Zukunft für Stinker, nicht für Jobs
Von Gudrun Giese
Als weiteres Unternehmen, das in der Konjunkturflaute mit altbekannten Rezepten die Gewinne stabilisieren will, setzt der Luxusautohersteller Porsche auf Stellenabbau. Bis 2029 sollen weitere 1.900 Arbeitsplätze wegfallen.
Das Unternehmen bestätigte Berichte der Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung, wonach Jobs im Zuffenhausener Stammwerk sowie am Standort Weissach gestrichen werden. Weltweit beschäftigte die Porsche AG im Jahr 2023 laut »Statista« 42.140 Menschen. Da bis 2030 Beschäftigungssicherung vereinbart ist, muss das Unternehmen den Stellenabbau auf »freiwilligem« Weg umsetzen. Dazu sollen eine Altersteilzeitregelung für Beschäftigte ab dem Jahrgang 1970, weniger Neueinstellungen sowie die Förderung des Renteneintritts beitragen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Porsche angekündigt, befristete Verträge nicht mehr zu verlängern. Auf diese Weise sind nach Auskunft des für Personal zuständigen Vorstandsmitglieds Andreas Haffner seit 2024 bereits 1.500 befristete Arbeitsverhältnisse in Zuffenhausen und Weissach ausgelaufen. In diesem Jahr folgen weitere 500.
In Verhandlungen mit dem Betriebsrat soll es darum gehen, wie die verbleibenden Arbeitsplätze bis 2030 und darüber hinaus gesichert werden können. Der Betriebsratsvorsitzende Harald Buck zeigte sich gegenüber dem SWR einsichtig und bestätigte, dass sich Porsche für die Zukunft aufstellen müsse. Man habe eine Altersteilzeit aufgelegt, um die Beschäftigtenzahl bis 2029 senken zu können. Immerhin sei die Stammbelegschaft abgesichert. Ibrahim Aslan, Leiter des IG-Metall-Vertrauenskörpers in Zuffenhausen, berichtete aus der Betriebsversammlung. »Die Leute wussten nicht, was auf uns zukommt.« Die Stimmung sei getrübt gewesen. Doch habe der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume klare Worte gefunden.
Personalvorstand Haffner verwies auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die den Stellenabbau erforderten. Porsche habe viele Herausforderungen zu bewältigen, wie die fehlende Nachfrage bei der Elektromobilität. In der Vergangenheit hatte der Autobauer eine ehrgeizige E-Auto-Strategie und wollte bis 2030 mehr als 80 Prozent seiner Automobile mit vollelektrischem Antrieb bauen. Davon ist nun keine Rede mehr. Wie Volkswagen setzt Porsche wieder verstärkt auf die Entwicklung neuer Verbrennerautos.
Vorstandschef Blume, der in Personalunion auch Boss des Volkswagen-Konzerns ist, hat unterdessen die Spannungen in der Chefetage ebenfalls mit Entlassungen gelöst. So wurde Anfang Februar bekannt, dass das für Finanzen zuständige Vorstandsmitglied Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen gehen müssen. Gründe wurden nicht genannt. Nachfolger gibt es noch nicht.
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