Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Wo ist Rosa?

Countdown zur Rosa-Luxemburg-Konferenz (6)
Von Dr. Seltsam
Bei den Sozis ist Rosa Luxemburg nie Thema, bei den Kommunisten auch nicht immer – bei der jungen Welt aber seit 1996, als sie die erste Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin organisierte.Und bei Dr. Seltsam, der in Berlin Touren zu ihren Wirkungsorten macht. (jW)



Endlich erleben wir Rosa etwas beschwingt: Von 1906 bis 1909 ist sie in Liebe mit Kostja Zetkin gefallen. Mutter Clara ist sauer, Ex-Lover Jogiches ist sauer, aber Rosa steht zu ihrem Jungen. Dann verliert der die Lust an dieser anstrengenden Freundin. Rosa gibt ihn frei. Es sind ziemlich emanzipierte Briefe, die es da von ihr zu lesen gibt. Kein Jammern, kein Nachtreten, kein erpresserisches Trauern, statt dessen plant sie gemeinsam mit der Freundin Luise Kautsky die ersehnte große Reise nach dem Süden, April bis September 1909: Stuttgart, Zürich, Genua, Gardasee, Sestri Levante, St. Gallen. Sie trägt sich ein als Dr. Rosalia Lübeck.

Und wieder ein Umzug. In Berlin-Friedenau ist es mittlerweile nicht mehr ländlich genug. Der Weg geht so: Cranachstraße, Thorwaldsenstraße, Grazer Damm, Steglitzer Damm, fünfte rechts: Biberacher Weg 2. Es soll ihre letzte Wochung werden (1911–1919). Damals hieß das hier in Steglitz Lindenstraße 2. Das alte Haus ist weg, in einem häßlichen Neubau residiert eine Investmentfirma. Nur Nachbarn aus Nr. 3 erinnern sich noch, daß eine alte Bewohnerin mal von der Roten Rosa erzählt habe. Keine Gedenktafel.

Hier entsteht 1913 »Die Akkumulation des Kapitals«, erschienen im hochoffiziellen SPD-Parteiverlag. Ein Versuch, »Das Kapital« von Marx weiterzuschreiben. These: Die rechtzeitige Übernahme der kapitalistischen Wirtschaft in die Hände der Arbeiter (»geplante Genossenschaftsökonomie«) würde Krisen und Kriege verhindern. Die imperialistische Wirtschaft wird wachsen, bis sie die ganze Erde erfaßt und dann möglicherweise von selbst zusammenbricht, falls die Arbeiter ihr nicht rechtzeitig den Garaus machen.Wie es früher allenthalben »Kapital«-Lesekreise gab, so weiß ich heute von »Akkumulation«-Lesekreisen, aus denen mir gesagt wurde, daß das direkt anschließende Werk, die »Antikritik« noch viel besseren Stoff zur Einsicht in die Ökonomie böte. Als leicht verständliche Einführung empfehle ich das Suhrkamp-Buch über Rosa von Dietmar Dath.

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