Das Internetportal Cubadebate bietet seinen Lesern seit heute die Möglichkeit, das Buch "Nuestro deber es luchar" (Unsere Pflicht ist zu kämpfen) auf seiner Website zum freien Herunterladen an.
Das in Spanisch und Englisch zur Verfügung stehende pdf-Dokument enthält alle Wortbeiträge des mehr als neun Stunden währenden Austauschs des früheren kubanischen präsidenten Fidel Castros, den er auf dem "Treffen der Intellektuellen" am 10. Februar 2012 mit mehr als 100 Gästen aus 22 Ländern über die aktuellen politischen Herausforderungen führte.
Unter den Gästen waren auch Delegationsmitglieder des Berliner Büros Buchmesse Havanna, darunter auch der Tageszeitung junge Welt, deren Wortbeitrag sich ebenfalls in dem Dokument wiederfindet.
Am 14. und 15. März finden in mehren Städten weltweit parallel zueinander Präsentationen von "Nuestro deber es luchar" statt, unter anderem auch in Berlin (15.3., 19.30 Uhr, Karl-Liebknecht-Haus, Kleine Alexanderstr. 28, Konferenzsaal 1).
Nachdem die Delgierten des Vorstands des Netzwerkes Cuba am 10. 2. an dem Treffen mit Fidel Castro teilnehmen konnten, fand bereits drei Tage später eine Zusammenkunft mit Angehörigen der Cuban 5 im traditionsreichen Haus der Völkerfreundschaft statt.
Sehr traurig sah Adriana Pérez aus. Sie hatte gerade einen Brief an ihren zu lebenslänglicher Strafe verurteilten Mann, Gerado Hernández, geschrieben. Es war ein Liebesbrief, denn am nächsten Tag wurde in ganz Cuba der Tag der Verliebten gefeiert. Wieder ein Valentinstag, an dem sie nicht zusammen sein konnten. Ihr Mann hat bisher auch keine Chance bekommen, seinen tödlich erkrankten Bruder im Krankenhaus zu besuchen, bevor es zu spät ist.
An dem Treffen nahm auch Olga Salanueva teil, die Frau von René Gonzalez. Der ist der Einzige der Cuban 5, der am 7. Oktober 2011 aus der Haft entlassen wurde, aber er darf weitere drei Jahre nicht nach Cuba ausreisen. Und seine Frau darf nicht zu ihm. Seit Jahren wird ihr ein Visum von der US-Regierung verweigert.
Auch die Mutter von Antonio Guerrero, Mirtha, war dabei. Sie ist 80 Jahre alt und erzählte voller Emotionen, wie schwer es für sie zu ertragen ist, über die lange Zeit nachzudenken, die ihr Sohn noch im Gefängnis verbringen soll. Und wie sie Hoffnung geschöpft hat, als die Richterin 2009 die Gerichtsurteile abändern und das Strafmaß reduzieren musste. Das hieß für sie, dass die US-Justiz doch auf internationalen Druck reagieren muss. Ihr macht es Sorgen, dass ihr Sohn in ein anderes Gefängnis verlegt wurde. Sie hat ein Visum für den Besuch beantragt, aber sie weiß nie, ob und wann ein Visum erteilt wird. Und richtig Gelegenheit, ihren Sohn in den Arm zu nehmen, hat sie dann auch bei solchen Besuchen nicht. Ein verstohlener Druck am Anfang und am Ende des Gesprächs unter Aufsicht muss reichen.
Als vierte Angehörige nahm Magali, die Mutter von Fernando González, am Gespräch teil. Alle vier betonten, wie wichtig die internationale Solidarität ist und dass sie den Papstbesuch nutzen wollen, um auf die missliche Situation ihrer Männer und Söhne hinzuweisen. Die Vorstandsmitglieder des Netzwerkes Cuba erklärten, dass sie ihre Anstrengungen, den Fall der Cuban 5 in Deutschland bekannt zu machen, noch erhöhen werden – mit der Durchführung von Aktionen zum Tag des politischen Gefangenen am 17. März, mit der Unterstützung des internationalen Komitees und des nationalen Komitees der USA bei Anzeigen und Aktionswochen, mit medienwirksamen Aktionen und Pressearbeit und der Koordination der europäischen Solidaritätsarbeit auf dem Europatreffen der europäischen Solidaritätsgruppen im November 2012 in Berlin. Wir haben darauf hingewiesen, dass auf der jährlich stattfindenden Rosa-Luxemburg-Konferenz in diesem Jahr ein Solidaritätskonzert für die Fünf stattfand und ein Grußwort von René verlesen wurde. Benannt sei die Konferenz nach der berühmten deutschen Kommunistin, die auch jahrelang im Gefängnis saß und die schändlich ermordet wurde. Wir haben den Angehörigen auch mitgeteilt, dass die Partei Die Linke einen Antrag an den Deutschen Bundestag gestellt hat, sich für die Freilassung der Cuban 5 einzusetzen, aber dass die anderen Parteien nicht dafür stimmen werden. Zum diesjährigen Fest der Linken werden Irma González, Tochter von René, und Aili Labañino, Tochter von Ramon, auf Einladung der Partei Die Linke und der Rosa-Luxemburg-Stiftung nach Deutschland kommen, um auf die Situation ihrer Väter aufmerksam zu machen.
Es ist an der Zeit, dass der US-Präsident Barack Obama von seinem Gnadenrecht Gebrauch macht. Um ihn daran zu erinnern, werden vom 17. – 22. April vor dem Kongress in Washington Aktionstage stattfinden. Prof. Norman Paech, Völkerrechtler und ehmaliger Bundestagsabgeordneter, wird die deutsche Solidaritätsbewegung in Washington vertreten und die von der Solidaritätsbewegung gesammelten Unterschriften für die Freilassung der fünf politischen Gefangenen übergeben. Wer Kontakte in die USA hat, kann sie nutzen, um auf die Aktion aufmerksam zu machen. Und eine gute Unterstützung wäre auch eine Spende auf das Konto Netzwerk Cuba e.V., Konto-Nr. 32333100, BLZ 10010010, Postbank Berlin, Verwendungszweck: cuban5
Am Sonntag ist die kubanische Buchmesse zumindest in Havanna zu Ende gegangen. Die Ausstellung tourt in den kommenden Wochen nun durch die Provinzhauptstädte des Landes, damit auch die Menschen dort Zugang zu den Neuerscheinung der kubanischen Verlage haben. Die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleica Romay, konnte bei der offiziellen Abschlußveranstaltung eine positive Bilanz ziehen. Insgesamt seien 270.000 Menschen in die Festung La Cabaña und zu den anderen Veranstaltungsorten in der kubanischen Hauptstadt gekommen. Mehr als 600.000 Bücher seien verkauft worden. Als Höhepunkte hob Romay das Treffen Fidel Castros mit mehr als 100 Intellektuellen aus aller Welt sowie die zahlreichen Kulturveranstaltungen der elf Karibikstaaten während der Messe hevor. Damit habe die »kubanische Fiesta des Buches« erneut eine Opposition gegen die »frivolen Werte der kapitalistischen Kulturindustrie« dargestellt.
Venezuelas Kulturminister Pedro Calzadilla sieht in der kubanischen Buchmesse eine Herausforderung. Die Veranstaltung auf der Cabaña sei einer der wichtigsten Räume für Kultur in Lateinamerika. Ihr habt die Latte sehr hoch gelegt, aber in Venezuela haben wir uns vorgenommen, diese Messe noch zu übertreffen«, kündigte er an.
Nachdem die kubanische Buchmesse in diesem Jahr den Kulturen der Karibik gewidmet war, soll 2013 Angola im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Das afrikanische Land pflegt seit dem gemeinsamen Kampf angolanischer und kubanischer Truppen gegen das südafrikanische Apartheidregime enge Beziehungen mit der Karibikinsel, und so zeigte sich die angolanische Kulturministerin Rosa Cruz da Silva sehr geehrt über die entsprechende Ankündigung Romays. Man habe eine »gemeinsame Geschichte«, die während der Buchmesse gepflegt werde, kündigte sie an. Ihr kubanischer Amtskollege Abel Prieto fügte hinzu, daß mit dem Ehrengastland Angola auch der afrikanische Einfluß auf die kubanische Literatur im kommenden Jahr einen besonderen Stellenwert haben werde.
Kuba hat eine lebendige Szene für harte RockmusikSon, Salsa, Rumba, Buena Vista Social Club – darauf beschränkt sich die
kubanische Musik in der Welt der Reiseführer und Tourismusprospekte.
Bereits ein kurzer Streifzug durch Havanna korrigiert diesen
folkloristischen Blick.
An allen Ecken der Stadt dröhnt aus Wohnungen,
Bars oder aus kleinen Radios auf der Straße Reggaeton, bzw. Reguetón,
die seit Jahren in ganz Lateinamerika boomende Mischung aus HipHop,
Reggae und Dancehall. Ein etwas stiefmütterliches Dasein führt seit
jeher die Rockmusik auf Kuba.
Lange Zeit staatlicherseits mit Argwohn
beäugt, entspannte sich die Situation seit den 1990er Jahren merklich.
Im Jahr 2000 enthüllte Fidel Castro persönlich ein John-Lennon-Denkmal
in der Hauptstadt, das aus Anlaß des 20. Todestages des Beatles-Sängers
errichtet worden war. Der damalige kubanische Präsident lobte das
soziale Engagement Lennons und dessen Ablehnung der US-amerikanischen
Kriegspolitik.
Gleichzeitig begannen sich in dieser Zeit die
offiziellen Musikinstitutionen des Landes verstärkt mit der vielfältigen
Rockmusikszene auseinanderzusetzen. Gefördert wird seither nicht nur
massentaugliche Populärmusik, sondern auch kleine Szenen, die zuvor
ausschließlich im Untergrund agiert hatten. 2007 wurde die Cuban Rock
Agency gegründet. Diese betreut als Künstleragentur kubanische Bands,
die sich Rockmusik der härteren Gangart verschrieben haben. Ziel ist es,
den nationalen Bekanntheitsgrad der Bands zu steigern und diesen
dadurch häufigere Auftritte zu ermöglichen. Letztendlich sollen die
Metalbands auch international bekannter gemacht werden. Finanziert wird
die Agentur vom Kubanischen Musikinstitut, das beim Kulturministerium
angesiedelt ist. Die Arbeit der Institution wird allerdings nicht von
Kulturpolitikern, sondern von Leuten geleistet, die selbst seit vielen
Jahren in Bands spielen oder bereits in den 1990er Jahren Konzerte
organisiert und Musik produziert haben.
Die bislang größte
Errungenschaft der Cuban Rock Agency ist das Maxim Rock, ein mit
modernsten technischen Geräten ausgestatteter großer Club im Stadtteil
Vedado. Seit 2008 finden hier in unmittelbarer Nähe zur Plaza de la
Revolución und dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas
mehrmals wöchentlich Rockkonzerte statt. Die Wochenenden sind für Metal-
und Hardcorebands reserviert. Trotz staatlicher Finanzierung haben die
Betreiber des Clubs bei der Programmauswahl völlig freie Hand. »Es
handelt sich um eine von der Regierung finanzierte Institution, die von
Privatleuten aus der Szene betrieben wird«, erklärt David Chapet, der an
der Organisation von Konzerten beteiligt ist. Die Behörden würden sich
nicht dafür interessieren, was hier allabendlich passiert. In dieser
Hinsicht habe sich in letzter Zeit tatsächlich einiges verändert. Vor
zwanzig Jahren wäre ein Lokal wie das Maxim Rock noch undenkbar gewesen,
ergänzt David. Ganz zu schweigen davon, daß es vom Staat finanziert
worden wäre.
Der 1996 nach Kuba gekommene Franzose betreibt
seit fünf Jahren Brutal Beatdown Records, das einzige Label für harte
Musik auf der Insel. David produzierte ein Album der bereits über die
Landesgrenzen hinaus bekannten Death-Metal-Band Combat Noise. Außerdem
erschienen zwei Compilations, die einen guten Überblick über die
vielfältige und in alle bekannten Subgenres ausdifferenzierte Metalszene
Kubas geben. Zudem organisiert David mit dem Brutal-Fest seit 2009 ein
jährliches Metalfestival auf der Insel. Sein Anliegen ist es, diesen
jenseits folkloristischer Klischees angesiedelten Bereich kubanischer
Musik international bekannter zu machen.
»Alle glauben, in Kuba gibt es
nur Salsa, dabei existiert eine verhältnismäßig große Metalszene. Es
gibt auch ein paar Hardcorebands, aber vor allem Metal ist ein großes
Ding hier.« Jedes Jahr spielen mehrere Gruppen aus Europa auf dem
Brutal-Fest. Der Austausch in die andere Richtung ist bisher noch
bescheiden. Zumindest aber finden seit einigen Jahren immer öfter Alben
kubanischer Bands ihren Weg ins Ausland.
Der Kampf um die Identität ist das große Thema von Kubas linken IntellektuellenAn die hundert Leute haben sich am letzten Samstag abend in einen
kleinen Saal in der früheren Kommandantur Che Guevaras in Havanna
gequetscht. Enrique Ubieta Gómez, Herausgeber der populären
Kulturzeitschrift La Calle del Medio und zweifellos einer der agilsten
politischen Intellektuellen des Landes, stellt sein neues Buch vor.
Der
Titel irritiert zunächst: »Kuba: Revolution oder Reform?« Plan oder
Markt, Staat oder Privat, Demokratie oder Diktatur – all das wäre auf
den ersten Blick näherliegend. Aber Ubieta setzt Themen, und als mit
allen Wassern des Postmodernismus gewaschener Kulturwissenschaftler
kriegt er jedesmal die Kurve, egal, aus welcher Einflugschneise er zu
seinen intellektuellen Loopings ansetzt.
Ubietas These: Ohne
eine »Revolution in der Revolution« sei der Sozialismus auf Kuba über
kurz oder lang verloren. »Der gefährlichste Feind ist heute nicht der
politische oder militärische. Die größte Gefahr ist heute die
Reproduktion einer kapitalistischen Mentalität.« Womit er nicht auf Max
Webers protestantisches Arbeitsethos anspielt, sondern auf die teilweise
in Kuba um sich greifende Obsession für nordamerikanische und
westeuropäische Markenprodukte aller Art.
Das Problem ist für Ubieta
dabei offenkundig nicht eine solche Sehnsucht, sondern der Umstand, daß
eben nicht alle gleichermaßen an die süßen Früchte herankommen. Wie
sollte dies in einer postrevolutionären Gesellschaft, die die Gleichheit
auf ihre Fahnen geschrieben und in weiten Teilen auch verwirklicht hat,
kein Politikum sein? Tatsächlich ist der Zugang zu harter Währung im
gegenwärtigen Kuba weniger egalitär als hierarchisch verteilt. Vor
diesem Hintergrund wird der Konsum von Markenprodukten à la Gillette,
Palmolive, L’Oreal, Vichy, etc., das demonstrative
»Es-sich-leisten-können«, zu einer Strategie sozialen Statusgewinns.
Als Beispiel untersucht Ubieta in seinem Buch die kubanische Subkultur
der »Miquis«, das Gegenstück zu den mexikanischen »Fresas« oder
spanischen »Pijos«: »Kinder aus Familien mit größeren Ressourcen, die
besessen von Mode und Markenkleidung sind« und »Techno-, House- oder
Discomusik hören, aber auch jeden anderen Musikstil akzeptieren – sogar
den ›Reguetón‹ –, sofern er in den größeren internationalen
Verkaufshitparaden auftaucht«. Erst das Erscheinen des Reguetón in den
internationalen Charts machte ihn jedoch für die Miquis respektabel,
denn grundsätzlich gilt er als Musik der »Reparteros« oder »Repas«:
Jugendlicher aus bescheidenen Verhältnissen, »Kinder von Eltern (oder
selbst Eltern) ohne qualifizierten Beruf und mit geringeren Einkommen
und schlechteren Lebensbedingungen«.
Ubieta weist in seinem
Buch weiter darauf hin, daß im Verhältnis von »Miquis« und »Repas« heute
eine soziale und kulturelle Spaltung wieder auftaucht, die es bereits
in den 60er Jahren gab, auch wenn die entsprechenen Gruppen damals als
»Pepillos« und »Guapos« oder »Cheos« bezeichnet wurden. Bemerkenswert
ist dabei, daß die Revolution die sozialen Ungleichheiten, die diesen
kulturellen Differenzierungen zugrunde liegen, lange Zeit abschwächte.
Dies hat sich mit der Duchsetzung des Systems der doppelten Währung –
kubanischer Peso/konvertibler Peso – grundlegend geändert.
Ubieta legt kein politisches Programm vor, doch im kulturellen Kontext
der kapitalistischen Globalisierung des 21. Jahrhunderts insisitiert er
auf eine Rückbesinnung auf die solidarischen, internationalistischen und
antiimperialistischen Werte von Martí und Guevara. »Die Verteidigung
der Revolution wird nur möglich sein, wenn wir unsere sozialistische
Identität als unsere ureigene Individualität begreifen und behaupten«,
resümierte er vor seinen dichtgedrängten Zuhörern in der Commandancia
del Che. Aber letztendlich, kubanische Identität hin oder her: Auf
mittlere Sicht wird die Revolution international sein, oder sie wird
nicht sein. »Dabei ist es nicht so wichtig«, schreibt er im Schlußwort
eines Buches, »daß die revolutionären Parteien in Inkohärenz und
Spaltung ersticken. Der Funke eines neuen 68 verbreitet sich auf der
trockenen Wiese des Kapitalismus.«
Enrique Ubieta Gómez: Cuba: Revolución o reforma?. Casa Editora Abril, Havanna 2012, 204 S., 18 CUP www.editoraabril.cu
Die ethischen und theoretischen Spuren, die der 1967 in Bolivien ermordete Ernesto Che Guevara hinterlassen hat, sind am heutigen Mittwoch Thema einer Veranstaltung im Rahmen der Buchmesse in Havanna, die von dem international bekannten Kulturinstitut Casa de las Américas angeboten wird.
Unter dem Titel »Che Guevara – 45 Jahre Präsenz« soll es darum gehen, das Erbe des Comandante aus der Sicht von Persönlichkeiten verschiedener Länder Lateinamerikas und der Karibik zu beleuchten.
Das Podium ist hochrangig besetzt. Che Guevaras Tochter Aleida March diskutiert mit dessen Kampfgefährten Harry Villegas, dem brasilianischen Befreiungstheologen Frei Betto und dem international anerkannten kubanischen Schriftsteller Roberto Fernández Retamar.
Zudem werden drei Neuerscheinung vorgestellt, die wichtige Schriften des beileibe nicht nur als Guerillero wirkenden Che beinhalten. »Che Guevara presente«, »Antología mínima« und »Tagebuch eines Kämpfers« beinhalten der Casa de las Américas zufolge wichtige und auch heute noch aktuelle Arbeiten des argentinisch-kubanischen Revolutionärs.
Ebenfalls heute steht die Verleihung des Carbet-Preises auf dem Programm, den das in Paris durch den aus Martinique stammenden Edouard Glissant gegründete Institut Tout Monde gestiftet hat.
Diesjähriger Preisträger ist der bekannte kubanische Schriftsteller Leonardo Padura, der für sein Buch »Der Mann, der Hunde liebte« ausgezeichnet wird. Zudem wird der Autor sein neues Werk vorstellen, das unter dem Namen »La memoria y el olvido« (Die Erinnerung und das Vergessen) im Verlag Editorial Caminos erscheint und eine Zusammenstellung seiner journalistischen Aufsätze enthält, die Padura für die Nachrichtenagentur IPS geschrieben hat.
Seit Freitag hat die am Abend zuvor offiziell eröffnete 21. Internationale Buchmesse auf dem Gelände der Fortaleza San Carlos de la Cabaña in Havanna ihre Pforten für die Besuchermassen geöffnet. In den mehr als 250 Jahre alten Gemäuern der unweit der Altstadt gelegenen Festung stellen hunderte Verlage aus aller Welt ihre neuesten Publikationen vor.
Vor allem Lateinamerika ist natürlich stark auf der Buchmesse vertreten, wobei sich der Karibik-Schwerpunkt der diesjährigen Feria vorwiegend im Begleitprogramm niederschlägt. Jeden Tag finden Dutzende Lesungen und Buchpräsentationen statt.
An den Buchständen dominieren die größeren lateinamerikanischen Länder – Verlage aus Mexiko, Argentinien oder Peru präsentieren ihr Sortiment. Aber auch Verlage und Institutionen aus Australien, Kanada oder Deutschland sind da. Aus der Bundesrepublik sind neben dem Berliner Büro Buchmesse Havanna Vertreter der Frankfurter Buchmesse und die Linkspartei-AG Cuba Sí angereist.
An den Wochenende finden traditionell die meisten Lesehungrigen den Weg zur Festung, und auch dieses Jahr machte da keine Ausnahme. Am Samstag und Sonntag bildeten sich lange Warteschlangen an den Eingängen zur Festung. Wer schließlich hineingelangte, den erwarteten tausende Bücher aus allen Bereichen.
Neben brandneuer Belletristik und politischen Publikationen besteht ein großer Teil des Angebots aus Gebrauchsliteratur: Kochbücher, Ratgeber, Schulbücher oder Lexika. Das Interesse der einheimischen Käufer liegt eindeutig in diesem Bereich. Auch um die Stände, an denen Kinderbücher, Comics oder Rätselhefte angeboten werden, bilden sich oft große Menschentrauben.
Dabei kann es schon mal recht eng werden in den kleinen Räumen, in denen sich ein Stand an den anderen reiht. Wenn es doch mal zu viel wird, bietet die große Festungsanlage genügend Möglichkeiten, sich vom Menschenandrang zu erholen, den wunderbaren Ausblick auf Havanna zu genießen oder an den zahlreichen Essensständen wieder zu Kräften zu kommen. Für die Einheimischen ist die Feria nicht einfach eine Buchmesse, sondern ein Volksfest. Aus dem Burggraben dröhnt laute Musik, für die jüngsten Besucher gibt es allerlei Jahrmarktvergnügungen.
Kubas KP sieht Mentalitätswandel in den eigenen Reihen als notwendig für das Überleben der Revolution an. Ein Besuch im Zentralkomitee der PCC
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Kubas hat seinen Sitz in einem militärischen Sperrgebiet am Rande der Plaza de la Revolución im Zentrum der Hauptstadt Havanna. Da wir eine Einladung des Sekretärs der Internationalen Abteilung, Noel Carrillo Alfonso, haben, ist es uns möglich, das Gebäude zu betreten, aber fotografieren dürfen wir nicht.
Dürften wir, würde man auf den Bildern eine Art Bunker der imposanteren Art sehen, der sehr realsozialistisch anmutet, obwohl er es gar nicht ist. Das Gebäude wurde bereits unter der Batista-Diktatur errichtet. Überhaupt scheinen hier viele Dinge auf den ersten Blick anders, als sie sind. Will man zu ihrem Grund durchdringen, kostet es ein bißchen Zeit, Empathie und Suerte, wie man hier sagt, was soviel wie Glück bedeutet, aber nicht jenes Glück, das einem zufällt (das heißt Fortuna), sondern jenes, für das man sich anstrengen muß und ein bißchen Geschicklichkeit braucht.
Wir passieren einen Kontrollposten, der überprüfen muß, ob wir tatsächlich angemeldet sind, und betreten einen Konferenzraum. Carrillo, der jW-Lesern auch von der diesjährigen Rosa-Luxemburg-Konferenz bekannt ist, ist ein eloquenter, gebildeter und bescheidener Mensch. Von Arroganz der Macht, die bei einem einigermaßen hoch angebundenen Funktionär einer Staatspartei nicht überraschen würde, keine Spur.
»Batista hat dieses Gebäude bauen lassen«, sagt Carrillo, fast, als müßte er sich für die Präpotenz der Architektur entschuldigen. »Er hat es aber nicht mehr nutzen können.« Damals, vor mehr als einem halben Jahrhundert, nahm die Geschichte hier eine jähe Wendung. Aber auch heute stehen den Kubanern Veränderungen ins Haus, erklärt der ZK-Sekretär. Ende Januar tagte die Parteikonferenz der Kommunisten, die wichtigste Versammlung zwischen den Parteitagen.
In gewisser Weise hat die Konferenz die vor einem Jahr auf dem sechsten Kongreß der Partei begonnene Debatte über den künftigen Kurs der Republik fortgesetzt. »Der Parteitag hat sich damals vor allem mit Wirtschaftsfragen beschäftigt«, berichtet Carrillo, »auf der Konferenz standen politische Fragen im Fokus.« Offensichtlich bemüht sich die Partei, ihre Rolle bei der Umsetzung der anvisierten Wirtschaftsreformen neu zu definieren. Es ist nicht schwer zu merken, daß ihr das nicht leichtfällt. Bisher hätten sich Parteifunktionäre in alle möglichen Aufgaben der öffentlichen Verwaltung eingemischt, was die Autorität der staatlichen Behörden geschwächt habe. Damit soll Schluß sein, sagt Carrillo: »Die Partei darf nicht administrieren, sondern muß kontrollieren.« Worin der Unterschied in der Praxis konkret bestehen wird, ist nicht ganz klar, aber Carrillo ist es ernst: »Bislang war es so, daß die Kader der Partei immer auf Entscheidungen von oben gewartet haben. Jetzt sind – notgedrungen! – Initiativen der Basis gefragt. Ein enormer Mentalitätswandel sei nötig. Wenn die Partei den nicht erreiche, bekomme man große Probleme.
Chefs kritisieren
Dummerweise ist dieser Wunsch nach einem Mentalitätswandel zunächst auch nur eine Anweisung von oben. »Die Leute sollen ihre Chefs kritisieren«, sagt Carrillo, »und die Partei soll absichern, daß es keine Repressionen gibt, denn der Chef hat immer Macht«. Dies trifft zu, aber es trifft auf Chefs jeder Branche und Hierarchiestufe zu – und auf Parteisekretäre nicht minder. Es mutet ein bißchen an wie die Quadratur des Kreises: Gezwungenermaßen greifen die Revolutionsführer um Präsident Raúl Castro bei ihrem Wunsch, den Dingen einen neuen Drive zu geben, auf den einzigen Apparat zurück, der ihnen zur Verfügung steht. Und dieser ist, daraus macht Carrillo keinen großen Hehl, leider ein Teil des Problems. »Wir müssen eine Partei werden, die weniger bürokratisch ist und stärker an der Basis.«
Immerhin: Der Anspruch, das Unmögliche zu versuchen, war bekanntlich schon eine Maxime eines der historischen Führer dieser Revolution, des Argentiniers Ernesto Che Guevara. Deutlich ist aber auch: Mit strukturellen Veränderungen tut man sich schwer. »Im Rahmen der Revolution muß Raum für Kritik sein«, sagt Carrillo, schiebt aber sofort nach: »Wir wollen keine Meinungsanarchie«. Am Einparteiensystem werde nicht gerüttelt, stellt er klar. Dies wird sowohl mit den außenpolitischen Gegebenheiten, der konfrontativen Haltung des US-Imperialismus, als auch mit historischen Eigenheiten begründet. »Wenn wir ein Mehrparteiensystem zulassen würden, wäre in unserer geopolitischen Situation eine Außenfinanzierung bestimmter Parteien und ein Auseinanderbrechen der Revolution unausweichlich«, sagt Carrillo.
Die historische Begründung ist weniger plausibel. Auch der Unabhängigkeitskampf sei durch eine einzige Partei geführt worden, das System von Einheitsparteien habe darüberhinaus eine starke Tradition in Lateinamerika und im antiimperialistischen Kampf auch über Kuba hinaus.
Die Argumentation ist natürlich etwas zurechtgebogen: Zwar hatte sich die Bewegung gegen die spanische Kolonialherrschaft im 19. Jahrhundert tatsächlich in der »Revolutionären Kubanischen Partei« vereinigt. Die kubanische Revolution 1959 jedoch wurde geführt von drei unabhängigen Parteien der antiimperialistischen Linken: Der Bewegung 26. Juli der Castro-Brüder, dem Revolutionären Studentendirektorium und der kommunistischen Partei, die sich damals Sozialistische Volkspartei nannte. Letztere spielte, entgegen aller marxistisch-leninistischen Orthodoxie, nicht die Hauptrolle. Die heutige Kommunistische Partei entstand erst Jahre nach dem Sieg der Revolution durch den Zusammenschluß der drei Organisationen.
Einheitspartei
Heute hat die Einheitspartei Carrillo zufolge rund 800000 Mitglieder. Auf ihrem letzten Kongreß vor einem Jahr waren rund 2000 Delegierte vertreten. Das Zentralkomitee hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch rund 200 Mitglieder, heute, nach einer Verkleinerung sind es noch 115. Die zentralen Entscheidungen fallen im Politbüro, das aus 15 Leuten besteht. In den 53 Jahren seit dem Sieg der Revolution hat die Partei nicht mehr als sechs Kongresse abgehalten, zwischen dem vergangenen und dem fünften Parteitag lagen ganze zwölf Jahre.
»Die Partei hatte beschlossen, keinen Kongreß durchzuführen, solange man keinen Vorschlag für die langfristige Entwicklung hat«, lautet Carrillos Begründung. Ein solches Konzept liege nun vor. Die Zahl der kleinen Selbständigen, jener, die »auf eigene Rechnung« arbeiten oder, etwas prosaischer ausgedrückt, der informelle Sektor, gewinnt an Bedeutung. Dies ist eine Notlösung, denn die Zahl der Angestellten im öffentlichen Dienst und den staatlichen Industrien wird weiter sinken. »Wir haben heute schätzungsweise rund 300000 Selbständige«, sagt Carrillo. »Ende des Jahres werden es mehr als eine halbe Million sein.«
Nicht inbegriffen sind in dieser Rechnung ganz offensichtlich jene, die irgendeinem kleinen »Bisnes« nachgehen, um ihre Rente oder ihr Gehalt durch einen kleinen Zuverdienst in konvertiblen Pesos (CUC) aufzubessern, und das ist praktisch jeder, der nicht auf reguläre Weise, was immer das sein mag, an CUC herankommt. Kuba hat ein System der Doppelwährung. Ostdeutsche, die die Mitte 30 überschritten haben, denken in diesem Zusammenhang vielleicht an die Zirkulation von D-Mark und den berüchtigten konvertiblen »Forumschecks« in der DDR der 80er Jahre. Es gab Witze dieser Art: Wenn du einen Handwerker rufst, fragt er dich »Forum geht's?«
Tatsächlich ist die Situation nicht vergleichbar. In der DDR der 80er Jahre waren bestimmte Luxusgüter und Dienstleistungen ohne »harte« Währung schwer und teilweise nicht zu bekommen. Kubaner kommen ohne CUC nicht durch den Alltag. Dies ist eine Erfahrung, die uns hier immer wieder glaubhaft berichtet wird. Die Situation ist äußerst frustrierend und demoralisierend, wie Carrillo bestätigt. »Alle, die heute jünger als vierzig Jahre sind, haben ihr gesamtes bewußtes Leben im Zeichen der Krise verbracht.« Mit dem System der doppelten Währung sei »Korruption ein großes Problem« geworden: »Wenn wir die Schlacht gegen die Korruption nicht gewinnen, verlieren wir die Revolution.« Linie der Partei sei, »daß in diesem Zusammenhang niemand unberührbar ist. Wir müssen erreichen, daß die gesamte Bevölkerung und insbesondere die Jugend die Erneuerung (Actualización) der Revolution als ihre Herzensangelegenheit betrachtet.«
Fidel Castro empfing internationale Kulturschaffende zum Austausch über die aktuellen politischen Herausforderungen
Zur Überraschung vieler lud Comandante Fidel Castro persönlich am Freitag im Rahmen der 21. Internationalen Buchmesse in den Palacio de Convenciones in Havanna zu einem „Treffen der Intellektuellen für den Frieden und die Bewahrung der Umwelt". Unter den rund 150 Gästen befanden sich die Kulturminister der sechs karibischen Staaten, ihre Amtskollegen aus Angola und Ecuador, internationale Intellektuelle wie der spanische Journalist Ignacio Ramonet, der Friedensnobelpreiträger Adolfo Pérez Esquivel aus Argentinien oder der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto.
Daneben nahmen zahlreiche kubanische Kulturschaffende an dem Austausch mit Castro teil, darunter Havannas Stadthistoriker Eusebio Leal und die Journalisten Luis Báez, Enrique Ubieta und Katiuska Blanco.
Bereits am 3. Februar präsentierte Blanco am selben Ort die ersten beiden Bände von „Fidel Castro Ruz. Guerillero del Tiempo", eine umfassende Aufzeichnung ihrer Gespräche mit dem Máximo Líder, und sorgte für großes Aufsehen in den Medien, da Castro hier erstmals nach langer Zeit wieder in der Öffentlichkeit auftrat.
Nur wenige Wochen davor ging über twitter die Nachricht von Fidel Castros vermeintlichen Tod durch die Medien außerhalb der Insel.
Umso erfreuter waren die geladenen Gäste, vom Comandante persönlich empfangen zu werden. Dutzende nutzten die Gelegenheit, Fidel Castro ihre Anerkennung auszusprechen. Er selbst bestand darauf, daß alle zu Wort kommen können, die wollten. Fast zehn Stunden tauschte er sich mit ihnen über die aktuellen Herausforderungen des globalisierten Kapitalismus aus, über Kriege und Krisenherde in Irak, Iran, Lybien, Palästina und Israel, über Vietnam, die Berliner Mauer, über die Occupy-Bewegung und die Indignados.
Einen Schwerpunkt in vielen Beiträgen nahm das Thema der Mediendemokratie und Manipulation ein. Ignacio Ramonet sprach über die Akkumulation geschriebener, visueller oder gesprochener Informationen im Zeitalter des Internets, die dazu führe, daß nicht mehr der Inhalt, sondern deren Menge entscheidend sei.
Die Massenmedien seien die ideologische Maschine der Globalisierung, denn sie helfen die Menschen glauben zu lassen, in der besten Gesellschaft zu leben. Ramonet bezeichnete die Medien und die ökonomische Macht als Zwillinge, welche die politischen Kräfte dominiere. Daß es eine größere Medienfreiheit gäbe wie nie zuvor, sei eine Lüge. Zwar würde heute mehr Kritik an Politikern durch Medien geübt, aber sie treffe nie die Finanzgeber und damit die wirklichen Macher von Politik.
Der kubanische Kulturminister Abel Prieto, der neben Castro und der Präsidentin der kubanischen Buchkammer Zuleica Romay auf dem Podium saß, setzte an Ramonets Vortrag an und sprach über die Bedeutung sozialer Netzwerke, die ausgebaut werden müssten, um Informationen schneller zu verbreiten und Desinformationen entgegenzuwirken.
Der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur spiele hier eine sehr wichtige Rolle, wie Castro hinzufügte, denn er bringe als eines der wenigen Medien keine Propaganda.
Trotz Müdigkeit, die sich streckenweise bei ihm einstellte, trafen die Teilnehmer des Treffens auf einen aufmerksamen und humorvollen, aber vor allem noch immer revolutionären Comandante, der die Aufgabe im stetigen Kämpfen sehe und sich durch die Gespräche an diesem Tag gleich viel besser fühle.
Der frühere kubanische Präsident Fidel Castro begründet offenbar eine neue Tradition. Erneut hat er in diesem Jahr am Rande der Internationalen Buchmesse in Havanna zu einem »Treffen mit Intellektuellen« eingeladen. Seine Gäste kamen aus 22 Ländern, unter ihnen so bekannte Namen wie Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, der Träger des angesehenen spanischen Literaturpreises Premio Cervantes, Sergio Pitol, die argentinische Publizistin Stella Calloni, der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto, die Journalisten Ignacio Ramonet und Atilio Borón und der spanische Schriftsteller Santiago Alba.
Aus Deutschland gehörten Vertreter des Berliner Büros Buchmesse Havanna, das aus der Tageszeitung junge Welt, dem Netzwerk Cuba und den darin organisierten Kuba-Soligruppen, Verlagen und der Gewerkschaft verdi Berlin-Brandenburg besteht, zu den eingeladenen Gästen.
Das Treffen, das um 13.20 Uhr begonnen hatte, endete erst nach 22 Uhr. In dieser Zeit ergriffen zahlreiche Gäste das Wort. Als erster sprach spanische Schriftsteller und Journalist Ignacio Ramonet, der wenige Stunden zuvor mit der Ehrendoktorwürde der Universität Havanna ausgezeichnet worden war. Er kritisierte, daß das globale Mediensystem die Information zu einer reinen Ware gemacht habe und die Medien von tatsächlichen Inhalten entkleide. Vielmehr würden die Menschen durch die Medienkonzerne an die Werbung verkauft. Seine argentinische Kollegin Stella Calloni forderte eine schnelle Reaktivierung des »Netzwerks der Intellektuellen für die Verteidigung der Menschheit«, das vor einigen Jahren in Kuba gegründet worden war. Es sei schrecklich, mit welchem Schweigen die Menschheit die aufeinander folgenden Kriege hinnehme, sagte sie und nannte als Beispiele die Angriffe auf Afghanistan und Libyen sowie die Drohungen gegen den Iran und Syrien.
Der brasilianische Theologe Frei Betto forderte von seinen versammelten Kollegen Selbstkritik ein. Sie müßten sich wieder mehr in die Gesellschaft eingliedern und nicht nur Empörung, sondern auch Projekte schaffen. Protest alleine reiche nicht, um die globale Ungerechtigkeit zu überwinden.
Nahezu als letzter Redner ergriff Fidel Castro das Wort, dessen offensichtlich guter Gesundheitszustand zuvor von zahlreichen der Versammelten hervorgehoben worden war. Er legte einen dicken Stapel von Agenturmeldungen auf den Tisch und warnte, dies seien nur Nachrichten der letzten drei Tage. Eine Stunde lang verlas und kommentierte er einige davon, um die dramatische Lage zu beschreiben, in der sich die Welt befindet. »Das Mindeste, was wir tun können, ist, daß die Bevölkerung informiert ist. Wir müssen kämpfen und dürfen uns nicht vom Pessimismus besiegen lassen«, forderte er.
In Anwesenheit von Friedensnobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel, dem kubanischen Vizepräsidenten Esteban Lazo und Kulturminister Abel Prieto ist am Donnerstag abend (Ortszeit) in Havanna die 21. Internationale Buchmesse Cuba 2012 eröffnet worden.
Gewidmet ist die Ausstellung in den historischen Mauern der Festung La Cabaña in diesem Jahr den Kulturen der Karibikvölker. In ihrer Vertretung ergriff Jamaikas Kulturministerin Lisa Hanna bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung das Wort und forderte, in einer globalisierten Welt müßten sich die Länder der Region mehr denn je auf ihre Begeisterung, ihre Leidenschaft und ihren Patriotismus stützen. Als jüngstem Mitglied des Kabinetts in Jamaika sei ihr bewußt, daß es die Aufgabe ihrer Generation sei, gegen diese globalisierte Welt zu kämpfen, in der sie aufgewachsen sei.
Als sie sich mit der Geschichte ihres Landes sowie mit der von Trinidad und Tobago beschäftigt habe, sei sie auf eine Äußerung von Fidel Castro gestoßen. Der frühere kubanische Präsident sei sei deutlich gewesen, als er 1968 erklärt habe, um eine Nation aufbauen und eine wirkliche Entwicklung erreichen zu können, sei es entscheidend, ein Nationalgefühl der Einheit und gemeinsamer Ziele zu entwickeln. In Kuba sei dies durch die Revolution gelungen, die entscheidende Veränderungen gebracht habe.
Die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleica Romay, begrüßte die 260 Intellektuellen und 600 Fachbesucher aus 41 Ländern, die sich an der Messe beteiligen und hob die Vielfalt und Qualität der diesjährigen Veranstaltung hervor. Besonders hervorzuheben sei, daß von den Karibikstaaten gerade das noch immer von den USA beherrschte Puerto Rico am stärksten auf der Buchmesse vertreten sei. Bei der Messe stünden dem Publikum mehr als 2000 Buchtitel zur Verfügung, darunter nicht weniger als 840 Neuerscheinungen. Insgesamt warteten mehr als sechs Millionen Exemplare auf Leser und Käufer, darunter vor allem zu niedrigen Preisen angebotene Produktionen.
Der Schriftsteller Ambrosio Fornet, einer der beiden Ehrengäste der Buchmesse und Träger des kubanischen Nationalen Literaturpreises, widmet seine Ansprache dem 200. Geburtstag von Antonio Bachiller y Morales, dem Gründer der kubanischen Bibliographie. »Wir nehmen die unabweisbare Aufgabe an, weiter die Grundlagen zu schaffen, damit die Gesellschaft, die wir den neuen Generationen hinterlassen, beispielhaft sein wird«, unterstrich er.
Die Historikerin Zoila Lapique, die zweite kubanische Persönlichkeit, die im Mittelpunkt der diesjährigen Buchmesse steht, Die 81jährige Trägerin des Nationalpreises für Sozialwissenschaften zeigte sich »erschrocken« über die Ehrung und kündigte an, ihre seit fünfzig Jahren betriebene Forschungsarbeit fortsetzen zu wollen: »Ich habe noch viel zu tun.«
Insgesamt 408 Neuerscheinungen der kubanischen Verlage und mehr als vier Millionen Exemplare stehen den Leserinnen und Lesern bei der Internationalen Buchmesse Cuba 2012 zu Verfügung, die am morgigen Donnerstag in Havanna offiziell eröffnet wird. Das berichtete Zuleica Romay, die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts bei einer Pressekonferenz im ALBA-Kulturhaus.
An der Vorstellung des Programms nahmen auch die beiden Autoren teil, denen die Buchmesse in diesem Jahr gewidmet ist: Zoila Lapique, die 2002 mit dem Nationalpreis für Sozialwissenschaften ausgezeichnet wurde, und Ambrosio Fornet, der 2009 den Nationalen Literaturpreis erhielt.
Die 21. Ausgabe dieser populären Großveranstaltung, die ihre Tore bis zum 19. Februar geöffnet hat, steht ganz im Zeichen der Kulturen der Völker der Karibik. Außerdem soll sie an zwei für die kubanische Geschichte bedeutende Jahrestage erinnern: Vor 200 Jahren führte José Antonio Aponte eine Verschwörung gegen die spanische Kolonialherrschaft an, und vor hundert Jahren verübten das damalige kubanische Regime und die USA ein Massaker an rebellierenden Mitgliedern der von früheren schwarzen Sklaven gegründeten »Farbigen Unabhängigen Partei«.
Edel Morales, Vizepräsident des Buchinstituts, hob bei der Pressekonferenz hervor, daß zu den 62 kubanischen Ausstellern 65 weitere aus 27 Ländern kommen. Zahlreiche bekannte kubanische Autoren sind ebenso in Havanna vertreten wie 206 ausländische Gäste. Unter diesen befinden sich Miguel Bonasso und Stella Caloni aus Argentinien, der Befreiungstheologe Frei Betto aus Brasilien, Carmen Bohorques aus Venezuela, Sir Hilary Beckles und Esther Phillips aus Barbados, Sergio Pitol aus Mexiko), Peter Phillips aus den USA, Marina Moskwina aus Rußland, Franςois Houtart aus Belgien, Salim Lamrani aus Frankreich, Carlo Frabetti aus Italien sowie Ignacio Ramonet und Santiago Alba Rico aus Spanien.
Frei Betto, einer der wichtigsten Befreiungstheologen Lateinamerikas, wird zur XXI. Internationalen Buchmesse in Havanna erwartet, wie heute die Organisatoren mitteilten. Bereits vor rund 25 Jahren verfasste der brasiliansiche Dominikaner seine »Nachtgespräche mit Fidel« (deutsche Ausgabe im Union Verlag 1987), in denen Castro ausführlich über sein Lebensweg erzählt.
Insgesamt seien mehr als 200 Gäste aus 40 Ländern zu diesem Kultureignis in der kubanischen Hauptstadt eingeladen. Unter den Gästen befinden sich unter anderem auch der mexikanische Schriftsteller Sergio Pitol (Cervantes Literaturpreisträger 2005) und der argentinische Politiker und Schriftsteller Miguel Bonasso.
Da die diesjährige Ausgabe der Buchmesse den Kulturen der Karibik als Ehrengastländer gewidmet ist, werden Künstler und Intellektuelle aus der Region besonders stark präsent sein. So zum Beispiel der Barbadier Sir Hilary Beckles, der Haitianer Suzy Castor oder der Jamaikaner Norman Girvan.
Auch unter den kubanischen Gästen gibt es interessante Persönlichkeiten. So wird der Philosoph und Forscher Enrique Ubieta, Chefredakteur der monatlichen Kulturzeitung La Calle del Medio, sein neuestes Buch »Cuba: revolución o reforma?« vorstellen. Nach seiner Meinung komme die Konfrontation zwischen den so unterschiedlichen Welkonzeptionen Sozialismus und Kapitalismus besonders deutlich im Krieg der Kulturen zum Ausdruck. Ubieta war im Jahr 2010 auch Referent auf der von der jungen Welt veranstalteten Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz.
Die Koffer sind gepackt, die Termine stehen und die Perspektive, das bitterkalte Europa mit karibischer Wärme zu tauschen, stimmt unsere Delegation fröhlich: Am Montag fliegen Mitarbeitende der jungen Welt gemeinsam mit Gewerkschaftern und Vertretern von Soligruppen mit dem Berliner Büro Buchmesse Havanna in die kubanische Hauptstadt.
Dort wird am kommenden Donnerstag, den 9. Februar, die XXI. Internationale Buchmesse eröffnet. Für die junge Welt reisen die Leiterin des Büros, Katja Klüßendorf, die Verlagsmitarbeiterin Dagmar Schimmel sowie die Redakteure Jörn Böwe und Simon Loidl.
Delegationsmitglied ist in diesem Jahr unter anderem auch Heinz Langer, ehemaliger Botschafter der DDR in Kuba. Auf der Buchmesse sowie im Fremdspacheninstitut der Uni wird er sein aktuelles Buch »Mit Bedacht, aber ohne Pause« über die Entwicklungen seit dem letzten Parteitag der KP Kubas und den Titel »Zärtlichkeit der Völker«, der von den solidarischen Beziehungen zwischen der DDR und dem sozialistischen Karibikstaat handelt, in Veranstaltungen vorstellen (beide Bücher sind im Verlag Wiljo Heinen erschienen).
Der Stand ist in diesem Jahr kleiner als in den letzten Jahren, über die künftige Konzeption des Büros wird nachgedacht. Bei Gelegenheit wird darüber in den nächsten Tagen der Buchmesse an dieser Stelle mehr berichtet.
Auf ein Online spezial müssen Sie aber nicht verzichten: An dieser Stelle werden wir täglich aus Havanna berichten. Neben Gesprächen mit Messebesuchern sind Ausflüge in die landwirtschaftliche Produktion, zu einem Kunstprojekt mit Kindern, zu kubanischen Medien und Hochschulen sowie ein Besuch beim ZK der KP Kubas vorgesehen. Ausgewertet wird der Auftritt in Havanna in der jungen Welt – und im März auf der Buchmesse in Leipzig (15. bis 18. März), wo die junge Welt und das Berliner Büro Buchmesse Havanna traditionell am Messefreitag um 17 Uhr zum Cuba-Libre-Empfang laden.