Agios Nikolaos. Die Passagiere der »Tahrir« weigern sich, den Namen der Person zu nennen, die am Montag verbotswidrig das kanadische Schiff aus dem Hafen von Agios Nikolaos auf Kreta gelenkt hat.
Die griechische Regierung hatte am Freitag ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt. Die »Tahrir« war das dritte Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Solidaritätsflottille, das seit Freitag ohne Erlaubnis versuchte, aus einem griechischen Hafen auszulaufen. Der ursprüngliche Kapitän war zu diesem Zeitpunkt aus seiner Verantwortung entlassen worden, um seine berufliche Zukunft nicht zu gefährden.
Die »Tahrir« wurde nach etwa acht Meilen von der Küstenwache geentert und zurück in den Hafen geschleppt, die formale Schiffseignerin Sandra Ruch wenig später festgenommen. »Wir haben 35 Kapitäne an Bord. Suchen Sie sich einen aus«, habe sie der Polizei gesagt, teilte die Kanadierin mit, als sie am Dienstag morgen telefonieren durfte. Nach jW-Informationen will die Polizei nun die Aktivisten an Bord vernehmen, droht jedoch nicht mit Beugehaft.
Zwei Aktivisten aus Kanada und Australien, die sich der Küstenwache mit einem Kajak quergestellt hatten, werden nach Aussage der Rechtsanwälte an Ort und Stelle vor Gericht gestellt und wahrscheinlich zu einer geringen Freiheitsstrafe verurteilt. Diese werden sie aller Voraussicht nach nicht absitzen müssen, sondern zum nächstmöglichen Zeitpunkt abgeschoben, teilte der jW-Korrespondent in Agios Nikolaos mit.
Als erstes Schiff der geplanten Hilfsflottille für den Gazastreifen soll die französische »Dignité al Karama« trotz des Auslaufverbots der griechischen Behörden erfolgreich in See gestochen sein.
Das Schiff habe in der Nacht zum Dienstag mit acht Aktivisten an Bord griechische Gewässer verlassen und sei auf dem Weg in den Gazastreifen, erklärten die Organisatoren in Paris. An Bord sei auch der populäre Linkspolitiker und Ex-Präsidentschaftskandidat Olivier Besancenot.
Aus welchem Hafen das Schiff in See gestochen ist, wollten die Aktivisten nicht sagen. Zudem war bereits am 30. Juni – noch vor dem am Freitag verhängten Auslaufverbot – gemeldet worden, die »Dignité al Karama« sei unterwegs zum gemeinsamen Treffpunkt in internationalen Gewässern. Zwischenzeitlich hieß es, das Schiff sei »an einem sicheren Ort«.
Drei Schiffe der Flottille waren seit Freitag mit ihren Auslaufversuchen aus verschiedenen griechischen Häfen gescheitert.
»Griechenland hat nicht das Recht, ausländisch beflaggte Schiffe in seinen Häfen festzuhalten, außer zur Sicherstellung der Seetüchtigkeit mittels zeitgerechter Inspektion. Und es darf bei einer friedlichen Durchfahrt durch seine Hoheitsgewässer nicht eingreifen; und diese Durchfahrt ist definitiv eine friedliche Durchfahrt«, zitiert der »Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel« (KoPI) Richard Falk, US-Professor des internationalen Rechts und zweimaliger Beauftragter der Vereinten Nationen zur Frage der palästinensischen Gebiete.
Griechenland hatte am Freitag ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt und dies mit der israelischen Seeblockade begründet, nachdem die Schiffe der »Free Gaza«-Solidaritätsflottille tagelang in griechischen Häfen inspiziert worden waren, einzelne Schiffe bis zu dreizehn Mal. Dabei waren mitunter Zweifel an der Seetüchtigkeit aufgekommen; teilweise folgten darauf Nachbesserungen.
Der »Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel«, ein Netzwerk von über 40 Organisationen und Initiativen, die sich »für einen gerechten Frieden in Nahost« einsetzen, unterstützt das kanadische Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Flottile, auf dem sich auch jW-Korrespondent Peter Wolter befindet. Das Schiff »Tahrir« wurde am Montag nachmittag von der griechischen Küstenwache geentert, als es versuchte, trotz Verbot den Hafen von Agios Nikolaos auf Kreta zu verlassen. (jW)
Agios Nikolaos. Die Passagiere des kanadischen Schiffs »Tahrir«, das am gestrigen Montag nach dem Verlassen des Hafens von Agios Nikolaos auf Kreta von der Küstenwache gestoppt und zurück in den Hafen geschleppt wurde, durften auch über Nacht nicht von Bord.
Die griechische Regierung hatte am Freitag ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt und dies mit der israelischen Seeblockade begründet. Die »Tahrir« hatte als drittes Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Solidaritätsflottille versucht, ohne Erlaubnis einen griechischen Hafen zu verlassen. Der Schiffsführer war offenbar ausgetauscht worden, da der ursprüngliche Kapitän seine berufliche Zukunft nicht riskieren wollte.
Die formale Schiffseignerin Sandra Ruch war nach dem Entern der »Tahrir« von der Polizei festgenommen worden und durfte am Dienstag morgen telefonieren. Sie hatte den Namen des Schiffsführers zum Zeitpunkt des Auslaufversuchs nicht preisgegeben. Die übrigen Aktivisten an Bord sind offenbar entschlossen, es ihr gleich zu tun. Nach jW-Informationen stehen sie zur Zeit ohne Strom da. Von der Landseite wurde die Stromversorgung gekappt, der Generator an Bord sprang zunächst nicht an. (jW)
Agios Nikolaos. Die formale Eignerin des kanadischen Teilnehmerschiffs der »Free Gaza«-Flottille, Sandra Ruch, ist am Abend von griechischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Eine Begründung wurde bei der Verhaftung der jüdischen Kanadierin nicht genannt.
Sandra Ruch hatte selbst zwei Jahre in den palästinensischen Gebieten gelebt und sich aus dieser Erfahrung heraus zu einer Aktivistin für die Menschenrechte der Palästinenser entwickelt.
Das Schiff »Tahrir« hatte heute am frühen Abend versucht, trotz des von Griechenland verhängten Auslaufverbots in See zu stechen. Nach etwa acht Meilen wurde das Schiff, auf dem auch jW-Korrespondent Peter Wolter mitreist, von der Küstenwache geentert, aufgebracht und zurück in den Hafen von Agios Nikolaos geschleppt.
Die rund 40 an Bord befindlichen Aktivisten sowie neun mitreisende internationale Pressevertreter dürfen die »Tahrir« bis auf weiteres nicht verlassen. Der ursprüngliche Kapitän befand sich nach Angaben der Passagiere während der Aktion nicht an Bord, das Schiff aber unter seekundiger Führung. Nach dem Entern soll Diesel ausgelaufen sein. Im Hafen wurde der »Tahrir« von der Landseite die Stromversorgung gekappt, was das Leben auf dem Schiff erschwert und die sanitären Verhältnisse beeinträchtigt. Gegen diese Schikane und für die Freilassung von Schiffseignerin Sandra Ruch führt eine Gruppe von Einheimischen am Anlegeplatz eine Protestaktion durch. (pst)
Agios Nikolaos. Die rund 50 Passagiere der »Tahrir«, die am späten Nachmittag von der griechischen Küstenwache nach dem Verlassen des Hafens von Agios Nikolaos geentert und zurück in den Hafen geschleppt wurde, dürfen zur Zeit das Schiff nicht verlassen. »Wir sind sozusagen kollektiv festgenommen«, teilte der jW-Korrespondent an Bord um 19.50 Uhr mit.
Zwei Aktivisten aus Kanada und Australien, die versucht hatten, die Küstenwache am Auslaufen zu hindern, indem sie sich mit einem Kajak quer stellten, würden außerdem vermißt. Sie seien vermutlich festgenommen, die Polizei gebe aber keine Informationen heraus.
Die »Tahrir« hatte als drittes Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Flottille versucht, ohne Genehmigung einen griechischen Hafen zu verlassen. Am Freitag hatte die Regierung in Athen ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt und dies offiziell mit der israelischen Seeblockade begründet. Der Kapitän des US-Teilnehmerschiffs, das am Freitag vor Piräus gestoppt worden war, soll morgen vor Gericht angehört werden. Am Sonntag hatte das spanische Schiff »Gernika« erfolglos versucht, den Hafen von Hania auf Kreta zu verlassen.
Der ursprüngliche Kapitän der »Tahrir« war bei dem Auslaufversuch in Agios Nikolaos nicht an Bord. Wer der Ersatzmann war, wird zur Zeit nicht bekannt gegeben. (jW)
Berlin. Zur Unterstützung der »Free Gaza«-Flottille, deren Schiffe zur Zeit wegen des am Freitag verhängten Auslaufverbots in Griechenland festsitzen, hat am Montagabend in Berlin eine Solidaritätsaktion stattgefunden. 50 bis 100 Teilnehmer versammelten sich um 18 Uhr vor dem Brandenburger Tor. Die menschenrechtspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke, Annette Groth, hielt einen Redebeitrag, in dem sie freie Fahrt für die Flottille und die Freilassung des Kapitäns forderte, der am Freitag mit dem US-Schiff »Audacity of Hope« ausgelaufen und vor Piräus von der griechischen Küstenwache gestoppt worden war.
Das Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza war von der griechischen Regierung offiziell mit der israelischen Seeblockade begründet worden, was der Schriftsteller Henning Mankell in einem Interview als »Outsourcing« einer illegalen Blockade bezeichnete. Auch in zahlreichen anderen Städten fanden in den vergangenen Tagen weltweit Solidaritätsaktionen statt. (jW)
Agios Nikolaos. Das kanadische Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Flottille ist beim Versuch, trotz Verbot aus dem Hafen von Agios Nikolaos auf Kreta auszulaufen, von der griechischen Küstenwache geentert worden. Nach jW-Informationen gab es dabei keine Verletzten, nachdem es zunächst bedrohlich ausgesehen hatte. Die Küstenwache habe neben einer Wasserkanone auch bewaffnete Soldaten an Bord, hatte der jW-Korrespondent an Bord telefonisch gemeldet.
Weil der Maschinist ständig die Drehzahlen änderte, bekamen die Ordnungskräfte das Schiff mit rund 40 gewaltfreien Aktivisten und neun Journalisten an Bord zunächst nicht unter Kontrolle. Das Schiff wurde zurück in den Hafen geschleppt, wo es von einer größeren Menschenmenge begrüßt wurde. Die Polizei sei überfordert, die Soldaten an Bord seien freundlich, so jW-Korrespondent Peter Wolter. Etwa hundert Menschen und mehrere Fernsehkameras seien auf der Pier. Das Telefonat wurde von lauten »Free Gaza«-Rufen der Aktivisten an Bord unterbrochen.
Binnen weniger Minuten versammelten sich rund 200 Menschen auf der Pier und riefen Parolen wie »Shame on Papandreou« und »Freiheit für Palästina«. Die Polizei wirkte ratlos. Aktivisten und Soldaten versicherten sich gegenseitig, daß man persönlich gar nichts gegeneinander habe. Die Soldaten gaben an, nur ihren Job zu machen.
Über das Handy einer Korrespondentin der russischen »Komsomolskaja
Prawda« war die Verfolgungsjagd live im Moskauer Rundfunk übertragen worden.
Agios Nikolaos. Das kanadische Schiff »Tahrir« ist am Montag nachmittag ohne Genehmigung aus dem Hafen von Agios Nikolaos auf Kreta ausgelaufen. Kurz vor Redaktionsschluß meldete der jW-Korrespondent an Bord, das Schiff werde von der Küstenwache mit Wasserkanone und bewaffneten Soldaten an Bord verfolgt. Es werde versucht, die »Tahrir« zu entern. (jW)
Athen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßt und unterstützt die griechische Initiative, die Ladung der »Freedom Flottilla II« mit griechischen Schiffen nach Gaza zu bringen. Dies habe er Griechenlands Außenminister Stavros Lambrinidis mitgeteilt, berichtete am Montag die englischsprachige Zeitung Athens News.
»Aus seiner Sicht könnte es helfen Spannungen in der Region abzubauen und sicherstellen, daß dringend benötigte Hilfe an die in Gaza ausgeliefert wird, die sie brauchen«, zitiert das Blatt aus einer Erklärung der Vereinten Nationen.
Ban Ki Moon sagte, die UNO würde in dieser Angelegenheit eng mit Griechenland, Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde zusammenarbeiten.« Der Generalsekretär hoffe, daß die Organisatoren der Flottille der Initiative zustimmen. Ministerpräsident Georgis Papandreou hatte sich für den Vorschlag offenbar Rückendeckung beim Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas geholt.
Am Freitag hatte Griechenland ein Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verhängt und dies mit der israelischen Blockade begründet. Mahmud Abbas soll laut Athens News positiv auf den griechischen Vorschlag reagiert haben, die Hilfsgüter in Kooperation mit der UNO, den palästinensischen Behörden und anderen »relevanten Autoritäten« nach Gaza zu bringen. Das griechische Außenministerium hatte danach angekündigt, umgehend mit der UNO in und allen anderen beteiligten Seiten in Kontakt zu treten, um einen solchen Transport zu ermöglichen. Griechenland sei der Ansicht, daß die Seeblockade über Gaza aufgehoben werden sollte. Die Haltung des Landes zur humanitären Situation dort sei bekannt und immer noch gültig. »Griechenland unterstützt die Wiederaufnahme der Friedensgespräche, sie sind der einzige Weg zu einer umfassenden und durchführbaren Lösung der Palästina-Frage mit der Schaffung einen palästinensischen Staats, der friedlich mit dem Staat Israel koexistiert.« (hoek)
Berlin. Gegen das griechische Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza hat am Montag die menschenrechtspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke, Annette Groth protestiert. Die Teilnehmerin der ersten internationalen »Free Gaza«-Flottille im Jahr 2010 forderte zudem die Bundesregierung auf, sich für die Freilassung des Kapitäns der »Audacity of Hope« einzusetzen, die am Freitag kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Piräus gestoppt worden war. »Die Boote haben ihre Inspektionen durchlaufen. Ich fordere die griechische Regierung auf, die Boote auslaufen zu lassen«, so Annette Groth in der am Montag verbreiteten Erklärung. Die Bundesregierung solle Griechenland darin unterstützen und dem einstimmigen Beschluß des Bundestages vor einem Jahr gegen die völkerrechtswidrige Blockade des Gazastreifens endlich Taten folgen lassen. (jW)
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman versucht die Anschuldigungen ins Lächerliche zu ziehen, hinter den verschiedenen Sabotageakten gegen Schiffe der Gaza-Freiheitsflotte dürften Dienste seines Landes stecken.
In der Sendung "Guten Morgen Israel" des Armeerundfunks meinte der Politiker, der auch Vorsitzender der rechtsnationalistischen Partei »Unser Haus Israel« ist, die Flottillenteilnehmer hätten »zu viele James-Bond-Filme« gesehen.
Nach einem Bericht der spanischen Tageszeitung Público würden diese laut Lieberman mit ihren Anschuldigungen »nur von ihrer Verantwortung für ihr propagandistisches Fiasko und von dem Fehlen von Unterstützung durch die globalen Medien und die Staatengemeinschaft« abzulenken versuchen.
Spanien ist an der Freiheitsflotte mit etwa 40 Aktivisten und dem Schiff »Gernika« beteiligt, welches von den griechischen Behörden weiter in einem Hafen auf der Insel Kreta festgehalten wird.
Weiter habe der israelische Außenminister bestätigt, so Público, daß sein Land bei dem von Griechenland verhängten Auslaufverbot gegen die Gaza-Flottille eine aktive Rolle gespielt habe. »Die Dinge passieren nicht von selbst.« Sowohl das Nahostquartett als auch die Regierungen von Griechenland und Zypern hätten »die Bedürfnisse Israels verstanden« und »effektiv gehandelt«.
Agios Nikolaos. Israelisches Militär ist offenbar mit einer Privatyacht in griechischen Gewässern unterwegs, um in diversen Häfen Schiffe der internationalen »Free Gaza«-Flottille auszuspionieren. Wie die Schiffsführung der in Agios Nikolaos wartenden »Tahrir« heute mitteilte, wurde sie vom Zoll darüber unterrichtet, daß eine unter britischer Commonwealth fahrende Luxusyacht namens »Noa« versucht habe, in derselben Marina festzumachen, in der die »Tahrir« liegt. Dies sei ihr verwehrt worden, daraufhin habe die Besatzung von der Marinaeinfahrt aus Fotos von dem Schiff gemacht. Später habe es im Gemeindehafen festgemacht - sei am Morgen aber mit unbekanntem Ziel wieder ausgelaufen. Der Zoll wurde mit der Aussage zitiert: »Auf diesem Schiff war israelisches Militärpersonal«. (pw)
Athen. Während der Kapitän der »Audacity of Hope« im Polizeihauptquartier von Piräus auf seine gerichtliche Anhörung wartet, hoffen die Passagiere weiterhin, doch noch auslaufen zu können. Das US-Teilnehmerschiff der Solidaritäsflottille nach Gaza war am Freitag kurz nach dem Auslaufen in der Nähe von Piräus von der Küstenwache gestoppt worden.
Die US-Initiative der »Free Gaza«-Bewegung meldete am Sonntag auf ihrer Website die Festnahme von acht Amerikanern, die vor der US-Botschaft in Athen einen Hungerstreik für die Aufhebung des Auslaufverbots nach Gaza und die Freilassung ihres Kapitäns durchgeführt hatten. In der Nacht zum Montag folgte die Twittermeldung »Gute Neuigkeiten! Hungerstreikende des US-Schiffs alle freigelassen! Macht mehr Druck, damit wir auslaufen dürfen«.(jW)
Mehrere israelische Friedens- und Menschenrechtsorganisationen haben ihre ausdrückliche Unterstützung für die »Free Gaza«-Flottille erklärt, darunter so bekannte Gruppierungen wie der Friedensblock »Gush Shalom«. Außerdem haben die Koalition der Frauen für den Frieden, das israelische Kommitee gegen Häuserzerstörung und die »Combatants for Peace«, ein Verband von ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfern beider Seiten, die Erklärung vom 3. Juli unterzeichnet.
»Wir, israelische Organisationen, Palästinenser und Juden, unterstützen die Freiheitsflottille nach Gaza und ihr erklärtes Ziel: Die israelische Blockade Gazas zu brechen, die – an Land und zur See – einen Bestandteil der anhaltenden israelischen Besatzung darstellt.« Den 1,5 Millionen Einwohnern des Gazastreifens würden dadurch fundamentale Rechte verweigert.
Die Flottille sei »ein mutiger Akt des politischen Protestes, der Solidarität mit dem palästinensischen Volk und weltweite Opposition gegen die israelische Besatzungspolitik ausdrückt«, heißt es in der Erklärung.
Das am Freitag von Griechenland verkündete Auslaufverbot für Schiffe nach Gaza verurteilten die Organisationen scharf.
Die »Tahrir« ist zum Auslaufen bereit – nur auf der Brücke und im Maschinenraum werden noch letzte Vorbereitungen getroffen.
Die beiden GPS-Geräte (Global Positioning System, ein Satellitensystem zur elektronischen Positionsbestimmung) sind überprüft und eingeschaltet, das Radargerät ist betriebsbereit. Das Seefunkgerät ist auf Kanal 16 eingestellt, dies ist der internationale Arbeits- und Notrufkanal.
Ein roter Schalter an der Vorderseite ist mit einer Plastikkappe gegen unbeabsichtigte Berührungen geschützt: Wenn man ihn drückt, wird automatisch ein SOS-Signal ausgestrahlt, das auch gleich die letzte per GPS gefundene Position durchgibt. Auch der Autopilot, der elektronische Rudergänger, ist überprüft und eingeschaltet.
Eines der GPS-Geräte ist mit einer elektronischen Seekarte ausgestattet, sicherheitshalber kauft die Besatzung bei einem Marine-Ausstatter noch die neuesten Karten der umliegenden Seegebiete ein.
Auch ein neuer Zirkel und Kursdreiecke müssen her. Es soll auch noch das neueste Leuchtfeuerverzeichnis aufgetrieben werden.
Moderne Kommunikationsmittel
Um den Kontakt zur Außenwelt halten zu können – besonders wichtig für die mitreisenden Journalisten, waren einige Umbauten nötig. Die 24-Volt-Gleichstromanlage wurde durch einen Zerhacker (Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom) sowie einen Transformator ergänzt, der den Strom in 220 Volt umwandelt.
Somit können die zahlreichen Mobiltelefone, Laptops und Digitalkameras aufgeladen werden. Darüber hinaus wurde das Schiff mit einem Internetanschluß ausgestattet, der über Satellit läuft. Für den Notfall gibt es noch einige Satellitentelefone an Bord.
Die Maschinen- und die Wellenanlage ist überprüft, den beiden jeweils 550 PS starken Caterpillar-Dieselmotoren wurden neue Öl- und Kraftstoffilter spendiert. Sie wurden auch mit frischem Maschinenöl befüllt. Bei zwölf Knoten Fahrt (ein Knoten ist eine Seemeile pro Stunde) haben wir eine Reichweite von 600 Seemeilen (eine Seemeile ist gleich 1,852 Kilometer).
Auch das Seeventil, über die beiden Dieselmotoren mit Kühlwasser versorgt werden, ist überprüft – nicht nur von innen, sondern auch von außen. Mehrere Taucher hatten unter Wasser den Algenbewuchs abgekratzt. »Wir haben aber die kritischen Stellen wie Propeller, Welle und die Umgebung des Seeventils ausgespart«, sagte einer von ihnen. »Falls sich ein Sabotagekommando von israelischen Kampfschwimmern daran zu schaffen gemacht haben sollte, sehen wir das sofort.«
Seerechtsexperte eingeschaltet
Ob die »Tahrir« tatsächlich auslaufen kann, bleibt abzuwarten. Erst gestern ist das spanische Schiff »Gernika«, das westlich von Agios Nikolaos in Hania lag, von der Küstenwache daran gehindert worden. Das US-Schiff »Audacity of Hope« – benannt nach einem Buchtitel von US-Präsident Barak Obama – war bereits am Freitag kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Piräus aufgebracht worden. Seitdem liegt es in einem Hafen der Küstenwache, der Kapitän soll heute oder morgen vor Gericht gestellt werden.
In langen Verhandlungen mit dem Hafenamt von Agios Nikolaos, in die sich auch der Parlamentsabgeordnete des Linksbündnisses SYRIZA, Michalis Kritsotakis einschaltete, hatte die Schiffsführung erreicht, daß die »Tahrir« auslaufen darf – allerdings nur bis zu einer Entfernung von 60 Seemeilen. Damit wäre das Schiff schon in internationalen Gewässern – die griechische Seegrenze beträgt nur zwölf Seemeilen.
Andererseits hatte die griechische Regierung das Auslaufen aller acht Schiffe der Gaza-Flottille verboten – eine Entscheidung, die sich gerichtlich wohl nicht halten läßt. Das »Steering Committee« der Lenkungsausschuß der Flottille, hat deshalb in Athen Rechtsanwälte eingeschaltet. Parallel dazu hat die Schiffsführung der »Tahrir« in Agios Nikolaos einen lokalen Anwalt in Gang gesetzt, der auf Seerecht spezialisiert ist. Heute morgen liefen noch letzte Verhandlungen.
Jetzt sind folgende Varianten denkbar: Die erste und wahrscheinlichste ist, daß die Küstenwache die »Tahrir« gar nicht erst auslaufen läßt. Seit gestern hat ein Patrouillenboot der Küstenwache direkt neben dem Schiff festgemacht. Die zweite Möglichkeit ist, daß man die »Tahrir« aus dem Hafen läßt, sie aber nur 60 Seemeilen weit fahren läßt. Dritte Variante: Die Küstenwache gibt sich damit zufrieden, daß die Schiffsführung als Ziel einen türkischen, tunesischen oder ägyptischen Hafen angibt und versichert, nicht nach Palästina zu fahren.
Agios Nikolaos. Das
kanadische Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Flottille, die »Tahrir«
hat nach jW-Informationen noch nicht versucht, den Hafen von
Agios Nikolaos auf Kreta zu verlassen. Die 50 kanadischen, dänischen,
belgischen und australischen Teilnehmer hatten am Sonntag
mehrheitlich entschieden, trotz des von Griechenland verhängten
Auslaufverbots den Versuch zu wagen und dies auch öffentlich bekannt
gegeben. (jW)
Gaza/Tel Aviv. Hunderte von Freundinnen und Freunden Palästinas aus aller Welt wollen am 8. Juli nach Tel Aviv fliegen, um von dort aus eine einwöchige Rundreise durch die palästinensischen Gebiete zu unternehmen.
Direkter Anlaß ist nicht die »Free Gaza«-Flottille, die zur Zeit in Griechenland festsitzt, die Organisatoren des sogenannten »Fly Ins« haben sich aber mit ihr solidarisch erklärt. Die Aktion unter dem Motto »Willkommen in Palästina« ist seit Monaten für den 8. Juli geplant.
Die Sicherheitskräfte am Ben Gurion International sind nach Medienberichten bereits verstärkt worden. In einer Presseerklärung des Projekts »Willkommen in Palästina« heißt es:
»Offen gestanden haben die meisten von uns ein wenig Angst.« Unter den beteiligten Gruppen soll sich das International Solidarity Movement befinden, das häufig Unterstützer nach Gaza und in die Westbank schickt.
Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak kündigte an, Israel werde sich nun auf die Einreise der Demonstranten vorbereiten, schreibt die Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi. Der israelische Verkehrsminister Jaakov Katz habe im israelischen Rundfunk angekündigt, Vertreter der inneren Sicherheit, des Verteidigungsministeriums und des Verkehrsministeriums würden die Angelegenheit gemeinsam besprechen.
Laut Al-Quds Al-Arabi haben unterdessen Dutzende von palästinensischen Kindern am Hafen von Gaza ihre Solidarität mit der Freiheitsflottille demonstriert. Auf Transparenten riefen sie die internationale Gemeinschaft auf, Israel unter Druck zu setzen, die Seeblockade aufzuheben. »Wir erwarten dich, Freiheitsflottille", hatte ein Kind auf ein Plakat geschrieben. Neben palästinensischen Fahnen waren auch griechische zu sehen, berichtet Al-Quds Al-Arabi. (hoek)
Hania. Das spanische Schiff »Gernika« hat nach jW-Informationen am Sonntag abend versucht, den Hafen von Hania auf Kreta zu verlassen, ist aber von der Küstenwache gestoppt worden. Auf den übrigen Teilnehmerschiffen der »Free Gaza«-Flottille, die aufgrund des Verbots der griechischen Regierung nicht auslaufen dürfen, wurden offenbar unterschiedliche Entscheidungen über das weitere Vorgehen gefällt. Nach jW-Informationen wollen nicht alle versuchen, trotz Verbot auszulaufen. Der Konsens über die Gewaltfreiheit der Aktion besteht jedoch weiter. (jW)