Auch in Cienfuegos wird die Buchmesse von zahlreichen Kulturveranstaltungen begleitet. Gestern hat es uns am spaeten Nachmittag ins Teatro Tomas Terry gezogen. Zum 48. Todestag des kubanischen Musikers Benny More, der aus einem Vorort dieser Stadt stammt, wurde eine Pena veranstaltet. Unter anderem wurde das Buch "Una Guitarra, un buen amor" mit einer Sammlung 100 Lieder der Nueva Trova-Vertreter Silvio Rodriguez und Pablo Milanes vorgestellt. Besonders beeindruckt aber hat uns das musikalische Programm vor einer traunhaften Kulisse - der im Abendlicht durchflutete Saal Ateneo des Theaters am Parque Marti. Unser dreier persoenlicher Star war ein neunjaehriges Maedchen, die virtuos Geige spielte. In Gitarrenbegleitung eines aelteren guitarrero ueberraschte sie mit einer ausdrucksstarken Stimme. Ihr stolzer Vater, ebenso Musiker, haelt seine Tochter fuer ein normales Kind. Dank der kubanischen Revolution habe jedes Kind die Moeglichkeit, seine musischen Faehigkeiten zu entwickeln und zu leben. Ein wunderbarer Abschluss in Cienfuegos.
Noch bis zum 6. Maerz reist die 20. Internationale Buchmesse Cuba 2011 durch die Provinzen der Insel. Gerade erst erfolgreich und etwas kaputt die Feria in Havanna hinter uns gelassen, treffen wir just bei der Ankunft in Cienfuegos wieder auf sie. Nur ist hier alles etwas beschaulicher. Es gibt ein paar blaue Pavillons auf dem Prado und einige Buchlaeden, die speziell fuer das Literaturfest eingerichtet wurden. Die Freude und das Interesse der Lesehungrigen fallen aber nicht geringer als in der kubanischen Hausptstadt aus. Mittelpunkt der Buchmesse ist der Tesoro de Papel auf dem Einkaufsboulevard, eine Buehne mit umfangreichem Kulturprogramm fuer jung und alt. Die Stars sind hier die Kinder.
Bei der Buchmesse läuft der große Ausverkauf. Heute ist der letzte Tag der Feria in der Cabaña, der historischen Festung über der Altstadt Havannas. Während auch wir eifrig dabei sind, die letzten Exemplare der zweisprachigen jW-Sonderausgabe unter die Leute zu bringen - 19.000 Exemplare haben wir in den vergangenen zehn Tagen verteilt -, bereiten sich die kubanischen Kolleginnen und Kollegen darauf vor, mit der Buchmesse auf Reisen zu gehen.
Bis zum 6. März gehen die Verlage mit ihren Büchern auf Tournee durch die Provinzen Kubas. In Pinar del Río, Santiago de Cuba, Guantánamo, Cienfuegos und vielen anderen Städten haben die Menschen dort so ebenfalls die Chance, in den zahlreichen Neuerscheinungen zu stöbern, ohne extra die Reise nach Havanna antreten zu müssen.
Auch an den vielen anderen Ständen herrscht Hochbetrieb, Schilder mit der Aufschrift »Rebaja« weisen auf Preissenkungen hin. Manche Werke, die bislang nur für konvertible Peso (CUC) verkauft werden, sind nun auch für die Moneda Nacional zu haben.
An unserem Stand werden die Preislisten abgehängt, die restlichen Bücher verpackt und die paar verbliebenen Kugelschreiber und Luftballons verschenkt.
Zehn Tage Buchmesse stecken uns in den Knochen, und so freuen wir uns darauf, morgen noch einen ruhigen Tag am Pool einlegen zu können. Glücklich die, die noch ein paar Tage Kuba drangehängt haben.
Livemusik von Gerardo Alfonso und seiner Gruppe, einige Reden, gutes Essen und der eine oder andere Schluck guten kubanischen Rums - so feierte die AG »Cuba Sí« am Freitag in Havanna ihren 20. Geburtstag. Schauplatz dieses Treffens alter Freunde aus Kuba und Deutschland war das »Haus der Freundschaft«, eine Begegnungsstätte des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft (ICAP).
Im Garten der alten Villa war unter Palmen die Bühne aufgebaut, davor reihten sich Tisch an Tisch, an denen neben den in Havanna anwesenden Mitgliedern von »Cuba Sí« auch viele Weggefährten aus den vergangenen zwei Jahrzehnten vertreten waren, die auf alte Zeiten anstießen und neue Projekte diskutierten.
Bei brütender Mittagshitze ist Aufbruch von der Cabaña Richtung Cuhae. Drei Busse und zwei Stunden später erreichen wir die Technische Universität am Rande der kubanischen Hauptstadt. Sattgrüne Landschaften und bunte Häusergruppierungen sind an uns vorbeigezogen und nur das große Hinweisschild »Internationaler Flughafen Jose Marti« schafft etwas Orientierung.
Die Peña - eine Zusammenkunft von Künstlern und Aktivisten – zu Ehren der »Los Cinco«, der fünf widerrechtlich in den USA inhaftierten kubanischen Antiterroristen, hat schon begonnen. Leise schleichen wir nach der ersten Rede auf unsere Plätze.
Fast angespannte Stille herrscht, als Aili, der Tochter von Ramón Labañino, ein von Studentinnen und Studenten der Universität gefertigtes Buch übergeben wird. Fast schüchtern nimmt es die junge Frau entgegen , die entschlossen für die Freilassung ihres Vaters kämpft, der Kuba vor US-Terroranschlägen schützen wollte.
Die getragene Stimmung wird von einer jungen Kubanerin, die eindrucksvoll Flamenco tanzt, durchbrochen.
Abgerundet und beendet wird die Veranstaltung, die von der studentischen Solidaritätsgruppe an der Uni organisiert wurde, durch Eigenkompositionen eines jungen Musikers, der nur vom Outfit her Ähnlichkeiten mit seinen europäischen Pendants aus den Charts hat. Denn seine Lieder sind eine echte Entdeckung, was vom Publikum mit anhaltendem Applaus honoriert wird.
Tief berührt bin ich aber von dem persönlichen Gespräch mit Aili. Als ich ihr die solidarischen Grüße des Komitees »¡Basta ya!« für die Freilassung der Fünf aus der BRD überbringe und ihr versichere, dass wir den politischen Kampf unvermindert fortsetzen werden, ist sie es, die aufmunternde Worte findet. Sie habe nicht nur großen Respekt vor unserer Arbeit. Auch das Wissen, dass es in der BRD Menschen gibt, die für die Freilassung der Fünf streiten, gäbe ihr viel Kraft. Wir seien in diesem Kampf eine große Familie.
Nötig und zu wünschen wäre, dass diese Familie größer wird - und dass es auch in der BRD vielleicht bald studentische Solidaritätsgruppen gibt, die sich für die Einhaltung von Menschenrechten einsetzen und sich für die Fünf engagieren. Dies wünschen sich nicht nur die StudentInnen an der TU Cuhae.
Auf dem Weg vom Revolutionsmuseum führte der Weg vorbei an einem Büro des kommunistischen Jugendverbandes UJC (Unión de Jóvenes Comunistas), deutlich erkennbar durch das Emblem. Neben Ernesto Che Guevara und Camilio Cienfuegos ist dort noch eine drittes Konterfei abgebildet. Die Gruppe rätselte, welche Person sich hinter dem Kopf versteckt. Eine kurze Frage am Empfang sollte das Rätsel lösen. Führte aber dann doch zu einer Überraschung. Die zwei Personen am Empfang konnten nicht helfen. Schnell wurde zum Telefon gegriffen, um die Frage der wissbegierigen Touristen zu befriedigen.
Es handelt sich um Julio Antiono Mella (1903 - 1929), kubanischer Studentenführer und Mitbegründer der Kommunistischen Partei Kubas. Im Jahre 1923 wurde Mella zum Vorsitzenden der kubanischen Studentenverbandes FEU gewählt und führte den Ersten Nationalen Studentenkongress durch. In Folge von politischer Verfolgung mußte er Kuba verlassen und wurde 1929 von den Agenten des kubanischen Diktators Diktators Gerardo Machado in Mexiko ermordet.
»Alles für die Kinder« ist das Motto in Kuba. Das macht sich in der Statistik bemerkbar: Mit 5,3 pro 1000 Geburten hat Kuba eine der niedrigsten Kindersterblichkeitsraten weltweit. 98,6 Prozent der Kinder besuchen erfolgreich die Schule. Dazu kommen kostenlose und flächendeckende Versorgung mit Kindertagesstätten und eine hervorragende Gesundheitsversorgung – gerade auch für die Kleinen.
Jegliche Statistik verblaßt aber, wenn man den Kindern - mit ihren Eltern oder als Schulklasse – auf der Buchmesse begegnet. Gelesen wird in jedem Winkel auf der Cabaña, da, wo gerade ein Plätzchen zum Ausruhen ist.
Auch die Kinderbücher an unserem Stand sind ein heißbegehrtes Objekt. Sie werden von Hand zu Hand gereicht und sorgsam inspiziert. Doch nicht nur bei kleinen Kubanerinnen und Kubaner wecken wir mit den Kinderbüchern – viele von ihnen sind Neuauflagen früherer DDR-Werke – großes Interesse. Auch Große aus Ostdeutschland blättern begeistert in den Erinnerungen an ihre Jugend. Interesse gibt es aber auch bei einigen Westdeutschen, die diese Bücher früher für ihre Kinder in der DDR gekauft hatten und nun von dem Wiedersehen mit den guten alten Bekannten emotional berührt sind.
Ach ja, selbstredend gibt es jährlich den Pabellón Infantil,den Bereich speziell für die Kinder, auf der Buchmesse. Hier machen Kinderbücher, aber auch Clownerien, Theatervorstellungen, Pferdereiten, Mal- und Rätselwettbewerbe usw. die Messe zu einem Riesenfest für die Kurzen.
Wie bereits in den vergangenen Jahren trafen sich die Gewerkschaftsvertreter des Berliner Büros Buchmesse Havanna, die eine Säule der deutschen Delegation repräsentieren, mit Kollegen des kubanischen Gewerkschaftsdachverbandes CTC (Central de Trabajadores de Cuba).
Es begrüßten uns Raymundo Navarro Fernández, Mitglied im Sekretariat, und Manuel Montero Bistilleiro von der Abteilung für internationale Beziehungen.
Zu Beginn bedankten sich beide für die gute und stetige Zusammenarbeit mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft.
Für beide Seiten von großer Bedeutung war der Austausch über die Entwicklung in Deutschland und Kuba innerhalb des vergangenen Jahres.
Die CTC organisiert mit 3,4 Millionen Mitgliedern knapp 95 % der kubanischen Arbeitnehmer. Momentan besteht die Hauptaufgabe des Dachverbandes darin, die gegenwärtige Diskussion über die ökonomischen und sozialen Herausforderungen, die mit der Freisetzung von 500.000 Arbeitnehmern entstehen werden, in die Betriebe zu tragen.
Nach Einschätzung der Kollegen geht es vor allem darum, die gewerkschaftliche Bindung der selbstständigen Arbeitnehmer aufrecht zu erhalten. Das ist nicht einfach, wie Erfahrungen von ver.di in den vergangenen Jahren belegen.
Gleichwohl konnten auch Erfolge verzeichnet werden. Und von diesen sollen die Kubaner profitieren. Andreas Köhn, Landesfachbereichsleiter Medien, bot daher an, die Kollegen künftig mit ver.di-Schulungsmaterial für selbstständige Arbeitnehmer zu unterstützen, das eigens für die CTC übersetzt werden soll.
Die Jubiläumsausgabe der Buchmesse in Havanna, gewidmet dem 200. Jahrestag der Unabhängigkeit Südamerikas und den Kulturen der Mitgliedsländer in der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) - diese Konstellation hat die Erwartung an die Veranstaltung wachsen lassen. Leider gelingt es der Messe in diesem Jahr nicht, diesen Erwartungen gerecht zu werden.
Im vergangenen Jahr war Rußland Ehrengast der Buchmesse. In einer großen Halle stellten zahlreiche Verlage aus dem Riesenland ihre Bücher aus, eine Fotoausstellung erinnerte an die Beziehungen Kubas zu Rußland bzw. zur Sowjetunion. An der Eröffnungsveransatltung nahm der russische Außenminister Lawrow teil. Daran anzuknüpfen ist ALBA in diesem Jahr nicht gelungen.
Das zeichnete sich schon bei der Eröffnung ab, als zwar 14 Kulturminister aus aller Welt anreisten, aber ansonsten keinerlei hochrangige Delegationen teilnahmen - kein Chávez, kein Evo Morales, kein Rafael Correa, kein Daniel Ortega und auch kein Raúl Castro. Und das setzt sich dieser Tage fort. Die Länder der antiimperialistischen Allianz sind nur mit kleinen Ständen vertreten, wie sie ansonsten einzelne Verlage besetzen. Da fällt es dann kaum auf, wenn sie an einen Tagen gleich ganz geschlossen bleiben.
Auch im Veranstaltungsprogramm bleibt ALBA merkwürdig dünn. Neben Kuba sind es vor allem Verlage und Organisationen aus Argentinien - bezeichnenderweise selbst kein ALBA-Mitglied -, die ihre Veröffentlichungen anbieten und mit kulturellen Veranstaltungen präsent sind.
Schade, hier wurde eine Chance vertan. Was der spannenden Vielfalt der Veranstaltungen natürlich keinen Abbruch tut.
Selbst während der Buchmesse in Havanna lassen uns die Geschehnisse aus Berlin nicht kalt. Mit Freude haben wir mitbekommen, daß das Berliner Wasser-Volksbegehren, welches die vollkommene Offenlegung der Vertragsinhalte bei der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe gefordert hat, haushoch gewonnen hat: 98,5 % haben mit »Ja« gestimmt - »Das ist ja fast wie in Kuba«.
Hier in Havanna ist das Wasser, wie andere strategische Komponenten, in Volkshand. Auch das Telekommunikationsunternehmen ETECSA, das als Joint Venture zwischen Kuba und Italien gegründet worden war, ist seit zwei Wochen wieder vollständig verstaatlicht. Kuba hat alle Anteile vom italienischen Partner zurückerworben.
Tausende, Zehntausende, Hunderttausende haben am Wochenende die Festung gestürmt, die altehrwürdige Cabaña über der Altstadt Havannas ist fest in der Hand der Lesehungrigen. Vor allem Kinder jeden Alters hocken auf den groben Steinmauern und schmökern in ihren gerade erhaltenen Büchern. Auch der Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna mit der jungen Welt, zahlreichen Verlagen und Cuba-Soligruppen aus Deutschland und der Schweiz ist umlagert - besonders, wenn Katja und Claudia mal wieder beginnen, Tiere aus Luftballons zu knoten.
Der Journalist Luis Baez stellte am heutigen Sonntag sein neues Buch »Fidel por el mundo«, auf Deutsch etwa: Fidel um die Welt, vor. Der über 600 Seiten starke Brocken ist erst vor zwei Tagen aus der Druckerei gekommen, und beinhaltet Berichte des 1937 geborenen Journalisten, der Fidel Castro praktisch seit dem 1. Januar 1959 auf seinen Reisen begleitet hatte, zunächst als Reporter der Zeitung »Avance« und der Zeitschrift »Bohemia«, später für »Revolución« - der Zeitung der Bewegung 26. Juli - und der aus ihr hervorgegangenen »Granma« sowie für die Agentur Prensa Latina.
Baez war dabei, als Fidel wenige Tage nach dem Sieg der Kubanischen Revolution 1959 Venezuela besuchte, er nahm an der 25 Tage dauernden Tournee durch Salvador Allendes Chile 1971 teil, und er war an der Seite des Comandante, als dieser 1972 die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik besuchte. Und er beschreibt das Resümee von erfolgreichen 24 Stunden in Berlin: »Der Comandante en Jefe zeigte sich sehr zufrieden. Es war ein einzigartiger Tag, oder wie er selbst sagen würde: ein kommunistischer Tag.«
Das Kompendium endet erst bei Fidels Besuchen in Jamaica und Barbados im Jahr 2005 und beinhaltet auch dessen Besuche in Spanien 1998 zum Gipfeltreffen Lateinamerikas und der EU, während dem die Nachricht von der Verhaftung Pinochets in London eintraf, oder auch die Visiten bei Papst Johannes Paul II. im Vatikan, bei Ghaddafi im Libyen, bei Kim Il-Sung in Nordkorea, bei Ho Chi Minh in Vietnam und natürlich mehrfach bei Hugo Chávez in Venezuela.
Bei der Präsentation war Luis Baez anzumerken, dass er mit Leib und Seele Journalist ist - selbst zu reden, liegt ihm nicht. Er stellt lieber Fragen.
Was treiben deutsche und US-amerikanische Stiftungen in Lateinamerika? Aber vor allem: In wessen Interesse engagieren sie sich dort? Dies debattierten auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft in der Partei Die Linke, Cuba Sí, vor rund 30 Zuhörern am ersten Tag der Feria der Journalist Ingo Niebel, Wolfgang Gehrcke (MdB, Die Linke) und der kubanische Europaexperte Francisco Brown.
Während ihr offizieller Auftrag der „Export" von Demokratie nach außen sei, so Moderator Harald Neuber, sei ihre wesentliche Funktion die Wahrung der ökonomischen Interessen der BRD und der EU. Er verwies auf die Rolle der Naumann-Stiftung in Honduras oder auch der KAS am Fall Venezuelas.
Ingo Niebel beschrieb die Doppelfunktion von Stiftungen. Ein Kernbereich ihrer Arbeit sei die Expertise in Richtung Parlament und die Beförderung politisch genehmer Parlamentsinitiativen. Der andere Bereich sei der der Residenten in den Zielländern. Gehrcke charakterisierte die Rolle der Stiftungen ausgehend von Marx Feuerbachthesen. „Alles, was den Menschen bewegt, muss seinen Durchgang durch den Kopf nehmen." Revolutionen, aber auch Konterrevolutionen, fänden zuerst im Kopf statt. Stiftungen betrieben oft das Geschäft, dass es in den Köpfen rechts werde – was er aber hoffentlich für linke Stiftungen ausschließen könne. Die Arbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung habe im Geiste von Rosa Luxemburgs Motto „Sozialismus oder Barbarei" zu erfolgen. Das schließe aber auch Meinungsverschiedenheiten ein. Und auch das Gespräch mit Kräften, die vielleicht in Kuba nicht so gern gesehen seien, ergänzte er.
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung eröffnet demnächst ein Büro in New York. Auf die Frage, ob sie dort Solidaritätskampagnen zur Freilassung der Cuban Five unterstützen würde, kam ein klares Ja von Gehrcke. Man dürfe Vorbedingungen, nichts für die Fünf zu machen, auf keinen Fall akzeptieren.
Er zog das Resümee, dass man die Arbeit von Stiftungen, die Putsche unterstützen, nicht verhindern könne. Aber die Linke müsse Öffentlichkeit schaffen. Er verwies dabei auf Wikileaks: Nichts bleibe geheim. Was manche Politiker der US-Botschaft mitgeteilt habe, habe Klarheit geschaffen.
Die technischen Probleme sind gelöst. Nachdem erst die Internetverbindung an unseren Stand auf der Buchmesse nicht klappte und dann kein Strom verfügbar war, stellte sich am Ende sogar noch unser (angeblich DIN-genormter) Adapter als untauglich heraus. Nun aber haben wir Netz, Strom und Adapter - und sind endlich in der Lage, ohne den Umweg über die Internetzugänge im Hotel aus Havanna zu berichten.
Der aktuelle Wetterbericht: Nach Tagen heissen Sommerwetters ist es momentan etwas kühl mit Nieselregen. Die kubanischen Freundinnen und Freunde haben uns aber versprochen, dass dies nicht etwa bedeutet, dass mal wieder eine Kältewelle im Anmarsch ist.
Dem Andrang an unserem Stand tut dies keinen Abbruch, besonders die Luftballons von ver.di sind heiss begehrt. Die ersten Veranstaltungen gab es auch schon, unsere Berichte folgen in Kürze...
Wenn alles zu glatt geht, muss es wenigstens in Havanna dauern. Wir sind ohne Probleme in Kuba angekommen, um die jW, den Verlag 8. Mai, Cuba-Soligruppen, Verlage und andere wie gewohnt bei der Internationalen Buchmesse zu vertreten. Heute morgen (wir haben derzeit den 9. Februar um 10.10 Uhr kubanischer Ortszeit) haben wir unseren ersten Termin beim Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP), um dort alle wichtigen Veranstaltungen abzusprechen. Die Journalisten unter uns lassen sich danach offiziell akkreditieren, während alle anderen schon mal die Cabaña, die große Festung über der Altstadt von Havanna, in Augenschein nehmen. Hier beginnt morgen offiziell die Buchmesse.
Wir sind also soweit alle gut angekommen. Nur am Flughafen gab es erstmal ein wenig Aufregung, als zwei von uns nicht die Kontrollen passieren konnten. Sie hatten ein besonderes, vom Kulturministerium ausgestelltes Visum dabei - aber leider nur als Fotokopie. Die Originale sollten am Flughafen hinterlegt sein - waren sie aber nicht. Nach mehreren Stunden Hektik und aufgeregten Telefonaten konnte dann aber auch das auf kubanische Weise gelöst werden. Alles wie gehabt also.
Und jetzt freuen wir uns darauf, dass es richtig losgeht. Morgen mit dem Auftakt und ab Übermorgen dann mit Hochbetrieb und unzähligen Büchern. Havanna, wir sind da!
Unter dem Motto »Lesen heißt wachsen« (»Leer es crecer«) öffnen am 10. Februar die Tore der Internationalen Buchmesse Havanna. Bis zum 20. Februar präsentieren kubanische und internationale Verlage ihre Bücher dem interessierten Publikum. Im Anschluß reist die Buchmesse noch bis zum 6. März durch die Provinzen des Landes. Die diesjährige Literaturschau ist dem Erzähler und Journalisten Jaime Sarusky Millar, Träger des Nationalpreises für Literatur 2004, sowie dem Philosophen und Essayisten Fernando Martínez Heredia, Nationalpreisträger für Sozialwissenschaften 2006, gewidmet. Geehrt werden zudem die Kulturen der Völker innerhalb der ALBA, der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas, sowie der 220. Jahrestag der haitianischen Revolution und damit die erste Erklärung zur Abschaffung der Sklaverei.
Während der zehn Tage wird auf dem Messegelände und in Havanna ein buntes und umfangreiches Begleitprogramm mit Buchpräsentationen, Diskussionsrunden, Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerten geboten. Eine der bedeutendsten Neuerscheinungen, die dort präsentiert werden, ist die von kubanischen Verlagen aufgelegte Edition »Alba Bicentenario« mit Werken lateinamerikanischer Autoren. Zu den ersten zwanzig aufgelegten Bänden gehören »Cuentos macabros« von Rubén Darío (Nicaragua), »De Cristóbal Colón a Fidel Castro. El Caribe, frontera imperial« von Juan Bosh (Dominikanische Republik) und der Jugendroman »Simón era su nombre« von Edna Iturralde (Ecuador). Die Edition geht auf eine Initiative des Instituto Cubano del Libro zurück.
Neben der »offiziellen« Präsenz der Bundesrepublik über die Buchmesse Frankfurt nehmen dreiundzwanzig deutschsprachige Verlage, Kuba-Solidaritätsgruppen und Gewerkschaftsgliederungen über das Berliner Büro Buchmesse Havanna mit eigenem Stand teil. Die deutsche Soli-AG »Cuba Sí« will während der Tage in Havanna nicht nur die eigene Arbeit vorstellen, sondern auch das 20. Jubiläum ihrer Gründung groß feiern.
Darüber und über die weiteren Erlebnisse und Begegnungen können Sie nicht nur in der Tageszeitung junge Welt lesen, sondern auch in diesem Online-Spezial.