Das Pressefest der UZ, Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), hat am 27. und 28. August an einem historisch bedeutsamen Ort stattgefunden: Vor dem Karl-Liebknecht-Haus in Berlin-Mitte, der früheren Zentrale der KPD. Das Haus ist jetzt Sitz der Partei Die Linke, die nicht mehr allzuviel mit den deutschen Kommunisten verbindet. Die DKP hingegen, als Neukonstituierung der seit 1956 verbotenen KPD entstanden, bekam keinen Zutritt zum Gebäude – nicht einmal als temporärer Mieter einiger leerstehender Büroräume. Die Straßen rundherum allerdings standen am vergangenen Wochenende durchweg im Zeichen von Hammer und Sichel. Mehr als 10.000 Menschen nahmen am Fest teil und machten es so zu einem großartigen Erfolg.
Für die junge Welt und den Verlag 8. Mai hat die Teilnahme Tradition. In Dortmund-Wischlingen, seit Jahrzehnten angestammter Austragungsort, waren die »Lenin-Bar« und das jW-Debattenzelt seit langem fester Bestandteil. Nachdem der Dortmunder Revierpark der UZ 2022 erstmalig und unter fadenscheinigen Gründen versagt wurde und der Umzug nach Berlin feststand, mussten auch Zeitung und Verlag ihr Programm entsprechend anpassen. Erleichtert wurde dies durch die Nähe der jW-Räumlichkeiten zum Festgelände.
Dass Veranstaltungen totgeschwiegen werden, wenn sie politisch missliebig sind, erlebt die junge Welt mit der Rosa-Luxemburg-Konferenz, an der vor der Pandemie über 3.000 Besucherinnen und Besucher teilgenommen haben, jährlich aufs Neue. Das UZ-Pressefest, eines der größten Straßenfeste im Berlin des bisherigen Jahres 2022, wurde ebenso bestenfalls abgewatscht. Die Kommunistenzeitung feiere dort »mit fragwürdigen Russland-Freunden«, raunte Spiegel online: Es ging um einen Auftritt der Gruppe Banda Bassotti, die auch im Donbass seit Beginn des ukrainischen Bürgerkrieges 2014 Solidaritätskonzerte gegeben hatte. Die Taz beschimpfte das Fest als »Parallelwelt, in der sich die DKP und Konsorten längst ausschließlich bewegen«. Für die Randgruppe grüner Bestverdiener, die den Krieg als Vehikel für ihre Deindustrialisierungsphantasien nutzen, gilt das freilich nicht.
Beim UZ-Fest haben etliche Anwohner mitgefeiert, es sind Tausende Gäste aus diesem und vielen anderen Ländern angereist. Neben Musik und Genuss kam auch die Debatte nicht zu kurz: Über den Zustand der Linkspartei, den Militarismus der »grün-rot-gelben« Bundesregierung, die aggressive NATO-Expansion in Europa und Asien. Klar, das schmeckt weder Spiegel noch Taz, ebensowenig der Linkspartei. Immerhin: Die Besucherzahl überstieg diejenige, die das Partei-»Fest der Linken« in seinen besten Zeiten erreichen konnte, erheblich. Es geht also, wenn man will, sogar ohne Wahlzuschüsse und freundliche Unterstützung des Berliner Senats. Man darf daraus lernen – auch im Liebknecht-Haus.
Klar ist auch: Ohne die tatkräftige Mitarbeit vieler hundert Helferinnen und Helfer wäre dies niemals gelungen. Ihnen allen, darunter auch den Redakteuren der jungen Welt, den Angestellten des Verlags 8. Mai und den ehrenamtlichen Unterstützern der Zeitung, an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Mit euch zusammen konnte ein kraftvolles Signal gesetzt werden, ein Auftakt zum »heißen Herbst«. Denn wenn in den nächsten Wochen der Protest gegen Sozialkahlschlag und Hochrüstung auf deutschen Straßen beginnt, wissen wir: Der erste Schritt dahin war eine große, bunte und vielfältige Feier – nicht nur eine der DKP, sondern ein wirkliches Fest aller Linken.
jW begleitet u. a. journalistisch:
– die Montagsdemonstration am 5. September (19 Uhr) in Leipzig (Augustusplatz) und
– den ebenfalls für Montag (18 Uhr) angekündigten Protest vor der Parteizentrale der Grünen in Berlin (vor dem Neuen Tor 1)