtigkeit haben die Ideen.«
Dann nahm er das Thema wieder auf, das ihn seit fast 20 Jahren am häufigsten beschäftigt. Damals — im Juni 1992 — sagte er auf der UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, Brasilien: »Eine bedeutende biologische Gattung ist aufgrund der schnellen und progressiven Beseitigung ihrer natürlichen Lebensbedingungen vom Aussterben bedroht: der Mensch …«
»Ich denke«, unterstrich er jetzt, »dass für die menschliche Gattung die reale Gefahr des Aussterbens besteht, und ich denke, dass wir eine Anstrengung machen können und machen müssen, damit dies nicht geschieht. Dies ist das Hauptthema, über das ich mich mit Ihnen unterhalten wollte.«
Fidel erinnerte auch an die 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, auf Befehl von US-Präsident Harry Truman über den Städten Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben. Diese seien »der größte Terrorakt, der jemals verübt wurde«, gewesen. Aber über ein halbes Jahrhundert später ist die Zerstörungskraft der jetzigen Waffen 450.000 Mal größer. Wie Wissenschaftler bewiesen haben, würden 100 dieser Waffen in einem lokalen Konflikt wie dem, der heute zwischen Indien und Pakistan existiert, reichen, um einen nuklearen Winter hervorzurufen, bei dem die Sonne acht Jahre lang von Atomstaub-Wolken verdeckt wäre, warnte Fidel.
Auch die Nahrungsmittelkrise wurde diskutiert, die durch die von den Finanzspekulationen, den skandalösen Aufkauf von Millionen Hektar Land der Dritten Welt durch die transnationalen Unternehmen, die Biokraftstoffe, Halbwahrheiten und bewussten Lügen versursachten hohen Lebensmittelpreise verursacht werde. Fidel bekräftigte die Notwendigkeit, dass kubanische Volk über den spektakulären Anstieg der Lebensmittelpreise und die wirtschaftlichen Auswirkungen, die dies für die Welt, einschließlich unseres Lands, hat, aufzuklären. »Wir haben die Pflicht, über die Situation zu informieren. Um in der Größenordnung Weizen zu produzieren, wie ihn das Land konsumiert, braucht man 400.000 Hektar Anbaufläche, mit einem Ertragsniveau wie dem der Vereinigten Staaten.«
»Warum kann die Welt nicht wie eine Familie handeln?«, fragte Fidel. »Wir haben keinen anderen Planeten, wohin wir umziehen können. Venus, der den Namen der Liebesgöttin trägt, hat enorm hohe Temperaturen. Der der Erde nächstgelegene Stern ist vier Lichtjahre entfernt — ein Lichtjahr ist die Entfernung, die ein Lichtstrahl bei einer Geschwindigkeit von 300.000 Kilometern pro Stunde in einem Jahr durchläuft. Wir können nicht umziehen. Unser Leben ist hier, auf diesem Planeten, er ist das Einzige, was wir wirklich haben«, fügte er hinzu. »Ich glaube, wir sollten uns wie ein Familie verhalten und teilen, was wir haben: einige Erdöl, andere Nahrungsmittel, noch andere Ärzte…«
»Wir sind einfach mutige Zeitgenossinnen«, sagen Rosi, Ute und Sophie bescheiden und mit einem zwinkernden Auge von sich selbst. Sie hätten weder eine journalistische Ausbildung, noch seien sie professionelle Übersetzerinnen. Als Autodidaktinnen erstellen sie trotzdem seit 1994 die deutsche Ausgabe der »Granma«, dem Parteiorgan der Kommunistischen Partei Kubas.
Tritt man in ihr kleines Büro in der sechsten Etage eines Gebäudekomplexes am Platz der Revolution, versteht man, was sie mit »mutig« meinen. Zwei von der Zeit überholte Computer für drei Kolleginnen und einige betagte Wörterbücher sind ihr ganzes Handwerkszeug, um monatlich die Zeitung aus den wichtigsten in Cuba veröffentlichten Artikeln zusammenzustellen. Derzeit hat die deutsche »Granma Internacional« noch eine Auflage von etwa 1.700 Exemplaren, wovon um die 1.300 Stück nach Deutschland an die Abonnenten, Solidaritätsgruppen und die Botschaft Kubas gehen. Die restlichen Zeitungen werden auf der Insel in einigen Hotels, Restaurants und im Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) ausgelegt. Allerdings gibt es in der Führungsetage des Hauses vage Überlegungen, ob angesichts der fallenden Auflage die Printausgaben der »Granma Internacional« in den verschiedenen Sprachen noch sinnvoll sind oder besser die Internetpräsenzen ausgebaut werden sollten.
Die drei Kolleginnen haben ihre eigene Sichtweise, wären aber auch für solch eine Entscheidung offen. Sie machen ihre Arbeit aus politischer Überzeugung. Jedoch das Gehalt, das sie dafür bekommen, reicht zum Leben für sie und ihre Familien nicht, obwohl sie anders als ihre kubanischen Kollegen ihr Gehalt teilweise in CUC, dem Konvertiblen Peso, ausgezahlt bekommen.
Geld - das war das Stichwort, um ins Gespräch über die anstehenden Aktualisierungen, wie sie in Kuba genannt werden, zu sprechen. Im ganzen Land finden zur Zeit Versammlungen in Vorbereitung des Parteitags im April statt, wo die Bevölkerung Fragen und Vorschläge in die Diskussion einbringen können. Wir selbst entdeckten in Havanna zahlreiche Ankündigungen an den Bürotüren der Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR), die zu den Treffen einluden. Über eine Million Eingaben soll es bereits geben, die alle geprüft würden.
Für uns waren die Einschätzungen von Rosi, Ute und Sophie auch deshalb besonders interessant, da wir bereits am Tag zuvor ein Hintergrundgespräch mit dem Europaverantwortlichen des Zentralkomitees der Partei führten und wir so verschiedene Blickwinkel, offizielle und sehr persönliche, kennenlernen konnten. Die Diskussionen über die Leitlinien nehmen die deutschen Kolleginnen sehr ernst - wissen aber zugleich, dass es noch ein langer Prozess sein wird, bis die Umsetzungen und Verbesserungen erfolgen werden. Dafür seien sie lange genug in Kuba. Die älteste von ihnen, Rosi, lebt sogar schon seit 1967 auf der Insel. In wenigen Tagen geht sie in Rente, es fehlt nur noch die offizielle Bestätigung schwarz auf weiß auf Papier. Dann hieven Ute und Sophie das Blatt nur noch zu zweit. Vorerst. »Tja, in Kuba wird es nie langweilig«, lachen sie. Aber dafür liebten sie das Land ja auch so.
„Den Film könnte ich immer wieder schauen", sage ich. Und auch meine Nachbarin im Kinosessel wischt sich vor lauter Rührung und leicht verschämt Tränen aus dem Gesicht.
Nach der Vorführung von „Azúcar y Sal" (Zucker und Salz) verrät mir Angela, eine der vier kubanischen Protagonistinnen im Film, mit einem herzlichen Lachen, dass es ihr nicht anders ginge. Dabei habe sie ihn schon mehr als 25 Mal während der Filmreise durch Deutschland, Luxemburg und Schweiz vergangenen Herbst gesehen. Unter anderem auch in der Ladengalerie der jungen Welt in Berlin, Medienpartner der Tour, wo bei Rum und Empanadas die Idee für diese Vorstellung am 11. Februar im Pabellón Cuba im Rahmen der kubanischen internationalen Buchmesse gesponnen wurde.
Auf Einladung der jungen Welt präsentierten wir in Anwesenheit des Regisseurs Tobias Kriele und drei Protagonistinnen, Angela, Elena und María, den Film nun ein weiteres Mal auch einem kubanischen Publikum. Der Kinosaal war voll, zusätzliche Stühle wurden organisiert. Trotz dieses großen Interesses bei den Kubanern, seien die Reaktionen nicht mit der in Deutschland erfahrenen Begeisterung und Emotionalität vergleichbar, berichtet Tobias vom Podium. Nach einem Artikel in der jungen Welt vom September 2010 kamen sogar teilweise so viele Zuschauer zu den Filmvorführungen, dass manch einer wegen Überfüllung wieder nach Hause geschickt werden musste.
In Kuba ist die Begeisterung verhaltener. Hier würden die vier Freundinnen beispielhaft für Tausende weiterer Frauen stehen, die wie sie in der Sierra Maestra oder an anderer Stelle für die Revolution gekämpft haben - und es bis heute tun. Tobias weiß, dass nicht alle Kubaner sind wie diese vier Freundinnen. „Zumal nicht alle Kubaner Frauen sind", schiebt er schmunzelnd nach. Dabei waren es vor allem die Frauen, die die Revolution zu einer »Señora Mujer«, zu einer großen Dame, gemacht haben.
Unsere Freundinnen sind stolz und bescheiden zugleich. Jede Generation habe ihre Aufgabe. Es sind immer einfache, aber große Worte, die diesen Abend fallen und die mich mitreißen und anstecken. Darauf und auf die Freundschaft noch einen Cubanito – mit Blick aus der 33. Etage auf den Malecón und auf eine stürmische See.
Kubas Buchmesse ist in diesem Jahr der Bolivarischen Allianz ALBA gewidmet. Feierliche Eröffnung in Havanna – und die junge Welt ist dabei
Ecuadors Kulturministerin Erika Silva durfte am Donnerstag in Havanna die 20.Internationale Buchmesse eröffnen. Sie sprach als Vertreterin der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA), der in diesem Jahr die große Literaturausstellung gewidmet ist. ALBA sei das entscheidende Instrument, um die Kultur der Länder des Kontinents zusammenzuführen, unterstrich Silva. Anfang dieses Jahrhunderts habe es nahezu zeitgleich in vielen Ländern »Hunger nach Veränderungen« gegeben, der dazu führte, daß in zahlreichen Staaten kurz nacheinander progressive Regierungen an die Macht kamen.
Das Venezuela von Hugo Chávez, das Bolivien von Evo Morales, das Ecuador von Rafael Correa, Kuba, aber auch das Honduras von Manuel Zelaya seien Beweise dafür, daß in Lateinamerika eine Alternative zur kapitalistischen Globalisierung möglich sei. Als Beispiele erinnerte sie an die Hilfe der Gemeinschaft für Haiti nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr, aber auch an die sofortigen Proteste Lateinamerikas gegen den Putschversuch in ihrem Land am 30. September letzten Jahres.
Unter den mehreren hundert Ehrengästen, die an der Eröffnungsveranstaltung teilnehmen durften, waren auch Kubas Vizepräsident Esteban Lazo, Parlamentspräsident Ricardo Alarcón und nicht weniger als 14 Kulturminister aus den ALBA-Ländern, aber auch aus anderen Staaten. Aus Venezuela ist der Essayist Luis Britto García angereist, aus Brasilien kam der Befreiungstheologe Frei Betto, und Kubas Literaturwelt wurde unter anderem von Roberto Fernández Retamar repräsentiert. Im Mittelpunkt standen aber die beiden Schriftsteller Jaime Sarusky und Fernando Martínez Heredia, die sich ebenfalls mit kurzen Ansprachen an die Gäste wandten. »Das Geld darf nicht das einzige sein, das das Leben der Menschen bestimmt«, forderte Martínez, der 2006 mit dem kubanischen Nationalpreis für Sozialwissenschaften ausgezeichnet wurde. »Nur der Sozialismus ist in der Lage, Freiheit und soziale Gerechtigkeit zu ermöglichen.«
Die historische Festung La Cabaña, die sich mit ihren alten Kanonenrohren über der Altstadt von Havanna erhebt, erweist sich wieder einmal als eine beeindruckende Kulisse für das kubanische Kulturfestival, zumal in diesem Jahr bislang auch die Temperaturen mit karibischer Wärme mitspielen. Während die untergehende Sonne ihr Licht über den Hafen der kubanischen Hauptstadt streichen ließ, spielten junge Orchester Melodien aus Lateinamerika, der kubanische Nationalchor sang dazu. Anschließend eröffneten Lazo, Alarcón und die angereisten Minister die gemeinsame Ausstellungshalle der ALBA-Länder, während sich die weiteren Gäste unter dem mittlerweile sternenklaren Nachthimmel den von freundlichen Kubanerinnern ausgeschenkten Mojito schmecken ließen. In den kommenden Tagen werden wieder Hunderttausende Menschen in die Festung strömen, um Ausschau nach den Tausenden Neuerscheinungen zu halten, die Hunderte kubanische und viele weitere lateinamerikanische Verlage auch in diesem Jahr anbieten.
Wer es noch nicht weiß: junge Welt ist auch vor Ort – mit Stand, einer zweisprachigen Buchmesse-Sonderausgabe der Zeitung und einem Blog im Internet. Wir sind seit 2004 jährlich präsent. Damals war Deutschland Gastland der Buchmesse, die »rot-grüne« Bundesregierung setzte aber auf Boykott und Fernbleiben. Den Herren Gerhard Schröder (SPD) und Joseph Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) zum Trotz war Deutschland seinerzeit mit seiner bis dato größten Präsenz in Havanna vertreten, da sich zahlreiche Verlage und Organisationen dem Boykott verweigerten und sich vor Ort präsentierten. Die alternative deutsche Beteiligung, die das Berliner Büro Buchmesse Havanna und die junge Welt gemeinsam mit Verlagen und Kuba-Solidaritätsgruppen arrangieren, wird seitdem fortgesetzt. Mittlerweile ist die BRD mit der Frankfurter Buchmesse GmbH auch wieder »offiziell« in Havanna vertreten.
Die Zahlen lesen sich beeindruckend. Rund 160 Verlagshäuser aus 27 Ländern werden ab dem morgigen Freitag in der alten Festung La Cabaña über der Altstadt von Havanna ihre Bücher ausstellen. Mehr als 2400 Titel werden bei der 20. Internationalen Buchmesse in der kubanischen Hauptstadt vorgestellt, die heute mit einer feierlichen Zeremonie offiziell eröffnet wird. Allein 30 kubanische Verlage präsentieren mehr als 500 Neuerscheinungen. Zehn Tage lang werden das historische Bauwerk über dem Hafen von Havanna und zehn weitere Zentren im gesamten Stadtgebiet Schauplatz der unzähligen Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionen und Konzerte sein, die im Rahmen der Buchmesse organisiert werden.
Das Veranstaltungsprogramm umfaßt über 70 eng bedruckte Seiten, 4,5 Millionen Bücher warten auf Leserinnen und Leser. Ab dem 21.Februar geht die Buchmesse dann auf eine Tournee durch die Provinzen des Karibikstaates, bis sie am 6. März in Santiago de Cuba für dieses Jahr die Pforten schließen wird. 2010 kamen insgesamt über zwei Millionen Menschen zur Messe, was sie zum größten Kulturereignis Kubas macht.
Die Präsidentin des bei der Durchführung federführenden Kubanischen Buchinstitutes, Zuleica Romay, konnte bei einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche stolz mitteilen, daß auch rund 200 namhafte Persönlichkeiten aus 41 Ländern bei der Buchmesse zu Gast sein werden. Zu den bekanntesten gehören dabei die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú aus Guatemala und der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto. Die Kulturminister aus 14 Ländern werden sich in Havanna ebenso ein Stelldichein geben wie weitere hochrangige Gäste aus den Mitgliedsstaaten der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA), denen die diesjährige Buchmesse gewidmet ist. Ein weiteres Motto der Ausstellung ist der 200. Jahrestag der ersten Unabhängigkeit Lateinamerikas und der Karibik, die in diesem Jahr in der gesamten Region gefeiert wird.
Die Geschichte der kubanischen Buchmesse reicht bis 1982 zurück, als im Palast der schönen Künste eine Ausstellung eröffnet wurde, die den Werken von José Martí, Nicolás Guillén und Georgi Dimitroff gewidmet war. Zwei Jahre später wurden das Hotel Habana Libre und der Pabellón Cuba, ein modernistisches Gebäude im Stadtteil Vedado, Ort einer Schau wissenschaftlich-technischer Werke, gefolgt 1986 von einer Konferenz über Kinder- und Jugendliteratur im großen Veranstaltungszentrum Palacio de Convenciones.
Erst seit dem Jahr 2000 und seither jährlich hat die Buchmesse in der Festung La Cabaña ihren heutigen Rahmen gefunden, und seit 1998 wird sie regelmäßig einem Gastland gewidmet. Den Anfang machte damals Mexiko, gefolgt zwei Jahre später von Italien und im Jahr 2001 von Spanien. Frankreich war Ehrengast 2002, ein Jahr später wurde die Messe der Andengemeinschaft und ihren damaligen Mitgliedsstaaten Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru und Venezuela gewidmet. 2004 schließlich sollte Deutschland Gast der Buchmesse sein, doch die damalige »rot-grüne« Bundesregierung boykottierte die Veranstaltung. Trotzdem war die Bundesrepublik damals mit ihrer bis dahin größten Präsenz in Havanna vertreten, da zahlreiche Verlage und Organisationen sich dem Boykott widersetzten. Das war der Beginn der jährlichen alternativen deutschen Beteiligung, die das Berliner Büro Buchmesse Havanna und die junge Welt gemeinsam mit Verlagen und Kuba-Solidaritätsgruppen arrangieren, und die auch fortgesetzt wurde, seitdem Deutschland durch die Frankfurter Buchmesse GmbH wieder »offiziell« in Havanna vertreten wurde. Auch in diesem Jahr präsentiert sich jW deshalb mit einer zweisprachigen Sonderausgabe in Havanna. Aktuell von der Buchmesse berichten wir außerdem im Internet in einem Online-Spezial sowie regelmäßig auf den Seiten dieser Zeitung.
José Martí ist der Nationaldichter Kubas. Vor 120 Jahren erschien sein wichtigstes Werk »Unser Amerika« José Martí wurde am 28. Januar 1853 als Sohn des spanischen Ehepaars Mariano Martí und Leonor Pérez in Havanna geboren. Schon in jungen Jahren beteiligte er sich am Kampf für die Unabhängigkeit Kubas, was ihn 1869 erstmals ins Gefängnis brachte. 1871 wurde er nach Spanien ausgewiesen. Nach einer kurzen Rückkehr in sein Heimatland ging Martí 1880 als Journalist nach New York. Hier bekam er Kontakt mit kubanischen Offizieren, wie dem General Calixto García, und übernahm schließlich den Vorsitz des Kubanischen Revolutionären Komitees. Er sammelte Geld, Waffen, Schiffe und kümmerte sich um das Training der um ihn gescharten Revolutionäre.
Insgesamt veröffentlichte Martí zwischen 1880 und 1892 mehr als 400 journalistische Artikel über Lateinamerika, die USA und Europa, die in solchen Blättern wie La Nación in Buenos Aires, La Opinión Nacional in Caracas, oder Las Américas in New York erschienen. Martís journalistisches Schaffen nimmt fast die Hälfte seines Gesamtwerks ein, doch auch die meisten seiner übrigen Schriften erblickten erstmals in Zeitungen und Zeitschriften das Licht der Öffentlichkeit.
Martí hat jedoch vor allem als Schriftsteller Weltgeltung erlangt. Insbesondere seine Märchen überraschen, die in der von ihm selbst zwischen Juli und Oktober 1889 herausgegebenen Kinderzeitschrift La Edad de Oro erschienen. Einen kindgerechten Tonfall finden wir auch in »Ismaelillo«, seinem ersten in Versen verfaßten Buch. Die 15 Gedichte für seinen weit entfernt lebenden Sohn eröffneten den Weg zur neuen Ästhetik des Modernismus. Der höchste Gipfel von Martís poetischem Schaffen sind jedoch die »Versos sencillos«, die »einfachen Verse«, eine fragmentarische Chronik seines Lebens.
Als 1895 alles vorbereitet war, um den Kampf für die Befreiung Kubas zu beginnen, beschlagnahmte die US-Administration die Ausrüstung der Revolutionäre. Trotzdem gelang es Martí gemeinsam mit Máximo Gómez und anderen Freiheitskämpfern im Mai 1895, in Playitas an Land zu gehen und landeinwärts zu marschieren, um sich dort mit anderen Revolutionären zu vereinigen. Doch schon am 19. Mai starb der »Apostel«, wie Martí von seinen Genossen später genannt wurde, bei einem Gefecht mit den Truppen der spanischen Kolonialmacht. Seine Gefährten konnten nicht einmal seinen Leichnam bergen.
Bereits am 10. Januar 1891 war in der La Revista Ilustrada de Nueva York sein Essay »Unser Amerika« erschienen, das heute als das wichtigste politische Vermächtnis Martís gilt. Es ist ein politisch-kulturelles Programm, das den dringendsten Bedürfnissen des Kontinents entspricht. Mit der Kolonialisierung hatten die neuen Herren dem amerikanischen Kontinent eine Reihe von Sitten und Traditionen übergestülpt, die eine Weiterentwicklung der einheimischen Kultur verhinderten. Deren Werte wurden durch die Vorstellungen der Eroberer ersetzt – ein Vorgehen, das für jedes Imperium in der Geschichte typisch ist. Dieses tragische Bild beschreibt Martí in seinem Aufsatz und ruft alle Kubaner auf, sich unter dem »Banner der Liebe und des Respekts für den Menschen« zu sammeln. Diese sollten seiner Ansicht nach die obersten Normen der künftigen Republik sein: »Ich möchte, daß das erste Gesetz unserer Republik der Respekt der Kubaner für die volle Würde des Menschen ist. Jeder wirkliche Mensch sollte am eigenen Körper jeden Schlag spüren, den ein anderer Mensch erleidet.«
Der tiefe Humanismus, der sich in diesen Zeilen widerspiegelt, ist die wichtigste Konstante im politischen Wirken Martís. Gerade heute, 120 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen von »Unser Amerika«, sind die von Martí hier vorgestellten Ideen lebendiger denn je und bilden ein Kampfprogramm zur Verteidigung und Bereicherung der nationalen Identität der Völker Lateinamerikas. In Martí vereinen sich Lateinamerikanismus, Antirassismus und Antiimperialismus und bilden so ein Instrument im Kampf der Ideen.
Unser Autor ist Kulturattaché der kubanischen Botschaft in Berlin Übersetzung: André Scheer
Mehr als 500 Buchtitel und ingsesamt viereinhalb Millionen Exemplare der wichtigsten kubanischen Verlage warten ab Donnerstag auf die Besucherinnen und Besucher der 20. Internationalen Buchmesse Cuba 2011. Das kündigten die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleica Romay, und Kubas Vizekulturminister Fernando Rojas in Havanna an. Gewidmet ist die Ausstellung in diesem Jahr den Mitgliedsländern der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) sowie den Schriftstellern Fernando Martínez Heredia und Jaime Sarusky.
Die Buchmesse wird am 10. Februar in der alten Festung La Cabaña feierlich eröffnet und hat dann zehn Tage lang ihre Tore für die Bevölkerung geöffnet. Anschliessend reist die Messe bis zum 6. März durch die Provinzen Kubas.
Auf der spanischsprachigen Homepage der Internationalen Buchmesse stehen das Programm der Veranstaltungen und Lesungen als PDF-Dokumente zum Download bereit: Bitte hier klicken
Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú gehört zu mehr als 200 Persönlichkeiten aus 41 Ländern, die ab der kommenden Woche in Havanna an der 20. Internationalen Buchmesse Cuba 2011 teilnehmen werden. Das teilten die Organisatoren der Veranstaltung am Dienstag (Ortszeit) mit. Ihre Teilnahme ebenfalls zugesagt haben bislang 14 Kulturminister aus aller Welt, der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto, die Argentinier Vicente Battista und Jorge Edmundo Coscia, der Belgier Eric Toussaint und der Franzose Hervé Fischer.
Die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleica Romay, berichtete, daß die Messe trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage Kubas erneut gewachsen sei und sich auf weitere zehn Austragungsorte in Havanna ausgedehnt habe, in denen - neben der Hauptveranstaltung in der alten Festung La Cabaña - zahlreiche Lesungen, Filmveranstaltungen und Diskussionen stattfinden werden.
160 Verlagshäuser aus 27 Ländern werden bei der Messe ihre Neuheiten vorstellen. Allein aus Kuba sind 30 Verlage bei der Messe vertreten, die 513 Neuerscheinungen präsentieren wollen. 4,5 Millionen Bücher warten auf die Leserinnen und Leser, die ab dem 10. Februar wieder das Geländer der Ausstellung stürmen werden.
Zu Ehren der diesmal als Ehrengäste eingeladenen Mitgliedsländer der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) erscheint zur Buchmesse eine neue Sammlung von Minibüchern, die diesen Ländern gewidmet sind.
Nach zehn Tagen Ausstellung in Havanna wird die Messe ab dem 20. Februar wieder ihre Reise durch die Provinzen Kubas antreten, bis sie am 6. März in Santiago de Cuba für dieses Jahr ihre Tore schließen wird. Im vergangenen Jahr besuchten insgesamt über zwei Millionen Menschen die Buchmesse, die damit von ihrer Größe her als das wichtigste Kulturereignis der Insel gilt. (scha)