An diesem Wochenende startet junge Welt die Kioskaktion, um den Kauf der Zeitung im Pressehandel zu bewerben. Mit dem zentralen Werbespruch »Schon getestet? Die linke überregionale Tageszeitung« und der Handlungsaufforderung »Kauf am Kiosk« wenden wir uns an neue Leserinnen und Leser. Gerade in der Coronakrise sind viele Menschen auf die junge Welt aufmerksam geworden. Tausende haben sie probegelesen. Jetzt soll mit der Kioskaktion der Kontakt gefestigt werden.
Findet man in Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main und Leipzig viele Presseverkaufsstellen, die die junge Welt im Angebot haben, ist es anderswo deutlich schwieriger.
Um die nächstgelegene Verkaufsstelle zu finden, reicht ein Blick in unseren Kioskfinder unter www.jungewelt.de/kiosk. Einfach die eigene Anschrift oder den aktuellen Standort eintragen, und alle belieferten Verkaufsstellen in der Nähe werden angezeigt. Egal ob Zeitungskiosk, Supermarkt, Bäckerei oder Bahnhofsbuchhandel. Das Angebot von »mykiosk« wird täglich mit den Lieferdaten des Pressegroßhandels aktualisiert. Der Kioskfinder lohnt sich auch, um Freunde und Bekannte auf eine Verkaufsstelle hinzuweisen, wenn man ihnen den Kauf der Zeitung im Pressehandel empfiehlt.
Sollte keine Verkaufsstelle in der Nähe die junge Welt im Angebot haben, fragen Sie einfach Ihren Pressehändler. Innerhalb weniger Tage kann die Belieferung starten. Oder Sie nutzen das Formular unterhalb des Kioskfinders und teilen uns die Verkaufsstelle mit. Dann leiten wir die Anfrage über unseren Vertriebspartner weiter, und die Belieferung wird eingeleitet.
Allerdings ist es wichtig, dass die Zeitung dann auch regelmäßig verkauft wird, weil der regionale Pressegroßhändler ansonsten die Lieferung wieder einstellt. Selbstverständlich können Sie uns auch Verkaufsstellen mitteilen, von denen Sie denken, dass hier die junge Welt zum Kauf angeboten werden sollte.
Auch wenn wir Geld in die Hand nehmen, um für den Kauf der Zeitung zu werben, können wir nicht überall plakatieren oder Radiospots schalten. Hier kommen unsere Leserinnen und Leser ins Spiel. Die Kollegen aus dem Aktionsbüro bieten Unterstützern Aktionspakete an (www.jungewelt.de/aktionspaket). Die Plakate und Aufkleber können zum Beispiel in linken Kneipen, Jugendzentren, sozialen Treffpunkten aufgehängt und ausgelegt werden. Oder Sie teilen unseren Werbespot und Aktionsmotive über Ihre Social-Media-Kanäle. Schauen Sie auf unserer Facebook-Seite, auf Twitter oder Instagram bei uns vorbei.
Gemeinsam werden wir es schaffen, viele neue Leserinnen und Leser für diese einzigartige und wichtige linke überregionale Tageszeitung zu gewinnen.
Kommenden Sonnabend startet junge Welt eine Kioskaktion, um neue Leserinnen und Leser zu gewinnen
Aufmerksame Leserinnen und Leser dieser Zeitung wissen: Verlag, Redaktion und Genossenschaft der Tageszeitung junge Welt setzen auf die gedruckte Ausgabe! Zwar spricht auch vieles für die Onlineversion dieser Zeitung, die aber kann die junge Welt auf Papier nicht ersetzen (was natürlich auch umgekehrt gilt). Im ständigen Kampf um neue Leserinnen und Leser stellten wir gerade in den letzten Wochen fest, dass dies auch Menschen so sehen, die eigentlich vor allem online unterwegs sind. Die junge Welt neben den Frühstücksbrötchen oder abends zum Schoppen Wein – das ist ein gänzlich anderes Lesevergnügen als die Onlineflitzerei. Neben dem Genuss gibt es andere Vorteile. So bleibt beim »Studieren« der gedruckten jungen Welt viel mehr im Kopf hängen, sind die klare Struktur und Hierarchisierung der 16 bzw. 24 Seiten jeder Ausgabe sehr hilfreich, um ein individuell effektives Nutzungsverhalten zu entwickeln.
Auch im Bemühen um höhere Reichweiten dieser Zeitung helfen nicht ausschließlich die digitalen Möglichkeiten: Nur eine gedruckte junge Welt kann an jedem Kiosk der Republik präsentiert werden. Dank unseres zweiten Druckstandorts erreichen wir damit auch unsere Leser etwa in Wien, Basel oder Zürich rechtzeitig. Viele Menschen entdecken die junge Welt über den Einzelhandel. Und immer wieder gelingt es uns, einige davon für ein Abonnement zu gewinnen. Da dem Einzelhandel so regelmäßig Kunden verlorengehen, planen wir jährlich mindestens eine Kioskaktion, um neue Leserinnen und Leser auf unser Angebot aufmerksam zu machen.
Dabei setzen wir auf viele klassische Möglichkeiten: Von Radiospots und Plakaten über Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften bis hin zu Werbemitteln in Bahnhöfen und öffentlichen Verkehrsmitteln, um nur einige zu nennen. Aber auch hier kommen wir nicht ohne die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser aus: Bitte empfehlen Sie Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen den Kauf der jungen Welt am Kiosk! Über den Kioskfinder auf der jW-Internetseite werden Sie über die Verkaufsstellen der jungen Welt auch in Ihrer Region informiert. Bitte teilen Sie uns, falls bei einer wichtigen Einzelverkaufsstelle die jW nicht im Angebot ist, deren genaue Adresse mit. Wir organisieren dann die Belieferung. Wenn Sie dann noch ein bisschen helfen, dass die junge Welt dort auch Käufer findet, wird unsere Zeitung bei Ihrem Einzelhändler nach einigen Wochen nicht wieder »ausgesteuert«.
Wer uns in dieser Frage etwas mehr unterstützen will, wird jW-Kiosk-Pate! Dann sprechen Sie mit dem Einzelhändler, wie die jW besser präsentiert und wie Werbemittel im Geschäft und im Umfeld eingesetzt werden können. Die Kioskaktion startet am kommenden Sonnabend, der Schwerpunkt liegt auf den dann folgenden drei Wochen. Wir begleiten die Aktion mit einer in diesem Zeitraum veröffentlichten zehnteiligen Serie zum Thema »Geld«, die unser Autor Lucas Zeise (ehemaliger Redakteur der Financial Times Deutschland) für uns verfasst hat. Ein weiterer guter Grund, sich demnächst die junge Welt öfter am Kiosk zu kaufen!
Genossenschaft lädt zur Vollversammlung und sucht neue Mitglieder
Auch wenn der Einzelverkauf strategisch sehr wichtig ist: Die Tagesarbeit der jungen Welt wird vor allem durch Print- und Onlineabos finanziert! Damit wir auch in Krisenzeiten oder trotz anderer ökonomischer Engpässe handlungsfähig bleiben, brauchen wir zudem eine starke Genossenschaft. Deren Mitglieder kommen aus dem Kreis der Mitarbeitenden von Verlag und Redaktion und der Leserinnen und Leser von junge Welt und Melodie & Rhythmus. Am 7. Oktober 1995, vor fast genau 25 Jahren, haben wir die LPG junge Welt eG genau deshalb gegründet. Sie war und ist eine der wichtigen Voraussetzungen dafür, dass unsere Arbeit in Verlag und Redaktion unabhängig von direkter Einflussnahme gestaltet werden kann. Das ist auch dadurch gesichert, dass kein Mitglied mehr als 50 Anteile zeichnen darf und jedes auf der Genossenschaftsversammlung anwesende Mitglied nur eine Stimme hat, egal wie viele Anteile er oder sie gezeichnet hat. Hinzu kommt, dass die Versammlung der Mitarbeitenden (das sind alle Genossenschaftsmitglieder, die im Verlag 8. Mai GmbH eine Festanstellung haben) eine Reihe von Sonderrechten genießt. Wer mehr über die Konstruktion der Genossenschaft LPG junge Welt eG erfahren will und einiges über die jW-Geschichte, kann unsere Broschüre anfordern, die wir gerne kostenlos zusenden.
Mindestens einmal im Jahr trifft sich die Vollversammlung der Genossenschaft in Berlin, vor allem um Belange der Genossenschaft zu besprechen. Auch in diesem Jahr findet die Versammlung am letzten Samstag im Juni, also am 27. Juni, von 13 bis circa 16 Uhr statt. In diesem Jahr müssen wegen der Coronapandemie einige Besonderheiten berücksichtigt werden: 1. Wir bitten alle Genossinnen und Genossen, die an der Versammlung teilnehmen wollen, sich bis spätestens Freitag, den 19. Juni, per E-Mail ausschließlich unter der Adresse bj@jungewelt.de anzumelden. 2. Der Veranstaltungsort wird voraussichtlich erst kurzfristig bekanntgegeben, weil wir erst nach Ablauf der Anmeldefrist übersehen können, wie viele Teilnehmende erwartet werden. 3. Die Versammlung wird sich auf das Wesentliche konzentrieren. Damit die Versammlung pünktlich um 13 Uhr starten kann, bitten wir darum, sich bereits ab 12.30 Uhr am Veranstaltungsort einzufinden, um den Einlass organisieren zu können. 4. Es handelt sich um eine geschlossene Veranstaltung, Gäste (also Nichtmitglieder der Genossenschaft) werden nur in begründeten Ausnahmefällen zugelassen. 5. Wegen der notwendigen Beschränkungen wird der Vorstand der Versammlung vorschlagen, im zweiten Halbjahr 2020 eine weitere Versammlung durchzuführen, in deren Anschluss auch das 25jährige Bestehen der Genossenschaft gefeiert werden kann.
Bis zum 25. Jahrestag der Gründung im Oktober wollen wir, dass unsere Genossenschaft 2.500 Mitglieder stark ist! Mitglied kann jeder werden, der mindestens einen Anteil zeichnet. Ein Anteil kostet 500 Euro und kann auch gerne in Raten bezahlt werden. Der Aufnahmeantrag (siehe Coupon) wird dem Vorstand der Genossenschaft vorgelegt, der über den Antrag entscheidet. Wir freuen uns über jeden Zuwachs!
Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft LPG junge Welt eG
Alle Infos zur Genossenschaft LPG junge Welt eG inklusive Aufnahmeantrag und Broschüre online unter www.jungewelt.de/genossenschaft
Replik auf den Beitrag »Querfront« von Nick Brauns
Dietmar Koschmieder
Das »Gespenst der Querfront« geistert nicht nur durch bürgerlich-liberale Blätter, wie unser Kollege Nick Brauns schreibt, sondern auch durch die Tageszeitung junge Welt und andere linke Publikationen. Während die Bürgerlichen darunter eine organisierte gemeinsame Front von ganz rechts und ganz links verstehen, die es womöglich theoretisch, aber nicht praktisch gibt, heißt es im Beitrag, es gebe »derweil auch einen aufgeklärten, mithin marxistischen Begriff von Querfront«, um dann einige interessante, zum Teil aber auch fragwürdige Bezüge zur Weimarer Republik herzustellen. Vor allem der Formulierung Brauns, »eine wirkliche Basis auch unter Teilen der Arbeiterklasse« habe die Nazipartei erst nach ihrer Inmachtsetzung bekommen, entspricht nicht den Tatsachen: Faschistischen Kräften ist es schon zuvor gelungen, Teile der Arbeiterklasse mit ihrer sozialen Demagogie zu verunsichern und für ihre Zwecke zu gewinnen. Das war eine der Voraussetzungen dafür, dass ihnen 1933 von interessierter Seite Macht übertragen wurde. Und das ist auch einer der Gründe dafür, weshalb wir gerade heute wachsam sein müssen.
Für die aktuelle Diskussion sind die Erfahrungen aus der Weimarer Zeit aber nur bedingt nutzbar, weil sich in vielen Punkten die konkreten Umstände und Kräfteverhältnisse heute anders darstellen. Schon deshalb, weil es damals die Sowjetunion, aber auch eine starke kommunistische Partei in Deutschland gab. Soziale Demagogie (zum Beispiel die bewusste Vereinnahmung linker Begriffe durch Rechte) und andere Überlegungen, wie Linke ins rechte Lager gezogen werden könnten, gab es dennoch zu jeder Zeit, ohne in Deutschland nach 1945 tatsächlich Relevanz zu erlangen. Seit 1990 ist es rechten Ideologen aber immer mehr gelungen, den gesellschaftlichen Diskurs nach rechts zu verschieben. Zum einen werden sozialistische Alternativen immer aggressiver diskreditiert, zum anderen nutzen faschistische Kräfte wachsende Klassenwidersprüche und die damit einhergehende Delegitimierung bürgerlicher Machtstrukturen, um immer frecher als »Alternative für Deutschland« aufzutreten. Ihre neue Querfrontformel heißt ganz einfach: Rechts, links, das gibt es heute nicht mehr. Das sei Gesäßgeographie aus dem vorletzten Jahrhundert. Für gemeinsame Interessen müsse »das Volk« gemeinsam ein- und auftreten.
Diesen Ansatz vertraten auch wichtige Protagonisten der 2014 aufkeimenden Montagsmahnwachen, mit denen zahlreiche Teilnehmer etwas gegen Kriege tun wollten. Viele von ihnen interessierte es aber nicht sonderlich, dass sie sich mit Kameradschaften und anderen Faschisten einließen, andere glaubten, rechte Wortführer in der Bewegung in den Griff zu bekommen. Eine »Querfrontstrategie« für diese politische Erscheinung wollten sie nicht erkennen. Obwohl mit der immer wieder propagierten Formel »Es gibt kein rechts oder links, es gibt nur noch vorne« die marxistische Klassenbeschreibung aufgehoben und eine Gemeinschaft ohne rechts und links (und damit auch ohne Klassen) konstruiert werden soll. Der nächste Schritt zur »nationalen Volksgemeinschaft« ist dann nur noch ein recht kleiner. Auch viele Wortführer der aktuellen Hygienedemobewegung gehen mit dieser Formel immer wieder auf Rattenfang. Erreicht wird damit, dass sich die Arbeitenden noch weniger als Klasse verstehen und nicht mehr erkennen, dass ihre Interessen nicht die der Herrschenden sind. Letzte Bestände von Klassenbewusstsein werden zerstört.
Wenn bürgerliche Medien von Querfront sprechen, konstruieren sie meistens eine Einheitsfront von Faschisten und Kommunisten, also von ganz links und ganz rechts, die sowieso im Kern gleich seien. Auch dieses Konstrukt soll davon ablenken, dass es Klassen und Klasseninteressen gibt. Und davon, dass Faschisten immer das Geschäft einer bestimmten Kapitalfraktion besorgt haben, sich Linke und Rechte im Klassenkampf deshalb auch immer gegenüberstanden.
Wer heute noch die Rechnung »rechts gleich links« aufmacht oder wer behauptet, es gebe beides gar nicht mehr, verfolgt mit unterschiedlichen Ansätzen dieselbe reaktionäre Absicht: Er will verhindern, dass sich arbeitende Menschen von einer Klasse an sich zu einer Klasse für sich entwickeln. Marxisten haben diese Strategien offenzulegen und ihre Propagandisten auch namentlich zu benennen. Das wäre ein aufgeklärtes, mithin marxistisches Herangehen im Zusammenhang mit dem Begriff Querfront.
Unsere aktuelle Onlineabokampagne geht langsam zu Ende – wer noch zum Erfolg beitragen will, darf gerne auch jetzt noch ein junge Welt-Onlineabo abschließen. Schon ab 12,80 Euro im Monat erhalten Sie ab 20 Uhr Zugriff auf alle jW-Artikel des Folgetages. Zudem stehen Ihnen alle Optionen aus unserem Archiv zur Verfügung, um nur einige Vorteile zu nennen. Und jW-Printabonnenten bekommen ein Onlineabo sogar schon für 5,80 Euro! Bestellen kann man mit dem nebenstehenden Coupon oder noch einfacher über www.jungewelt.de/abo.
Ab Mitte Juni startet unsere Kioskkampagne, mit der wir den Verkauf der jungen Welt im Einzelhandel ankurbeln wollen. Hier suchen wir noch Leserinnen und Leser unserer Zeitung, die uns als Kioskpate unterstützen: Einfach eine oder zwei Einzelverkaufsstellen in Ihrer Umgebung aussuchen und mit dem Kioskbetreiber darüber sprechen, wie man die junge Welt optimal präsentieren kann und welche Werbemöglichkeiten im Laden, aber auch in dessen Umfeld genutzt werden können. Material dafür stellt unser Aktionsbüro kostenlos zur Verfügung.
Viele Leserinnen und Leser haben die junge Welt das erste Mal am Kiosk entdeckt. Am 13. Juni startet die bundesweite Kioskaktion, mit der wir den Kauf im Pressehandel bewerben. Dazu schalten wir Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften sowie im Internet. In einigen Städten sind Plakatflächen und Radiospots gebucht sowie Werbung in öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese Aktion läuft unter dem Motto »Schon getestet? Die linke überregionale Tageszeitung« und ist mit der klaren Handlungsaufforderung »Kauf am Kiosk!« verbunden.
Solche Werbeaktionen kosten viel Geld, sind aber notwendig, um neue Leserinnen und Leser zu gewinnen und die Bekanntheit unseres journalistischen Angebots zu steigern. Da unsere finanziellen Ressourcen beschränkt sind, können wir nicht überall Plakatwerbung und Radiospots buchen. Wir müssen uns auf für jW wichtige Städte konzentrieren. Und hier kommen unserer Leserinnen und Leser ins Spiel, auf deren Unterstützung wir setzen. Ihnen stellen wir Aktionspakete mit Plakaten und Aufklebern zur Verfügung, die über das Aktionsbüro bestellt werden können.
Darüber hinaus möchten wir den Vorschlag eines Lesers aufgreifen: Wir suchen einige Handvoll »Kioskpaten«. Das Ziel ist es, im Umfeld dieser Verkaufsstellen Werbung zu machen – also zum Beispiel Plakate aufzuhängen, die auf den Kiosk hinweisen – und somit Interessierte anzuziehen. Im Gespräch mit dem Pressehändler kann die Präsentation der Zeitung im Kiosk selbst während der Werbeaktion verbessert werden. Ihm können Gestaltungsmaterialien wie Plakate und kleine Thekenaufsteller überreicht werden.
Last but not least bitten wir alle Leserinitiativen, sich an der Aktion zu beteiligen und zwei oder drei Kioske zu betreuen. Zum Besprechen der Aktionen vor Ort können sich alle Leserinnen und Leser sowie interessierte Unterstützerinnen und Unterstützer im Aktionsbüro melden.
Aktionsbüro
Das Aktionsbüro ist telefonisch unter 030/53 63 55 10 oder per E-Mail an aktionsbuero@jungewelt.de zu erreichen.
Unsere Aktion »Teste die beste – linke überregionale Tageszeitung« für ein dreiwöchiges Probeabo war ein schöner Erfolg. Die Freude darüber, dass die meisten derjenigen, die das Angebot angenommen haben, neue Leserinnen und Leser waren oder noch sind, ist groß. Für viele stellt sich nun die Frage: Abo, ja oder nein? Und wenn ja, dann das Printabo – oder doch vielleicht eher das Onlineabo?
Mit dem Abo fürs Internet ist die aktuelle Ausgabe der jungen Welt schon am Vortag um 19.30 Uhr komplett zu lesen. Man kann unter dem Menüpunkt »Recherche« in die jW-Bibliothek gehen und die Dossiers durchstöbern. In ihnen sind viele Artikel zu einem Thema zusammengefasst. Zum Beispiel: Was stand in der jungen Welt zu Brasilien? Einmal angeklickt, und schon sind dazu alle Artikel von 2002 bis 2020 aufgelistet und einsehbar. Zusätzlich gibt es noch das Archiv mit Beiträgen aus nun 23 Jahren. Da kann man etwa nachlesen, wie am 9. September 2008 die US-Hypothekenbank Fannie Mae pleite ging, wodurch eine Wirtschaftskrise lawinenartig ins Rollen gebracht wurde, die uns heute noch betrifft.
Aber online hat auch Nachteile: Die Forschungsinitiative E-Read (Evolution of Reading in the Age von Digitisation) hat festgestellt: Print ist besser, wenn es um das Erschließen von Information geht. Papier fördert ein tieferes Verständnis, lange Texte bleiben besser im Gedächtnis, und man ist weniger anfällig für Fake News. Die Printausgabe hat eine Auswahl tagespolitisch relevanter Themen auf täglich 16 Seiten zusammengefasst – am Wochenende gibt’s acht Seiten Zuschlag. Das verschafft Überblick. Wer die jW morgens im Bus liest, macht noch Werbung für sie – auch nicht schlecht. Unsere Antwort ist klar: Das Kombiabo bringt’s! Wer ein Printvollabo abschließt, der bekommt für 5,80 Euro das Onlineabo dazu. So können die Vorteile beider Ausgabeformen genutzt werden.
Schön wäre es, wenn alle Probeleserinnen und -leser so denken würden. Aber das Einfache ist es ja, das so schwer zu machen ist. Warum ist es heute wichtig, junge Welt zu lesen? Um die Frage positiv zu beantworten, strengt sich die jW-Belegschaft sehr an, gerade in diesen Zeiten unseren Kurs marxistisch auszuloten und zu halten. Wenn Rechte mit dem Grundgesetz in der Hand auf die Straße gehen, dann wissen wir: Das ist ein Vorwand, den Empörungsstrom in ihre Richtung zu lenken. Sie werden es bei passender Gelegenheit verbrennen. Wenn Menschen sich unbedacht bei ihnen einreihen, dann warnen wir durch Aufklärung. Wenn in der Pandemie deutlich wird, dass Pflegekräfte systemrelevant sind, dann schreibt junge Welt über schlechte Entlohnung, fehlende neue Stellen und privatisierte Krankenhäuser als Ergebnisse eines profitorientierten Gesundheitswesens.
Solches Wissen– und noch einiges mehr – braucht man heute. Die junge Welt liefert es täglich.
Die Tageszeitung junge Welt gehört der Genossenschaft LPG junge Welt eG. Aufmerksame Leserinnen und Leser finden jeden Tag rechts unten auf der Titelseite der gedruckten Ausgabe die aktuelle Zahl der Mitglieder. Da bewegt sich zur Zeit einiges, gerade knacken wir die 2.300er Marke. Bis zum 7. Oktober, dem 25. Jahrestag der Gründung unserer Genossenschaft, wollen wir das 2.500. Mitglied aufnehmen.
In der Regel einmal jährlich (und zwar fast immer am letzten Sonnabend im Juni) lädt der Vorstand der Genossenschaft zur Vollversammlung ein. In diesem Jahr ist das wegen der Coronakrise leider etwas komplizierter. Deshalb hat der Vorstand beschlossen, die Versammlung unter Berücksichtigung einiger Besonderheiten durchzuführen: 1. Es wird nicht wie in den letzten Jahren eine Führung durch die Räume geben. 2. Damit die Versammlung pünktlich um 13 Uhr beginnen kann, bitten wir um rechtzeitiges Erscheinen, Einlass ist ab 12.30 Uhr. 3. Auf das klassische Genossenschaftsbuffet wird verzichtet. 4. Damit die Diskussion nicht zu kurz kommt, wird vorgeschlagen, dass die Versammlung die Einberufung einer weiteren Vollversammlung im Oktober 2020 beschließt. 5. Der Vorstand bittet um Voranmeldung bis Freitag, 19. Juni, bitte ausschließlich über bj@jungewelt.de
Vorstand der LPG junge Welt eG
Einladung zur Generalversammlung der LPG junge Welt eG, 27. Juni 2020, 13 bis voraussichtlich 16 Uhr
Vorschlag für die Tagesordnung:
1. Eröffnung, Begrüßung, Tagungsordnung 2. Geschäftliche Entwicklung der LPG junge Welt eG, Jahresabschluss 2019, Tätigkeitsbericht des Vorstands 3. Bericht des Aufsichtsrats 4. Bericht der Geschäftsführung zur Lage der Verlag 8. Mai GmbH 5. Diskussion 6. Beschlussfassung über – Feststellung Jahresabschluss 2019 der LPG junge Welt eG – Verwendung Jahresergebnis – Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat 7. Wahl des Aufsichtsrats 8. Sonstiges (u. a. Durchführung einer Vollversammlung im Oktober 2020)
Die Generalversammlung findet unter Beachtung des Infektionsschutzgesetzes und der Vorgaben des Berliner Senats für Versammlungen statt. Um mit der Raumgröße entsprechend reagieren zu können, bitten wir bis spätestens Freitag, 19. Juni, um Voranmeldung unter bj@jungewelt.de. Außerdem wollen wir Redezeit und Diskussion beschränken.
Mit genossenschaftlichen Grüßen
Der Vorstand: Peter Borak, Stefan Huth, Dietmar Koschmieder, Michael Sommer, Simon Zeise
Unsere Kioskaktion findet eigentlich immer Anfang Mai statt. Darauf mussten wir in diesem Jahr aus bekannten Gründen verzichten. Aber ab Mitte Juni starten wir durch und wollen nicht nur die jW-Verkäufe entwickeln, sondern auch dem angeschlagenen Einzelhandel neue Kunden zuführen. Die freuen sich darüber: Denn junge Welt-Lesende sind Vielleser, sie nehmen gerne noch ein Buch oder eine andere Zeitung mit. Aber auch für uns ist die Präsenz im Einzelhandel sehr wichtig: Für viele Menschen ist es der Ort, an dem sie erstmals auf die junge Welt stoßen oder aber wieder an die Zeitung erinnert werden, um dann gelegentlich eine Zeitung zu kaufen. Aus regelmäßigen Kiosklesern werden übrigens nicht selten Abonnenten.
Wir werben mit Plakaten, Radiospots, Anzeigen und im Internet für den Kauf am Kiosk. Aber auch unsere Leserinnen und Leser können zum Erfolg der Aktion beitragen. Reden Sie doch mal mit den Verantwortlichen Ihres Lieblingskiosks, ob sie die junge Welt nicht ins Sortiment aufnehmen wollen. Und falls sie dort schon geführt wird, kann man über die optimale Präsentation und Plazierung sprechen, außerdem stellen wir Aufkleber und Plakate zur Verfügung, mit denen eine Verkaufsstelle dekoriert werden kann. Unser Aktionsbüro bietet genau dafür Aktionspakete an.
Neben solchen Einzelinitiativen regen wir für die Mitte Juni startende Aktion erstmals die Bildung von ein paar Dutzend Spezialteams an: Leserinnen und Leser, die in ihrem Arbeits- oder Lebensumfeld ein bis drei Kioske betreuen und in die kommende Aktion einbeziehen. Neben dem oben erwähnten Gespräch mit dem Kioskbetreiber wird dann auch noch in der Nachbarschaft der jW-Verkaufsstelle gezielt Werbung gemacht. Das sieht je nach Ort sehr unterschiedlich aus: So kann man mit jW-Plakaten darauf hinweisen, wo es in der Nähe die jW zu kaufen gibt. Vielleicht kann man auch im kommunalen Kino oder bei Filmvorführungen im Jugendhaus vor jeder Vorstellung unseren Spot oder ein Dia an die Wand werfen, auf dem nicht nur allgemein für die jW geworben wird, sondern explizit für den jW-Kauf am ausgewählten Kiosk. Ziel ist es, den jW-Einzelverkauf in der Region zu verbessern – und tatsächlich zählt dabei jede einzelne zusätzlich verkaufte Ausgabe! Wer von unseren Leserinnen und Lesern beim Spezialteam mitwirken will, melde sich bitte beim Aktionsbüro. Wir beraten dann gemeinsam darüber, was vor Ort am besten gemacht werden kann.
Aktionsbüro
Das Aktionsbüro ist telefonisch unter 030/ 53635510 oder per E-Mail an aktionsbuero@jungewelt.de zu erreichen.
Überall inszenieren sich Führer gegen die »Coronadiktatur«
Dietmar Koschmieder
Natürlich sind Einschränkungen im Rahmen der Maßnahmen gegen Corona ärgerlich und lästig. Natürlich sollte man misstrauisch sein, wenn der nach Kapitalinteressen organisierte Staat Grundrechte dramatisch einschränkt. Und tatsächlich verbinden sich im Moment Wirtschaftskrise und Coronakrise zu einer Melange, bei der noch deutlicher wird, dass der Kapitalismus nicht mehr zeitgemäß ist.
Aber es gibt dieses gefährliche Coronavirus. Gerade weil eines der wichtigsten Grundrechte das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit ist (Artikel 2 Grundgesetz), sollte dem Schutz der Schwächsten und am meisten Gefährdeten die größte Sorgfalt zukommen, haben alle anderen Rücksicht zu üben. Das bedeutet, dass der bürgerlich-demokratische Staat handeln muss, wenn er wenigstens etwas von seinen Pflichten ernst nimmt und sich nicht völlig dem Kapitaldiktat unterwirft.
Diverse Kräfte nutzen die vertrackte Situation für ihre Zwecke. Unmut und Angst vieler Bürger (und Kleinbürger) können den Aufbau neuer Bewegungen befördern, ja sogar die Gründung neuer Parteien wird vorbereitet. Organisierte rechte Kreise werben für ihre Idee, dem scheinbar maroden bürgerlich-demokratischen System ihre menschenverachtende, rassistische Variante eines anderen (aber nicht weniger kapitalistischen) Staates überzustülpen. Für alle diese Erscheinungen stehen in den jeweiligen Bürger- und Kapitalfraktionen Geldgeber zur Verfügung. Bis hin zu jenen, die es vorziehen, einen neuen Faschismus zu finanzieren, bevor womöglich sozialistische Alternativen für viele attraktiv werden oder sich gar durchsetzen.
Während die augenblicklichen Wortführer der Hygienedemos, der Berliner Anselm Lenz und seine Freunde, noch immer jeden Samstag mit dem Grundgesetz wedeln (»Etwas Schlechteres woll’n wa nich«), werden sie eifrig von diversen Bloggern wie etwa Ken Jebsen und ihren Sendekanälen umschmeichelt. Jebsen (KenFM) war schon vor Jahren dem deutschnationalen Jürgen Elsässer bei der Installation seiner Ultrarechtspostille Compact zu Diensten. Ausgerechnet jener Compact-Elsässer wiederum sieht heute die große Stunde für sich nahen und wirbt für seine eigene bundesweite Demo gegen die »Coronadiktatur« und die angeblich von Bill Gates finanzierte WHO – nicht zufällig mit Argumenten, wie sie auch auf allen lokalen Hygienedemos zu hören sind. Wäre ja gelacht, wenn man aus der Angst und Wut vieler nicht ordentlich Kapital schlagen und Honig für die eigenen Ziele saugen könnte – an der notwendigen Penunze scheitern weder Lenz, Jebsen noch Elsässer. Aber auch andere selbsternannte Führer aus rechten Milieus von AfD bis NPD merken landauf, landab, dass hier noch was zu holen ist. Zwar wird in den großen bürgerlichen Medien vor allem über die Demos in Berlin oder Stuttgart berichtet, aber es gibt mittlerweile wohl keine größere Stadt mehr im Lande, in der nicht spezielle Hygienedemos stattfinden. So etwa in Ravensburg, wo der rechte Flügel der AfD den Ton angibt. Oder in Offenburg, wo laut Lokalpresse ein Unternehmer die Führung übernommen hat und am letzten Samstag rechte AfDler nur eine Randerscheinung gewesen seien. Was die anderen 300 Teilnehmenden aber auch nicht davon abgehalten hat, zum Abschluss der Kundgebung das Deutschlandlied zu singen.
Bürgerliche Medien wenden sich mit Abscheu von diesen Erscheinungen ab – und nutzen sie gleichzeitig für ihre Zwecke. Zum Beispiel, um die Mär zu verbreiten, hier würden sich Links- und Rechtsradikale zusammentun, um die bürgerliche Demokratie zu schädigen. Und immer wieder wird angedeutet, dass die junge Welt etwas mit dieser Bewegung zu tun haben könnte. Am Dienstag dieser Woche lud der ZDF-Moderator Markus Lanz unter anderem den Journalisten Olaf Sundermeyer in seine Gesprächsrunde ein, um dort mit ihm die üblichen Stanzen loszulassen. Zu Beginn der Demos seien, meint Sundermeyer, die Organisatoren Leute aus dem linksintellektuellen Milieu gewesen, »Autoren bei der Taz oder bei der jungen Welt«, wie er – ohne Namen zu nennen – betont, um dann fortzufahren, das seien »Leute, die aber unmittelbar anschlussfähig sind an das Milieu von Verschwörungstheoretikern, Russland-Verstehern, mit ’nem sehr starken antisemitischen Einschlag auch ...«, was dann von Lanz mit dem Einwurf »Ja, die Familie Rothschild und so ...« bestärkt wird. Und natürlich seien diese »Autoren« anschlussfähig auch an den »rechtsextremistischen Flügel der AfD«. Dabei haben weder Russland noch die Rothschilds bei den Demos bisher eine Rolle gespielt. Und wie so oft wird die junge Welt nur dann in den Medien erwähnt, wenn man ihr Schlechtes unterstellen will. Dass die Zusammenarbeit der jW mit dem Wortführer der Hygienies schon lange vor der Coronakrise beendet wurde und dass die junge Welt von Anfang an diese Hygienedemos scharf kritisiert hat, wird weggelassen. Damit es besser in das konstruierte Links-gleich-rechts-Schema passt.
Seriöser bürgerlicher Journalismus geht anders. Denn auch der müsste der Aufklärung und nicht der Desinformation dienen. Es sind eben nicht nur rechte Organisationen und Unbedarfte, die zur Verwirrung beitragen. Dies soll auch unter Leserinnen und Lesern der jW zu Unsicherheiten führen. junge Welt aber wird nicht locker lassen, darüber aufzuklären, wohin Faschisten, ihre Handlanger, aber auch das kapitalistische System als Ganzes gehören: auf den Müllhaufen der Geschichte!
Das Interesse an der Tageszeitung junge Welt wächst. So konnten wir in den letzten Wochen mehr Probeabos gewinnen als im ganzen letzten Jahr zusammengenommen. Der Zugriff auf unsere Internetseiten hat sich in dieser Zeit verdoppelt. Wir erfahren viel Lob und Zuspruch – allerdings kommt es jetzt darauf an, dass möglichst viele von jenen, die uns neu oder wieder entdeckt haben, diese Zeitung auch abonnieren! Unsere materielle und inhaltliche Unabhängigkeit basiert auf der Grundlage, dass all jene, die diese Zeitung nutzen, auch mithelfen, die dabei entstehenden Kosten zu decken. Manche brauchen etwas länger, bis sie diesen Schritt tatsächlich umsetzen, das verstehen wir. Verzichten aber können wir nicht auf diese ganz konkrete Tat. Deshalb möchten wir heute auch Sie bitten, zu prüfen, ob Sie sich nicht ein Print- oder Onlineabo (oder wenn möglich auch beides) leisten können! Damit wir es uns mit 65 Kolleginnen und Kollegen in Verlag und Redaktion auch weiterhin leisten können, Ihnen werktäglich eine gut gemachte, linke Tageszeitung zur Verfügung zu stellen! Nutzen Sie für Ihre Bestellung den nebenstehenden Coupon oder unser Aboformular im Internet (jungewelt.de/abo).
Warum sich Linke niemals auf eine Querfront mit Nazis einlassen sollten
Dietmar Koschmieder
Vor 75 Jahren wurde Berlin vom Nazipack befreit. Seither eint linke Kräfte in Deutschland über alle Unterschiede hinweg die Überzeugung: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! In Sachen Krieg hat die Linke hierzulande allerdings schon schwere Niederlagen hinnehmen müssen. Auslandseinsätze der Bundeswehr bis hin zum völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien 1999 wurden ausgerechnet durch jene möglich, die sich früher selbst zur Linken im Land gezählt hatten: den sozialdemokratischen Bundeskanzler (und ehemaligen Stamokap-Juso) Gerhard Schröder und seinen »grünen« Außenminister (und einstigen Streetfighter) Joseph Fischer. Wer sich links versteht, wird ihnen und ihren Parteien diesen Sündenfall niemals verzeihen. Zumal mit ihm der Auftakt einer Entwicklung markiert wurde, mit der Kriege wieder als normale Option deutscher Politik etabliert werden sollen – und an deren Ende wesentlich größere Kriege stehen werden, wenn wir dies nicht verhindern.
Soviel zum Thema »Nie wieder Krieg!« Und die Forderung »Nie wieder Faschismus«? Auch hier wurde schon vieles in die Wege geleitet, um im Notfall die aggressivste kapitalistische Herrschaftsform als Nachfolgerin für die bestehende, aber schwächelnde bürgerlich-demokratische Variante ins Gespräch zu bringen. Faschisten können sich mittlerweile feinbürgerlich in Nadelstreifen als »Alternative für Deutschland« und auf den Straßen und TV-Kanälen als Oppositionsführer präsentieren, die ganz offen den »Tag X« ihrer Machtübernahme vorbereiten. Durch die Coronakrise wird immer deutlicher, dass der auf Profitmaximierung orientierte Kapitalismus den Anforderungen für eine menschengerechte Gesellschaft niemals entsprechen kann. Die Alternative von rechts besteht nun darin, auf solche Anforderungen einfach zu verzichten. Die von links will mit der Vergesellschaftung der Produktionsmittel die Profitlogik brechen, um damit überhaupt erst die Voraussetzungen für eine menschengerechte Gesellschaft zu schaffen. Aus diesem dramatischen Unterschied heraus ergibt sich aber zwingend, dass Linke dieses Ziel niemals gemeinsam mit Faschisten erkämpfen können!
Im politischen Tageskampf kann es zuweilen so scheinen, als ob Nazis und Linke ähnliche Teilziele verfolgten. Nicht nur von rechter Seite wird dieser Eindruck gerne benutzt für das Argument, dass man sich mit Begriffen wie rechts oder links nicht spalten lassen dürfe. Noch weiter geht die Behauptung, es gäbe heute gar kein Rechts oder Links mehr, sondern nur noch das gemeinsame Ziel. Aber diese Argumentation ist nichts als Augenwischerei: Wer im politischen Kampf Nazis die Tür öffnet und sie zu Tisch bittet, muss deshalb selbst noch lange kein Rechter sein. Er darf sich aber nicht wundern, wenn Nazis diesen Platz dann tatsächlich einnehmen und ihn für ihre Ziele nutzen, die niemals die unsrigen sein können. Der Ruf der Überlebenden, die vor 75 Jahren aus den Konzentrationslagern befreit wurden, bleibt aktuell wie eh und je: Seid wachsam! Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Mit jW-Onlineveranstaltungen anachronistischen Zuständen entgegentreten
Seit ein Virus die Gebrechen des real existierenden Kapitalismus auf besondere Weise offengelegt hat, sind allerorten wahrhaft anachronistische Zustände zu beobachten. Insbesondere droht die kulturelle Partizipation eines der Hauptopfer der verschärften Krise zu werden. Dies wollten wir nicht einfach hinnehmen. Zunächst verordnungsbedingt wurden die Veranstaltungen unserer Ladengalerie in die Onlinesphäre verlagert. Am Vorabend des 150. Geburtstages Lenins stellte Autor Carlos Gomes seinen Bildband »Lenin lebt« vor. Mehr als 700 virtuelle Besucher, Dutzende Fragesteller und mehr als 50 Buchbestellungen zeugen vom Erfolg dieser Liveübertragung. Der Moderator Andreas Wessel sorgt auch für das zweite Highlight in unserer »Ladengalerie goes online«-Reihe. Mit großer Sachkenntnis führt er die Besucher durch die Ausstellung »Wenn alle alles wüssten … Politische Malerei und Grafik von Joachim John«. Beide Onlinepräsentationen können Sie auf unserem Youtube-Kanal (youtube.com/user/jungeWeltTV) genießen.
Viel positives Feedback bestätigte uns in der Entscheidung, auch unabhängig von den aktuellen Beschränkungen die Angebote unserer Ladengalerie dem Onlinepublikum zugänglich zu machen. Zunächst aber wollen wir würdigen, was der herrschende Zeitgeist unter dem Vorwand von Corona am liebsten völlig ignorieren würde: den 75. Jahrestag des Sieges über den Hitlerfaschismus. Ihm ist eine am 8. Mai 2020 im Internet ab 19.30 Uhr live zu verfolgende Doppelveranstaltung gewidmet. Stefan Huth, jW-Chefredakteur, und Fritz Schumann, Autor des Bildbandes »Denkmale der Befreiung. Spuren der Roten Armee in Deutschland«, werden die gleichnamige Ausstellung mit einem Rundgang eröffnen. Die sich anschließende Podiumsdiskussion bereichert der Historiker Alexander Rahr mit Thesen zu seinem Buch »Der 8. Mai. Geschichte eines Tages«. Weitere Teilnehmer sind die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch sowie Moderator Stefan Huth. Ihre Fragen an die Gesprächsteilnehmer können Sie uns per E-Mail (mm@ jungewelt.de) zusenden. Auf gleichem Weg nehmen wir zwischen 19.30 Uhr und 20.30 Uhr Bestellungen für die von den Autoren handsignierten Bücher entgegen. Vor allem aber hoffen wir auf einen regen Besuch. Lassen Sie uns so gemeinsam anachronistischen Zuständen entgegentreten!
Für Redaktion, Verlag sowie fotoambitionierte Leserinnen und Leser der jungen Welt ist der »Blende«-Wettbewerb eine feste Größe. Einfach unverzichtbar. Bereits seit 1991 veranstaltet unsere Zeitung die Leistungsschau der Fotoamateure in Zusammenarbeit mit der Prophoto GmbH in Frankfurt am Main, die allerdings aufgrund der Coronakrise derzeit noch keinen Startschuss für die »Blende 2020« gegeben hat. Aus diesem Grund werden wir in diesem Jahr einen Fotowettbewerb in Eigenregie ausrichten. Zur Teilnahme sind alle eingeladen, die nicht professionell fotografieren. Die Bilder können uns im Papierformat zugesandt oder auf unsere Website über den Link jungewelt.de/fotoupload in digitalem Format (TIF oder JPG, maximale Bildgröße 20 MB) geschickt werden. Es warten attraktive Preise auf die Gewinnerinnen und Gewinner, die Präsentation der von der Jury ausgewählten Werke in der jW-Ladengalerie und die Möglichkeit, sein eigenes Bild in einem Wandkalender verewigt zu sehen.
Die drei Rubriken für den diesjährigen Ausscheid bestehen aus Themenkomplexen, die für die Berichterstattung der Tageszeitung junge Welt essentiell sind – beispielhaft ist das hier abgebildete Foto von Christian Ditsch, das den Kampf gegen die Gentrifizierung in Berlin veranschaulicht und auch den durch das Coronavirus bedingten Zwang, zu Hause bleiben zu müssen, symbolisiert. Zusätzlich gibt es eine Rubrik für fotobegeisterte Jugendliche unter 18 Jahren.
Teilnahmebedingungen
Teilnahmeberechtigt am Fotowettbewerb »Blende 2020« der Tageszeitung junge Welt sind alle Fotoamateure. Ausgenommen sind Mitarbeiter der Verlag 8. Mai GmbH und deren Angehörige. Zu jedem Thema können maximal drei Bilder in Farbe oder Schwarzweiß eingereicht werden, die frühestens 2020 entstanden sind.
Mit der Teilnahme versichern die Autorinnen und Autoren, dass alle Rechte an den Bildern bei ihnen liegen und keinerlei Einwände gegen eine Veröffentlichung bestehen, dass insbesondere Rechte abgebildeter Personen gewahrt sind. Die junge Welt/die Verlag 8. Mai GmbH darf die eingesandten Fotos in junge Welt sowie zur Herstellung von Postkarten, Plakaten und Kalendern kostenfrei verwenden. Je Thema für Erwachsene vergibt die jW-Jury drei Preise. Sie entscheidet außerdem über drei Preise für Jugendliche, die bei dem Jugend- bzw. einem anderen Thema mitgemacht haben.
Einsendeschluss : Mittwoch, 14. Oktober
Zusendungen bitte möglichst digital. Zum Upload Ihrer Motive nutzen Sie bitte folgenden Link: jungewelt.de/fotoupload
Die minimale Seitenlänge beträgt 2.000 Pixel (px). Die maximale Seitenlänge darf 6.000 Pixel (px) nicht überschreiten. Die maximale Bildgröße darf 15 MB nicht überschreiten.
Bei der Einsendung von Papierfotos: Auf jedem Foto bitte gut lesbar vermerken: Name, Vorname, Alter, Anschrift, Bildtitel und zu welchem Thema es gewertet werden soll. Für eventuell notwendige Nachfragen geben Sie bitte Ihre E-Mail-Adresse oder Telefonnummer an. Verraten Sie uns bitte auch, wo das Bild aufgenommen wurde und was es zeigt. Postalische Einsendungen (Papierfotos oder Datenträger) gehen in stabiler Verpackung mit beigelegten 2,90 Euro (in Briefmarken, Bearbeitungsgebühr) für eine Rücksendung an:
In dieser Woche gab es im Verlag 8. Mai eine Premiere: Die jW-Ladengalerie ging live auf Sendung. Moderiert vom M&R-Autor Andreas Wessel präsentierte Carlos Gomes sein Buch »Lenin lebt – seine Denkmäler in Deutschland« einem beachtlichen Onlinepublikum, das auch ohne aktuelle Distanzregelung kaum Platz in der Ladengalerie gefunden hätte. Fotos der besprochenen Denkmäler wurden in den Livestream eingebunden, online gestellte Fragen zu Gomes’ Forschung flossen in die Unterhaltung ein. Trotz einiger kleiner technischer Hürden lief diese erste Liveveranstaltung erstaunlich problemlos.
Die Coronakrise hat die Wichtigkeit von Flexibilität im Medienkanon unterstrichen. Schnelles Ausweichen und Umdenken kann, wie überall, auch hier neue Wege und Möglichkeiten erschließen. In diesem Fall zwar aus der Not erwachsen, können Livesendungen und Videomitschnitte mehr sein als nur Notlösungen. Die filmische Dokumentation von Veranstaltungen oder Ausstellungen bietet für uns, für Besucherinnen und Besucher der Ladengalerie, aber vor allem für all jene, die nicht vor Ort sein können, einen substantiellen Zusatznutzen. Den wollen wir auch nach dem Ende der Pandemie nicht missen.
Deshalb folgen auf diesen ersten Schritt weitere. Als nächstes stellen wir Ihnen ab sofort unsere momentane Ausstellung »Wenn alle alles wüssten …« mit politischer Malerei und Grafik von Joachim John (jungewelt. de/john-ausstellung) zur Verfügung. Die Ausstellung konnte bisher coronabedingt nicht besichtigt werden. Eine Videodokumentation verschafft nun einen Eindruck von den Werken und bietet dank der Moderation von Andreas Wessel zusätzlich wissenswerten Hintergrund zur Kunst des im März vorletzten Jahres verstorbenen, in der DDR hochgeschätzten Malers. Nutzen Sie unsere Dokumentation, falls Sie es nicht bis nach Berlin zur Ausstellung schaffen – die ab kommenden Dienstag wieder regulär zu besuchen ist. Oder bereiten Sie Ihren Besuch in der Ladengalerie mit dieser Dokumentation vor, gewinnen Sie erste Eindrücke, bevor Sie sich dann den Originalen zuwenden.
Mit den neuen medialen Ansätzen wollen wir die Kernkompetenz des Verlags 8. Mai weiterentwickeln. Künftig sollen unsere Veranstaltungen auch jenen zugänglich gemacht werden, die aus verschiedensten Gründen nicht vor Ort in der Ladengalerie teilnehmen können. Ein Lernprozess, bei dem wir nun nicht mehr ganz am Anfang stehen.
Seit 25 Jahren lebt die junge Welt das Solidaritätsprinzip
Als 1995 Teile der Belegschaft die junge Welt übernahmen, war eines klar: Ohne Mithilfe der Leserinnen und Leser kann das Projekt nicht lange existieren. Wir starteten die tollsten Abo-Kampagnen mit unverwechselbarer jW-Handschrift wie »Unkaputtbar«, »Dogmatisch, aber mit leichter Hand« und die »Drecksblatt-Kampagne«. Auch unsere aktuelle Aktion »Die Beste unter den Links« zählt dazu. Dadurch wächst ständig die Zahl der Menschen, die von der Notwendigkeit einer marxistischen Tageszeitung überzeugt sind. Wer das verstanden hat, abonniert nicht nur, sondern wird nicht selten früher oder später auch Mitglied unserer Genossenschaft. Ihr, die im Oktober ebenfalls ihr 25jähriges Bestehen feiern wird, gehört die Tageszeitung. Die junge Welt ist gewissermaßen sozialisiert. Wir sagen aus diesen Gründen allen unsere Leserinnen und Lesern einfach mal danke!
Dank verdienen nicht minder unsere Geschäftspartner. Sie haben einen bedeutenden Anteil daran, dass wir sagen können: Die junge Welt ist die einzige überregionale Tageszeitung, die in den vergangenen 25 Jahren ihre Auflage erhöhen konnte. Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit mit Dutzenden Organisationen. Und schließlich, weil sie mit uns aufs engste verbunden sind: Dank unseren vielen, vielen Unterstützerinnen und Unterstützern überall im deutschsprachigen Raum, die uns bei so vielen Gelegenheiten helfen.
Solidarität ist gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig. Die Bundesregierung steuert die Seuchen- und Systemkrise durch Vereinzelung, Konkurrenz und Entsolidarisierung der arbeitenden Bevölkerung. Die Unternehmen fahren ihre Güterproduktion trotz bestehender Infektionsgefahr wieder hoch. Wie viele Menschen werden arbeitslos? Welchen Lohnverzicht lassen die Gewerkschaftsführungen zu? Welche Überwachsungsmechanismen bleiben bestehen, welche demokratischen Rechte bleiben eingeschränkt? Gewiss ist: Die Herrschenden tun alles dafür, dass die Arbeitskraft billiger wird und die Gewinne wachsen. Dafür werden von der Regierung Hunderte Milliarden Euro in die Wirtschaft gepumpt. Und der Krieg gegen Russland wird weiter vorbereitet, wofür 138 Kampfjets bestellt wurden. Auch die Natur wird von ihnen vor allem als Gegenstand der Ausbeutung genutzt. Viele Menschen im Land spüren die daraus erwachsenden Gefahren und wenden ihr Interesse der jungen Welt zu. Unsere Internetseite wird mehr als doppelt so oft besucht wie vor zwei Monaten. Deshalb machen wir ab heute auch unsere Online-Leserschaft darauf aufmerksam, dass Solidarität das Zeichen der Zeit ist und bitten um ein jW-Onlineabo unter dem Slogan »Die Beste unter den Links«!
Warum gerade in Krisenzeiten Kritik und Zustimmung an der Tageszeitung junge Welt zunehmen
Dietmar Koschmieder
Auch in komplizierten Zeiten kann man es halt nicht allen recht machen (wollen wir übrigens auch gar nicht). Die einen meinen, die junge Welt verliere den Klassenstandpunkt, weil sie nicht vorbehaltlos die Meinung teile, dass das aktuell grassierende Virus nur deshalb zum Einsatz gekommen sei, um die Arbeiterklasse zu bekämpfen. Andere werfen uns vor, diesen Erreger und die Konsequenzen seiner Verbreitung zu verharmlosen, was wieder andere nicht davon abhält, uns zu unterstellen, dass wir dabei mitwirkten, eine Hysterie zu schüren: Das Ganze sei im wesentlichen nur eine Erfindung, von wem auch immer! Wir bekommen auch Vorwürfe, dass wir »alternativen Wissenschaftlern« zu wenig Platz einräumten, um ihre Gegengutachten zu den offiziellen ausbreiten zu können. Manche regen sich sogar darüber auf, dass wir uns in diesen Zeiten nicht ausschließlich den Problemen der Deutschen widmen, sondern nach wie vor auch darüber berichten, was im Rest der Welt geschieht.
Nun weisen wir in jeder Ausgabe der jungen Welt darauf hin, dass und wie die Folgen der Coronakrise vor allem auf arbeitende Menschen abgewälzt werden oder werden sollen. Auch wir wissen, dass Wissenschaftler oft nicht nur der Wissenschaft, sondern auch ihren Auftraggebern verpflichtet sind. Und natürlich warnen auch wir davor, dass die Krise genutzt werden kann, um nicht nur kurzfristig demokratische und soziale Rechte in Frage zu stellen oder gar zu schleifen. Aber wir leugnen auch nicht das Problem einer gefährlichen Pandemie, und es ist nicht gerade hilfreich, diese mit dem Hinweis kleinzureden, dass auch bei größeren Grippeepidemien viele tausend Tote zu beklagen sind. Und wenn wir darüber berichten, dass Menschen in wirtschaftlich schwächeren Ländern wesentlich stärker gefährdet sind, relativieren wir damit keineswegs die Risiken für die Menschen hier im Lande: Wir beschreiben fast täglich die Schwächen eines am Profit orientierten Gesundheitssystems. Und uns ist auch klar, dass in wirtschaftlich starken Ländern, in denen der Neoliberalismus und die Profitorientierung noch radikaler umgesetzt wurden als bisher in Deutschland, ein noch größeres Gefährdungspotential vorliegt. Kurzum, wir behalten auch und gerade in diesen Krisenzeiten unseren marxistischen Ansatz bei, nehmen also einen Klassenstandpunkt ein, wenden uns aber auch gegen alle Formen von Wissenschaftsfeindlichkeit, die übrigens schon vor der Coronakrise immer mehr zunahmen.
Allerdings wollen wir auch gar nicht verschweigen, dass unsere journalistische Arbeit nicht nur in diesen Punkten auf sehr viel Zustimmung stößt. Neben einigen, die eine andere Meinung in der jungen Welt nicht ertragen und deshalb ihr Abo kündigen, gibt es sehr viele, die uns gerade in diesen Tagen für sich entdecken: Im Moment lesen etwa 3.500 Menschen unsere Zeitung zusätzlich über das Probeabo – und die Zugriffe auf unsere Internetseiten haben sich auf bis zu täglich 40.000 Besucher deutlich erhöht! Dies liegt nicht nur an den äußeren Umständen (die junge Welt ist oft »Krisengewinnler«), sondern vor allem daran, dass unsere Leserinnen und Leser gerade in diesen Tagen verstärkt unser dreiwöchiges kostenlose Probeabo weiterempfehlen an andere. Nicht nur unsere langjährigen Abonnenten beteiligen sich an dieser Aktion, sondern auch viele von jenen, die uns in diesen Tagen gerade erst neu entdeckt und schätzengelernt haben. Dafür unser herzlicher Dank!
Premiere: Die junge Welt ehrt den Revolutionär mit einer Onlineveranstaltung
Der Tag der Ehrung von Wladimir Iljitsch Lenin steht bevor: Am 22. April vor 150 Jahren wurde der spätere Revolutionär im russischen Uljanowsk geboren. Wie dies gebührend gefeiert werden kann, beschreibt Bertolt Brecht in einem Gedicht: 20 arme Teppichweber investieren ihr gesammeltes Geld nicht, wie geplant, in eine Lenin-Büste, sondern sie kaufen dafür Petroleum, um damit die Stechmücken zu bekämpfen, von denen die Fieberplage kommt. Sie ehrten Lenin, »indem sie sich nützten, und hatten ihn also verstanden«.
Die aktuell weltweite Fieberplage führt gerade dazu, dass viele Lenin-Feiern erst gar nicht stattfinden können. So hat die junge Welt soeben ein Buch herausgebracht, das der Geschichte der verschiedenen Lenin-Denkmäler in Ost- wie Westdeutschland nachgeht. Zwar kann die Buchpremiere nicht wie geplant stattfinden, aber sie wird doch realisiert – und zwar am kommenden Dienstag, dem 21. April, ab 19 Uhr auf www.jungewelt.de! Der Autor des Bildbandes, Carlos Gomes, wird sich mit dem Kunsthistoriker und M&R-Autor Andreas Wessel über Lenin-Denkmäler in Deutschland unterhalten und dazugehörende Fotos zeigen. Trotz Coronavirus und Ausgehverbot können Sie also dabei sein, denn mit Hilfe unserer Freunde von Redheadmusic werden wir diese Veranstaltung live zu Ihnen nach Hause streamen. Besuchen Sie unsere jW-Website oder sehen Sie die Buchpremiere auf unserem Youtube-Kanal (youtube.com/user/jungeWeltTV). Es geht auch über Facebook (facebook.com/junge.welt). Die Veranstaltung in der jW-Ladengalerie kann deshalb nicht nur etwa in Freiburg, Dresden, Hamburg oder Salzwedel und Schwäbisch Hall miterlebt werden. Man kann von dort aus auch Fragen stellen und Kommentare abgeben, die dann vom Podium aufgegriffen werden können!
Mit all dem erfüllen wir einen von vielen Leserinnen und Lesern gehegten Wunsch: Sie bedauern, zu interessanten Veranstaltungen in der jW-Ladengalerie nicht extra nach Berlin anreisen zu können, und regten deshalb an, die Veranstaltungen via Internet zu übertragen. Die Coronapandemie zwingt uns nun, diese Idee endlich umzusetzen. So nützen wir uns, indem wir Lenin ehren, und ehren ihn, indem wir uns und unseren Leserinnen und Lesern nützen. Und das wird auch nach Lenins rundem Geburtstag und nach der Infektionswelle so weitergehen – aber am 21. April 2020 findet die absolute Premiere statt! Seien Sie dabei!
Angebot kostenloser Probeabos bis Anfang Mai verlängert
Eines zeigt unser aktuelles Angebot kostenloser Probeabos auch: Es gibt noch viel zu viele, die die junge Welt bisher nicht kannten! Täglich erreichen uns zahlreiche Bestellungen für das dreiwöchige Probeabo, und nicht wenige der Probeleser ordern danach unsere Tageszeitung ganz regulär. So wie Michael B., der uns schrieb: »Überzeugt! Mehr als gerne werde ich Ihr regelmäßiger Begleiter.« Er hat ein Onlineabo und ein Wochenendabo nach dem Probebezug bestellt. Bei manchen geht es ganz schnell: Diese Woche rief uns ein Probeleser an, dass ihm schon nach einer Woche testen völlig klar sei, dass er diese Zeitung und unsere Redaktion sein Abo braucht. Ein anderer musste kurzfristig umziehen und fragte uns, ob er die junge Welt an die neue Adresse geliefert bekommen könnte: »Ich würde mich sehr sehr freuen, wenn das klappen würde, denn die ersten zwei Ausgaben habe ich bereits mit großer Begeisterung gelesen!« Natürlich geht das, um so etwas zu organisieren, stehen die Kolleginnen und Kollegen vom Aboservice zur Verfügung.
Wichtig ist nach wie vor die praktische Unterstützung unserer Aktion durch alte und neue Leserinnen und Leser, die die junge Welt im Bekanntenkreis weiterempfehlen. Manchmal funktioniert dies auch auf ungewöhnlichen Wegen, wie unser Leser Jan R. berichtete: »Eine Freundin von mir handelt mit hochwertigen Fahrradteilen. Für Verpackung und Versand braucht sie alte Zeitungen zum Schutz – und ich, als jW-Abonnent, bin der einzige in ihrem Umfeld, der noch regelmäßig Papierzeitungen liest. Deshalb überlasse ich ihr immer meine alten jW-Ausgaben. Neulich hat sich ein Kunde bei ihr bedankt, nicht nur für die Ware, sondern auch für die interessante Lektüre, die er im Verpackungsmaterial fand. Er schrieb, dass er nun eine Probeabo bestellt habe!«
Und weil die Probeaboaktion so wunderbar läuft, verlängern wir sie bis Anfang Mai! Wer also von unseren Leserinnen und Lesern noch keine drei Probeabos werben konnte, gewinnt dadurch noch etwas Zeit, sich zu beteiligen!
Aktionsbüro
junge Welt drei Wochen gratis bestellen oder Probeabonnenten werben: jungewelt.de/probeabo
Unglaublich! Osterwunder in der Redaktion der jungen Welt. Honecker-Porträt bricht in Tränen aus!
Diese Schlagzeilen konnte man in der jungen Welt am Ostersamstag vor genau 25 Jahren lesen. Nur eine Woche nachdem die westlichen Eigentümer der jungen Welt deren endgültiges Ende verkündet hatten, nachdem bei internen Beratungen ein Vorschlag für die Weiterführung der jungen Welt in Eigenregie der Belegschaft verworfen worden war, nachdem aber auch viele Leserinnen und Leser die Redaktion aufgefordert hatten, unbedingt irgendwie weiterzumachen, wurden am Gründonnerstag und am Ostersamstag zwei sogenannte vierseitige junge Welt-Mutausgaben produziert: Mut sollte den Abonnenten gemacht werden – vor allem aber jenen Kolleginnen und Kollegen, die trotz aller Widerstände wild entschlossen waren, die Tageszeitung weiterzuführen. Hatten nur eine Woche zuvor viele Zeitungen, TV- und Radiostationen voreilig das endgültige Aus der jungen Welt verkündet, vermeldeten nun viele von ihnen voreilig, dass es die Zeitung weitergeben werde: »junge Welt feiert kurz vor Ostern Auferstehung«, meldete etwa die Nachrichtenagentur ADN.
Aber zu diesem Zeitpunkt war außer dem Kampfeswillen der jW-Aktivisten nichts klar: Es gab noch keinen eigenen Verlag, die Verhandlungen über den Titel und die Abobelieferungsrechte liefen zäh und waren noch lange nicht abgeschlossen, es gab Schwierigkeiten mit der Belieferung, der Bank, dem Vertrieb, doch mit den Mutausgaben wurden Fakten geschaffen. Allerdings fanden sich neben Jubel in der Osterausgabe auch nachdenkliche Worte: »Leider hilft uns die biblische Geschichte nicht weiter, denn die Hoffnung, dass sich unsere Abonnentenzahlen so wundersam vermehren würden wie das Brot in Kanaan, wird uns nicht retten. Deswegen für alle, die die Frohe Botschaft noch nicht vernommen haben: Abonniert – und Eure Lieblingszeitung wird überleben!«
An dieser banalen Erkenntnis hat sich bis heute nichts geändert. Zwar kam es zur Gründung der Verlag 8. Mai GmbH am 25. April (darüber berichten wir in zwei Wochen), die Gründungsversammlung der Genossenschaft LPG junge Welt eG folgte am 7. Oktober. Aber bis heute ist die junge Welt auf die Unterstützung durch ihre Leserinnen und Leser angewiesen: Vor allem über die Print- und Onlineabonnements (E-Mail-Abos gab es bei der jungen Welt schon damals) wird die laufende Arbeit finanziert. Die Genossenschaft, Eigentümerin des jW-Verlages, ist aber ebenfalls überlebenswichtig: Sie stellt dem Verlag bei Bedarf Kredite für Investitionen zur Verfügung und hilft, Krisenzeiten aller Art zu überstehen. Mit diesem Modell hat es die junge Welt 25 Jahre lang geschafft, unabhängig von Banken, Konzernen, Kirchen, Parteien und anderen Institutionen zu bleiben. Und diese Konstruktion ist einer der Gründe, warum es für die Redaktion auch unter herrschenden kapitalistischen Verhältnissen möglich ist, jeden Tag kritischen Journalismus zu betreiben. Das heißt übrigens nichts anderes, als dass wir nicht nur unsere Wunder selbst machen: Auch unsere Fehler werden uns von keinem Partei- oder Konzernvorstand in die Tasten diktiert – die machen wir ebenfalls selber. Weshalb wir bis heute auf kritische Leserinnen und Leser angewiesen sind, die unsere journalistische Arbeit als Vorschläge verstehen und nicht als Lehrsätze.