Gegründet 1947 Dienstag, 29. April 2025, Nr. 99
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    Der IM, der aus der Kälte kam

    Peter Steiniger
    Kockisch
    Cooles Shirt: Uwe Kockisch als Lokalreporter Thomas Raschke

    Am Sonntag abend wird in Havanna Westfernsehen geguckt. Wir präsentieren auf der Buchmesse die ZDF-Produktion »Die Nachrichten«. Ein (brillanter) Mainstreamfilm, der einen etwas anderen Blick auf den innerdeutschen Crash der Kulturen und die Stasihysterie in den neunziger Jahren wirft. Für seine Premiere in Kuba haben wir den Streifen aus dem Jahr 2006 mit spanischen Untertiteln versehen lassen.

    Die Klimaanlage in Saal »Carlos J. Finlay« fährt Vollast. Während draußen die Sonne ihre warmen Strahlen zur Erde hernieder sendet, bilden sich hier drinnen Eisblumen an der Projektorlampe. Wir schlagen die Kragen an unseren kurzärmligen Hemdchen hoch, die Zähne klappern, im Hals macht sich ein Kratzen bemerkbar. Wer jetzt einschläft, wird sterben. Gut, daß wir nicht den »Schwarzen Kanal« mitgebracht haben. Denkbar wär´s ja.

    Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Alexander Osang, welches wir hier auf der Messe ebenfalls präsentieren. Im Mittelpunkt der Handlung steht der aus dem Osten stammende (ARD-)Nachrichtensprecher Jan Landers (Jan-Josef Liefers).

    Bei Premieren geht bekanntlich immer etwas schief. Ein Absturz des Laptops, in dem sich die Scheibe dreht, reißt uns aus der Starre. Windows Vista - danke, Bill. Während wir das Publikum trösten und die Recheneinheit neu starten, regelt der Raumtechniker den Windmacher auf gemäßigte Breiten herunter. Jetzt kann´s weitergehen mit großem Kino.

    Landers gerät in den Verdacht, Stasi-IM gewesen zu sein und verschwindet vom Bildschirm. Dabei hatte er sich doch so schön an die Hamburger Medienschickeria angepaßt ... Eine SPIEGEL-Tante und ein Neubrandenburger Lokalreporter jagen der vermeintlichen Story nach. Diesen Raschke, einen »ewigen Verlierer«, der gegen den provinzellen Mief antrinkt und seine Chance, ihm zu entkommen, zuverlässig verpasst, stellt Uwe Kockisch dar.

    Im wirklichen Leben hat der Schauspieler Kockisch auch etwas verpasst, darunter diesen Abend. Denn seine geplante Reise nach Kuba und zur Buchmesse mußte er kurzfristig absagen. Der Produktionsstart für einen neuen Film, für den er derzeit in Köln vor den Kameras steht, kam ihm in die Quere. Von dort sandte er einen Brief, in dem er sagt, warum für ihn die »Die Nachrichten« so gut sind: »Dieser Film versucht, die Gebundenheit von Menschen an Milieus und Zeitumstände, differenziert und ironisch, aber ohne Lächerlichkeit, sichtbar zu machen. Dialektik statt Klischees. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit. Doch die Nachfrage danach wird wieder wachsen, da bin ich mir sicher. Nach Film, der Kunst statt ausschließlich Kommerz ist.«

    Kockisch verspricht, seinen ersten Besuch in Kuba sobald wie möglich nachzuholen, um sich eine eigene Anschauung von den »guten und den schweren Seiten des Lebens« in diesem »außergewöhnlichen Land« zu machen, Kolleginnen und Kollegen vom Film zu treffen.

    Sie müssen Uwe Kockisch dann nicht unbedingt hinterher reisen. Im Rahmen einer DEFA-Filmreihe in der jW-Ladengalerie wird er auch in Berlin zum Gespräch stehen. Voraussichtlicher Termin ist der 7. April.


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    Lese-Lust

    Für große und kleine Leute
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    Fotostrecke: Lese-Lust

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    Die Buchmesse Havanna ist ein Ort der Begegnung mit dem Buch für alle Generationen. Sie ist ein Ausflugsort für Familien oder Paare und nicht zuletzt ein großes Kinderfest. Doch sehen Sie selbst.

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    Projekt »Akkordeon«

    Katja Zöllig
    Musizieren am Malecón
    Musizieren am Malecón

    Den Weg von der Feria ins Hotel bewältigten wir schon routiniert mit dem Bus (die Fahrt kostet 40 Centavos), da wir inzwischen über ausreichend Klimpergeld verfügen. Dabei hatten wir uns geeinigt, uns mit einer Buttel Rum, Cola und bewaffnet mit Gläsern aus den Hotelzimmer-Kühlschränken zur Malecón-Promenade aufzumachen und die Gesellschaft der Habaneros zu suchen.

    Wir mußten eine ganze Strecke gehen, um eine ausreichend große Lücke zwischen den Pärchen und Familien zu finden, um uns auf der Kaimauer niederzulassen. Der Abend war mild, das Meer plätscherte ruhig dahin. Als wir uns die zweite Runde Cuba libre gaben, blieben zwei vorübergehende Musikanten der älteren Garde vor uns stehen. Ein feucht-fröhliches Hola Companeros schallte Ihnen entgegen. Sie legten los, mit Akkordeon, Gitarre und zwei kräftigen Stimmen ihr Touristenprogramm abzuspulen.

    »Guantanamera«"" – das kennt jeder, Text ist Glückssache - wir hatten diesen auch nicht drauf. Den Refrain trällerten wir mit. Ich erlaubte  mir, die Strophen mit einer Begleitstimme zu ergänzen, was unsere Musikern sichtlich aufhorchen ließ. Bei einem anschließenden flotten kubanischen Tanzrhythmus, irgend etwas Rumbaartiges, hielt es uns zwei tanzfreudige Katjas nicht mehr auf dem Hosenboden. Wir legten die flotteste Sohle auf's Straßenpflaster. Die Musikanten hatten ihren Spaß, die Kubaner rundherum zeigten sich fröhlich überrascht.

    Unsere Nichttänzer waren derweil nicht untätig und schenkten Cuba libre für die Künstler ein. Ein Glas reichten sie gleich weiter an eine freundliche ältere Dame, die wir bis dahin gar nicht wahrgenommen hatten. Als auch die Gage in ihre Hände wanderte, war klar: Sie ist die Kassencheffin der beiden Musiker.

    Was dem kleinen Umtrunk folgte, brauchten wir nicht mehr als Touriunterhaltung aufzufassen. Wer wir sind, wo wir herkommen, was wir hier machen, wurde schnell erklärt und es entspann sich ein Gespräch über das Akkordeon von Ruan. Es ist so alt wie die kubanische Revolution. Der Balg bestand fast nur aus Flickstellen. Dieses Akkordeon, Marke "Hohner" hatte seine beste Zeit also schon erlebt.

    Und dann passierte es, alles passte einfach zusammen. Der laue Abend, der Cuba libre, die Musik, die fröhliche Laune der Kubaner rundherum, in der wir schwelgten, die Herzlichkeit unserer beiden Musikanten. Sie sparten auch nicht mit Lob für unsere musikalische Begleitung zu »Guantanamera«. Spontan versprachen wir, uns um ein neues Akkordeon zu kümmern. Mit »Comandante Che Guevara« wurde die Sache feierlich bekräftigt.

    Vor unserer Abreise sind wir zum Essen mit den Musikern in ihrem Haus eingeladen. Mal sehen, ob es noch klappt. Auf jeden Fall ist hiermit das Soli-Projekt des Berliner Büros Buchmesse Havanna »Ein Akkordeon für Ruan« ins Leben gerufen. Wir bauen auf Eure Untersützung!

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    Zu Gast bei Freunden

    Katja Klüßendorf
    cuba si
    Die Milch macht´s: Sozialarbeiterin Yilianis und die Cuba-Sí-Aktivisten Rolf-Manfred Hasse und Tobi Thiele (v.r.n.l.)

    Der Ansturm am Wochenende hat uns ziemlich ausgepowert. Heute sieht´s etwas entspannter aus und ich kann mich vom Stand absetzen, um mal etwas Messeluft zu schnuppern.

    Ich flaniere durch die Hallen und Gänge, versorge mich mit dem guten Copellia-Eis und lande schließlich bei unseren befreundeten Landsleuten von Cuba Sí. Genauer gesagt, an deren Gemeinschaftsstand mit der kubanischen Tierzüchtervereinigung ACPA (Associación Cubana de Producción Animal). Bekanntlich ist Cuba Sí mit seinen Milchprojekten für Kubas Kinder seit Jahren hier aktiv.

    Nach ein bißchen Tratsch lenkt man mich weiter zum Fernando-Ortiz-Saal. Dietmar Schulz stellt dort ein Buch vor, bei dem es nicht um´s liebe Viehzeug, dafür aber um den Fortschritt auf dem Subkontinent geht. Herausgegeben hat er »Lateinamerika, eine neue Ära?« gemeinsam mit dem letzten richtigen DDR-Premier, Hans Modrow. Die beiden haben dort Aufsätze von Forschern, vor allem aus dem Umkreis der Linkspartei, zu den verschiedenen Ländern versammelt.

    Beleuchtet werden die sozialen Kämpfe und die Probleme mit der Macht. Dietmar erklärt, lebhaft und interessant. Die Linke in Deutschland müsse sich viel stärker damit auseinandersetzen, was aktuell in Lateinamerika vor sich geht. Er versäumt es nicht, seine Glückwünsche an Chávez in den Saal und die Welt zu tragen. Das Buch gibts übrigens im Dietz-Verlag oder besuchen Sie einfach mal den Stand von Cuba Si in Halle 3c.

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    Fotostrecke: Aus Topf und Pfanne

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    Das kulinarische Angebot auf der »Feria« ist in diesem Jahr deutlich größer und vielfältiger als in den Jahren zuvor. Besonders auffällig: Der größte Teil der Offerten ist gegen die normale Landeswährung, die »Moneda Nacional«, und nicht nur gegen Dollar-Pesos »CUC« erhältlich. Die Preise sind allerdings, gemessen an den Einkommen, auch ziemlich gepfeffert. Dennoch wird fleißig gezecht und gebechert. Doch sehen Sie selbst.

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    »Die Pyramide muß sich wieder drehen«

    Interview: Peter Steiniger
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    Ana Maria Galbán: Kuba öffnet sich zur Welt

    Über das Deutschstudium in Havanna, Lohn und Leistung sowie Gräten im Hals. Ein Gespräch mit Dr. Ana Maria Galbán Pozo, Dozentin für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Havanna und Präsidentin des kubanischen Deutschlehrer- und Germanistenverbandes
    Wie attraktiv ist es heute für junge Kubanerinnen und Kubaner, die »schwere« deutsche Sprache an einer Hochschule zu studieren?

    Das Interesse an der germanistischen Fachrichtung ist groß und das hängt nicht zuletzt mit der stärkeren Öffnung unseres Landes zur Welt zusammen. Zum einen ist Lateinamerika unter voller Einbeziehung Kubas vereint wie nie zuvor, wir entwickeln unsere Beziehungen mit vielen weiteren Ländern. Ein wichtiger Faktor ist auch der zunehmende Tourismus. Unter den internationalen Gästen sind ja nicht wenige Deutsche. Etliche davon führt die Neugier, den »letzten Stützpunkt des Sozialismus« zu besichtigen, hierher.
    An unserem Fremdsprachlichen Institut lernen derzeit etwa 150 Studierende Deutsch als erste oder zweite Fremdsprache. Ich selbst unterrichte das 2. und 3. Studienjahr. Das Germanistikstudium, das auch eine Ausbildung als Dolmetscher und Übersetzer einschließt, dauert insgesamt sechs Jahre. Das ist eine relativ lange Zeit, aber damit können wir eine gute Ausbildung garantieren. Diese Qualifizierung bietet später auch gute Chancen im Beruf.

    Wie hat sich dieser Hochschulbereich in den letzten Jahren entwickelt?

    Ich habe selbst in Havanna studiert und bin Absolventin des 1984er Jahrgangs. Damals spielte der Austausch mit den anderen sozialistischen Ländern noch eine große Rolle. Wir hatten eine eigene »Vorbereitungsfakultät« mit einem einjährigen Sprachlehrgang für diejenigen, die in der DDR studieren oder promovieren wollten. Von September 1987 bis Februar 1988 war ich selbst zu einer Weiterbildung am Herder-Institut in Leipzig.
    In den 1990er Jahren verließen viele Lehrkräfte unser Institut, ließen uns im Stich. DDR-Leute, die mit Kubanern verheiratet waren, und bei uns an der Universität arbeiteten, gingen nach Deutschland. Sie dachten, dass nun auch Kuba »zusammenstürzt«. In den letzten Jahren hat sich die Situation des Lehrkörpers wieder deutlich stabilisiert. Etwa im Jahr 2000 trat die Wende ein.

    Können Hochschullehrer von ihren Gehältern den Lebensunterhalt bestreiten?

    Nein, von dem Einkommen allein läßt sich das Leben in Havanna nicht finanzieren. Das geht nur mit Nebentätigkeiten – wie Übersetzungen – Improvisation und Überlebenskunst. Auch wenn die Gehälter etwas angehoben wurden und vorhandene Qualifikationen endlich auch materiell anerkannt werden. Langsam tritt eine positive Veränderung ein, denn die »Pyramide« muss sich wieder drehen. Damit meinen wir in Kuba das in den 1990er Jahren durch die ökonomische Notlage auf den Kopf gestellte Verhältnis von Qualifikation und Einkommen.

    Welche Aufgaben hat der Deutschlehrer und Germanistenverband, deren Präsidentin Sie sind?

    In unserem Verband wirken etwa 150 Lehrer, Dolmetscher und Übersetzer, aber auch andere Leute mit, die eine besondere Beziehung zur deutschen Sprache pflegen. Wir organisieren Workshops, Lehrertreffen und Vorträge, arbeiten mit ähnlichen Vereinen in anderen Ländern, z. B. Brasilien oder Mexiko, zusammen. Wir entwickeln auch Kontakte zu Verlagen und anderen Einrichtungen, die uns bei der Beschaffung von dringend benötigten Unterrichtsmaterialien behilflich sind. Besonders schwierig ist es, an Lehrbücher für die höheren Sprachniveaus, z. B. für Deutsch als Fremdsprache, Niveau C, zu kommen.

    Zeichnete sich für Sie während ihres Aufenthaltes in der »späten« DDR deren nahendes Ende bereits ab?

    Nein, dass habe ich mir nicht vorstellen können. Allerdings hatte ich bereits 1984 mit einer Delegation des kommunistischen Jugendverband Kubas, UJC, die Sowjetunion bereist. Dort konnte man allerdings ahnen, daß es zuende geht.

    Warum ist Kuba nicht »eingestürzt« - liegt es eher an seiner Insellage oder der Verbundenheit der Menschen mit der Revolution?

    Der Grund dafür ist die Würde der Kubaner. Wir bleiben die Gräte im Hals des US-Imperialismus.


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    Handlanger

    Alles eine Frage des Standes
    Messeplatz Havanna
    Da geht´s lang
    Das Material trifft ein
    Tausende Zeitungen sollen verteilt werden
    Es geht so ...
    ... aber auch so
    Ja zum Fortschritt. Der ist mit Arbeit verbunden
    Immer bereit!
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    Mein Tag: Jetzt wird´s lebhaft

    Ruben Wesenberg

    Zurückbleiben bitte! Diesen Spruch kennen Havannas Busfahrer nicht. Zusammengequetscht passen wirklich alle, alle irgendwie in den Veteranen, der in seinem früheren Leben wahrscheinlich schon das ganze chinesische Straßennetz bereiste. Heute ist Valentinstag, ein Grund mehr, etwas zusammenzurücken. Viele Mädchen und Frauen haben Blumen angesteckt. Als wir die Messe erreichen, kreischt die mitfahrende Kinderschar auf und stürmt aufgeregt los. Vor den Festungstoren haben sich bereits lange Warteschlangen unter der sengenden Hitze aufgereiht.
    Wir haben kaum unseren Stand erreicht, das strömen die Leute auch schon herein. Wir kommen bald ins Gespräch und verteilen unsere Zeitungen, die weg gehen wie warme Semmeln. Ich staune besonders darüber, dass immer wieder auch Kubaner kommen, die mich auf Deutsch ansprechen. Sie haben in der DDR studiert oder gearbeitet. Später steht sogar eine Tochter des Comandante Ché Guevara in persona vor mir. Hasta siempre!

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    »Film ist Kunst«

    Peter Steiniger
    Luis González Nieto, Vizepräsident von ICAIC
    Luis González Nieto, Vizepräsident von ICAIC

    Diesen Anspruch formulierte das erste Kulturgesetz des revolutionären Kuba. Mit ihm wurde zugleich das Instituto Cubano de Arte e Industria Cinematográfica (Kubanisches Institut für Filmkunst und Filmindustrie) ins Leben gerufen. Damit war der Grundstein für die Ausbildung einer eigenen, nicht am Kommerz orientierten Filmproduktion gelegt.

    Der Sitz des ICAIC befindet sich in Havannas Stadtbezirk Vedado. Hier treffe ich mich am späten Dienstag morgen dessen Vizepräsidenten Luis González Nieto. Wir sprechen über die 50jährige Geschichte des ICAIC, die Situation des kubanischen Kinos während und nach der Krise und über den deutschen Film in Kuba. In Deutschland war Nieto während einer Solidaritätskampagne für sein Land 1994 vierzehn Tage lang kreuz und quer unterwegs. Im grauen Monat November war´s.

    Nieto schildert, wie das ICAIC ein eigenes Kulturerbe entwickelt und eine nationale Filmindustrie aufgebaut hat. »Kino – das ist eine Utopie, die hier Wirklichkeit geworden ist.« Weitaus reichere Länder würden nicht über einen solchen kulturellen Sektor verfügen. Neben dem Film, besonders dem Autorenkino, kommt auch der Plakatkunst und der Fotografie ein hoher Stellenwert zu.

    Mit mobiler Vorführtechnik, zum Teil mit Solarenergie betrieben, um nicht vom Stromnetz abhängig zu sein, werden Filme auch zu den Menschen in abgelegenen und wenig entwickelten Gebieten gebracht.

    Nach der »Spezialperiode« - die Produktion musste wegen der ökonomischen Ebbe eingeschränkt werden, einige Filmemacher wanderten ab - schränkte auch der Konflikt mit der EU die Möglichkeiten der kubanischen Filmemacher ein. Viele Stiftungen, die internationale Kunstprojekte fördern, nutzen EU-Mittel. Wegen der politischen Sanktionen gegen Kuba »akzeptierten wir keinerlei Geld aus der EU«, erklärt Nieto.

    Trotz allen Hindernissen ging es in den letzten fünf Jahren wieder deutlich aufwärts. Seitdem stellt der kubanische Staat für Filmproduktionen auch wieder Devisen zur Verfügung. Stark entwickelt wird die karibische und lateinamerikanische Kooperation, eine große Rolle dabei spielt Venezuela. Zu diversen thematischen Gebieten werden gemeinsame Filmwettbewerbe und -festivals veranstaltet. Im Jahr 2009 findet bereits zum 31. Mal das weltbekannte Internationale Festival des lateinamerikanischen Films in Havanna statt.

    Das ICAIC tritt auch mit einer Reihe von Publikationen in Erscheinung. Die erste Kinozeitschrift Lateinamerikas überhaupt »Cine Cubano« (gegründet 1960) zählt ebenso dazu, wie die Periodika »Temas«, »Criterios« und das Internetportal »Cubanow« (www.cubanow.cu).

    Am Ende des Gesprächs geht Nieto noch auf die Herausforderung ein, gegen die sogenannte Globalisierung kulturelle Identitäten zu behaupten und künstlerische Ansprüche gegen Marktmacht zu verteidigen. »Das europäische Kino betrifft das nicht weniger als uns Lateinamerikaner.«

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    Packender Paco

    Katja Klüßendorf
    Taibo
    Erntet viele Lacher: Biograph Paco

    Während den ersten Messetag noch der Org-Kram regierte, können wir uns nun auch mal den Veranstaltungen widmen. Am Sonnabend mittag steht schon ein echtes Highlight auf dem Programm.
    Der mexikanische Krimiautor, Romancier und nicht zuletzt Ché-Biograf, Paco Ignácio Taibo II, stellt sein neues Buch vor. »Un hombre Guapo« handelt von dem historischen Studentenführer im Kuba vor der Revolution, Tony Guiteras. Große Stimmung im Saal, denn der Unterhaltungswert des mitreisenden und humorvollen Erzählers ist beträchtlich. Paco nimmt besonders gern den Machismus unter den Revolutionären aufs Korn.

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    Hurra, hurra ...

    Peter Steiniger
    Etecsa
    Erfahrene Fummler: Die Techniker von Etecsa

    ... der Internetanschluß an unserem Stand ist da! Nach zähem Ringen. Mañana heißt: ich weiß nicht. In einer Stunde bedeutet: irgendwann. Dann, mit dem Ende des ersten Messetages, erscheinen die bestellten Techniker. Ein paar Tage Anlauf waren notwendig, um immerhin bis zur Auftragserteilung zu gelangen. Dann zähe Nachfragen in einem stetig kürzer werdenden Rhythmus.
    Nach vielem Basteln und Improvisieren steht dann tatsächlich die Verbindung zum Netz. Dazu fällt mir ein Witz über den Unterschied zwischen einer kapitalistischen und einer sozialistischen Hölle ein ... Vielleicht erzähle ich den ein anderes Mal, denn leider müssen wir jetzt die heiligen Hallen auch schon verlassen. Hasta mañana!

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    Die Festung steht offen

    Peter Steiniger
    Prieto
    »Recht aller auf Kultur«: Abel Prieto (mit bewegter Krawatte)

    Mit einem Festakt wurde die 18. Internationale Buchmesse in Havanna am Donnerstag abend eröffnet. Das bedeutendste kubanische Kulturfestival findet in der historischen Festung Fortaleza de San Carlos de La Cabaña statt. Der Schwerpunkt ist Chile, dessen Präsidentin Michelle Bachelet gemeinsam mit dem kubanischen Staatschef Raúl Castro an der Zeremonie teilnahm.

    In ihrer Rede unterstrich Bachelet die engen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Ausstellungen, Ehrungen und Lesungen chilenischer Künstler und Autoren auf der Messe seien hierzu ein Beitrag. Die Werke von Pablo Neruda, Gabriela Mistral oder Victor Jara stünden für Höhen und Tiefen, Siege und Niederlagen im Kampf um eine gerechtere Gesellschaft sowie für das »intellektuelle Überleben« während der Pinochet-Diktatur. Der kulturelle Austausch zwischen Chile und Kuba solle einer besseren und humaneren Zukunft dienen.

    Bei der Eröffnung wurden auch die beiden »Ehrenautoren« vorgestellt, die in diesem Jahr für ihr Lebenswerk gewürdigt werden. In einer Botschaft beschrieb die kubanische Poetin Fina Garcia Marruz das Lesen als Schlüssel für Herz und Verstand, um »gehen zu lernen«.

    Der Historiker Jorge Ibarra – einer der wichtigsten kubanischen Zeitgeschichtler – schilderte die Bedeutung der Unabhängigkeitskämpfe gegen das spanische Kolonialimperium für das gemeinsame historische Gedächnis und den fortwährenden Widerstandsgeist der Völker südlich des Rio Grande. Diese stünden heute vor der Aufgabe, gegen die Machenschaften des internationalen Finanzkapitals enger zusammenzustehen.

    Während der Messe wird auch die Casa de las Américas, das literaturwissenschaftliche Forschungszentrum für lateinamerikanische Literatur und Philosophie, besonders gewürdigt. Es war unmittelbar nach der Revolution 1959 gegründet worden.

    Kubas Kulturminister Abel Prieto sieht in der Messe einen Beleg dafür, daß die Revolution das fundamentale »Recht aller auf Kultur« verwirklicht habe. Die »Feria« sei ein einzigartiger Platz für die Begegnung zwischen Autoren und Publikum, für intellektuelle Bereicherung. Trotz der Einschränkungen nach der Hurrikankatastrophe werde die Messe wie auch schon in den Vorjahren in den 14 Provinzen des Landes eine Fortsetzung finden, hob Prieto hervor.

    Unter den Gästen auf der Plaza San Francisco befanden sich neben Vertretern der Aussteller aus mehr als fünfzig Ländern, führenden kubanischen Künstlern und zahlreichen Diplomaten auch die Kulturminister von Bolivien, Ecuador, Mexiko, Chile und Polen. An die Eröffnungsfeier schloß sich ein Rundgang durch den chilenischen Pavillon an, der unter dem Motto »Eine Umarmung zwischen zwei Völkern« steht. Am Freitag öffnete die Buchmesse ihre Tore für das breite Publikum. Sie geht bis zum 22. Februar. Es werden mehrere Zehntausend Besucher erwartet.

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    Mein Tag: Viel in Veränderung

    Marion Leonhardt
    Baustelle
    Das Leben an einer Baustelle

    Havanna hat noch immer diesen unverwechselbaren Duft nach frischer Erde, Blumen und Straßenverkehr. Bei der ersten Begegnung mit der Altstadt nach der Buchmesse vom letzten Jahr scheint vieles vertraut. Doch schon nach wenigen Metern Spaziergang ist klar: Hier ist vieles im Umbruch. Neue Läden, ein modischeres und breiteres Angebot an Schuhen und Kleidern sowie komplett renovierte Häuserzeilen und unzählige Baustellen.

    Die kenne ich auch aus Berlin, wo die ganze Stadt, wenn nicht gar das ganze Leben eine Baustelle zu sein scheint. Doch welch ein Unterschied: Während dort mit der Abrißbirne gearbeitet wird und kostbares Altes durch nichtssagende dumpfe Neubauten ersetzt wird, versucht man hier, durch filigrane Restaurierung das Alte zu bewahren und ihm neuen Glanz zu geben. Auch hierin zeigt sich eine Nachhaltigkeit anstelle eines unmenschlichen Ex und Hopp.

    Die Menschen in Kuba haben im letzten Jahr harte Rückschläge durch die drei Hurrikans hinnehmen müssen. Auf den Gesichtern der Leute in den Straßen spiegeln sich solche Sorgen nicht wieder, sie sind erprobt darin, auch solche Turbulenzen zu überwinden. Wenn sie aber von den hinter ihnen liegenden letzten Monaten erzählen, sind dies einschneidende Erfahrungen. Auch, wenn die Folgen der Hurrikans in Havannas Stadtbild nicht sichtbar sind und die Versorgung – zumindest in den Hotels und Restaurants – klappt, ist noch längst nicht alles wieder auf dem Stand vor den Katastrophen. Immer mehr Mittel müssen für die notwendige Einfuhr von Lebensmitteln durch den kubanischen Staat aufgebracht werden. Durch die US-Blockade wird dies noch zusätzlich verteuert.

    Auch die Cabana – wie immer ist diese einzigartige Festung ein wunderbarer Ort für die Buchmesse – hat trotz der jahrhundertealten Mauern ihr Gesicht verändert. Bis zur letzten Minute wurde mit Hammer, Schlagbohrer, Pinsel und Farbe daran gewerkelt, alles zu verschönern. Die Gastronomie auf dem Gelände wurde deutlich erweitert, viele neue Stände in und um die Messe laden zum Verweilen, Essen und Trinken ein. Die intensiven Wirtschaftsbeziehungen zu China werden auch im Stadtbild und auf der Messe sichtbar: immer wieder begegnet man Touristen, Studenten, Arbeitern und auch Messebesuchern und Ausstellern aus dem Reich der Mitte.

    Ich bin neugierig, was die nächsten Tage an neuen Entdeckungen noch bringen.

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    Bachelet: Schluß mit US-Blockade

    Vor einem Zusammentreffen mit Fidel Castro am Donnerstag abend nahe Havanna forderte Chiles Präsidentin Michelle Bachelet die USA auf, ihr 1962 verhängtes Handelsembargo gegen Kuba aufzuheben.

    Bachelet nannte dies während eines chilenisch-kubanischen Wirtschaftsforums als besonders dringlich angesichts der durch die Finanzkrise ausgelösten weltweiten Rezession. Zugleich forderte sie die Unternehmer ihres Landes zu verstärkten Investitionen in Kuba und einer Intensivierung der Handelsbeziehungen auf. Im Rahmen ihres Staatsbesuches, es war die erste Reise eines chilenischen Regierungschefs auf die Karibikinsel seit dem Besuch des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende 1972, wurden mehrere Abkommen über Kooperationen zwischen beiden Ländern in den Bereichen Kultur und Wirtschaft geschlossen. (jW)

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    Kultur für alle

    Peter Steiniger
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    Heute beginnt die 18. Internationale Buchmesse von Havanna. Diesjähriges Schwerpunktland ist Chile

    Mit einem festlichen Akt in der Fortaleza de San Carlos de La Cabaña fällt am heutigen Donnerstag der Startschuß für Kubas große Literaturmesse. Für zwei Wochen verwandelt sich die historische Festungsanlage, welche Havannas Hafeneinfahrt überragt, in einen Ausstellungs- und Festplatz. Unter ihrem traditionellen Motto »Leer es crecer« (Lesen heißt wachsen) wird die »Feria del libro« zum Anziehungspunkt für Zehntausende Besucherinnen und Besucher, bietet sie Bildung und Kultur für alle. Erneut werden Hunderte Verlage und Kulturinstitutionen aus Lateinamerika und aller Welt mit ihren Angeboten vertreten sein. Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler stellen sich auf Lesungen, Workshops oder in Seminaren dem Publikum. Außer dem geschriebenen Wort kommen Buchgrafik und Comics sowie Film und Fotografie zur Geltung. Neben inländischen Größen verleihen namhafte Intellektuelle wie der auch in Kuba populäre mexikanische Romancier Paco Ignacio Taibo II diesem Event seine besondere Ausstrahlung.

    An der Eröffnung der bereits 18.»Feria del libro« wird neben Kubas Präsident Raúl Castro die Staatschefin Chiles, Michelle Bachelet, teilnehmen. Bachelet hält sich zu einer offiziellen Visite auf der Karibikinsel auf. Die Republik Chile ist in diesem Jahr als »Ehrenland« der Veranstaltung geladen, was sich auch im Messeprogramm deutlich widerspiegelt. Neben der Vorstellung von aktueller Literatur des Andenstaates und Veranstaltungen zu den bereits in Kuba verlegten Werken chilenischer Autoren steht dabei der 1973 von General Pinochet niedergeputschte demokratisch-sozialistische Aufbruch unter Präsident Salvador Allende im Mittelpunkt. Die zentrale Exposi­tion steht unter dem Titel »Eine Hommage an das Volk Chiles«, weitere Ausstellungen sind dem Dichter Pablo Neruda und politischen Wandmalereien aus Chile gewidmet. Lesungen und Konzerte ehren und erinnern an die Sängerin Violeta Parra und den Liedermacher der Unidad Popular, Victor Jara.

    Neben dem Gastland Chile wird in diesem Jahr der Casa de las Américas besondere Ehrung zuteil. Unmittelbar nach der Revolution 1959 ins Leben gerufen, hat dieses literaturwissenschaftliche Forschungszentrum die lateinamerikanische Literatur und Philosophie insgesamt entscheidend mitgeprägt und gefördert. Es trug kräftig dazu bei, die von den USA betriebene Isolierung der »roten Insel« auf kulturpolitischem Gebiet ins Leere laufen zu lassen. Als Ehrenautoren werden die Poetin und Essayistin Fina Garcia Marruz und Jorge Ibarra als einer der bedeutendsten Zeitgeschichtler Kubas für ihr Lebenswerk gewürdigt.

    Mit seiner Buchmesse weist sich Kuba zum einen selbstbewußt als kulturell fortgeschritten und als echtes Leseland aus. Literatur und Film bieten, oft mit den Mitteln eines kritisch-ironischen Realismus, wichtige Anregungen für unverbrauchte gesellschaftliche Diskurse. In einer weltoffenen und lebensfrohen Atmosphäre bietet die »Feria« zudem ein Forum für öffentliche kulturpolitische Debatten über das Kuba im 51. Jahr nach der Revolution. Über ihren Zweck als Messeplatz hinaus erfüllt sie die Funktion eines multidisziplinären Kongresses. In Symposien werden etwa die neuere kubanische Geschichtsschreibung betrachtet oder die Entwicklung der Sozialwissenschaften bilanziert. Ein internationales Seminar widmet sich der globalen Finanzkrise und ihren Folgen für die Reform der Vereinten Nationen und den Auswirkungen auf die Entwicklungszusammenarbeit.

    Nach Havanna (bis zum 22. Februar) macht das Bücherfest noch bis zum 8. März in den anderen Provinzen Kubas Station. Aufgrund der durch die verheerenden Hurrikans im vorigen Sommer verursachten Schäden mußte die Anzahl der beteiligten Städte allerdings von 42 auf 16 deutlich reduziert werden.

    Die Tageszeitung junge Welt ist in Havanna im Rahmen einer Delegation des Berliner Büros Buchmesse Havanna vertreten. Thematischer Schwerpunkt dieser alternativen deutschen Präsenz ist eine Gegenüberstellung von Integrationsprozessen in Europa und Lateinamerika. Neben der Präsentation von Büchern linker Verlage und Informationen über die internationalistische Arbeit in Deutschland wird eine Extraausgabe der jungen Welt in spanischer Sprache an die Messebesucher verteilt. In einem speziellen Internettagebuch wird über die Höhepunkte und Erlebnisse während der »Feria« und Eindrücke aus dem kubanischen Alltag berichtet.
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    Jagd nach der Fracht

    Peter Steiniger
    Geballte Frauenpower: Mónica Zurbano, Katja Zöllig und Katja Klü
    Geballte Frauenpower: Mónica Zurbano, Katja Zöllig und Katja Klüßendorf

    Bei unserem ersten Besuch auf dem Messegelände herrscht dort überall das emsigste Treiben. In den Kasematten der Festung, auf den Straßen und Plätzen dort, wird gehämmert, gepinselt, montiert, werden Waren und Ausstellungsstücke transportiert.
    Unsere drei Stände haben einen guten Standort bekommen. Schräg gegenüber befindet sich auch der andere deutsche Part, der vom Frankfurter Büro Buchmesse bestritten wird. Wir begrüßen die Kollegen und tauschen Neuigkeiten aus.
    Nun wollen auch wir loslegen mit dem fröhlichen Aufbauwerk. Kistenweise hatten wir Bücher, Zeitungen, Plakate und allerhand Gestaltungsmaterial von Berlin aus auf die Reise geschickt. Mittlerweile sollte dies alles in den Lagerhallen der Messe schon auf uns warten.
    Der knappe Bescheid der Messeleitung lautet: Im Datensystem ist diese Lieferung nicht verzeichnet. Wir sollen mal direkt im Lager nachfragen. Doch auch dort ist die rote Luftfracht unbekannt. »Aus Deutschland ist nichts da.«
    Die »Frankfurter«, die ihr Material auf dem Seeweg geschickt hatten, sitzen ebenso noch auf dem Trockenen. Immerhin wissen sie schon, dass ihre Sachen tatsächlich bereits auf der Messe deponiert sind.
    Der nächste Weg führt in die Niederlassung unserer kubanischen Transporteure in Alt-Havanna. Dort lässt man die Telefone heiß laufen. Das Resultat ist erneut ernüchternd: keine Fracht aus Deutschland. Nun sollen wir direkt zum Frachtterminal des José-Martí-Flughafens fahren, uns dort erkundigen. Vielleicht lässt sich unsere Sendung dort irgendwo ausmachen.
    Havannas Airport liegt allerdings ein ziemliches Stück außerhalb, südlich der Stadt. Was, wenn auch dieser Versuch vergeblich ist? Das wäre ein ziemliches Fiasko.
    Am Mittwoch morgen brechen zwei von unseren drei Katjas und Übersetzerin Mónica zu dieser entscheidenden Mission auf. Für den Hinweg können sie mit einem Taxifahrer einen fairen Preis vereinbaren.
    Die Leute vom Frachtterminal erweisen sich als hilfsbereit und vor allem kompetent. Besonders die Damen sind ausgesprochen taff – Gleichberechtigung im Beruf merkt frau eben. Und das Beste: Unsere Sendung ist nun endlich eingetroffen. Sie kommt gleich mit auf einen Sammeltransport zur Messe.
    Bleibt noch der Rückweg: Unsere drei Gesandtinnen reisen kubanisch, per »Botella«. Vor allem hier in Havanna nutzen viele – meistens Frauen – die Fahrt per Anhalter - auch für tägliche Wege innerhalb der Stadt, etwa, um zur Arbeit oder zur Uni zu gelangen.
    ¡Sí, podemos! Unser Messeauftritt 2009 ist gerettet. 

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    Staubericht

    Peter Steiniger

    Es ist schon verdammt eng auf Kubas Datenautobahnen und die Mitfahrgelegenheiten sind recht kostspielig. Sechs konvertible Pesos – dem Äquivalent zum Dollar – sind für eine Stunde Internetzugang in den Computerecken der Hotels zu entrichten. Für die meisten Einheimischen ist das nahezu unerschwinglich.
    Wenigstens der ideologischen Diversion über dieses Medium ist der Weg zuverlässig verlegt. Denn beim Surfen würde man ertrinken. Der Seitenaufbau erreicht maximal Schneckentempo und stellt die revolutionäre Geduld auf die allerhärteste Probe – drei, vier E-Mails unter Fluchen und Stöhnen, dann ist das Stündchen verflogen und die Kiste logt sich wieder aus.

    Dem Internet komme eine vitale und unverzichtbare Bedeutung für die Entwicklung Kubas zu, unterstrich vor wenigen Tagen in einem Interview für Juventud Rebelde dessen stellvertretender Minister für Informationstechnologien, Boris Moreno Cordovés. Seit den 90er Jahren ist Kuba an das World Wide Web angeschlossen, allerdings sehr limitiert. Infolge des Toricelli-Aktes – einer Verschärfung der US-amerikanischen Blockadebestimmungen – geschieht die Anbindung nur per Satellit statt über eines der leistungsstarken karibischen Unterseekabel. Trotz einer deutlichen Erweiterung der Kapazitäten in den letzten Jahren verfügt Kuba gegenwärtig nur über 180 Megabyte Upload und 302 Mb für den Dateneingang. Dies liege weit unterhalb des realen Bedarfs und sei darüber hinaus mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten verbunden, unterstrich Cordovés.

    Gegenwärtig gibt es in Kuba mehr als 1.400.000 Nutzer von Informationsnetzwerken. Mitgezählt sind dabei diejenigen, die ausschließlich über einen – nationalen oder internationalen - Email-Zugang verfügen sowie jene, die das kubanische Intranet »Red Cuba« nutzen oder einen echten Vollzugang zum Internet haben. Nach den Daten des Nationalen Amtes für Statistik aus dem Jahr 2007, so der Minister, haben 14 Prozent aller Nutzer einen privaten Anschluß in ihrer Wohnung.

    »Wir denken, dass es die verantwortungsvollste Politik ist, kollektive Zugänge zum Netz weiter auszubauen - das ist die Linie, der Kuba gefolgt ist, und die wir weiterhin stimulieren wollen«. Dazu sollen die Angebote in Jugend- und Informatikzentren, im Gesundheitswesen, in Bereichen von Bildung und Kultur sowie in Wirtschaftseinrichtungen von besonderer Bedeutung erweitert werden.

    Die Bereitschaft, mehr Bürgern den Zugang zum Internet zu ermöglichen - in dem Rahmen, den die technischen und ökonomischen Bedingungen gestatten - sei vorhanden, unterstrich Cordovés in der Zeitung des kubanischen Jugendverbandes.

    Kurzfristig benötigen auch wir einen solchen, um während der kommenden Messetage effektiver arbeiten und von hier berichten zu können. Wir hoffen, dass es mit dem Anschluß an unserem Stand ebenso zuverlässig und professionell klappt wie im vergangenen Jahr. Dann geht es zwar auch nur im Schritttempo, aber immerhin kontinuierlich voran auf dem Datenhighway.