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Buchmesse Havanna 2011

Buchmesse Havanna 2011

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    Mein Havanna

    Ein- und Ausblicke von Dietmar Koschmieder
    Blick aus dem Hotel Deauville auf den Malecón
    Havannas Kinder
    ver.di-Sekretär Andreas Köhn in Havanna
    Sehnsuchtsvoller Blick aufs Meer: jW-Volontär Johannes Schulten
    Karibische Rhythmen für deutsche Gäste
    Kuba in Bewegung
    Am 14. Februar ist Valentinstag - in Kuba ein echtes Fest
    Und sie bewegt sich doch!
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    Einen Cuba Libre auf das Berliner Wasser!

    Claudia Schröppel
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    Tankwagen mit Trinkwasser für die Buchmesse in Havanna

    Selbst während der Buchmesse in Havanna lassen uns die Geschehnisse aus Berlin nicht kalt. Mit Freude haben wir mitbekommen, daß das Berliner Wasser-Volksbegehren, welches die vollkommene Offenlegung der Vertragsinhalte bei der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe gefordert hat, haushoch gewonnen hat: 98,5 % haben mit »Ja« gestimmt - »Das ist ja fast wie in Kuba«.

    Hier in Havanna ist das Wasser, wie andere strategische Komponenten, in Volkshand. Auch das Telekommunikationsunternehmen ETECSA, das als Joint Venture zwischen Kuba und Italien gegründet worden war, ist seit zwei Wochen wieder vollständig verstaatlicht.  Kuba hat alle Anteile vom italienischen Partner zurückerworben. 

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    Mit Fidel Castro um die Welt

    André Scheer
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    Luis Baez bei der Buchpräsentation

    Tausende, Zehntausende, Hunderttausende haben am Wochenende die Festung gestürmt, die altehrwürdige Cabaña über der Altstadt Havannas ist fest in der Hand der Lesehungrigen. Vor allem Kinder jeden Alters hocken auf den groben Steinmauern und schmökern in ihren gerade erhaltenen Büchern. Auch der Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna mit der jungen Welt, zahlreichen Verlagen und Cuba-Soligruppen aus Deutschland und der Schweiz ist umlagert - besonders, wenn Katja und Claudia mal wieder beginnen, Tiere aus Luftballons zu knoten.

    Der Journalist Luis Baez stellte am heutigen Sonntag sein neues Buch »Fidel por el mundo«, auf Deutsch etwa: Fidel um die Welt, vor. Der über 600 Seiten starke Brocken ist erst vor zwei Tagen aus der Druckerei gekommen, und beinhaltet Berichte des 1937 geborenen Journalisten, der Fidel Castro praktisch seit dem 1. Januar 1959 auf seinen Reisen begleitet hatte, zunächst als Reporter der Zeitung »Avance« und der Zeitschrift »Bohemia«, später für »Revolución« - der Zeitung der Bewegung 26. Juli - und der aus ihr hervorgegangenen »Granma« sowie für die Agentur Prensa Latina.

    Baez war dabei, als Fidel wenige Tage nach dem Sieg der Kubanischen Revolution 1959 Venezuela besuchte, er nahm an der 25 Tage dauernden Tournee durch Salvador Allendes Chile 1971 teil, und er war an der Seite des Comandante, als dieser 1972 die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik besuchte. Und er beschreibt das Resümee von erfolgreichen 24 Stunden in Berlin: »Der Comandante en Jefe zeigte sich sehr zufrieden. Es war ein einzigartiger Tag, oder wie er selbst sagen würde: ein kommunistischer Tag.«

    Das Kompendium endet erst bei Fidels Besuchen in Jamaica und Barbados im Jahr 2005 und beinhaltet auch dessen Besuche in Spanien 1998 zum Gipfeltreffen Lateinamerikas und der EU, während dem die Nachricht von der Verhaftung Pinochets in London eintraf, oder auch die Visiten bei Papst Johannes Paul II. im Vatikan, bei Ghaddafi im Libyen, bei Kim Il-Sung in Nordkorea, bei Ho Chi Minh in Vietnam und natürlich mehrfach bei Hugo Chávez in Venezuela.

    Bei der Präsentation war Luis Baez anzumerken, dass er mit Leib und Seele Journalist ist - selbst zu reden, liegt ihm nicht. Er stellt lieber Fragen.

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    Eindrücke

    Die Buchmesse zieht am Wochenende Tausende an
    Großer Andrang an unserem Stand
    Spannende Lektüre im Schatten der Kanonen
    Unzählige kleine und große Lesungen und Diskussionsveranstaltungen prägen die Buchmesse
    Heiß begehrt: Die Armbanduhren von Melodie & Rhythmus
    Lesung mit dem argentinischen Schriftsteller Horacio González
    Tausende nutzen das Wochenende zum Besuch bei der Buchmesse
    Ausstellung argentinischer Karikaturisten
  • · edición especial

    Vielen Dank für viel Arbeit!

    André Scheer
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    Interessierte Leser

    Ein ganz besonderer Dank geht in diesem Jahr an Mónica Zurbano López und Gretel García Pieiga, die es geschafft haben, die aktuelle Sonderausgabe unserer Zeitung in Rekordzeit und in gewohnt guter Qualität zu übersetzen, so dass wir sie mit grossem Erfolg auf der Buchmesse verteilen können.

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    Umtriebige Stiftungen

    Marion Leonhardt
    Wolfgang Gehrcke (Die Linke) und Dietmar Koschmieder (Verlag 8.
    Wolfgang Gehrcke (Die Linke) und Dietmar Koschmieder (Verlag 8. Mai) am Rande der Cuba-Sí-Veranstaltung

    Was treiben deutsche und US-amerikanische Stiftungen in Lateinamerika? Aber vor allem: In wessen Interesse engagieren sie sich dort? Dies debattierten auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft in der Partei Die Linke, Cuba Sí, vor rund 30 Zuhörern am ersten Tag der Feria der Journalist Ingo Niebel, Wolfgang Gehrcke (MdB,  Die Linke) und der kubanische Europaexperte Francisco Brown.

    Während ihr offizieller Auftrag der „Export" von Demokratie nach außen sei, so Moderator  Harald Neuber, sei ihre wesentliche Funktion die Wahrung der ökonomischen Interessen der BRD und der EU. Er verwies auf die Rolle der Naumann-Stiftung in Honduras oder auch der KAS am Fall Venezuelas.

    Ingo Niebel beschrieb die Doppelfunktion von Stiftungen. Ein Kernbereich ihrer Arbeit sei die Expertise in Richtung Parlament und die Beförderung politisch genehmer Parlamentsinitiativen. Der andere Bereich sei der der Residenten in den Zielländern. Gehrcke charakterisierte die Rolle der Stiftungen ausgehend von Marx Feuerbachthesen. „Alles, was den Menschen bewegt, muss seinen Durchgang durch den Kopf nehmen."  Revolutionen, aber auch Konterrevolutionen, fänden zuerst im Kopf statt. Stiftungen betrieben oft das Geschäft, dass es in den Köpfen rechts werde – was er aber hoffentlich für linke Stiftungen ausschließen könne. Die Arbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung habe im Geiste von Rosa Luxemburgs Motto „Sozialismus oder Barbarei" zu erfolgen. Das schließe aber auch Meinungsverschiedenheiten ein. Und auch das Gespräch mit Kräften, die vielleicht in Kuba nicht so gern gesehen seien, ergänzte er.

    Die Rosa-Luxemburg-Stiftung eröffnet demnächst ein Büro in New York. Auf die Frage, ob sie dort  Solidaritätskampagnen zur Freilassung der Cuban Five unterstützen würde, kam ein klares Ja von Gehrcke. Man dürfe Vorbedingungen, nichts für die Fünf zu machen, auf keinen Fall akzeptieren.

    Er zog das Resümee, dass man die Arbeit von Stiftungen, die Putsche unterstützen,  nicht verhindern könne. Aber die Linke müsse Öffentlichkeit schaffen. Er verwies dabei auf Wikileaks: Nichts bleibe geheim. Was manche Politiker der US-Botschaft mitgeteilt habe, habe Klarheit geschaffen.   

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    Von großen Damen - junge Welt präsentierte „Zucker und Salz" in Havanna

    Katja Klüßendorf
    Havanna erlebte »Zucker und Salz«
    Havanna erlebte »Zucker und Salz«

    „Den Film könnte ich immer wieder schauen", sage ich. Und auch meine Nachbarin im Kinosessel wischt sich vor lauter Rührung und leicht verschämt Tränen aus dem Gesicht.

    Nach der Vorführung von „Azúcar y Sal" (Zucker und Salz) verrät mir Angela, eine der vier kubanischen Protagonistinnen im Film, mit einem herzlichen Lachen, dass es ihr nicht anders ginge. Dabei habe sie ihn schon mehr als 25 Mal während der Filmreise durch Deutschland, Luxemburg und Schweiz vergangenen Herbst gesehen. Unter anderem auch in der Ladengalerie der jungen Welt in Berlin, Medienpartner der Tour, wo bei Rum und Empanadas die Idee für diese Vorstellung am 11. Februar im Pabellón Cuba im Rahmen der kubanischen internationalen Buchmesse gesponnen wurde.

    Auf Einladung der jungen Welt präsentierten wir in Anwesenheit des Regisseurs Tobias Kriele und drei Protagonistinnen, Angela, Elena und María, den Film nun ein weiteres Mal auch einem kubanischen Publikum. Der Kinosaal war voll, zusätzliche Stühle wurden organisiert. Trotz dieses großen Interesses bei den Kubanern, seien die Reaktionen nicht mit der in Deutschland erfahrenen Begeisterung und Emotionalität vergleichbar, berichtet Tobias vom Podium. Nach einem Artikel in der jungen Welt vom September 2010 kamen sogar teilweise so viele Zuschauer zu den Filmvorführungen, dass manch einer wegen Überfüllung wieder nach Hause geschickt werden musste.

    In Kuba ist die Begeisterung verhaltener. Hier würden die vier Freundinnen beispielhaft für Tausende weiterer Frauen stehen, die wie sie in der Sierra Maestra oder an anderer Stelle für die Revolution gekämpft haben - und es bis heute tun. Tobias weiß, dass nicht alle Kubaner sind wie diese vier Freundinnen. „Zumal nicht alle Kubaner Frauen sind", schiebt er schmunzelnd nach. Dabei waren es vor allem die Frauen, die die Revolution zu einer »Señora Mujer«, zu einer großen Dame, gemacht haben.

    Unsere Freundinnen sind stolz und bescheiden zugleich. Jede Generation habe ihre Aufgabe. Es sind immer einfache, aber große Worte, die diesen Abend fallen und die mich mitreißen und anstecken. Darauf und auf die Freundschaft noch einen Cubanito – mit Blick aus der 33. Etage auf den Malecón und auf eine stürmische See.

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    Über den Dächern von Havanna

    Eindrücke von der Eröffnungsveranstaltung
    Die kubanische Flagge weht auf der Festung über Havanna
    Medienereignis Buchmesse
    Schöne Stimmen: Der Nationalchor Kubas sang zur Eröffnung
    Fidel war da - allerdings Fidel Castro Díaz Balart, Kernphysiker und Sohn des Comandante en Jefe
    Kubas Kulturminister Abel Prieto, Buchmesse-Chefin Zuleica Romay und Kubas Vizepräsident Esteban Lazo
    Jaime Sarusky und Fernando Martínez Heredia, Ehrengäste der Buchmesse
    Ecuadors Kulturministerin Erika Silva sprach im Namen der ALBA-Staaten
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    Wir gehen auf Sendung!

    André Scheer
    Kameramann des kubanischen Fernsehens bei der Eröffnungsveransta
    Kameramann des kubanischen Fernsehens bei der Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag

    Die technischen Probleme sind gelöst. Nachdem erst die Internetverbindung an unseren Stand auf der Buchmesse nicht klappte und dann kein Strom verfügbar war, stellte sich am Ende sogar noch unser (angeblich DIN-genormter) Adapter als untauglich heraus. Nun aber haben wir Netz, Strom und Adapter - und sind endlich in der Lage, ohne den Umweg über die Internetzugänge im Hotel aus Havanna zu berichten.

    Der aktuelle Wetterbericht: Nach Tagen heissen Sommerwetters ist es momentan etwas kühl mit Nieselregen. Die kubanischen Freundinnen und Freunde haben uns aber versprochen, dass dies nicht etwa bedeutet, dass mal wieder eine Kältewelle im Anmarsch ist.

    Dem Andrang an unserem Stand tut dies keinen Abbruch, besonders die Luftballons von ver.di sind heiss begehrt. Die ersten Veranstaltungen gab es auch schon, unsere Berichte folgen in Kürze...

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    Mit Literatur gegen die Globalisierung

    André Scheer, Havanna
    Schöne Stimmen: Der Nationalchor Kubas sang zur Eröffnung
    Schöne Stimmen: Der Nationalchor Kubas sang zur Eröffnung

    Kubas Buchmesse ist in diesem Jahr der Bolivarischen Allianz ALBA gewidmet. Feierliche Eröffnung in Havanna – und die junge Welt ist dabei

    Ecuadors Kulturministerin Erika Silva durfte am Donnerstag in Havanna die 20.Internationale Buchmesse eröffnen. Sie sprach als Vertreterin der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA), der in diesem Jahr die große Literaturausstellung gewidmet ist.
    ALBA sei das entscheidende Instrument, um die Kultur der Länder des Kontinents zusammenzuführen, unterstrich Silva. Anfang dieses Jahrhunderts habe es nahezu zeitgleich in vielen Ländern »Hunger nach Veränderungen« gegeben, der dazu führte, daß in zahlreichen Staaten kurz nacheinander progressive Regierungen an die Macht kamen.

    Das Venezuela von Hugo Chávez, das Bolivien von Evo Morales, das Ecuador von Rafael Correa, Kuba, aber auch das Honduras von Manuel Zelaya seien Beweise dafür, daß in Lateinamerika eine Alternative zur kapitalistischen Globalisierung möglich sei. Als Beispiele erinnerte sie an die Hilfe der Gemeinschaft für Haiti nach dem Erdbeben im vergangenen Jahr, aber auch an die sofortigen Proteste Lateinamerikas gegen den Putschversuch in ihrem Land am 30. September letzten Jahres.

    Unter den mehreren hundert Ehrengästen, die an der Eröffnungsveranstaltung teilnehmen durften, waren auch Kubas Vizepräsident Esteban Lazo, Parlamentspräsident Ricardo Alarcón und nicht weniger als 14 Kulturminister aus den ALBA-Ländern, aber auch aus anderen Staaten. Aus Venezuela ist der Essayist Luis Britto García angereist, aus Brasilien kam der Befreiungstheologe Frei Betto, und Kubas Literaturwelt wurde unter anderem von Roberto Fernández Retamar repräsentiert. Im Mittelpunkt standen aber die beiden Schriftsteller Jaime Sarusky und Fernando Martínez Heredia, die sich ebenfalls mit kurzen Ansprachen an die Gäste wandten. »Das Geld darf nicht das einzige sein, das das Leben der Menschen bestimmt«, forderte Martínez, der 2006 mit dem kubanischen Nationalpreis für Sozialwissenschaften ausgezeichnet wurde. »Nur der Sozialismus ist in der Lage, Freiheit und soziale Gerechtigkeit zu ermöglichen.«

    Die historische Festung La Cabaña, die sich mit ihren alten Kanonenrohren über der Altstadt von Havanna erhebt, erweist sich wieder einmal als eine beeindruckende Kulisse für das kubanische Kulturfestival, zumal in diesem Jahr bislang auch die Temperaturen mit karibischer Wärme mitspielen. Während die untergehende Sonne ihr Licht über den Hafen der kubanischen Hauptstadt streichen ließ, spielten junge Orchester Melodien aus Lateinamerika, der kubanische Nationalchor sang dazu. Anschließend eröffneten Lazo, Alarcón und die angereisten Minister die gemeinsame Ausstellungshalle der ALBA-Länder, während sich die weiteren Gäste unter dem mittlerweile sternenklaren Nachthimmel den von freundlichen Kubanerinnern ausgeschenkten Mojito schmecken ließen. In den kommenden Tagen werden wieder Hunderttausende Menschen in die Festung strömen, um Ausschau nach den Tausenden Neuerscheinungen zu halten, die Hunderte kubanische und viele weitere lateinamerikanische Verlage auch in diesem Jahr anbieten.

    Wer es noch nicht weiß: junge Welt ist auch vor Ort – mit Stand, einer zweisprachigen Buchmesse-Sonderausgabe der Zeitung und einem Blog im Internet. Wir sind seit 2004 jährlich präsent. Damals war Deutschland Gastland der Buchmesse, die »rot-grüne« Bundesregierung setzte aber auf Boykott und Fernbleiben. Den Herren Gerhard Schröder (SPD) und Joseph Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) zum Trotz war Deutschland seinerzeit mit seiner bis dato größten Präsenz in Havanna vertreten, da sich zahlreiche Verlage und Organisationen dem Boykott verweigerten und sich vor Ort präsentierten. Die alternative deutsche Beteiligung, die das Berliner Büro Buchmesse Havanna und die junge Welt gemeinsam mit Verlagen und Kuba-Solidaritätsgruppen arrangieren, wird seitdem fortgesetzt. Mittlerweile ist die BRD mit der Frankfurter Buchmesse GmbH auch wieder »offiziell« in Havanna vertreten.

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    Start mit Schwierigkeiten

    Andre Scheer

    Wenn alles zu glatt geht, muss es wenigstens in Havanna dauern. Wir sind ohne Probleme in Kuba angekommen, um die jW, den Verlag 8. Mai, Cuba-Soligruppen, Verlage und andere wie gewohnt bei der Internationalen Buchmesse zu vertreten.
    Heute morgen (wir haben derzeit den 9. Februar um 10.10 Uhr kubanischer Ortszeit) haben wir unseren ersten Termin beim Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP), um dort alle wichtigen Veranstaltungen abzusprechen.
    Die Journalisten unter uns lassen sich danach offiziell akkreditieren, während alle anderen schon mal die Cabaña, die große Festung über der Altstadt von Havanna, in Augenschein nehmen. Hier beginnt morgen offiziell die Buchmesse.

    Wir sind also soweit alle gut angekommen. Nur am Flughafen gab es erstmal ein wenig Aufregung, als zwei von uns nicht die Kontrollen passieren konnten. Sie hatten ein besonderes, vom Kulturministerium ausgestelltes Visum dabei - aber leider nur als Fotokopie. Die Originale sollten am Flughafen hinterlegt sein - waren sie aber nicht. Nach mehreren Stunden Hektik und aufgeregten Telefonaten konnte dann aber auch das auf kubanische Weise gelöst werden. Alles wie gehabt also.

    Und jetzt freuen wir uns darauf, dass es richtig losgeht. Morgen mit dem Auftakt und ab Übermorgen dann mit Hochbetrieb und unzähligen Büchern. Havanna, wir sind da!

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    Bücher in der Festung

    André Scheer, Havanna
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    Blick ins Innere von La Cabaña: Kulturereignis Buchmesse

    Die Zahlen lesen sich beeindruckend. Rund 160 Verlagshäuser aus 27 Ländern werden ab dem morgigen Freitag in der alten Festung La Cabaña über der Altstadt von Havanna ihre Bücher ausstellen.
    Mehr als 2400 Titel werden bei der 20. Internationalen Buchmesse in der kubanischen Hauptstadt vorgestellt, die heute mit einer feierlichen Zeremonie offiziell eröffnet wird. Allein 30 kubanische Verlage präsentieren mehr als 500 Neuerscheinungen.
    Zehn Tage lang werden das historische Bauwerk über dem Hafen von Havanna und zehn weitere Zentren im gesamten Stadtgebiet Schauplatz der unzähligen Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionen und Konzerte sein, die im Rahmen der Buchmesse organisiert werden.

    Das Veranstaltungsprogramm umfaßt über 70 eng bedruckte Seiten, 4,5 Millionen Bücher warten auf Leserinnen und Leser. Ab dem 21.Februar geht die Buchmesse dann auf eine Tournee durch die Provinzen des Karibikstaates, bis sie am 6. März in Santiago de Cuba für dieses Jahr die Pforten schließen wird. 2010 kamen insgesamt über zwei Millionen Menschen zur Messe, was sie zum größten Kulturereignis Kubas macht.

    Die Präsidentin des bei der Durchführung federführenden Kubanischen Buchinstitutes, Zuleica Romay, konnte bei einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche stolz mitteilen, daß auch rund 200 namhafte Persönlichkeiten aus 41 Ländern bei der Buchmesse zu Gast sein werden. Zu den bekanntesten gehören dabei die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú aus Guatemala und der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto. Die Kulturminister aus 14 Ländern werden sich in Havanna ebenso ein Stelldichein geben wie weitere hochrangige Gäste aus den Mitgliedsstaaten der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA), denen die diesjährige Buchmesse gewidmet ist. Ein weiteres Motto der Ausstellung ist der 200. Jahrestag der ersten Unabhängigkeit Lateinamerikas und der Karibik, die in diesem Jahr in der gesamten ­Region gefeiert wird.

    Die Geschichte der kubanischen Buchmesse reicht bis 1982 zurück, als im Palast der schönen Künste eine Ausstellung eröffnet wurde, die den Werken von José Martí, Nicolás Guillén und Georgi Dimitroff gewidmet war. Zwei Jahre später wurden das Hotel Habana Libre und der Pabellón Cuba, ein modernistisches Gebäude im Stadtteil Vedado, Ort einer Schau wissenschaftlich-technischer Werke, gefolgt 1986 von einer Konferenz über Kinder- und Jugendliteratur im großen Veranstaltungszentrum Palacio de Convenciones.

    Erst seit dem Jahr 2000 und seither jährlich hat die Buchmesse in der Festung La Cabaña ihren heutigen Rahmen gefunden, und seit 1998 wird sie regelmäßig einem Gastland gewidmet. Den Anfang machte damals Mexiko, gefolgt zwei Jahre später von Italien und im Jahr 2001 von Spanien. Frankreich war Ehrengast 2002, ein Jahr später wurde die Messe der Andengemeinschaft und ihren damaligen Mitgliedsstaaten Bolivien, Kolumbien, Ecuador, Peru und Venezuela gewidmet. 2004 schließlich sollte Deutschland Gast der Buchmesse sein, doch die damalige »rot-grüne« Bundesregierung boykottierte die Veranstaltung. Trotzdem war die Bundesrepublik damals mit ihrer bis dahin größten Präsenz in Havanna vertreten, da zahlreiche Verlage und Organisationen sich dem Boykott widersetzten. Das war der Beginn der jährlichen alternativen deutschen Beteiligung, die das Berliner Büro Buchmesse Havanna und die junge Welt gemeinsam mit Verlagen und Kuba-Solidaritätsgruppen arrangieren, und die auch fortgesetzt wurde, seitdem Deutschland durch die Frankfurter Buchmesse GmbH wieder »offiziell« in Havanna vertreten wurde. Auch in diesem Jahr präsentiert sich jW deshalb mit einer zweisprachigen Sonderausgabe in Havanna. Aktuell von der Buchmesse berichten wir außerdem im Internet in einem Online-Spezial sowie regelmäßig auf den Seiten dieser Zeitung.

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    Unter dem Banner der Liebe

    Héctor Corcho Morales

    José Martí ist der Nationaldichter Kubas. Vor 120 Jahren erschien sein wichtigstes Werk »Unser Amerika«
    José Martí wurde am 28. Januar 1853 als Sohn des spanischen Ehepaars Mariano Martí und Leonor Pérez in Havanna geboren. Schon in jungen Jahren beteiligte er sich am Kampf für die Unabhängigkeit Kubas, was ihn 1869 erstmals ins Gefängnis brachte.
    1871 wurde er nach Spanien ausgewiesen. Nach einer kurzen Rückkehr in sein Heimatland ging Martí 1880 als Journalist nach New York. Hier bekam er Kontakt mit kubanischen Offizieren, wie dem General Calixto García, und übernahm schließlich den Vorsitz des Kubanischen Revolutionären Komitees. Er sammelte Geld, Waffen, Schiffe und kümmerte sich um das Training der um ihn gescharten Revolutionäre.

    Insgesamt veröffentlichte Martí zwischen 1880 und 1892 mehr als 400 journalistische Artikel über Lateinamerika, die USA und Europa, die in solchen Blättern wie La Nación in Buenos Aires, La Opinión Nacional in Caracas, oder Las Américas in New York erschienen. Martís journalistisches Schaffen nimmt fast die Hälfte seines Gesamtwerks ein, doch auch die meisten seiner übrigen Schriften erblickten erstmals in Zeitungen und Zeitschriften das Licht der Öffentlichkeit.

    Martí hat jedoch vor allem als Schriftsteller Weltgeltung erlangt. Insbesondere seine Märchen überraschen, die in der von ihm selbst zwischen Juli und Oktober 1889 herausgegebenen Kinderzeitschrift La Edad de Oro erschienen. Einen kindgerechten Tonfall finden wir auch in »Ismaelillo«, seinem ersten in Versen verfaßten Buch. Die 15 Gedichte für seinen weit entfernt lebenden Sohn eröffneten den Weg zur neuen Ästhetik des Modernismus. Der höchste Gipfel von Martís poetischem Schaffen sind jedoch die »Versos sencillos«, die »einfachen Verse«, eine fragmentarische Chronik seines Lebens.

    Als 1895 alles vorbereitet war, um den Kampf für die Befreiung Kubas zu beginnen, beschlagnahmte die US-Administration die Ausrüstung der Revolutionäre. Trotzdem gelang es Martí gemeinsam mit Máximo Gómez und anderen Freiheitskämpfern im Mai 1895, in Playitas an Land zu gehen und landeinwärts zu marschieren, um sich dort mit anderen Revolutionären zu vereinigen. Doch schon am 19. Mai starb der »Apostel«, wie Martí von seinen Genossen später genannt wurde, bei einem Gefecht mit den Truppen der spanischen Kolonialmacht. Seine Gefährten konnten nicht einmal seinen Leichnam bergen.

    Bereits am 10. Januar 1891 war in der La Revista Ilustrada de Nueva York sein Essay »Unser Amerika« erschienen, das heute als das wichtigste politische Vermächtnis Martís gilt. Es ist ein politisch-kulturelles Programm, das den dringendsten Bedürfnissen des Kontinents entspricht. Mit der Kolonialisierung hatten die neuen Herren dem amerikanischen Kontinent eine Reihe von Sitten und Traditionen übergestülpt, die eine Weiterentwicklung der einheimischen Kultur verhinderten. Deren Werte wurden durch die Vorstellungen der Eroberer ersetzt – ein Vorgehen, das für jedes Imperium in der Geschichte typisch ist. Dieses tragische Bild beschreibt Martí in seinem Aufsatz und ruft alle Kubaner auf, sich unter dem »Banner der Liebe und des Respekts für den Menschen« zu sammeln. Diese sollten seiner Ansicht nach die obersten Normen der künftigen Republik sein: »Ich möchte, daß das erste Gesetz unserer Republik der Respekt der Kubaner für die volle Würde des Menschen ist. Jeder wirkliche Mensch sollte am eigenen Körper jeden Schlag spüren, den ein anderer Mensch erleidet.«

    Der tiefe Humanismus, der sich in diesen Zeilen widerspiegelt, ist die wichtigste Konstante im politischen Wirken Martís. Gerade heute, 120 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen von »Unser Amerika«, sind die von Martí hier vorgestellten Ideen lebendiger denn je und bilden ein Kampfprogramm zur Verteidigung und Bereicherung der nationalen Identität der Völker Lateinamerikas. In Martí vereinen sich Lateinamerikanismus, Antirassismus und Antiimperialismus und bilden so ein Instrument im Kampf der Ideen.

    Unser Autor ist Kulturattaché der kubanischen Botschaft in Berlin
    Übersetzung: André Scheer

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    Havanna ist bereit für die Buchmesse

    André Scheer
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    Zuleica Romay (Mitte)

    Mehr als 500 Buchtitel und ingsesamt viereinhalb Millionen Exemplare der wichtigsten kubanischen Verlage warten ab Donnerstag auf die Besucherinnen und Besucher der 20. Internationalen Buchmesse Cuba 2011. Das kündigten die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleica Romay, und Kubas Vizekulturminister Fernando Rojas in Havanna an. Gewidmet ist die Ausstellung in diesem Jahr den Mitgliedsländern der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) sowie den Schriftstellern Fernando Martínez Heredia und Jaime Sarusky.

    Die Buchmesse wird am 10. Februar in der alten Festung La Cabaña feierlich eröffnet und hat dann zehn Tage lang ihre Tore für die Bevölkerung geöffnet. Anschliessend reist die Messe bis zum 6. März durch die Provinzen Kubas.

    Auf der spanischsprachigen Homepage der Internationalen Buchmesse stehen das Programm der Veranstaltungen und Lesungen als PDF-Dokumente zum Download bereit: Bitte hier klicken

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    Das Volk weicht nicht zurück

    Botschaft an die Welt vom Tahrir-Platz: Das Regime soll verschwinden
    "Mubarak Unterstützer" auf dem Weg zum Tahrir Platz. Viele wurden bezahlt oder von ihren Arbeitgebern in die Stadt gefahren
    Nach den Angriffen der Schlägertrupps des Regimes
    Das Militär muss sich entscheiden - für das Volk oder für Mubarak
    Mubarak gehört auf den Müllhaufen der Geschichte
    Gute Reise! - Der Diktator soll seine Koffer packen
    Das Spiel ist aus: Mubaraks Regime hat keine Zukunft
    Ein Albtraum für den Despoten: Mubarak Wake Up Call (Tahrir Platz, 3.2.2011)
    Ein "neues Ägypten" für alle Generationen
    Botschafter der Revolution
    Täglich werden die Revolutionsnachrichten verteilt
    Auch im "Facebook"-Zeitalter geht es nicht ohne bedrucktes Papier
    Die ägyptische Revolution ist auch Frauensache
    Eine neue Verfassung statt Notstand und Willkür
    Die soziale Revolution steht noch aus
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    Aufstand von Millionen

    Ägypten demonstriert - das Regime schlägt zurück
    Klare Forderung: Präsident Hosni Mubarak soll verschwinden - jetzt! (Alexandria, 1. Februar)
    Panzer besetzt, Protestierer im Steinhagel (Kairo, 2. Februar)
    Sag mir, wo du stehst: Ein Mann beruhigt einen Armeeoffizier, der mit Schußsalven in die Luft, Demonstranten beider Lager zu zerstreuen versuchte (Kairo, 2. Februar)
    Bis zum Sieg: Geste eines verletzten Mubarak-Gegners am "Platz der Befreiung" (Tahrir-Platz, Kairo, 2. Februar)
    Das Regime mobilisiert Unterstützer: Moslem und koptische Christen mit Fahnen und einem Mubarak-Porträt. (Kairo, 2. Februar)
    Ein Verletzter Demonstrant wird von Kairos Tahrir-Platz in Sicherheit gebracht (2. Februar)
    Am Tahrir-Platz steht eine Palme in Flammen. Ein Brandsatz hatte sie getroffen (Kairo, 3. Februar)
    Straßenkampf zwischen Demonstranten und Mubaraks Schlägertrupps (Kairo, 2. Februar)
    Berittene Schergen provozieren Auseinandersetzungen mit oppositionellen Demonstranten (Kairo, 2. Februar)
    Ein Regierungsgegner rastet auf einer Steinbank am Tahrir-Platz (Kairo, 3. Februar)
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    Rigoberta Menchú kommt zur Buchmesse

    Prensa Latina
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    Rigoberta Menchú

    Die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú gehört zu mehr als 200 Persönlichkeiten aus 41 Ländern, die ab der kommenden Woche in Havanna an der 20. Internationalen Buchmesse Cuba 2011 teilnehmen werden. Das teilten die Organisatoren der Veranstaltung am Dienstag (Ortszeit) mit. Ihre Teilnahme ebenfalls zugesagt haben bislang 14 Kulturminister aus aller Welt, der brasilianische Befreiungstheologe Frei Betto, die Argentinier Vicente Battista und Jorge Edmundo Coscia, der Belgier Eric Toussaint und der Franzose Hervé Fischer.

    Die Präsidentin des Kubanischen Buchinstituts, Zuleica Romay, berichtete, daß die Messe trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage Kubas erneut gewachsen sei und sich auf weitere zehn Austragungsorte in Havanna ausgedehnt habe, in denen - neben der Hauptveranstaltung in der alten Festung La Cabaña - zahlreiche Lesungen, Filmveranstaltungen und Diskussionen stattfinden werden.

    160 Verlagshäuser aus 27 Ländern werden bei der Messe ihre Neuheiten vorstellen. Allein aus Kuba sind 30 Verlage bei der Messe vertreten, die 513 Neuerscheinungen präsentieren wollen. 4,5 Millionen Bücher warten auf die Leserinnen und Leser, die ab dem 10. Februar wieder das Geländer der Ausstellung stürmen werden.

    Zu Ehren der diesmal als Ehrengäste eingeladenen Mitgliedsländer der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) erscheint zur Buchmesse eine neue Sammlung von Minibüchern, die diesen Ländern gewidmet sind.

    Nach zehn Tagen Ausstellung in Havanna wird die Messe ab dem 20. Februar wieder ihre Reise durch die Provinzen Kubas antreten, bis sie am 6. März in Santiago de Cuba für dieses Jahr ihre Tore schließen wird. Im vergangenen Jahr besuchten insgesamt über zwei Millionen Menschen die Buchmesse, die damit von ihrer Größe her als das wichtigste Kulturereignis der Insel gilt. (scha)

  • · edición especial

    Triumph der Menschlichkeit und Kultur

    Dietmar Koschmieder
    Edición Especial 2011
    Edición Especial 2011

    Zum dritten Mal ediert die Tageszeitung junge Welt gemeinsam mit dem Berliner Büro Buchmesse Havanna diese Sonderausgabe. Erstmals sind hier alle Beiträge sowohl in spanischer als auch in deutscher Sprache enthalten. Damit können Kubanerinnen und Kubaner, die deutsche Sprachkenntnisse besitzen, diese etwas auffrischen.
    Gleichzeitig kann sie auch im deutschen Sprachraum verbreitet werden, um dem wachsenden Interesse an der Situation in Kuba, an dieser wunderbaren Buchmesse, aber auch an der Arbeit des Berliner Büros besser gerecht zu werden.

    Unser Auftritt in Havanna ist etwas Außergewöhnliches. Österreichische, deutsche und schweizerische Verlage, Gewerkschaftsstrukturen und Gruppen der internationalen Solidarität schließen sich zusammen, um gemeinsam Bücher vorzustellen. Es sind nicht jene Titel, die von den Interessen der Eigentümer von Banken und großen Unternehmen, der bürgerlichen Regierungen und deren Parteien, der Kirchen und Stiftungen geprägt sind. Vielmehr schildern sie die Probleme im Alltag der einfachen Menschen. Sie präsentieren wissenschaftliche Erkenntnisse und Analysen, die von fortschrittlichem Standpunkt aus geschrieben sind. Erstmals bieten wir eine Auswahl dieser Bücher zu einem sehr günstigen Preis in kubanischer Währung zum Kauf an. Denn wir wissen, daß für Kubaner Bücher, für die Euro verlangt werden, kaum zu bezahlen sind. Aber auch in Deutschland, ökonomisch ein reicher Staat, sind Bücher mittlerweile Luxusgut und für viele Menschen nicht mehr erschwinglich.

    Uns eint das Interesse an der Entwicklung in Kuba. Volk und Führung Ihres Landes beweisen, daß mit einer Revolution ausbeuterische Verhältnisse radikal verändert und überwunden werden können, auch unter harten Bedingungen. Sie zeigen aber auch, daß es unter noch härteren Bedingungen möglich ist, wichtige Errungenschaften der Revolution zu verteidigen. Wir verschließen nicht die Augen vor den Problemen, die es in Kuba gibt. Führende Politiker in  den  USA und in unseren Ländern führen diese als Grund dafür an, daß die von ihnen zu verantwortende unmenschliche Blockade erst aufgehoben werden könne, wenn Sie in Kuba einem »System Change«, einer Systemveränderung, zustimmen. Auch wir wollen ein System Change – allerdings nicht in Kuba, sondern in den USA und in den europäischen Staaten. Damit die Zukunft jenen gehört, die politische, kulturelle und wirtschaftliche Angelegenheiten im Interesse der Menschen regeln und nicht im Interesse der Profitmaximierung der wenigen Superreichen. Wir sehen, daß die Kubaner in diesen schwierigen Kämpfen standhaft sind und einen hohen Preis dafür bezahlen. Aber sie sollen wissen, daß wir das in Europa voller  Hochachtung verfolgen. Kubas Kraft ist Ansporn für uns, für Veränderungen auch in unseren Ländern zu kämpfen.

    In diesem Sinne ist unser Besuch auf der Buchmesse eine Schulung, aus der wir jedes Jahr gestärkt nach Europa zurückkehren. Dies ist eine Veranstaltung, deren Erfolg zwar auch in Hunderttausenden verkaufter Bücher gemessen wird. Sie ist aber keine Kommerzshow, wie wir sie gewohnt sind, sondern ein Triumph der Menschlichkeit und Kultur. Dafür möchten wir uns bei den Veranstaltern der Buchmesse, aber auch bei allen Besucherinnen und Besuchern dieses international wichtigen Ereignisses bedanken.

  • · edición especial

    In wessen Interesse?

    Katja Klüßendorf
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    Die Tageszeitung junge Welt (hier bei der Buchmesse in Havanna 2010) repräsentiert das andere Deutschland

    Im August 2010 stellte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle das neue Lateinamerika-Konzept der Bundesregierung vor. Er nannte den Subkontinent eine Weltregion, die in Europa unterschätzt werde. Sie sei einer der dynamischsten Wachstumsmärkte.
    Was er damit meint, hat er bereits kurz nach Amtsantritt bei einem Besuch in Südamerika gezeigt. Es geht um große Rohstoffvorkommen und Absatzmärkte für deutsche Exportprodukte, und darum, sich auf diesen Märkten gegen Konkurrenz aus anderen großen Industrienationen besser aufzustellen.

    Hintergrund ist die Sorge der deutschen und europäischen Wirtschaft um ausreichenden Nachschub an zentralen Rohstoffen. Deutsche Außenpolitik vertritt deshalb auch in Lateinamerika und der Karibik vor allem die Interessen der exportorientierten Industrie.

    Deren Staaten und Völker lernen aber immer mehr, ihre eigenen Interessen wirksam zu vertreten, indem sie sich zu Handelsbündnissen zusammenfinden. Dazu gehört auch AL BA, die Bolivarische Allianz für die Völker Unseres Amerikas. Das meint Westerwelle natürlich nicht, wenn er von »unserem beiderseitigen Interesse« spricht. Im Gegenteil: Die Westerwelles Partei FDP nahestehende Friedrich-Naumann-Stiftung schreibt auf ihrer Website, daß sie »mit Sorge einen fundamentalen Wandel auf dem Kontinent beobachtet, nachdem sich zwei Jahrzehnte lang Land um Land der Demokratie und der Marktwirtschaft zuzuwenden schienen. Nun werden diese Errungenschaften herausgefordert, sehen sich die Verfechter liberaler Demokratie radikalen autoritären Populisten gegenüber.« Keine andere Institution in Deutschland hat  sich 2009 so offen auf die Seite der Putschisten gegen den rechtmäßigen honduranischen Präsidenten Manuel Zelaya gestellt.

    Um Freiheit und Menschenrechte ging es angeblich auch, als das deutsche Auswärtige Amt die Teilnahme an der Buchmesse in Havanna 2004 absagte, obwohl man zuvor eine Einladung als Ehrengastland angenommen hatte. Gegen eine solche Politik positionieren wir uns als Teil der Solidaritätsbewegung mit Kuba und anderen linken Regierungen in Lateinamerika. Bereits zum achten Mal in Folge beteiligen sich im Februar 2011 Verlage, Organisationen und Gewerkschaften aus dem deutschsprachigen Raum an der internationalen Buchmesse über das »Berliner Büro Buchmesse Havanna«.

    Die 20. Messe, die die kubanische Buchkammer den Kulturen der ALBA-Staaten als Ehrengäste widmet, hat für uns besondere Bedeutung, weil wir uns gemeinsam mit den AL BA-Ländern für jene Konzepte einsetzen, die den Neoliberalismus überwinden wollen und die es den wirtschaftlich schwächeren lateinamerikanischen Ländern ermöglichen, einen eigenständigen Weg zu gehen. So eine Entwicklung mag nicht im Interesse Westerwelles und der von ihm bedienten Klientel sein. Aber sie ist das, was wir unter unserem gemeinsamen Interesse verstehen.

  • · edición especial

    Migration in der Krise

    Ulla Jelpke
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    Sammellager und militärische Bewachung der Grenzen – Europa schottet sich ab

    In Europa leben etwa zwei Millionen Menschen aus Lateinamerika, die über keine gültigen Aufenthaltspapiere verfügen. Von den 250 000 Bolivianern in Spanien verfügen weniger als ein Drittel über eine Aufenthaltsgenehmigung. Bei den 500 000 Ecuadorianern verhält es sich ähnlich.
    Frauen, die als Haushaltshilfen arbeiten, sind durch ihre Illegalität schutzlos Gewalt und sexuellem Mißbrauch ausgeliefert. Die Migranten erwartet also weder in den USA, dem Hauptziel der Migration aus Süd- und Mittelamerika, noch in Europa ein Paradies. Die meisten dieser südamerikanischen Migranten kommen als Touristen ins Land und tauchen nach Ablauf ihres Visums unter.

    Die EU arbeitet deshalb mit Hochdruck an der elektronischen Totalerfassung aller, die in die EU einreisen wollen. Ab 2012 will die EU-Kommission ein Elektronisches Einreise- und Ausreiseregister aufbauen. Wer nicht fristgerecht ausreist, löst  m System einen Alarm aus, die zuständigen Behörden können dann zeitig mit Ermittlungen beginnen. Auf Druck Deutschlands wurde vereinbart, in Zukunft keine generellen Legalisierungen mehr durchzuführen. Zukünftige Generationen von Migranten aus Südamerika werden es also noch schwerer haben als derzeit, von Europa aus ihre Familien zu unterstützen. So lange aber die auf der kapitalistischen Ökonomie beruhende ungerechte Verteilung des Reichtums auf der Welt  bestehen bleibt, werden viele in der Auswanderung die einzige Chance auf ein wenig Wohlstand sehen.

    Unter dem Damoklesschwert der Abschiebedrohung sind die meisten dieser Migranten bereit, zu Hungerlöhnen zu arbeiten und sich aus jeder politischen und gewerkschaftlichen Organisation herauszuhalten. So können sie als Lohndrücker oder gar Streikbrecher gegen die einheimische Bevölkerung ausgespielt werden. Rechte Politiker in Europa und den USA nutzen diese Realität zur rassistischen Stimmungsmache gegen Migranten und »Illegale«, um so vom Kapitalismus als
    Ursache der Wirtschaftskrise abzulenken.

    Die Aufgabe der europäischen und nordamerikanischen Linken und der Gewerkschaftsbewegung sollte deshalb darin bestehen, allen Migranten einen gesicherten Aufenthaltsstatus mit dem Recht auf Arbeit und demokratische Partizipation zu erkämpfen – als Teil des weltweiten Kampfes gegen die neoliberale Globalisierung.

    Zumal auch die so genannten Entwicklungsländer Süd- und Mittelamerikas nach 2007 in den Sog der von den USA und Europa ausgehenden kapitalistischen Krise gerissen wurden. Betroffen sind hier besonders Familien, die von den Überweisungen ihrer in den Industrienationen lebenden Verwandten abhängen. Denn Arbeitsmigranten in Europa oder den USA sind deutlich stärker von Arbeitslosigkeit in Folge der Finanzkrise betroffen als die einheimische Bevölkerung. Das liegt unter anderem daran, daß vor allem männliche Migranten häufig in den von der Krise am stärksten betroffenen Branchen arbeiten. Von der Arbeitslosigkeit ihrer Söhne und Töchter sind die Familien in den Herkunftsländern dann unmittelbar betroffen, bleiben so doch auch deren Überweisungen aus. Diese »Rimessen« genannten Überweisungen gingen weltweit allein im Jahr 2009 um 6,7 Prozent zurück, nach Südamerika und in die Karibik sogar um 12,3 Prozent.

    Für rund 50 Millionen Familien in Lateinamerika sind Rimessen die größte Einkommensquelle. In El Salvador und Nicaragua machten sie 2009 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, in Honduras sogar 25 Prozent. Auch in Guatemala, Costa Rica und Panama übertreffen die Rimessen den Anteil von Landwirtschaft und Tourismus am Bruttoinlandsprodukt. Kuba ist ebenfalls ein Großempfänger von Rimessen: Auf über eine Milliarde werden die jährlichen Überweisungen geschätzt, das sind etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Da weiterhin jedes Jahr Kubaner in die USA emigrieren und ihre Arbeitskraft daher der kubanischen Wirtschaft fehlt, steigt auch hier die Abhängigkeit von den Transfers der Migranten.

    Zu Beginn des Jahres 2009 sanken diese Überweisungen infolge der Krise in den USA und Europa um bis zu 20 Prozent. Diese Krisenanfälligkeit ist ein großer Nachteil dieser Bezugsquelle. Die Einnahmen aus den Rimessen liegen über dem,
    was sich im Heimatland mit Lohnarbeit oder einem eigenen Kleinbetrieb verdienen läßt. Potentiell nachhaltige Existenzgrundlagen werden also aufgegeben, ganze Familien leben von den Transfers ihrer ausgewanderten Mitglieder. Bleiben die
    Überweisungen eines Tages aus, fehlen alternative Einkommensquellen.

    Ohnehin, so zeigen Beobachtungen von Wirtschaftswissenschaftlern, helfen die Rimessen nur für einen begrenzten Zeitraum. Zunächst zahlen die Migranten geringe Beiträge, mit denen sie die häufig durch Schlepper organisierte Auswanderung
    refinanzieren. Haben sie sich auf dem Arbeitsmarkt des Ziellandes etabliert und ein regelmäßiges Einkommen, steigen die Rimessen deutlich an. Danach jedoch versiegen diese wieder, entweder weil die Migranten zurückkehren oder ihre  Zahlungen einstellen, wenn die Bindung an die Familie im Herkunftsland schwächer wird. Den zurückgebliebenen Familien bleibt meist keine andere Möglichkeit, als wiederum einzelnen ihrer Mitglieder in der Hoffnung auf neue Rimessen die Emigration zu finanzieren. So entsteht eine Art »Rentenökonomie«, die komplett auf den erfolgreichen Export von Arbeitskräften angewiesen ist – und diese sind oft die letzte Ressource der betroffenen Länder nach jahrhundertelanger Ausplünderung durch die Industrienationen.

    In den entwicklungspolitischen Debatten der letzten Jahre gab es einen regelrechten Hype um die Rimessen. Die Überweisungen der Migranten kämen viel zielgerichteter an als die klassische Entwicklungshilfe und würden da eingesetzt, wo sie  gebraucht würden. Statt also ziellos Geld in die Entwicklungshilfe zu pumpen, sollte die Rimessenökonomie gefördert werden, wurde gefordert. Die aus der Not geborenen Geldströme in die Herkunftsländer dienen also als Rechtfertigung für weitere Einsparungen bei der klassischen Entwicklungshilfe. Außerdem sollen die Kenntnisse und Netzwerke der Migranten für die Erschließung der Märkte in ihren Herkunftsländern genutzt werden. Die Migranten sollen also für den Kampf um
    Marktanteile im Trikont genutzt werden, nachdem die Freihandelspolitik der vergangenen Jahrzehnte die dortigen Ökonomien fast vollständig zerstört hat.

    Auch in diesen Ländern selbst tragen die Rimessen zur Durchsetzung neoliberaler Politik bei, indem sie zunächst einmal den Druck ausgleichen, der Armut mit sozialpolitischen Programmen gegenzusteuern. Soziale Probleme werden so  komplett individualisiert. In Nicaragua wird beispielsweise die Hälfte der Gesundheitskosten aus Rimessen bezahlt.