Gegründet 1947 Dienstag, 29. April 2025, Nr. 99
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben

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    Stadt-Land

    Organopónico Vivero Alamar: Ein Muster städtischer Landwirtschaft
    Von den 170 Mitgliedern der Genossenschaft wohnen 150 selbst in Alamar. Nach einer Probezeit entscheidet die Arbeitsgruppe über die Aufnahme eines neuen Mitglieds
    Nach dem Ende des Konflikts EU-Kuba können auch wieder Mittel aus europäischen Programmen eingesetzt werden
    Jürgen Roth von der DWHH ist bereist seit Juni 2003 in Kuba tätig
    Das erste hier mit Hilfe der DWHH gebaute Gewächshaus
    Die meiste Arbeit ist manuell zu erledigen
    So sachkundig wie charmant: Sandra Miranda Lorigados vom Nationalen Institut für Agrarwissenschaften
    Windräder treiben Generatoren für Pumpen an. Wasser ist knapp und wird sparsam eingesetzt
    Lufttrocknung von Gewürz- und Kräuterpflanzen. Auch zwei Hotels werden mit Zutaten für Cocktails beliefert
    Nylonnetze schützen die Pflanzen vor der Sonne und starken Niederschlägen
    Die Organopónico-Methode verhindert das Wegschwemmen organischen Materials. «»Fangpflanzen« an den Feldrändern dienen zur biologischen Schädlingsbekämpfung
    Mit Kalk wird der PH-Wert des Bodens beeinflußt, um Schädlinge fernzuhalten
    Zuckerrohrreste schützen den Boden vor Austrocknung
    Eine Regenwürmerzucht dient der Humusproduktion
    Wegen der Hurrikans mussten die Dachabdeckungen der Gewächshäuser abgebaut werden
    Auf Sichtweite: Konsumenten und Produzenten
    Hier werden Kräuter in Tütchen verpackt
    Verschiedene Gemüsekonserven werden produziert
    Die Produkte werden auf dem Marktstand der Kooperative direkt verkauft
    Ein kleiner Gartenmarkt ergänzt das Angebot
    Mittagessen aus der Betriebskantine. Der Urlaubsanspruch im Jahr liegt, wie üblich in Kuba, bei dreißig Tagen
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    Schule der Produzenten

    Peter Steiniger
    Feldarbeit

    Ein Besuch bei der städtischen Landwirtschaft in Havanna

    Organopónico Vivero Alamar ist eine Vorzeigekooperative. Während mich Sandra Miranda Lorigados vom Nationalen Institut für Agrarwissenschaften und Jürgen Roth von der Deutschen Welthungerhilfe/Agro Acción Alemana durch das Projekt führen, ist auch eine kanadische Reisegruppe vor Ort.

    Hier in der Unidad Básica de Producción Cooperativa (UBPC) wird verbrauchernah produziert. Die Neubauten der Vorstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern umrahmen die Ackerflächen und Gewächshäuser. Seit zehn Jahren ist die DWHH mit ihren kubanischen Partner-NGO ACPA (Kubanische Vereinigung für Tierproduktion) und ACTAF ( Kubanische Vereinigung für Agrar- und Forsttechnik) daran beteiligt, hier eine kleinflächige, effiziente und ökologisch ausgerichtete Produktion, vorrangig von Gemüse, zu entwickeln. Gewächshäuser wurden gebaut, Pumpen installiert, Materialien zur Verfügung gestellt. Vermarktet wird direkt, was bedeutend zur Ernährungssicherung der Bevölkerung in Alamar beiträgt. Viele administrative Hürden galt und gilt es dabei zu überschreiten.

    Seit 1994 ist die DWHH bereits in Kuba tätig. Während in den Jahren seit der Spezialperiode bis 2006 vor allem die direkte Unterstützung von Produzenten im Mittelpunkt stand, geht es nun vor allem darum, Dienstleistungszentren für Genossenschaften und kleine Produzenten, wie z. B. Kleintierhalter zu entwickeln. Eine Million Euro setzt die Welthungerhilfe in den nächsten vier Jahren insgesamt hierfür ein.

    Vivero Alamar kann sich sehen lassen, auch in sozialer Hinsicht. Die 170 Mitarbeiter, die meisten davon sind auch Genossenschaftsmitglieder, haben abgesicherte, reguläre Arbeitsplätze mit überdurchschnittlichen Einkommen. 50 Prozent des erzielten Gewinns werden reinvestiert, die andere Hälfte wird nach einem Prämiensystem, welches die Zugehörigkeitsdauer zum Betrieb berücksichtigt, verteilt. Das Erfolgsmodell auf der Basis von gut ausgebildeten Mitarbeitern, die stetig weiter geschult werden, ist für die Welthungerhilfe auch ein wichtiges Laboratorium, um kreative landwirtschaftliche Methoden zu erproben. Davon profitieren Projekte in anderen, weitaus mehr Not leidenen Ländern der Region wie Haiti. Natürlich werden auch innerhalb Kubas die hier gewonnenen Erfahrungen weitergegeben und genutzt. Doch sehen Sie selbst, wie diese »Schule der Produzenten« gedeiht (Fotostrecke: Stadt-Land).
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    »Sie haben das Richtige getan«

    Interview: Ruben Wesenberg
    Laura
    Laura Labañino

    Ein Gespräch mit Laura Labañino. Die 16jährige Laura ist Tochter von Ramón Labañino, einem der fünf Kubaner, die seit zehn Jahren in den USA inhaftiert sind
    Vor zehn Jahren wurde Ihr Vater in den USA festgenommen und sitzt seitdem in Haft. Wie geht Ihre Familie mit dieser Situation um?

    Die größte Last liegt sicherlich bei meiner Mutter. Ich gehe wie alle anderen in meinem Alter in die Schule. Ich lerne an einer Oberschule und bereite mich auf ein Kriminalistikstudium vor. Dazu kommt allerdings, daß ich – wie die anderen Angehörigen der Inhaftierten – seit vielen Jahren als »Reisende« unterwegs bin. Meine Schwester Lisbeth und ich begleiten unsere Mutter bei der Solidaritätsarbeit. Wir halten Vorträge, besuchen Konferenzen und informieren über das, was unseren Vätern angetan wird. Eine große Hilfe ist uns dabei das Solidaritätskomitee »International Commitee for the freedom of the cuban 5« von Graciela Ramirez.

    Wie stark ist die Bewegung für die Freilassung der fünf?

    Die Unterstützung ist groß, Solidaritätsgruppen für »The Cuban 5« gibt es überall auf der Welt. Fünf lateinamerikanische Präsidenten haben sich solidarisch erklärt. Ebenso Tausende Künstler, Schriftsteller und andere Intellektuelle, darunter Leute wie Noam Chomsky, Frei Beto oder Jostein Gaarder. Zahlreiche britische Parlamentarier sowie der mexikanische Senat fordern die Freilassung unserer Väter.

    Ihr Vater zahlt einen hohen Preis für seinen Einsatz gegen den Terrorismus. Ist er nicht zu hoch?

    Die zuständige UN-Kommission hat das Verfahren, so wie es stattgefunden hat, als unrechtmäßig und willkürlich beschrieben. Bei meinem Vater wäre eine Strafe von höchstens sechs Monaten angemessen gewesen. Dabei wäre es lediglich um kleinere Einreisevergehen und den Vorwurf der »Identitätsfälschung« gegangen. Auch die anderen Väter müßten längst wieder zu Hause bei ihren Familien sein. Der Vorwurf des Terrorismus an sie ist falsch und ihre lange Haft nicht gerechtfertigt. Sie haben das Richtige und Notwendige für unser Land getan.

    Die USA haben mit Barack Obama einen neuen Präsidenten. Was erwarten Sie von ihm?

    Hoffnung gibt es immer. Ich halte eine positive Veränderung schon für möglich. Etwa in dem Sinne, daß sich die öffentliche Meinung in den USA verändert und damit wieder Bewegung in den Fall kommt.

    Wie bleiben Sie mit Ihrem Vater in Kontakt?

    Wir können ihm schreiben – wenn auch eingeschränkt. Alle paar Tage darf ich auch mit ihm telefonieren. Normalerweise dürfen Strafgefangene nach US-Recht einmal im Monat Besuch empfangen. Den Kindern der Inhaftierten wird jedoch höchstens einmal im Jahr ein Besuch im Gefängnis genehmigt. Dennoch durfte ich meinen Vater in den letzten zehn Jahren insgesamt nur sechs mal sehen.

    Das alles ist sehr willkürlich, ein Besuch ist auch immer sehr aufwendig. Für meine Mutter und die anderen Ehefrauen der fünf ist die Situation noch unerträglicher als für uns Kinder. Sie wurden 2000 ausgewiesen, gelten als »Gefahr für die USA« und erhalten kein Visum. Wir kämpfen für das volle Besuchsrecht unserer Mütter.

    Was gibt Ihnen die Kraft, mit dieser Situation umzugehen?

    Manchmal ist es schwer, in Fernsehserien lauter glückliche Familien zu sehen. Dann schmerzt es mich, daß wir so ein Leben nicht haben können. Ich weiß nicht, woher mein Vater die Kraft nimmt, aber er bleibt in seinen Briefen und Telefonaten hoffnungsvoll. Also bleibe ich es auch.

    Info: http: www.miami5.de

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    Für eine andere Sicht auf die Welt

    Katja Klüßendorf und Ruben Wesenberg
    Prensa
    Mit Herz und Verstand Nachrichtenmann: Frank González

    Ein Besuch bei Prensa Latina

    Frank González García, Präsident von Prensa Latina, empfing uns sehr herzlich im historischen Gründungsgebäude von Kubas Nachrichtenagentur. Dieses teilt es sich heute mit dem Gesundheitsministerium. Die Agentur wurde im Juni 1959, sechs Monate nach dem Triumph der kubanischen Revolution, unter Beteiligung Che Guevaras gegründet.

    Mit seinem argentinischen Landsmann, dem Radiojournalisten Jorge Ricardo Mazetti an der Spitze, lieferte Prensa Latina schon in den Flitterwochen des kubanischen Sozialismus Informationen über das, was tatsächlich in Kuba geschah.

    Nach dem Ende des sozialistischen Lagers in Europa stürzte Prensa, wie Kuba insgesamt, in eine schwere Krise. Die 90er Jahre waren vom Überlebenskampf der Agentur geprägt, die Mehrzahl der Auslandsbüros mußte geschlossen werden. Not macht erfinderisch, auch Genossen: Außer mit Nachrichten wurden Immobilien gehandelt, Büros vermietet, eine Handelskette vertrieb Büromaterialien. Um flüssig zu bleiben, brachte man sogar Bier und Hotdogs unters Volk.

    Um 2000 stabilisierte sich die Situation, seit fünf Jahren macht Prensa Latina wieder ausschließlich das, wozu es gegründet wurde. Bis heute folgen die mehr als 600 Mitarbeiter und Journalisten in 25 Ländern dem Anspruch, eine Anschauung von der Welt zu bieten, die sich von den Abziehbildern, die durch die großen Medienimperien weltweit produziert werden, absetzt.

    Der Schwerpunkt in der Berichterstattung liegt auf Lateinamerika, daneben verfügt die Agentur aber auch über eigene Korrospondenten in Europa, Afrika, Asien und den USA.

    http://www.prensa-latina.cu


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    Friedensfreunde auf vier Pfoten

    Peter Steiniger
    Für Tiere nicht zu bremsen: Nora García
    Für Tiere nicht zu bremsen: Nora García

    Den Termin habe ich dem kubanischen Presseamt zu verdanken. Dort weiß man, daß ich ein Freund der belebten Natur bin und verabredet mich mit Nora García Pérez. Die frühere Theaterschauspielerin ist Präsidentin von ANIPLANT, der Kubanischen Vereinigung für Tiere und Pflanzen. Sie empfängt mich und meine zweibeinige Begleiterin in einem gut erhaltenen Häuschen in Havannas Altstadt. Bei unserem Gespräch steht ihr der Tierdoktor Dr. Ramon Arias vom kubanischen Landwirtschaftsministerium zur Seite, welches die Arbeit dieser NGO kontrolliert, unterstützt und fachlich begleitet.

    Die ANIPLANT ist Mitglied der World Association for the Protection of Animals (WSPA). Ihr gehören rund zweihundert Mitstreiter an, die in Zusammenarbeit mit Veterinären, lokalen Behörden und den Medien Informationvermittlung an Züchter und Bevölkerung zu Umweltschutz, Tierhaltung und Tierrechten betreiben.

    Im Mittelpunkt der praktischen Arbeit stehen Hunde und Katzen. Vor allem die Bellos sind auch der beste Freund des kubanischen Menschen. Passend zur Insel scheint es sich ganz überwiegend um friedfertige Kreaturen zu handeln. Die trolligen kleinen Pinscher auf den Straßen gehen ohne Aufsehen zu erregen ihren Geschäften nach, an keinem Gartenzaun schoß mir hier je ein zähnefletschender, blutgieriger Familienhund entgegen.

    Nora Garcia berichtet von den Folgen der Hurrikans für Umwelt und Natur sowie verschiedenen Problemen beim Umgang mit Tieren in Kuba. Gemeinsam mit den Behörden arbeitet man gegen Hunde- oder Hahnenkämpfe, mit denen sich illegale Veranstalter bereichern wollen. Die Gladiatorenspiele mit den Gockeln gibt es auch noch vereinzelt in ländlichen Regionen. Doch auch durch Traditionen seien sie nicht zu rechtfertigen, betont Dr. Arias. Die Übernahme einer anderen Unsitte aus dem Ursprungsland der Kolonisatoren, des Stierkampfes, konnte erfolgreich unterbunden werden. Obwohl hier starke finanzielle Interessen, diesen als Touristenattraktion zu nutzen, im Spiel gewesen sind. Das Spektakel mit den Gehörnten hatte sich in Kuba auch früher nie richtig festsetzen können und verschwand bereits im 19. Jahrhundert völlig. Testesteron bildet sich hier eben ganz natürlich.

    Am Sitz von ANIPLANT wird ein kleines Hundeasyl entstehen, die ersten schwanzwedelnden Bewohner sind schon da. Tierärztliche Dienste, vor allem Behandlungen bei Parasitenbefall, sollen hier ebenfalls angeboten werden.

    Die Finanzierung der Arbeit erfolgt ganz überwiegend über Spenden. Und hier liegt das Problem. Im Unterschied zu unseren Breiten fehlt es in Kuba an Erblassern, die ihre Nächsten in den Teppich beißen und ihr angehäuftes Vermögen Susi und Strolch angedeihen lassen. Deshalb sucht ANIPLANT international nach Partnern für eine Zusammenarbeit. Tierfreunde, hört die Signale!

    ANIPLANT (Asociación Cubana de Animales y Plantas) Calle Príncipe No. 128 e/c Espada y Hospital Centro Habana, Ciudad Habana

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    Mein Tag: Spezialperiode

    Peter Steiniger

    Tag neun der Buchmesse. Wir stehen definitiv auf dem Schlauch. Die Tage am Stand sind lang, meine Mitstreitenden müssen dort tausend Fragen neugieriger Besucher beantworten. Kaum eine oder einer von uns hat noch Stimme. Die Nervenkostüme sind dünner geworden, manchmal reißen sie auf. Die anstrengenden Wege durch die Stadt, die Warterei, die vielen Termine und Besprechungen, die Zecherei. Erkältungen, Fieber und Montefidels Rache haben bereits die Runde gemacht.

    Die Verständigung mit der Redaktion in Berlin beschränkt sich auf den E-Mail-Verkehr. Bei sechs Stunden Zeitunterschied ist das nicht immer ganz einfach. Dort hat man auch andere Sorgen, muß jeden Tag eine Zeitung machen und Havanna ist weit.

    Hier, am Tischchen im Verschlag hinter dem Stand, in der provisorischen Redaktion für diesen Blog, bin ich von den Dingen, die auf der anderen Seite vor sich gehen, weitgehend abgeschnitten. Es gibt nur einen Laptop mit Anschluß an das Internet. Und an diesen kommen die anderen zu selten, um mal eine Nachricht nach Hause zu schicken, zu sehen, was in der Welt noch so passiert oder einfach, um unseren eigenen Havana Blog zu lesen. Steht da überhaupt etwas drin? Ist mein Beitrag schon veröffentlicht? Wie sieht er aus?

    Manchmal steckt jemand den Kopf herein, der den Überblick hat, deshalb alles besser weiß und ohnehin immer recht hat. Die Gruppe findet schon längst, ich sollte mich mehr an ihr beteiligen und sie stärker in das einbeziehen, was ich hier tue. Wurde mir gesagt. Ich knipse mir also Zeit für die tägliche Batalla de ideas, unsere Besprechung über den Verlauf des Tages und weitere Planung ab. Zwanzig Minuten Fußwippen. Die Gruppe zieht ab, um sich das Konzert anzuhören. Ich tippe weiter, bis ich Reinigungskräfte und Sicherheitsleute nach dem fünften »nur noch ein kurzer Moment« nicht weiter vertrösten kann, und auch ich mich trollen muß.

    In der lauen Abendluft, umgeben von fröhlichen und tanzenden Leuten, finden wir wieder zusammen, die Stimmung entspannt sich. Die Band spielt, der Ausblick von der Festungsmauer über die Bucht auf Havanna und den Malecón ist einzigartig. Und morgen ist wieder ein einzigartiger Tag.


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    Synergieeffekte

    Katja Boll und Katja Klüßendorf
    Kuh
    Gut im Futter dank Havana Club

    Nach einer Woche Messestreß ist es an der Zeit für eine Luftveränderung. Cuba Sí hat uns eingeladen, ihre Milchprojekte in der Provinz Havanna zu besichtigen. Mit einem alten Bulli, welcher ACPA dient, der Kubanischen Vereinigung für Tierproduktion, geht es über Schlagloch, Stock und Stein.
    Hinter San José taucht die nagelneue Schnapsfabrik von Havana Club auf. Gleich in der Nachbarschaft hütet Bauer Alexis seine Rindviecher. Diese profitieren vom Hochprozentigen, denn mit dem, was vom Zuckerrohr übrigbleibt, werden ihre Tröge gefüllt. Wir Zweibeiner dürfen uns mit selbstgemachtem Käse und Flan-Pudding stärken. Der Campesino führt uns durch die Ställe und präsentiert uns stolz seine Bio-Gasanlage. Auch in puncto Energie ist er Selbstversorger.
    Solche Anlagen sind Teil der Cuba Sí-Projekte auf der Insel, die sich neben Rinderzucht auch mit Wiederaufforstung, Wohungsbau sowie sozialen und Bildungsfragen beschäftigen. Hundertausend konvertible Pesosaus den Solidaritätsspenden in Deutschland werden pro Jahr hierfür eingesetzt. Das Prinzip ist stets die Hilfe zur Selbsthilfe. Wir bekommen noch weitere Höfe und Einrichtungen zu sehen. Der Kontrast zu Havanna ist groß und unsere Erfahrungen hier helfen uns dabei, dieses besondere Land noch besser zu verstehen.
    Übrigens: Wie Sie selbst Cuba Sí und dessen großartige Initiative Milch-für-Kubas-Kinder unterstützen können, können Sie hier nachlesen.

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    Medien, Macht und Wirklichkeit

    Marion Leonhardt
    Catedra
    Im Gespräch über Medien und Realitäten in Deutschland

    Buchmesse in Havanna – das sind nicht nur die zahlreichen Gespräche am Stand, der regen Zuspruch aus ganz Lateinamerika findet. Heute steht eine Begegnung mit Deutschstudenten auf dem Programm. So machen wir uns bei strahlendem Sonnenschein gut gelaunt und mit dem Film »Die Nachrichten«, Laptop und Beamer bewaffnet auf den Weg zur Catedra Alexander Humboldt. Ein An-Institut der Universität Havanna, das in einer alten Villa den Rahmen für Deutschlehrerfortbildung und Kulturveranstaltungen gibt.
    Das ebenso schöne wie baufällige Gebäude kenne ich schon lange durch unser Solidaritätsprojekt der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba zur Unterstützung der Baumaßnahmen und der kulturellen Arbeit. 30 kubanische Studenten und drei Dozenten begrüßen uns herzlich.
    Gespannte Aufmerksamkeit liegt in der Luft, als wir gemeinsam den Film sehen. Macht der Medien, Wende, Stasi und Ost/West-Verhältnisse sowie daraus resultierende Befindlichkeiten: Themen für junge Kubaner? In der anschließenden lebhaften Diskussion zeigt sich, dass sie erstaunlich gut über die Bundesrepublik Bescheid wissen. Ein Verdienst der Arbeit der Catedra. Und sie fragen nach: Ist das Filmende (Ein Ossi macht nach der Wende als Nachrichtensprecher Karriere) nicht geschönt? Wie ist man nach der Wende mit dem Stasi-Verdacht umgegangen? Wer bestimmt, was die Medien zum Thema machen, was wird ausgeblendet? Wieviel Realität spiegelt sich überhaupt in den Medien wieder? Intensiv diskutieren wir über Mechanismen und Methoden, mit denen fortschrittliche Medien in der Bundesrepublik behindert werden. Es wird nicht der Holzhammer der Zensur geschwungen, sondern feinziseliert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Marktes in Stellung gebracht. So hat es auch der eben gezeigte Film nicht in die bundesdeutschen Kinos geschafft. Aber immerhin zu zwei Vorführungen in Havanna, wie eine Studentin die Situation kommentiert. Nur die vorgerückte Zeit beendet einen interessanten Austausch.
    Ich gehe aber natürlich nicht, ohne eine Gang durch die Räume der Catedra und einem Gespräch mit Prof. Dr. Ivan Munoz, dem Direktor der Catedra. Ich bedanke mich für seine Gastfreundschaft und erkundige mich nach dem Stand des Catedra-Projekts der Freundschaftsgesellschaft. Das Ziel der neuen bzw. renovierten Räumlichkeiten ist noch nicht erreicht. Dafür bedarf es in der Bundesrepublik weiterer Spender und Unterstützer. Damit auch in Zukunft kubanische Studenten von der Catedra aus einen realistischen Blick auf die Bundesrepublik werfen können.

    http://www.fgbrdkuba.de

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    Resonanzen

    Doris Hensen schrieb uns vor ihrem Abflug nach Havanna: »Eure Berichte sind eine wunderbare Vorbereitung auf unseren Besuch der feria. Danke für die lebendigen, kenntnisreichen Schilderungen!« Sie verspricht, uns in den nächsten Tagen hier am Stand zu besuchen. Wir sind schon gespannt.
    Katrin erhofft sich von uns »noch viele interessante und informative Eindrücke«. Frau Isermann aus Berlin freut sich darüber, die Autoren selbst auch im Bild zu sehen.
    Andreas Schmidt  lobt die »lebendige Berichterstattung«, »die Stimmung und das ganze Drumherum wird gut rübergebracht.« Genauer möchte er wissen, wie es am Chile-Stand aussieht. Hierzu haben wir heute eine neue Fotostrecke Cuba-Chile veröffentlicht. »Was für Themen werden in den Büchern behandelt, gibt es die meisten Bücher in CUC oder auch viele in einheimischer Währung?«, fragt er nach. Außerdem wünscht sich Andreas Fotos von den Kulturveranstaltungen (Lesungen, Konzerte). Beides werden wir noch aufgreifen.

    Gracias, compañeras y compañeros

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    »Das Richtige getan«

    Laura.jpg
    Verbrechensbekämpfung liegt in der Familie: Laura Labañino möchte Kriminalistik studieren

    Am Wochenende in der Printausgabe: Über ein Leben als »Reisende«, das väterliche Vorbild und Optimismus, der aus Solidarität wächst. Ein Gespräch mit Laura, der Tochter von Ramón Labañino, einem der »Cuban five«. Ein Interview von Ruben Wesenberg

    Antonio Guerrero Rodríguez, Fernando Gonzáles Llort, René Gonzáles Sehwerert, Ramón Labañino und Gerardo Hernández sind seit nunmehr zehn Jahren in den USA inhaftiert. Die fünf gehörten zu einer Gruppe von kubanischen Aufklärern, die in Miami (USA) Strukturen und Aktivitäten militanter Exilkubaner ausforschten. Die kubanische Regierung wollte die US-Behörden auf Grundlage dieser Erkenntnisse dazu bewegen, gegen terroristische Aktivitäten dieser dieser rechtsextremen Gruppierungen gegen Kuba vorzugehen. Von den US-Behörden wurden sie mit konstruierten Anschuldigungen und in unfairen Verfahren wegen Verschwörung zur Spionage zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. Elementare Rechte werden ihnen und ihren Familien vorenthalten. Am Sonntagabend besuchten uns besuchen die Geschwister Laura und Lizbeth Labañino (16 und 12 Jahre) und und die 11jährige Ivette Gonzáles. Sie engagieren sich mit ihren Familien in einem kubanischen Solidaritäts-Komitee für die Freilassung ihrer Väter.

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    Marktwirtschaft wagen

    Peter Steiniger
    Markt
    Da sind wir aber immer noch: Kuba-Orangen

    Erkundungen im kubanischen Alltag am Rande der 18. Internationalen Buchmesse von Havanna

    Die schweren Hurrikans vom letzten Herbst, die quer über die Insel pflügten, hatten vor allem die kubanische Landwirtschaft verwüstet. Eine Tragödie angesichts der ohnehin angespannten Versorgungslage. Kuba muß den größten Teil der benötigten Nahrungsmittel gegen knappe Devisen auf dem Weltmarkt kaufen. Umso wichtiger ist es, die Erzeugung im Land selbst anzukurbeln.

    Nach diesen Naturkatastrophen gab es auf den Bauernmärkten der Hauptstadt Havanna lange nichts zu holen. Abgesehen von Zwiebeln, Knoblauch und Malanga-Wurzeln war das Sortiment bis in den Dezember hinein wie leergefegt. Von einer »Bananenrepublik« konnte schon gar keine Rede mehr sein: Die langsam wachsenden Stauden waren an kaum einem Ort verschont geblieben.

    Verschiedene Mangelwaren wurden noch knapper. Die orkangestreßten Hühner wollten keine Eier mehr legen. Der schwarze und graue Markt, auf dem Milch, Fleisch, Meeresfrüchte und alles andere angeboten wird, was Werktätige zur Aufbesserung unzulänglicher Gehälter aus den Betrieben herausholen, tauchte ab. Die Händler wußten, daß in diesen Zeiten hart durchgegriffen wird.

    Die Versorgung über Bezugskarten, die libretas, mit einem Teil des Grundbedarfs zu stark subventionierten Preisen funktionierte auch in den schweren Monaten. Die Bäckereien arbeiteten. Der Staat hatte für einen solchen Notfall Reserven angelegt.

    Gemeinsam mit Mónica, die uns während der Messetage als Sprachmittlerin und Führerin durch den kubanischen Alltag unterstützt, teste ich den aktuellen Stand der kubanischen Marktwirtschaft. In Cojimar, einer Ansiedlung am östlichen Stadtrand von Havanna, wo sich einst Hemingway die Kante gab und mit dem alten Mann das Meer bereiste, reihen wir uns in die Warteschlangen an der örtlichen Verkaufsstelle »El Delfin« ein. Geöffnet ist an allen Wochentagen von 9 bis 17.30 Uhr, am Sonntag nur am Vormittag. »El último?« – »Wer ist der Letzte?« Da stehen wir.

    Auf den Kiepen vor uns türmen sich Berge von Vegetarischem, auch die fahlgelben »Kuba-Orangen« fehlen nicht. Es sind gute Saftlieferanten, während ihr strohiges Fruchtfleisch eher als Füllmaterial für Kissen oder Puppen taugt. Die DDR tauschte etliche Jahresproduktionen an MZ-Motorrädern gegen Schiffsladungen karibischer China-Äpfel. Mónica bestaunt mehr die krepligen, noch tiefgrünen Fruchtbananen. Diese hat sie in Havanna lange nicht zu sehen bekommen.

    Hier ist ganz sicher alles öko: Die Früchte sehen noch pflanzlich aus, mal dick, mal dünn, mal groß, mal klein. Es fehlt ihnen das edle Gleichmaß, welches wir vom Genfood unserer Discounter gewöhnt sind.

    Vor uns in der Schlange wartet bereits ein Dutzend Leute darauf, bedient zu werden. Der Händler arbeitet mit Ruhe. Die Sonne brütet an diesem Februarmorgen. Die älteren Wartenden hocken sich auf die schattigen Plätze am Rand. Nach einer Stunde muß ich passen. Ich eile zur Buchmesse, die Pflicht ruft, die Kollegen warten.

    Während mich der 58er Bus durchschaukelt, ersteht Mónica je zwei Pfund Reis, Bohnen, Mohrrüben, Tomaten, Paprika und Zwiebeln, dazu einen riesigen Salatkopf, ein paar Knoblauchzehen sowie Honig, abgefüllt in einer Flasche mit Rum-Etikett. Und, nicht zu vergessen, mindestens drei Pfund der seltenen Fruchtbananen. Die Preise liegen etwa wieder auf dem Niveau von vor den Wirbelstürmen. Für ihren großen Einkauf zahlt sie 80 alte Pesos, das entspricht etwa vier Dollar – oder einem Fünftel des monatlichen Durchschnittseinkommens in Kuba.

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    Aktiv für die Älteren

    Berthold Wahlich

    Das Alter kann einsam machen. Dieses Problem stellt sich auch in Kuba. An unserem Stand lerne ich drei Lehrerinnen kennen, die sich in einer Initiative engagieren, die Aktivitäten für Ältere in Stadtvierteln als Nachbarschaftshilfe organisiert. Zum Beispiel wird - nach chinesischem Vorbild - am Morgen Gymnastik mit Musik im Park getrieben. Es gibt kulturelle Angebote wie Tanzabende, Theaterbesuche und vielfältige geistige Aktivitäten, um Alterskrankheiten wie Alzheimer vorzubeugen. Diese Möglichkeiten sind sehr gefragt, zwischen den alten Menschen entstehen Kontakte, Freundschaften und sogar Heiraten werden geschlossen. Ihre Initiative gehe auf eine Anregung von Revolutionsführer Fidel zurück, betonen die drei.
     

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    Blattmacher unter sich

    Peter Steiniger
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    Dietmar Koschmieder im Gespräch mit Luis Luque

    Dienstag nachmittag. In der Redaktion von Juventud Rebelde, der Zeitung des kubanischen Jugendverbandes, empfängt uns Luis Luque Álvarez, der dort für das außenpolitische Ressort zuständig ist. Das Redaktionsgebäude am Platz der Revolution hat den Charme vom Franz-Mehring-Platz 1, dem Sitz des ND, aus früheren Tagen. Die Revolution ist unbesiegbar, denn es gibt Kopien davon. Wir erörtern Möglichkeiten für Austausch und Kooperation zwischen Juventud Rebelde und junge Welt.
    Die Zeitung hat eine Auflage von 200.000 Exemplaren je Erscheinungstag. Sie bietet ein breites Themenspektrum und bemüht sich darum, einen lebendigeren und investigativeren Journalismus zu entwickeln, erfahren wir. Auf der Messe werden gerade zwei von ihrem Verlag herausgegebene Bücher über »unbequemen« Journalismus vorgestellt. Das entspräche sicher nicht den Klischees von kubanischer Presse in unseren Medien, meint Luque.
    Um Devisen zu erwirtschaften, wird hier auch eine wöchentliche Wirtschaftszeitung produziert. Das ist clever, außerdem führen die Schwarzen ja gerade global vor, daß sie nicht mit Geld umgehen können. Vielleicht sollte die junge Welt das Konzept aufgreifen und die Financial Times oder das Handelsblatt übernehmen. Aber die schreiben ja sowieso nur Miese.
    Gedruckt wird zweifarbig auf DDR-Veteranen, an drei Standorten, um die ganze Insel abdecken zu können. Eigene Korrespondenten im Ausland kann sich das Blatt zur Zeit nicht leisten.
    Es gibt eine sehr professionelle Internetausgabe, in Auszügen auch auf Englisch.
    Kuriosität am Rande: Ihr bestgerankter Artikel trägt den Titel: Sexo anal: otro camino al placer. Politische Aufklärung ist eben nicht alles.

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    Schon wieder: Zwei neue Leserinnen

    Peter Steiniger
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    Wißbegierig: Isis und Claudia

    Uns besuchen Claudia und Isis. Die beiden studieren an der Universität Havanna Kommunikation und Deutsch bzw. Französisch und Englisch. Neben der jW-Extraausgabe auf Spanisch und den thematischen Beilagen interessieren sie sich besonders für unsere Internetausgabe. Sie lassen sich genau zeigen, wie dieser Blog entsteht.
    Ihnen gefällt die Atmosphäre der »Feria« und sie nutzen gern die Möglichkeit, sich hier nach neu erschienen Büchern umzusehen. Vor allem nach Titeln, die für das Studium hilfreich sind.
    Ob wir auch jedes Jahr hierher kommen?, möchten die beiden wissen. Sie würden gern in Kontakt bleiben. Ein guter Grund mehr, sich das vorzunehmen.

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    Cuba-Chile

    Eine Umarmung zwischen den Völkern
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    Winterliches

    Impressionen aus Havanna im Februar
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    Fotostrecke: Cuba-Chile

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    Die Republik Chile ist Ehrengastland der diesjährigen Buchmesse Havanna. Zahlreiche Verlage, Künstler und Autoren aus dem Andenland sind präsent. Besonders wird an die solidarische Verbundenheit mit dem Chile Allendes und der Unidad Popular erinnert. Doch sehen Sie selbst.

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    Fotostrecke: Winterliches

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    Havanna ist eine Stadt der Gegensätze und der Überraschungen. Prächtige Kolonialpaläste, »realsozialistische« Moderne, Aufbau und Verfall liegen dicht beieinander. Neue Geschäfte und alte Parolen, amerikanische Straßenkreuzer und chinesische Busse. Doch sehen Sie selbst.

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    Stand-Punkte

    Das Berliner Büro Buchmesse Havanna in Aktion
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    Fotostrecke: Stand-Punkte

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    An unserem Buchmesse-Stand präsentieren wir Bücher beteiligter Verlage, führen Gespräche mit Messebesuchern und schließen Kontakte, verteilen die spanisch-sprachige Sonderausgabe von junge Welt. In einer Nische hinter den Stellwänden entsteht dieser Blog. Doch sehen Sie selbst.