Die Demonstration »Grenzenlose Solidarität statt G20« findet seit 11 Uhr statt. Tausende Demonstranten marschierten mit Transparenten in Richtung Millerntor. Im Aufruf der Veranstalter (u. a. vom kapitalismuskritischen Bündnis »ATTAC«) heißt es: »Die soziale Spaltung hat dramatische Ausmaße erreicht.« Die Transparente zeigten Losungen wie »Gegen Polizeigewalt«, »Kapitalismus zerstören«, »Stop TTIP« und ein Konterfei des amerikanischen Präsidenten mit dem Satz »Wanted for War Crimes«.
»Wir stehen jetzt hier für Forderungen«, denn soziale und ökologische Fragen würden beim G-20-Gipfel nicht verhandelt. Die Polizei stehe am heutigen Tag wohl wieder in so kräftiger Montur da, »um gleich zu strippen«, erklärte ein Demosprecher kurz nach 13 Uhr von der Bühne in unmittelbarer Nachbarschaft des Gebäudes der neoliberalen Nachrichtenillustrierten Der Spiegel und des staatlichen Senders ZDF an der Ericusspitze. Schon bei der Demo »Lieber tanz' ich als G20« am Mittwoch abend habe es 20.000 Teilnehmer gegeben. Ein Redner Interventionistischen Linken erklärte: »Die Herrschenden werden sich noch wundern, genauso wie die Männer sich gewundert haben, als die Frauen das Wahlrecht erkämpft haben.«
Man kann davon ausgehen, dass sie sie sich jetzt schon wundern – weltweit. Die Demonstrationen laufen seit vergangenen Sonntag, Hamburg befindet sich in einer historischen Situation.
Auch ein Vertreter der KP Irans war zu Wort gekommen. »Wir sind stolz, Teil des Protestes gehen G20 zu sein«, sagt er. Und: »Wir haben keine Zweifel, dass eine andere Welt möglich ist«. Maria Tilano von der mexikanischen Bewegung gegen Nafta, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen erklärte in ihrer Ansprache, G20 sei eine »perverse neoliberale Allianz«. Die Kovorsitzende der Partei Die Linke, Katja Kipping, sagte: »Wir entscheiden uns für Klimaschutz und gegen Kapitalismus, denn wir haben keinen Planeten B.« Man sei einhellig für einen demokratischen Sozialismus. Der Vertreter des Hamburger Forums (Friedensbewegung) äußerte unter Zustimmung des Publikums, der größte Teil der hier versammelten Staatschefs müsste von Hamburg direkt vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gebracht werden.
Nach Angaben der jW-Redakteure vor Ort ist der kurdische Block mit mindestens 2.500 Teilnehmern vertreten. Der Sankt-Pauli-Block sei mittags bereits mit 300 bis 400 Leuten anwesend. Es ist eine sehr entspannte Demo, obwohl viel mehr Leute gekommen sind, als zu diesem Zeitpunkt erwartet wurden. Die genaue Zahl lässt sich noch nicht schätzen, auch Polizei- und Veranstalterzahlen liegen noch nicht vor.