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Aus: Ausgabe vom 01.02.2025, Seite 4 / Inland
Wirtschaftskrise

Jobkatastrophe Bundesrepublik

Arbeitsagentur meldet fast drei Millionen »Arbeitslose«. Industriekonzerne kündigen derweil weitere Stellenstreichungen an
Von David Maiwald
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Die Frage steht im Raum: Arbeiter der Stahlsparte von Thyssen-Krupp in Duisburg (29.8.2024)

Die Bundesrepublik steckt seit mehr als zwei Jahren in der Rezession und die Aussichten trüben sich weiter ein. Der am Freitag vorgestellte Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) dokumentiert die andauernde Misere: Denn die Behörde zählte zuletzt fast drei Millionen als »arbeitslos« registrierte Personen – der höchste Stand seit beinahe zehn Jahren. So waren im Januar 187.000 Personen mehr als noch vor einem Jahr als »arbeitslos« registriert. Auch saisonbereinigt sei das immer noch ein Zuwachs um 11.000 Personen, räumte BA-Chefin Andrea Nahles ein. Die Zunahme bei der Beschäftigung um 94.000 Personen auf insgesamt 35,2 Millionen Beschäftigte gehe ausschließlich »auf Drittstaatsangehörige zurück«, hieß es. So waren 138.000 Menschen aus der Ukraine und »Asylherkunftsländern« mehr beschäftigt als noch 2024.

Doch die Zahl der nach BA-Kriterien als »Arbeitslose« geführten Menschen umfasst nicht alle erwerbslosen Personen: Erweitert um den Kreis derjenigen, die hierzulande etwa an einer Maßnahme teilnehmen oder älter als 58 Jahre sind – Arbeitslose »im weiteren Sinne« – zählt die Statistik bereits mehr als drei Millionen Erwerbslose (3,18 Millionen). Doch die Statistik sei »sauber«, meinte Nahles am Freitag, zudem sei es »nicht sehr wahrscheinlich«, dass die Arbeitslosenzahl im Februar die Marke von drei Millionen überschreiten würde. Nachdem die Regierung ihre Aussichten auf das Wirtschaftswachstum für das laufende deutlich nach unten korrigiert hatte, werde sich die Krise der deutschen Wirtschaft aber in nicht allzu ferner Zukunft auch auf die Arbeitslosenzahl auswirken.

Auch wer formal noch einen Job hat, muss sich Sorgen machen. So verzeichnete die Arbeitsagentur bei Kurzarbeit ebenfalls einen Anstieg: Im November waren nach Hochrechnungen bereits 293.000 Personen in Kurzarbeit. Bis einschließlich Montag zeigten Betriebe demnach bereits Kurzarbeit für 54.000 Personen an. Zudem waren im Januar mit 632.000 freien Erwerbsstellen rund 66.000 weniger verfügbar als noch im Vorjahr. Auch am Ausbildungsmarkt blieben dem BA-Report zufolge 15.000 Lehrstellen unbesetzt, obwohl 33.000 Bewerber keine Stelle finden konnten (und 20.000 nach einer besseren suchten). Bei den derzeitigen »Rahmenbedingungen« sei es für Erwerbslose »schwierig, wieder eine neue Arbeitsstelle zu finden«, erklärte Nahles. Dadurch steige zudem »die Gefahr, dass sich Arbeitslosigkeit verfestigt«.

Das stimmt, denn bei Unternehmen stehen aktuell vor allem Stellenstreichungen statt Beschäftigungssicherung an. Das gilt besonders für den Handel und die Industrie. Etwa in der Stahlbranche, wo Thyssen-Krupp 5.000 Stellen streichen und 6.000 auslagern will. Vorstandschef Miguel López beschwor auf dem jährlichen Aktionärstreffen des Konzerns am Freitag »sozialverträgliche Lösungen« während die Aktionäre »Wertsteigerung« verlangten. »Niemand baut gerne Stellen ab«, ließ gleichentags auch Stefan Hartung, Chef vom Autozulieferer Bosch, die Krokodilstränen rollen – während der Konzern seinen Gewinn in den kommenden Jahren verdoppeln und dafür 7.000 Jobs vernichten will.

Zum sozialpartnertschaftlich organisierten Jobkahlschlag von 35.000 Stellen bei VW kommen mehr als 7.000 bei Zulieferer Continental, ZF allein kürzt ebenfalls rund 12.000 Jobs. Bei Audi in Ingolstadt habe der Vorstand der VW-Tochter eine »schonungslose Liste des Grauens von Einsparungen, Verlagerungen und Kürzungen« erarbeitet, warnte die Gewerkschaft IG Metall in einem Flugblatt. In Ostdeutschland etwa hängt jeder vierte Industriearbeitsplatz an der wankenden Autobranche. Die Krise fängt auch im dritten Rezessionsjahr wohl gerade erst an.

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