Schulen zu nach Drohbrief
Von Henning von Stoltzenberg
Knapp 18.000 Schülerinnen und Schüler konnten am Montag in Duisburg nicht wie geplant zur Schule gehen. An 15 Gesamt- und zwei Sekundarschulen in der Stadt im Ruhrgebiet war der Unterricht vor Ort abgesagt und statt dessen Distanzunterricht eingerichtet worden. Begründet wurde das mit Drohschreiben mit »bedrohlichen und rechtsradikalen Äußerungen«, die laut Polizeiangaben bereits am Freitag bei einer Gesamtschule eingegangen waren.
Demnach hatte ein unbekannter Absender Straftaten für Montag in der Bildungseinrichtung angekündigt. Laut dpa nahm der Duisburger Staatsschutz unverzüglich die Ermittlungen auf. Am Sonntag habe dieselbe Schule erneut ein Schreiben mit bedrohlichen Inhalten erhalten, die auch 13 weitere Schulen im Stadtgebiet betreffen, teilte die Polizei mit. »Experten des Duisburger Staatsschutzes kamen im Rahmen der Gesamtbetrachtung des aktuellen Sachverhaltes zu der Einschätzung, dass nicht von einer Ernsthaftigkeit der angekündigten Taten auszugehen ist.«
Trotzdem hatte die Bezirksregierung entschieden, den Präsenzunterricht an den betroffenen Schulen sicherheitshalber auszusetzen. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) befürwortete die Entscheidung. »Sicherheit geht vor«, teilte Link bei Facebook mit. Die betroffenen Schulen wurden regelmäßig von Polizeikräften angefahren, »um nach dem Rechten zu sehen«, wie ein Sprecher der Behörde erklärte.
Zu Details der Drohungen wollten sich die Behörden nicht äußern. Eine Sprecherin der Duisburger Polizei verwies gegenüber jW auf ermittlungstaktische Gründe und laufende Ermittlungen, weswegen keine Angaben über den Wortlaut des Schreibens oder die Art der angekündigten Straftaten gemacht werden könnten. An diesem Dienstag sollten die betroffenen Schulen den Unterricht wieder aufnehmen.
Ein Bezirksschülervertreter berichtete dem WDR am Montag von Sorgen in der Schulgemeinde – auch bei Schülern anderer Schulformen und ihren Eltern. Es seien Nachrichten eingegangen, weil Unsicherheit herrsche, wie mit der Situation umzugehen sei. Gerade bei Schülern mit Migrationshintergrund sei die Verunsicherung groß. Die SPD im nordrhein-westfälischen Landtag nahm den Vorfall zum Anlass, eine Sondersitzung des Schulausschusses zu beantragen.
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