Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025

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  • 13.10.2021 16:07 Uhr

    Aus der Niederlage aufstehen

    Die zehnte Rosa-Luxemburg-Konferenz hatte einen Rekordbesuch
    Arnold Schölzel

    Er wolle an einer kommunistischen Konferenz teilnehmen, meint Christian Geissler (k), Schriftsteller aus Hamburg, als die Referenten der zehnten Rosa-Luxemburg-Konferenz am Sonnabend in der Berliner Fachhochschule für Wirtschaft und Technik zur abschließenden Podiumsdiskussion Platz nehmen. Also eine, in der man sich nicht mit Kleinigkeiten begnügt. Geissler setzt mit einem Text zu Beginn den Maßstab – äußert Ratlosigkeit angesichts der weltweiten »Umstellung« alles Fortschrittlichen, des »Tobens der Totmacher transnational«, formuliert: »Aus der Niederlage aufstehen – ein Traumschritt«.

    Wo es wirkliche Aufstehschritte gibt, kann von woanders berichtet werden: Juan Carlos Frométa, Mitarbeiter des Zentralkomitees der KP Kubas: Sozial ist die Welt mit ihren 6,4 Milliarden Menschen ungerechter organisiert denn je. 20 Prozent der Weltbevölkerung verfügen über 86 Prozent aller finanziellen Mittel. Politische Reflexion dessen ist »unipolares Hegemoniestreben«, Manipulation und Brechung des Völkerrechts. Konkret zu Kuba: Nie zuvor hat die stärkste Macht der Welt mehr getan, um den Sozialismus auf Kuba zu beseitigen.

    Zurück in die Barbarei: Mumia Abu-Jamal, seine Botschaft aus der US-Todeszelle an die Rosa-Luxemburg-Konferenz hat Tradition: Der weltumspannende Krieg der USA ist ein Krieg von Fundamentalisten, d. h. zuerst einer gegen Frauen und Kinder.

    Dann Mag Wompel, streitbarer Geist des LabourNet Germany: Wir erleben den umfassendsten, nicht den ersten Angriff auf den Sozialstaat in der Bundesrepublik. Bewegungsansätze deuten auf neues Selbstbewußtsein außerhalb der Gewerkschaften. Das ist Zündstoff für Diskussion: Warum haben linke Ansätze so wenig Resonanz unter den Beschäftigten?

    Szenenwechsel zu Alfred Hrdlicka, Maler, Graphiker und Bildhauer aus Wien, der vom Berliner Kabarettisten Dr. Seltsam, dem Moderator des Konferenzablaufs, interviewt wird: »Die Vertilgungsmechanismen, die Bush dem Irak und Saddam Hussein zugeschrieben hat, waren blödester Schwindel«.

    Nüchtern berichtend von einem klug und mit langem Atem geführten Kampf, der fast bis an die Regierungsspitze in Bolivien geführt hat: Iván Morales, Abgeordneter der »Bewegung zum Sozialismus« (MAS). Er bezeichnet sein Land als »Bettler auf goldenem Stuhl«. Die Munizipalwahlen im September 2004 brachten praktisch den Zusammenbruch des bisher herrschenden Parteienkartells, die Regierungsübernahme ist »greifbar nahe«.

    Höhe- und Schlußpunkt des Vortragsteils der Konferenz ist das Referat von Angela Davis. Sie freut sich über die Transparente im Saal: »Cuba Sí«, »Lust auf Veränderung«, freut sich, wieder in diesem Teil Berlins zu sein, »der bei meinem ersten Besuch Hauptstadt der DDR war«. Sie schlägt einen Bogen von Rosa Luxemburgs Antikriegshaltung zu den Erfordernissen heute: »Folter und Krieg definieren die Welt«. Die Demokratie der USA wurde von den Rechten »auf den Weg der Selbstzerstörung« gesetzt. Antimilitarismus ist der Hauptweg im Kampf gegen den US-Imperialismus. Aber es gibt noch mehr Bewegungen: Auch wenn Bush behauptet, zum zweiten Mal gewählt worden zu sein, es gibt selbst im US-Kongreß Zweifel daran. Wenn er jemanden zum Justizminister ernennt, der zur Folter an Gefangenen riet, dann sehen sie sich der Bewegung gegen Todesstrafe, gegen den industriellen Gefängniskomplex in den USA gegenüber. Die Bewegungen sind miteinander verbunden, entscheidend ist ihre Revitalisierung, Globalisierung.

    Die Frager sind stürmisch. Zuletzt: »Woher nehmen Sie Ihre Kraft?« Antwort: »Das ist, wie ich mein Leben zu leben gelernt habe. Ich wäre nicht hier, wenn damals nicht Millionen Menschen nein gesagt hätten.« Nein sagen ist ein erster Schritt.

    1 600 Teilnehmer zählen die Veranstalter der Rosa-Luxemburg-Konferenz am Abend. So viele waren es noch nie.

    * jW veröffentlicht in einer Beilage am 26. Januar Auszüge aus den Referaten der Rosa-Luxemburg-Konferenz

  • 13.10.2021 16:07 Uhr

    Cool. Schön. Integer

    Revolution studieren: Hannes Zerbe, Dr. Seltsam und Chumbawamba gaben das Konzert der Rosa-Luxemburg-Konferenz
    Mathias Kirschke

    Die ganz Harten gehen auch wochenends in die Uni. In Berlin beispielsweise am Samstag ins Audimax der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, draußen in Karlshorst. Der Titel der Vorlesung lautete: »There we were, now here we are«. Als Gastdozenten agierten Chumbawamba. Auf dem Konzert der Rosa-Luxemburg-Konferenz.

    Vorher spielte das Jazz-Orchster Prokopätz ganz einfach ganz komplizierte Musik. Blechbläser-Jazz brutal, groovy aufgelöst in aller Sanftheit. Dogmatisch, aber mit leichter Hand arrangiert vom genialen Hannes Zerbe vorne am Piano. In dieser Zeitung war das mit den Worten angekündigt worden: »Spiel mir ein kleines Arbeiterlied, die Revolution ist eine ernste Sache, der freie Marsch heißt stolpern, die alten Genossen dürfen jetzt wackeln und hüpfen.« Und das hätten sie auch gemacht – wenn nicht alle auf langen Bänken gesessen hätten, wie es sich an einer Uni gehört. Zum Schluß spielten sie »Hotel California« von den
    Eagles im Stil einer Hotelbarband, während Moderator Dr. Seltsam einen Text vortrug, in dem er davon kündete, daß die USA ihre geheimen Folterkeller in den von ihnen »befreiten« Ländern nach diesem Schmuselied benannten. Das war eine große depressive Geste von Seltsam, die zeigte, daß Musik tatsächlich Politik machen kann.

    Und dann Chumbawamba zu fünft mit einer Auftrittsehrlichkeit, die jeden zweiten an der eigenen Courage zweifeln läßt. Der akustische Verweis auf die Vorveranstaltung »Polyphonie für Fortgeschrittene« wird wohlwollend aufgenommen. »English Rebel Songs« heißt das Programm. Gibt es einen passenderen Abschluß für eine Rosa-Luxemburg-Konferenz als Klassenkampflyrik in Perfektion? Wohl kaum. Ein Repertoire, das über mehrere Jahrhunderte hinaus reicht, stimmt die Restmenge der Veranstaltungsbesucher melancholisch bis ausgelassen. »Es gibt nie zu viele Anti-War-Songs«, verkündet Mrs. Abbot, eine der herausragenden Persönlichkeiten Chumbawambas. Drei Generationen linker Gemüter klatschen und verdrängen die nahenden Tränen angesichts der verstandbetäubenden Wahrheit. Die Gewißheit der moralischen Überlegenheit hilft wenig über das Verhängnis des Minderheitendaseins hinweg. Pop foltert, aber Pop bietet auch Zerstreuung. Ein Glück, daß auch dies didaktisch clever nicht unberücksichtigt bleibt. Manche Tanzen zwischen den Sitzreihen, sie können nicht anders. Chumbawamba machen politischen Pop und können sozusagen auch politisch dazu tanzen. Nämlich zu Liedern der Rebellion, die beispielsweise 700 Jahre alt sind. So lange geht das schon, obwohl doch das Konzert »Enough is enough!« heißt.

    Aber die applaussichere Einigkeit bezüglich jedwedem Antifaschismus ist doch schon mal was. Musikalische Profis, die allen aus der Seele sprechen, was kann man sich mehr wünschen? Roll over Aktivismus. Es bedarf mehr als zwei Zugaben, mehr als Erinnerungen an linksmächtigere Zeiten. Mehr heißt aber niemals weniger. Chumbawamba sind cool, schön und integer. Dabei sehen sie ein bißchen so aus, als wären sie dem »Trainspotting«-Film entsprungen, wenngleich als etwas ältere Studenten. Immerhin gibt es die Ex-Folkpunk-Band ja schon über 20 Jahre. Deshalb können sie auch sehr gut singen. Nicht zuletzt sie sind es, die etwas wirklich Gutem, Tradionellem den gültigen goldenen Anstrich geben. Wenn dem letzten Einhorn im Musikbusineß ein Äquivalent zuzuordnen wäre, Chumbawamba hätten gute Chancen.

  • 13.10.2021 16:06 Uhr

    Das »andere Amerika«

    Angela Davis – ein Porträt: »Die Revolution ist eine ernste Sache. Wenn man sich zum Kampf verpflichtet, muß es fürs ganze Leben sein.«
    Ellen Diederich

    Die Köpfe auf den Plakaten der 68er Revolte waren die Köpfe von Männern. »Che Guevara – für die subjektive Bereitschaft und den Willen zur Revolution, Ho Chi Minh – für die Aussicht der Armen auf den Sieg, Mao Tse Tung – für die Gleichheit«, wie Rossana Rossanda es charakterisiert hat.

    Wir, die Frauen der 68er Bewegung, hatten: die Schwester Che Guevaras, später die Witwen von Allende, Mao Tse Tung und eine Frau auf den Plakaten, eine schwarze Frau mit großer Afro-Mähne, eine, die »Black ist beautiful!« weltweit bekannt machte – Angela Davis.


    UN-Konferenz, Nairobi, 1985


    Weltfrauenkonferenz der UNO 1985 in Nairobi. 14000 Frauen beteiligen sich, darunter etwa 9000 mit dunkler Hautfarbe. Unter ihnen ein Kopf, nicht mehr mit Afro-Frisur, inzwischen mit dread locks und dennoch unverkennbar: Angela Davis. Wie viele Veranstaltungen für ihre Freilassung haben wir gemacht! Freuen uns, sie zu sehen, laden sie ein, im Friedenszelt zu sprechen. Das Friedenszelt war ein Ort, den wir dort geschaffen haben, damit Frauen aus sogenannten Feindesländern in den Dialog kommen konnten.

    Sie ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Nairobi-Konferenz. Ihre Pressekonferenz wird von Hunderten Journalistinnen, vor allem aus der dritten Welt, besucht. Dort, im Trikont, ist sie bekannt als Revolutionärin, als Vertreterin des Rechtes der Schwarzen auf ein erfülltes, menschenwürdiges Leben. Eine Frau aus dem »anderen Amerika«.

    In den folgenden Jahren treffen wir uns immer wieder. 1987 bei dem weltweiten Frauentreffen in Moskau. Die Internationale Demokratische Frauenföderation (IDFF) und Gorbatschow haben etwa 4000 Frauen aus der ganzen Welt zu Friedensgesprächen in den Kreml eingeladen.

    1989 komme ich von einer Untersuchung über Menschenrechtsverletzungen aus dem kriegszerstörten El Salvador nach Oakland/Kalifornien, wo sie heute lebt. In Salvador haben wir grauenvolle Informationen zusammengetragen. Ich bin froh, Angela zu treffen, mit ihr kann ich über die entsetzlichen Erlebnisse in Salvador reden.

    1998 treffen wir uns in Paris zum 50. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte. Etwa 2000 Menschen aus der ganzen Welt kommen zusammen, unter ihnen Angela Davis. Kofi Annan sagt in einer Rede: Die Menschen, von denen viele, die zu diesem Treffen gekommen sind, im Gefängnis waren, mit ihrem Leben für den Erhalt der Menschenrechte eingestanden haben, diese Menschen sind für ihn die wahren Vereinten Nationen.


    Mit der Todesstrafe bedroht


    Wie wurde Angela Davis zur weltweit bekannten Revolutionärin? Warum wurde sie mit der Todesstrafe bedroht?

    Im Oktober 1970 erhebt der Gouverneur von Kalifornien, der Schauspieler und spätere Präsident der Vereinigten Staaten, Ronald Reagan, im Namen des Staatsvolkes von Kalifornien Anklage gegen sie wegen Mord – Entführung – Verschwörung. Ein »Schuldig« zu diesen Anklagepunkten hätte die Todesstrafe durch den elektrischen Stuhl oder lebenslanges Gefängnis bedeutet.

    Eine weltweite Protestbewegung erhebt sich für die Freilassung von Angela Davis.

    Dr. Angela Davis, Professorin, schwarz, Frau, Kommunistin, seit 1968 in der Kommunistischen Partei der USA. Anfang der neunziger Jahre verläßt sie die Partei. Ihre Kritik an den bürokratisch erstarrten Formen hat dazu geführt, daß sie mit Gewalt daran gehindert wird, den Parteikongreß zu besuchen und die Kritik dort zu artikulieren.


    Lebenslauf


    Geboren am 26.1.1944 in Birmingham, Alabama. Aufgewachsen auf der Ostseite der Center Street. Von Anfang an bedroht, wenn sie auf die andere Seite der Straße, die weiße Seite, wechseln würde.

    »Schon im Alter von vier Jahren merkte ich, daß die Leute auf der anderen Straßenseite anders waren – ohne ihr fremdes Wesen mit ihrer Hautfarbe in Verbindung bringen zu können. ... Ein älteres Ehepaar, die Montees, saßen die ganze Zeit auf ihrer Veranda, und ihre Augen waren schwer vor Feindschaft.«

    Dynamitanschläge begleiten sie in ihrer Kindheit. Der Hügel, auf dem sie leben, wird in Dynamithügel umbenannt.

    Angelas Mutter ist Lehrerin, der Vater Tankwart. Sie gehören zu den »Nicht-so-Armen« ihres Volkes. Die Mutter ist in Alabama politisch aktiv. Sie versucht, Angela beizubringen, die Weißen nicht so zu sehen, wie sie sind, sondern wie sie sein könnten.

    Angelas Urgroßeltern waren noch Sklaven auf den Baumwollfeldern. Die Großeltern und viele Verwandte leben weiter dort, auf dem Land, bauen als »freie Menschen« für geringen Lohn weiter die Baumwolle an. Die Großmutter, die kurz nach der Proklamation für die Befreiung der Sklaven geboren wurde, erzählt ihrer Enkelin über die Sklaverei. Sie ist für Angela das Symbol von Kraft, des Alters, der Weisheit und des Leidens.

    Als Kind macht sie die Erfahrungen der Rassentrennung. Bekommen sie in einem weißen Stadtviertel Hunger oder müssen zur Toilette, heißt es: warten, bis sie die Grenze zum schwarzen Viertel überschritten haben.

    Mit fünfzehn Jahren verläßt Angela Birmingham, geht nach New York, besucht die Irwin Schule in Greenwich Village und hat das Ziel, Kinderärztin zu werden.


    Begeistert vom »Manifest«


    Im Geschichtsunterricht erfährt sie etwas über den Sozialismus, sie liest das Manifest von Marx und Engels: »Das Kommunistische Manifest traf mich wie ein Donnerkeil. Ich las es gierig und fand darin Antworten auf viele der scheinbar unlösbaren Widersprüche, die mich gequält hatten. Ich las es wieder und wieder, ohne sogleich jeden Absatz und jeden Gedanken zu verstehen, aber trotzdem gebannt von der Vorstellung, daß eine kommunistische Revolution hier möglich war. Ich begann, die Probleme der Afroamerikaner im Zusammenhang mit einer großen Arbeiterbewegung zu sehen. Die Befreiung der Schwarzen hatte in meinem Kopf noch keine klare Form angenommen, und ich konnte nicht die richtigen Begriffe finden, um sie zu artikulieren, aber dennoch begann mir vorzuschweben, wie der Kapitalismus abgeschafft werden konnte.«

    Im September 1961 erhält sie ein Stipendium für die Universität Brandeis in Massachusetts. Sie ist eine von drei schwarzen Studentinnen, fühlt sich allein, zornig, freundet sich mit Studentinnen aus dem Trikont, aus Indien, Vietnam, von den Philippinen, den »Ausgeschlossenen« von Brandeis an. James Baldwin und Herbert Marcuse halten Gastvorlesungen.

    Angela Davis geht 1965 nach Deutschland, nachdem sie Herbert Marcuse in Brandeis kennen- und seine Kritische Theorie schätzengelernt hat. Er empfiehlt ihr, nach Frankfurt am Main zu gehen, wenn sie Philosophie studieren will, zu Adorno, Habermas, Negt und anderen. Die Zimmervermittlung in Frankfurt sagt ihr, daß sie für »Farbige« keine Zimmer haben. Sie findet Unterkunft in einer alten Fabrik, wohnt dort mit Studentinnen des SDS zusammen, sie lesen Marx, Hegel, sind fasziniert von Kants »Kritik der reinen Vernunft«.

    Während ihrer Zeit in Frankfurt entwickelt sich die schwarze Freiheitsbewegung in den Vereinigten Staaten. Angela Davis fühlt sich, im Tausende Kilometer entfernten Frankfurt, abgeschnitten von diesem Kampf und immer einsamer. »Von Tag zu Tag wurde mir klarer, daß meine Fähigkeit, etwas zu leisten, unmittelbar von der Fähigkeit abhing, etwas Konkretes zum Kampf beizutragen. (...) Ich wollte meine akademische Arbeit fortsetzen, wußte aber, daß ich das nur konnte, wenn ich politisch engagiert war. Der Kampf war ein Lebensnerv; die einzige Hoffnung für unser Fortbestehen. Ich hatte mich entschieden. Die Reise stand bevor.«

    Sie macht Zwischenstation in London, trifft auf Stokeley Carmichael, ist enttäuscht, daß er, wie viele der schwarzen Führer, den Sozialismus als »das Ding des weißen Mannes« ablehnt. 1967 in die USA zurückgekehrt, beteiligt sie sich an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und wird zum ersten Mal festgenommen.


    Studium und Black Panther


    Sie studiert in San Diego, findet ihren politischen Zusammenhang aber in Los Angeles in der Black Panther Political Party. Im Laufe der Zeit erfährt sie die patriarchalen Strukturen, die auch in den Organisationen der Freiheitsbewegung der Schwarzen bestimmend sind: »Ich könnte mir vorstellen, daß mein Engagement in der Frauenbewegung ihre Wurzel in meinen Erfahrungen in der Befreiungsbewegung der Schwarzen hat – in den späten sechziger Jahren, als ich sehr intensiv in der schwarzen Bewegung engagiert war. Das war die gleiche Zeit, in der die Frauenbewegung geboren wurde und in ihr Embryostadium kam. Ich war betroffen, daß es zu jener Zeit keinen Platz für schwarze Frauen in der Frauenbewegung zu geben schien. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, wenn ich Teil der Frauenbewegung war, konnte ich nicht schwarz sein. Wenn ich aktiv in der Bewegung der Schwarzen war, mußte ich mein Frausein wegtun. Zur selben Zeit gab es sexistisches Verhalten und männliche Dominanz in der Bewegung der Schwarzen. Ich war Mitglied einer Organisation, die vielleicht die wichtigste Basisorganisation in Los Angeles war. Es war das gewaltfreie Studentenkomitee, das quasi von Frauen gemacht wurde. Wir hielten das Büro in Schwung, wir organisierten die Projekte, wir entwickelten die Strategien, wie das so üblich ist bei Frauen. Aber wenn eine Kundgebung gemacht wurde, wenn eine Pressekonferenz abgehalten wurde, tauchte plötzlich einer der Männer auf und nahm alles für sich in Anspruch. So kamen wir in eine große innere Auseinandersetzung, an der unglücklicherweise die Organisation kaputtging.«

    Sie reist über schwierige Umwege als US-Bürgerin nach Kuba. Diese Reise, bei der sie das Land kennenlernt, wird für sie zu einem Höhepunkt in ihrem Leben. Sie sieht in dem kubanischen Versuch eine mögliche Perspektive für die Armen dieser Erde.

    Nach ihrer ersten Rückkehr aus Kuba erhält sie eine Stelle als Dozentin an der Universität in Los Angeles. Sie tritt offen als Kommunistin auf und wird täglich mit Mord bedroht. Die Verwaltung versucht, sie wieder loszuwerden. Sie erhält Bombendrohungen, wird Tag und Nacht von Freunden bewacht.

    1968, nach dem Mord an Martin Luther King jr., den die Black Panthers als »zu gewaltfrei« kritisiert hatten, werden im ganzen Land schwarze Menschen verhaftet.


    George Jackson


    Im Februar 1970 sieht Angela Davis in der Los Angeles Times das Bild von drei mit Ketten gefesselten Männern. Sie heißen George Jackson, John Cluchette und Fleeta Drumgo, sind angeklagt, einen Wärter ihres Gefängnisses in Soledad (Kalifornien) ermordet zu haben. Trotz vieler anderer Verpflichtungen übernimmt Angela Davis einen Teil der Aufgaben, die sich aus dem Kampf um die Freilassung der drei ergeben. Sie weiß, daß die Anklage konstruiert ist, wie so viele zu dieser Zeit. Sie lernt die Familie von George Jackson kennen, besonders seinen 16jährigen Bruder Jonathan, der, früh erwachsen geworden, sich ganz für die Freilassung seines Bruders einsetzt. Sie trifft George im Gerichtssaal, beide fühlen sich, als kennen sie sich seit ewigen Zeiten.

    Über Briefwechsel wachsen diese Gefühle. George Jackson ist zu diesem Zeitpunkt seit zehn Jahren in Haft. Mit Entsetzen erfährt Angela den Grund der Haft – beileibe kein Einzelfall: George saß im Auto eines Bekannten, der an einer Tankstelle anhielt, ausstieg und ohne Georges Wissen 70 Dollar stahl. George Jackson wurde dennoch wegen Raubes angeklagt und erhielt eine Freiheitsstrafe zwischen einem Jahr und lebenslänglich. Sein Bruder Jonathan hat diese Ungerechtigkeit verinnerlicht, eigentlich hatte er nie die Chance, Kind zu sein.

    In der Aktivität für die Freilassung der Gefangenen sieht die Universitätsverwaltung endlich einen Grund, Angela zu entlassen. Ihr Verhalten ist »einer Universitätsprofessorin unwürdig«, heißt es. Ihr Fall erhält große Publizität.

    Nach über 1000 Morddrohungen hat sich Angela Davis eine Automatikwaffe zugelegt. Sie ist auf ihren Namen registriert. Im August 1970 findet bei einem Prozeß gegen einen Häftling aus St. Quentin der Versuch statt, durch Gefangennahme des Richters, des Staatsanwaltes und der Geschworenen die Soledad-Brüder freizubekommen. Einer derjenigen, die das versuchen, ist Jonathan, der Bruder von George Jackson. Sie erreichen einen im Hof des Gerichtsgebäudes geparkten Lieferwagen. Als alle, Entführer und Geiseln, im Wagen sind, eröffnen die Wachen von St. Quentin das Feuer. Außer dem Staatsanwalt und einer Geschworenen sind alle tot, auch Jonathan.

    Angela Davis wird unterstellt, von diesem Versuch der Gefangenenbefreiung gewußt und die Waffe zur Verfügung gestellt zu haben. Sie wird zu einer der zehn am meisten gesuchten Personen des FBI. Nach einer abenteuerlichen Flucht wird sie von der Polizei gestellt und für 22 Monate ins Gefängnis gebracht. Während ihrer Zeit im Gefängnis wird ihr Geliebter, George Jackson, in seinem Gefängnis ermordet.

    Eindringlich schildert Angela Davis in ihrer Autobiographie die Zeit im Gefängnis. Die Angst, die Bedrohung mit der Todesstrafe, die Einsamkeit, die Anstrengung, nicht verrückt zu werden. Zeitweise war sie in der psychiatrischen Abteilung des Gefängnisses eingesperrt, dort, wo die Mithäftlinge mit starken Psychopharmaka jedes eigenen Willens beraubt werden.


    Dreimal freigesprochen


    »Als ich im Gefängnis war, erfuhr ich, wie gewaltig die Bewegung war und wie viele Menschen weitergearbeitet haben, ohne daran zu denken, wie ausgebrannt sie waren. Wenn sie nicht so gearbeitet hätten, würde ich heute tot oder im Gefängnis sein. Oft, wenn ich anfange, mich total ausgebrannt zu fühlen, und denke, ich kann nicht weitermachen, dann denke ich an diese Tage und daran, daß ich ohne das heute hier nicht sein würde.«

    Kurz vor dem Prozeß erhält sie Haftverschonung. Ein Farmer, der sie nur aus Zeitungen kennt, ist so bewegt von ihrem Fall, daß er sein Haus verpfändet, um die Kaution bezahlen zu können.

    Am 4. Juni 1972, einem Sonntagmorgen, endet nach 22 Monaten Haft der Fall Nr. 52.613 – Staatsvolk von Kalifornien gegen Angela Davis mit dem Freispruch in allen drei Anklagepunkten:

    »Die erste Anklage war Mord. Darauf folgte ein lautes, klares ›Nicht schuldig‹. Lautes Schluchzen fiel in den Augenblick der Stille, die darauf folgte. Es war Franklin. Mir war, als ob alle tief und schwer mit dem Rhythmus eines Lebewesens atmeten.

    Die zweite Anklage war Entführung. ›Nicht schuldig‹, erklang es wieder. Franklin weinte lauter. Ich glaubte nicht, daß ich viel länger am mich halten könnte. Aber ich mußte den letzten Spruch hören, die Anklage wegen Verschwörung. Meine Hand umklammerte Kendras, die andere Margrets. Als der Sekretär zum dritten Mal ›Nicht schuldig‹ vorlas, schrieen, lachten, weinten und umarmten wir uns. (...) In ihrer Freude sah meine Mutter so schön aus, daß sie mich an Bilder aus ihrer frühen Jugend erinnerte. Ich fühlte mich für sie glücklicher als für alle anderen, mich eingeschlossen.«

    Unmittelbar nach ihrer Freilassung macht sie weiter, lehrt, schreibt Bücher, engagiert sich.

    Angela Davis arbeitet heute als Professorin an der Universität in Santa Cruz, unterrichtet politische Wissenschaften. Sie ist gefragte Rednerin bei Demonstrationen, Kundgebungen, hält Gastvorlesungen an vielen Universitäten und Colleges. Sie ist Pfeifenraucherin, Vegetarierin (das wurde sie in ihrer Gefängniszeit), sehr sportlich. Es ist schön, mit ihr zu sprechen. Der leicht singende Tonfall mit den typischen Pausen der Überlegung, das seltene, dann um so stärkere Lachen gehen mir so leicht nicht mehr aus dem Ohr. Zum ersten Mal fühle ich mich in den USA zu Hause. Bei den Diskussionen über die revolutionären Bewegungen, den kritischen Auseinandersetzungen zu den sozialistischen Ländern bis hin zu Marcuse, der 68er Bewegung und den Fragen der Frauenbewegung ist ihr alles vertraut. Wie untypisch für die USA.

    »Für mich war die Revolution nie etwas, was man mal tun mußte, bevor man sich zur Ruhe setzte; sie war kein modischer Klub mit einem neu geprägten Jargon oder eine neue Art gesellschaftlichen Lebens, das durch Risiko und Zusammenstöße an Spannung und durch die Kostümierung an Glanz gewann. Die Revolution ist eine ernsthafte Sache, die ernsthafteste im Leben eines Revolutionärs. Wenn man sich zum Kampf verpflichtet, muß es fürs ganze Leben sein.«

    Nach dem Tod meiner Freundin Fasia, afrodeutsche Sängerin aus der Friedensbewegung im Dezember 1997, lädt Angela mich in die USA ein. Zunächst treffen wir uns bei einer Aktion gegen Atomtests in Nevada, von da aus geht es weiter nach Oakland. Sie zeigt mir Berkeley, dann das Gefängnis, in dem sie eingesperrt war und das, in dem ihr Liebster, George Jackson, eingesperrt und ermordet wurde.

    Angela ist für Veranstaltungen zwei Jahre im voraus ausgebucht. Sie ist in der Bewegung gegen den industriellen Gefängniskomplex in den USA engagiert. Diese Entwicklung ist nahezu unvorstellbar, doch sie wird in der globalisierten Welt zum Modell. In zehn Jahren ist die Zahl der Gefangenen von 200000 auf zwei Millionen gewachsen. Weitere drei Millionen Menschen warten auf ihren Prozeß oder stehen unter Bewährungsauflagen. In den USA leben acht Prozent der Weltbevölkerung, dort sind aber 28 Prozent der Gefangenen weltweit. Der größte Teil der Gefangenen sind Afroamerikaner oder Menschen lateinamerikanischer Herkunft. Inzwischen kommen bei der afroamerikanischen Bevölkerung mehr Frauen als Männer ins Gefängnis. Das hat mit dem Wegfall der Sozial- und Arbeitslosenhilfe zu tun. Es gibt kaum Möglichkeiten für die Unterbringung von Kindern. Besonders alleinerziehende Mütter werden in die Kleinkriminalität gezwungen. Sie begehen kleine Delikte, wie Diebstahl von Lebensmitteln, Prostitution und Drogenkriminalität. Man bekommt den Eindruck, daß die USA zunehmend ihre sozialen Probleme hinter Gitter stecken. Zur Zeit werden etwa drei neue Gefängnisse pro Monat eröffnet. Die Gefängnisse sind privatisiert, haben private Betreiber. Die Kommunen reißen sich um neue Gefängnisse. Einmal gibt es hierdurch feste Jobs für Aufseherinnen und Aufseher; dann übernehmen die Gefangenen Arbeiten, die die Kommunen sonst nicht bezahlen könnten: Straßenbau, Gartenarbeiten usw. Weltmarktfabriken lassen im Gefängnis produzieren. Die Löhne liegen um zwei Dollar pro Tag, ein ungeheurer Ausbeutungsgrad, die Profite sind enorm. Arbeit in den Gefängnissen als neue Form der Sklaverei. Es gibt eine Jeansmarke: Prison blue. Der Werbeslogan: »Drinnen produziert, um draußen zu tragen.«

    Die Firma Wackenhut, der auch Kentucky Fried Chicken gehört, hat einen besonders perfiden Gefängniskomplex entwickelt. Diese Gefängnisse werden jetzt auch exportiert. Zunächst wurde eines in Australien gebaut, das nächste in England.


    Frauen und Drogen


    Der zweite Schwerpunkt der politischen Aktionen von Angela Davis ist die Gesundheitsversorgung afroamerikanischer Frauen. Die afroamerikanische Bevölkerung wird durch Drogen kaputtgemacht, insbesondere durch die synthetische Droge Crack.

    »Wenn eine Frau abhängig wird, brechen alle Strukturen zusammen. Und das passiert jetzt in den Städten. Crack-Kokain ist die zerstörerischste Droge, die jemals gesehen wurde. Es ist eine Droge, die sehr billig ist. Es ist eine chemische Nachahmung von Kokain. Kinder können es sich leisten, Kinder, elf, zwölf Jahre alt, kaufen es sich und rauchen es. Es ist die Droge, die am schnellsten zur Abhängigkeit führt. ... Menschen, die es nehmen, verlieren jeden Sinn dafür, was mit ihnen oder ihrer Umgebung los ist. Das einzige Interesse, was sie noch haben, ist das, wie sie noch mehr Crack bekommen können. ... Mütter geben ihre Kinder vollkommen preis, versorgen sie nicht mehr mit Nahrung, geben ihnen Drogen.«

    Kinder sind Drogenhändler, benutzen Maschinengewehre, werden bei Schießereien umgebracht. Als Ronald Reagan, nicht zuletzt wegen des Versprechens, zusammen mit George Bush (Vater) an der Spitze des Antidrogenkampfes die Drogen zu besiegen, 1980 zum ersten Mal gewählt wurde, kamen pro Jahr zirka 25 Tonnen Kokain ins Land. 1990 waren es jährlich 200 Tonnen. Die kleinen Dealer werden festgenommen, die Anzahl der in den Gefängnissen einsitzenden Menschen hat sich in den zehn Jahren verdoppelt. Die Großdealer bleiben unberührt.

    Neben ihrer Lehrtätigkeit und ihren politischen Aktivitäten ist Angela Publizistin. Einige ihrer Veröffentlichungen sind: »Mein Herz wollte Freiheit«, ihre Autobiographie, »Frauen, Kultur, Politik« »Blues Vermächtnis und schwarzer Feminismus« über drei Blues-Sängerinnen: Ma Rainey, Bessie Smith und Billie Holiday, »Sind Gefängnisse überflüssig?« Ein kenntnis- und faktenreiches Buch (leider noch nicht ins Deutsche übersetzt) über die Geschichte und den heutigen industriellen Gefängniskomplex der USA.

    (Zitate aus der Autobiographie »Mein Herz wollte Freiheit« und aus Gesprächen mit der Autorin)

    * Ellen Diederich ist Friedensarbeiterin, Diplompädagogin, Publizistin, Lothringer Str. 64, 46045 Oberhausen Tel: 49-0-208-853607; Fax: 853716 – email: Friedensa@AOL.com
  • 13.10.2021 16:06 Uhr

    »Wir müssen die Opposition der Basis bündeln«

    Harald Neuber

    * Iván Morales ist Nationalabgeordneter der »Bewegung zum Sozialismus« (MAS) in Bolivien. Er vertritt den von Hugo Chávez zu einem Besuch in Venezuela eingeladenen MAS-Führer Evo Morales auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz am Sonnabend in Berlin

    F: Anfang Dezember vergangenen Jahres fanden in Bolivien Regionalwahlen statt, die »Bewegung zum Sozialismus« (MAS) konnte zwei Drittel der Sitze für sich gewinnen. In den Umfragewerten liegt Evo Morales vor allen anderen Spitzenpolitikern in klarer Führung. Welche Perspektive sehen Sie für die Präsidentschaftswahlen 2007?

    Dieser Sieg bei den Regionalwahlen hat für uns wichtige Voraussetzungen für den bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf geschaffen. Die neoliberalen Parteien sind auf lokaler und regionaler Ebene fast vollständig von der Bildfläche verschwunden. Das gibt uns den notwendigen Freiraum, neue politische Organisationsformen an der Basis zu etablieren. Auf dieser Grundlage werden wir dann später die ideologische Arbeit ausweiten können, um sozialistische, multinationale und multikulturelle Werte in der bolivianischen Gesellschaft zu fördern.

    F: Das klingt sehr nach der »bolivarianischen Revolution«, wie sie derzeit von der venezolanischen Regierung von Präsident Hugo Chávez vorangetrieben wird. Aber wäre die Situation mit einer MAS-Regierung nicht ungleich schwieriger? Immerhin verfügen Sie noch nicht über eine so breite organisierte Basis, und auch das Militär würde einem sozialistischen Prozeß in Bolivien weitaus kritischer gegenüberstehen als in Venezuela.

    Sicher weisen die Länder Lateinamerikas große Unterschiede auf. In Venezuela unterstützt die Armee die bolivarianische Revolution von Hugo Chávez, außerdem verfügt das Land über einen immensen Ölreichtum. Werfen wir den Blick nach Brasilien, so kommt der dortigen Regierung unter Inácio Lula da Silva das geopolitische Gewicht seines Landes zugute. Brasilien kann nicht einfach ignoriert werden. Zudem verfügt der Präsident nach wie vor über einen starken Rückhalt in der Bevölkerung. In Bolivien ist die Lage schwieriger. Hier ist das alte Parteiengefüge auseinandergebrochen. Eine Folge war, daß sich nun zahlreiche Klein- und Kleinstgruppen zu den Wahlen stellen können. Ihre Kandidaturen haben bei den Regionalwahlen eine große Rolle gespielt. Allerdings handelt es sich bei diesen Gruppen oft um indigene Verbände, die vor allem auf dem Land vertreten sind, nicht aber in den Städten. Diese Aufgabe wird unserer »Bewegung zum Sozialismus« zukommen. Unsere Aufgabe ist es, die Basisopposition als integrierende Kraft zu bündeln, um 2007 die Regierung zu übernehmen.

    F: Andere Linksregierungen wie Kuba oder Venezuela setzen große Hoffnungen auf einen regionalen Integrationsprozeß, um dem Widerstand aus Washington zu begegnen. Welche Position vertritt die MAS?

    Ein neues Bündnis der lateinamerikanischen Staaten ist von immenser Bedeutung, nicht nur im wirtschaftlichen Sinne, sondern vor allem auch auf politischer Ebene. Nur so kann etwa der US-dominierte Freihandel zurückgedrängt werden. Und erst, wenn wir die Kontrolle über unsere Rohstoffe und Produktionsmittel wiedererlangt haben, ist die nachhaltige Entwicklung der Region möglich. Ich sehe darin die Hauptaufgabe der kommenden Jahre.

    F: Diese Idee hat durchaus Anhänger in Lateinamerika. So wurde im Dezember mit der »Südamerikanischen Staatengemeinschaft« (CSN) erstmals ein Regionalbündnis gegründet, das anders als die »Organisation Amerikanischer Staaten« nicht von Washington bestimmt wird. Ein Anfang?

    Das Problem der CSN ist ihre Gründungsgeschichte. Sie wurde von oben verordnet. Unserer Meinung nach ist es bislang nur eine leere Hülle, ein Verein ohne politische Befugnisse. Es wird sich also erst zeigen, ob die einzelnen Staaten wirklich willens sind, dem Bündnis politische Befugnisse zu überantworten. Die südamerikanischen Staaten trennen zur Zeit noch enorme politische und wirtschaftliche Unterschiede. Um diese Kluft zu überwinden, ist es nicht nur notwendig, Zollschranken zu beseitigen oder Importquoten zu regeln. Wenn die »Südamerikanische Staatengemeinschaft« ähnlich anderen Regionalbündnissen Durchsetzungskraft erreichen soll, muß sie sich auch zu einem Raum der politischen Debatte entwickeln. Ein solcher Austausch über die mittel- und langfristigen Perspektiven Lateinamerikas nämlich fehlt bislang.

    F: Geht es um die wirtschaftliche Perspektive, legen selbst fortschrittliche Kräfte in Lateinamerika ihre Hoffnungen oft auf Handelsabkommen mit der Europäischen Union, um die US-Dominanz zurückzudrängen. Zu Recht?

    Ein Handelsabkommen zwischen lateinamerikanischen Staaten und der EU würde nichts ändern, solange nicht das soziale und industrielle Ungleichgewicht beachtet wird. Aber in den letzten Jahren hat sich in der ganzen lateinamerikanischen Region eine Debatte um eben diesen Punkt entwickelt. Die Dominanz der USA, der Weltbank und des IWF wird kritischer gesehen. Und immer mehr Menschen fragen sich, wie sich das wirtschaftliche Modell ändern muß, um den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden.

  • 13.10.2021 16:05 Uhr

    Alle Macht den Hits

    Politische Kunst ist immer ein Trotzdem: Chumbawamba funktionieren nach dem Party-Wunschprinzip und spielen auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz
    Christof Meueler

    Chumbawamba spielen mit Violine, und es macht nichts. Das ist weder klebrig noch kitschig, sondern einleuchtend. Chumbawamba sind eben eine revolutionäre Band. Stellen Sie sich mal vor, es gäbe einen starken militanten linken Flügel in der SPD, bei den Grünen wären Ebermann, Trampert und Ditfurth immer noch bestimmend, die DKP wäre superhip und die FAU zusammen mit den nicht untergegangenen Autonomen eine mächtige Massenbewegung – dann hätten Sie einen ungefähren Eindruck, wie diese Acht-Personen-Band politisch-ästhetisch funktioniert. Nämlich nach dem Wunschprinzip der marginalisierten Mix-Cassette. Da wird viel draufgepackt, miteinander abgestimmt und sehr auf Kontexte und Wirkweisen geachtet. Es gilt das legendäre Theorem von Diedrich Diederichsen zur Erklärung von Pop: »Aus dem Zusammenhang reißen, in den Zusammenhang schmeißen«.

    Party for your right to fight

    Und Chumbawamba aus Leeds, Nordengland, machen seit 20 Jahren politischen Pop, der sich sogar verkauft. Das gibt es ganz selten. Anders als beispielsweise The (International) Noise Conspiracy sind sie nicht von Gram zerfurcht, daß sie überhaupt existieren, sondern gelassen und tendenziell auf Party. Sie haben musikalisch besseres zu tun, als für den reinen Rock zu kämpfen, vor allem können sie es auch. Textlich wie musikalisch wirken sie bewußtseinserweiternd. Ihre Platten sind vollgestopft mit Zitaten, Anspielungen und Erklärungen in Form wie Inhalt. Um es mit Public Enemy statt mit den Beastie Boys zu sagen: »Party for your right to fight«. Sie interessieren sich gleichermaßen für Molotow-Cocktails, Linux, bolivianische Lesbengruppen wie für Elvis. Nach dogmatisch-klassischem Motto: »Stop complaining about the media. Become the media.« Chumbawamba sagen von sich, daß sie nach wie vor als Kollektiv alle Entscheidungen gemeinsam treffen, auch wenn sie nicht mehr zusammen in einem besetzten Haus wohnen.

    Man könnte auch Godardfilm dazu sagen, vorzugsweise einer aus dessen maoistischer Periode Ende der 60er Jahre. Wie zum Beispiel »1 + 1«: Die Rolling Stones 1968 beobachten, wie sie im Studio gerade »Sympathy for the Devil« aufnehmen und dazwischen Szenen schneiden, in denen Schwarze sich auf einem Autoschrottplatz gegenseitig Gewehre zuwerfen und dabei beispielsweise Eldridge Cleaver zitieren. Godard hat etwas später für längere Zeit mit den richtigen Filmen aufgehört und auf Video-Arbeit gesetzt.

    Im Hitformat

    Chumbawamba haben dagegen nie aufgehört, im Hitformat weiterzumachen. Den ganzen Everybody-dance-Bewegungen in den 90ern zum Trotz. Doch selbstverständlich kann man die bei ihnen merken und getanzt wird sowieso. In den Achtzigern munterten sie Punk (plus Folk) auf, in den Neunzigern kreisten sie um House (plus Folk), in den Nullerjahren zeigen sie, daß Weltmusik (plus Folk) nicht dumm machen muß – zu hören auf dem ausgezeichneten jüngsten Album »Un«, das fast parallel mit den in aller Strenge ruhig-reduzierten »English Rebel Songs 1381-1984« erschien. Untertitel: »In the name of all the poor oppressed in the land of ENGLAND«. Chumbawamba spielen hier sozusagen unplugged oder auch akustisch, wie sie es auch für das Konzert der Rosa-Luxemburg-Konferenz versprochen haben. Die »Rebel Songs« enthalten untergegangene Lieder der Diggers, der Chartisten wie auch der Miners, die bekanntlich als letzte selbstbewußte Kraft der britischen Arbeiterklasse vom Thatcher-Regime 1984 eingemacht wurden. »Politische Kunst ist immer ein Trotzdem«, erzählte Sänger Dunstan Bruce Martin Büsser im jW-Gespräch 2002 (siehe unten). Auf dem Innencover von »Un« wird John Lennon von 1966 zitiert: »No, no, no; you’re wrong«. Sollten alle Linke dreimal am Tag vor sich hin sagen, sonst glauben sie’s morgen schon selber nicht mehr. Das ist ja die große Gefahr: die Idee, weil man angeblich nichts machen könnte, gleich gar nichts mehr zu machen. Und bloß auch nicht daran denken. Chumbawamba wurden einmal von der Musikindustrie diverse Beatles-Samples (die sie selber einsangen) verboten. Die Platte kam unter dem Titel »Jesus H Christ« trotzdem als Bootleg auf den Markt – mit der Labelbezeichnung »Tragic Flop 001«. In einem ihrer schönsten Lieder (über Ulrike Meinhof) hatten sie die Dinge 1990 grundsätzlich klargestellt: »don’t thing I walked into banks to stand in the qeue / don’t thing I pressed up to plexiglass just to talk to you / don’t wait for me to say I’m sorry – I won’t / who wants to be a green MP? – I don’t«.

    Als die Nicht-MPs (Members of Parliament) Chumbawamba 1997 ihren großen Hit »Tubthumping« landeten, waren sie überall in den Radios, wußten aber im Gegensatz zu The Clash, daß die Revolution nicht mit einem eigenen Nummer-Eins-Hit gestartet wird. Statt dessen haben sie lange gut davon leben können. Wer will das nicht außer den »linken Spießern« (Slime), die das verräterisch finden? »Tubthumping« schaffte es bis in den Soundtrack eines Fußball-Computerspiels von Nintendo. Wer weiß, wie man besseren Fußball spielt, der kann sich auch vorstellen, daß ein berühmter Slogan von Chumbawamba in direkte Aktion umwandelbar ist: »Enough is enough!«


    Chumbawamba über Musik als Emotion und Erinnerung
    (Dunstan Bruce im jW-Interview vom 28. September 2002)

    Im Musikgeschäft sitzen noch immer überall bornierte Juristen, die keine Ahnung davon haben, daß Samples durchaus kreativ und künstlerisch verwendet werden können. Wenn wir fremde Stücke über Samples zitieren, stehlen wir ja nichts, sondern leisten im Gegenteil Erinnerungsarbeit, die dem zitierten Künstler zugute kommt. Die Situation ist allemal pervers: Wir leben in einer Zeit, in der das künstlerisch Neue an sich ja gar nicht mehr möglich ist. Im Grunde könnte man also jeden Musiker permanent dafür verklagen, daß er dieses Gitarrenriff oder jene Baßlinie verwendet hat. Es fehlt nur noch, daß im Zuge der Privatisierung nicht nur Firmennamen, sondern auch gängige Worte geschützt werden. Stell dir vor, jemand käme auf die Idee, das Wort »und« zu schützen und im nachhinein alle Autoren zu verklagen, die es weiterhin benutzen. So ähnlich ist die Situation mit Samples auf dem Musikmarkt.(...)

    Wenn unsere Musik und unsere Texte zu klar und eindeutig sind, bekommen wir den Vorwurf, platt zu sein. Wenn es zu komplex wird, heißt es am Ende, daß die Botschaft ihre politische Wirkung verfehlt. (...) Schön wäre, wenn beides funktionieren würde – der Spaß an der Musik und ein Nachdenken über all die Zitate. Das kann man natürlich nicht verlangen, nur erhoffen. Musik funktioniert eben sehr emotional. (...)

    Politische Kunst ist immer ein Trotzdem. Wir machen trotzdem weiter! Ernüchternd ist allerdings, daß die Menschen so unflexibel geworden sind, so satt. Nicht mal der 11. September hat irgendeine Veränderung gebracht. Alle haben kurz nach den Anschlägen getönt, daß nichts mehr so wie früher sei. Aber hat sich etwas geändert? Im Umgang mit dem Kapitalismus? Mit den armen Ländern? Oder auch nur im Umgang miteinander? Nichts. Die Lernfähigkeit, der bewußte Umgang mit der Geschichte, ist den Menschen abhanden gekommen. (...) Wer kann denn heute noch davon ausgehen, daß die Menschen Brecht oder Baader-Meinhof kennen?

  • 13.10.2021 16:05 Uhr

    Freie Trümmer für freie Grenzen

    Das Jazzorchester Prokopätz hustet laut – jetzt auch auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz
    Diethmar Kosletzky

    Eine Kontrabaßtuba reicht, um ein Rudel Omas fahrlässig körperzuverletzen. Blaskapellen brauchen keine elektrische Verstärkung, sie genügen sich selbst. Der Blechblasblues ist eine gar erschröckliche Angelegenheit, er füllt Plätze und Straßen mit Blasgewalt und zuweilen tatsächlich mit Absichten.

    Es ist verboten, das Jazzorchester Prokopätz eine Big Band zu nennen, obwohl es eine ist. Das Verbot ist eine Arrangementfrage, die gewöhnliche Strenge jedes Bläsersatzes zertuten die Prokopätzisten in feiner freier Improvisation. Jazz macht Arbeit, mit zwanzig Musikern einen ganzen Sack voll. Die hohe Schule des freien Spiels verlangt unbedingte Meisterschaft und blindes Verständnis für die vielen Partner.

    Und sie spielen richtig harten Stoff. In der schönen Tradition Hanns Eislers, der großen Spaß daran hatte, Trompeter in den Wahnsinn zu schreiben, atmen sie das zwanzigste Jahrhundert ein und sehr eigen wieder aus. Sie nehmen einen Kurt Weill und stellen ihn mit Eislers zwölf Tönen richtig. Und immer lachen sie über die eigenen Hörner. Spiel mir ein kleines Arbeiterkampflied, die Revolution ist eine ernste Sache, der freie Marsch heißt stolpern, die alten Genossen dürfen jetzt wackeln und hüpfen.

    Der Taktmeister Hans Zerbe hält das Großblech zusammen und denkt sich die ganzen Späße aus. Als hätte das Vienna Art Orchester die Bolschewistische Kurkapelle / Schwarz Rot geheiratet, wird der Gedanke aus dem Korsett Big Band geschnürt und unter die Leute geworfen, angemessen laut und durchdringend. Zerbe komponiert selbst und bedient neben den Tasten das Publikum mit den Regeln der Freiheit: Strukturen aufbauen und kaputthauen.

    Wer es schafft, das über zehn Jahre immer wieder neu zu praktizieren und dabei alle seine Musiker ernährt, ist ein wahrer Meister.

  • 13.10.2021 16:05 Uhr

    Lohn für Pragmatismus

    Kubas Außenminister hat die Normalisierung der Beziehungen zu acht EU-Staaten angekündigt. Die EU-Kommission war zuvor von ihrer Blockade abgerückt
    Harald Neuber

    Nach dem Abbruch aller diplomatischen Beziehungen vor zwei Jahren scheinen die Spannungen zwischen der Europäischen Union und Kuba wieder zu schwinden. Den ersten Schritt hatte die Lateinamerika-Kommission der Europäischen Kommission am 14. Dezember getan. Sie empfahl ein Ende der EU-Blockade gegen den sozialistischen Inselstaat. Am Montag mittag (Ortszeit) trat in Havanna Kubas Außenminister vor die internationale Presse. Weil sich das EU-Gremium unter anderem dazu bereit erklärt habe, »künftig auf die Einladung bezahlter Söldner« zu verzichten, werde man die Kontakte zu acht Staaten der EU wieder aufnehmen, erklärte Felipe Pérez Roque. Am Vormittag waren die Vertreter von Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, Österreich, Griechenland, Portugal und Schweden bereits unterrichtet worden.

    Die schwerste Krise seit Aufnahme der europäisch-kubanischen Beziehungen scheint damit vorerst beigelegt. Begonnen hatte sie im Sommer 2003. Nachdem die kubanischen Behörden im April 2003 über 70 Regierungsgegner wegen deren Kooperation mit den USA zu langjährigen Haftstrafen verurteilt hatten, verhängte die EU auf Initiative der ultrarechten Regierung Spaniens empfindliche Sanktionen gegen Havanna. Neben dem Abbruch aller diplomatischen Beziehungen zählten dazu die Einladung von Regierungsgegnern und der Stopp der kulturellen Aktivitäten.

    Zwei Entwicklungen dürften zu der Abkehr vom antikommunistischen Erbe José Maria Aznars in Brüssel beigetragen haben. Zum einen hat Spanien nach dessen Sturz im vergangenen Jahr außenpolitisch eine 180-Grad-Wendung vollzogen. So plädierte der amtierende spanische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero schon im Juli vergangenen Jahres für eine Rückkehr zu normalen Beziehungen mit Kuba. Im November dann ließ Spanien – wie bereits Belgien und Ungarn – den Worten Taten folgen und nahm die Kontakte zu Havanna offiziell wieder auf. Unabhängig von der Rolle Spaniens hat sich in Brüssel aber auch eine pragmatische Position durchgesetzt. Nachdem der chinesische Staatspräsident Hu Jintao im Dezember millionenschwere Kooperationsabkommen mit Kuba unterzeichnete, fürchtet man in der EU offenbar die neue Konkurrenz. Über Jahre hinweg hatten europäische Unternehmen schließlich einen entscheidenden Vorteil gegenüber ihren US-Konkurrenten gehabt: Für diese blieb ein Vordringen nach Kuba wegen der über vier Jahrzehnte andauernden US-Blockade verboten.

    Endgültig ist der neue Kurs der EU aber noch nicht entscheiden. Der Internetdienst German Foreign Policy wies in einem Kommentar Anfang der Woche auf die deutschen Hardliner hin. So verlangt der SPD-Wendepolitiker Markus Meckel einen fortdauernden Einsatz für einen Systemwechsel in Kuba. Meckel, der sich zusammen mit einem zweitrangigen CDU-Bundestagsabgeordneten für ein internationales »Netzwerk« zur Unterstützung kubanischer Regierungsgegner einsetzt, forderte »regelmäßige Treffen« mit Oppositionellen. Mit Spannung ist also ein Treffen des EU-Ministerrats Ende Januar zu erwarten. Erst dabei soll über eine langfristige und verbindliche Neuorientierung der EU gegenüber Kuba beraten werden.

  • 13.10.2021 16:04 Uhr

    »Nach Fidel wird es viele Fidels geben«

    Vorgestellt: Juan Carlos Frometa, Referent auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz am Sonnabend in Berlin

    Der Politologe Juan Carlos Frómeta ist Mitarbeiter der Abteilung Internationale Beziehungen des ZK der KP Kubas (siehe auch unten)

    Mit 37 Jahren gehört Juan Carlos Frómeta zu der jüngeren Generation im Zentralkomitee der KP Kubas. Als er seine politische Karriere 1994 in der internationalen Abteilung des Jugendverbandes UJC begann, hatte die kubanische Revolution gerade eine ihrer härtesten Bewährungsproben bestanden: die 1990 ausgerufene »Spezialperiode in Friedenszeiten«, mit der dem Wegbruch von 85 Prozent der Außenhandelsbeziehungen begegnet wurde. Damit verbunden waren immense Aufgaben – politisch, ökonomisch und ideologisch. Juan Carlos Frómeta schreckte das nicht ab, und das macht ihn zu einem glaubwürdigen Vertreter des heutigen revolutionären Kubas. Denn während Kubas Emigranten in der internationalen Presse immer wieder als Beleg für den Verfall präsentiert werden, verlieren hiesige Redaktionen kaum ein Wort über diejenigen, die das Erreichte trotz aller Schwierigkeiten nicht aufgeben wollen.

    Auch gegen diese Medienblockade kämpft der junge Politiker. Ob vor Studenten in den USA oder auf Kongressen in Portugal – Juan Carlos Frómeta sucht das Gespräch mit den Menschen. Dabei trifft er nicht nur auf die immer gleichen Vorurteile, mitunter auch auf die gleichen Fragen. Was etwa geschähe, wenn Fidel Castro stirbt? Juan Carlos Frómeta begegnet der Frage mit Humor. Karl Marx’ Tochter habe den Philosophen einmal gefragt, was nach dem Kommunismus komme. Marx habe darauf geantwortet: »Mehr Kommunismus«. So sei es auch in Kuba. »Nach Fidel wird es in Kuba viele Fidels geben«, sagt er, »und mehr Revolution.«

  • 13.10.2021 16:03 Uhr

    Die Ruhestörer

    Zu Gast auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz: Labournet hat den Kritikern der offiziellen Gewerkschaftshierarchien eine Plattform geschaffen
    Klaus Fischer

    Ärger mit dem Betriebsrat? Von der Gewerkschaftsbezirksleitung hängengelassen? Anti-»Hartz«-Proteste gegen den Willen der DGB-Funktionäre? Für diese und zahllose andere Probleme von Beschäftigten, Erwerbslosen und vor allem kritischen Gewerkschaftsmitgliedern gibt es eine Adresse: www.labournet.de.

    Die Homepage, beheimatet in Bochum, ist Diskussionsforum, Schwarzes Brett und Vernetzungsangebot zugleich – gelegentlich, und zum Leidwesen der Redaktion, auch Kummerkasten. Anfang 1999 gründeten 15 linke Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in Stuttgart labournet.de e.V., das »Netzwerk für Bildung und Kommunikation in Betrieb und Gesellschaft«. Mit wenig Geld und Riesenenthusiasmus machten sich ein paar Leute daran, etwas zu schaffen, das in Deutschland bisher einmalig ist.


    Sichtbare Erfolge

    Jüngstes Beispiel: die Aktion »Agenturschluß« (siehe aktuelle Berichterstattung). Die geplanten »Besetzungen« von Arbeitsagenturen als konkreter Protest gegen die mit Jahresbeginn wirksam gewordenen »Hartz IV«-Gesetze schafften es am Sonntag sogar in die Primetime-Nachrichten der bürgerlichen Medien. Initiator dieser Aktionen sei eine »Montagsdemonstrationsbewegung«, hieß es. Fakt ist, daß die Idee zu dieser Widerstandsaktion – die durchaus als Auftakt für weitere Proteste gegen »Hartz IV« gedacht ist – auf einem Kongreß im Juni 2004 geboren wurde, der von Labournet organisiert worden war.

    Im Gegensatz zu den Spitzen der deutschen Gewerkschaftsbewegung versuchen die Netzwerker aus Bochum, das in weiten Kreisen der Basis vorhandene kritische Potential zu mobilisieren. Viele organisierte Kolleginnen und Kollegen sind mit dem Kurs der Regierenden, der gesellschaftlichen Entwicklung in der BRD generell, nicht einverstanden. Der seit einigen Jahren forcierte Sozialabbau im Auftrag der Kapitallobby wird von den etablierten Führungsmitgliedern der DGB-Organisationen zwar gelegentlich verbal attackiert, im Prinzip aber hingenommen. Das Konzept des Komanagements in Betrieben und Gesellschaft, dem sich die Mehrzahl der Gewerkschaftsführer und viele Betriebsräte gerade großer Unternehmen verpflichtet haben, läßt kein Aufbegehren gegen gesellschaftliche Mißstände zu. Im Gegenteil – faktische Auswirkung dieser nicht erklärten, aber dennoch offiziellen Gewerkschaftsstrategie ist es, daß Proteste erstickt werden, Widerstand paralysiert wird. Hier setzt Labournet an.


    Kurs auf Veränderungen

    Das deutsche Netzwerk linker Gewerkschafter/innen versteht sich als Teil einer weltweiten Initiative, »die die positiven Seiten der neuen Technologien für emanzipierte Bestrebungen nutzen« will. Im Blickpunkt von Labournet: »Die Wirklichkeit der Arbeitswelt und der Gesellschaft – und die Versuche, beides zu verändern«. Dabei ist die Bereitstellung von »Gegeninformation« ein wichtiges Anliegen, jedoch nicht alleinige Intention der Macher/innen des Netzwerkes. Wir arbeiten dafür, daß Menschen sich einmischen, daß solche Bestrebungen bekannt werden, Aktivisten sich gegenseitig vernetzen und unterstützen können, heißt es in deren Zielstellungen. Mit rund 230 Updates im Jahr, mehr als 14000 Dateien mit eigener Suchoption und mehr als 100000 Nutzer/innen im Monat sehen sich die Verantwortlichen auf einem guten Weg. »Wir ersetzen keine Tageszeitung«, heißt es bei Labournet, »keine Tageszeitung ersetzt uns.« In diesem Sinne pflegen junge Welt und das Netzwerk kritischer Gewerkschafter/innen seit einigen Jahren eine konstruktive Zusammenarbeit.


    Vorgestellt – Referentinnen und Referenten auf der X. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am Sonnabend in Berlin:

    Mag Wompel, Labournet Germany

    Wenn von Labournet die Rede ist, darf von Mag Wompel nicht geschwiegen werden. Die Journalistin ist verantwortliche Redakteurin der Internetplattform. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Helmut Weiss – stellvertretender ver.di-Vorsitzender in Dortmund – sorgt sie dafür, daß es rund läuft auf der Homepage der sich vernetzenden Gewerkschaftslinken. Als Kolumnistin der jungen Welt dürfte sie auch einem breiten Kreis der Leserinnen und Leser dieser Zeitung inzwischen ein Begriff sein.

    Damit nicht genug: Mag Wompel engagiert sich – neben ihrer ehrenamtlichen, allerdings sehr arbeits- und zeitintensiven Betreuung der Labournet-Seiten – auch in weiteren nationalen und internationalen Vernetzungsinitiativen kritischer Gewerkschafter/innen. Die »gelernte« Industriesoziologin veröffentlicht darüber hinaus zahlreiche Beiträge zum Themenbereich »Arbeitswirklichkeit« in Zeitschriften und Büchern.

    Mag Wompel wird am kommenden Sonnabend auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin als Referentin am Rednerpult stehen und nimmt auch an der anschließenden Podiumsdiskussion teil.

  • 13.10.2021 16:03 Uhr

    Volle Kraft voraus

    Energie, Empörung und Emphase: Der Künstler Alfred Hrdlicka arbeitet figurativ – und ist Gast bei der Rosa-Luxemburg-Konferenz 2005

    Alfred Hrdlicka ist Wiener Maler, Bildhauer und Graphiker. Und eine kommunistische Einmann-Partei, nachdem er 1956 die den sowjetischen Einmarsch in Ungarn begrüßende KPÖ verlassen hatte. Der früher einmal bekannte Feuilletonist Fritz J. Raddatz nannte ihn einmal einen »Eurostalinisten«. Für Hrdlicka ist dieses Wortspiel »eine sinnwidrige Zusammenfügung, da ja in Wahrheit Stalinisten und Eurokommunisten einander spinnefeind waren« und »im Hinblick auf die leidigen Fraktionskämpfe der kommunistischen Parteien« eine »antifraktionelle Position« einnimmt.

    Mit dem emphatischen Bumbum, mit dem die Aufschläge des frühen Boris Becker bedacht wurden, haut er auf die Kacke und schafft figurative Empörung. In Wien wollte man in den Achtzigern seine Skulptur des Straße waschenden Juden sowenig ertragen wie 1967 sein Denkmal für Karl Renner, gegen das sich prompt eine »Liga gegen entartete Kunst« bildete. Als alle diese Antisemiten, Kryptofaschisten und »Mir-woarn’s net, der Hitler woar’s«-Opportunisten, die so taten, als hätte der Alltag unter Hitler aus »Bergsteigen und Skifahren« (Hrdlicka) bestanden, Kurt Waldheim zum Bundespräsidenten gewählt hatten, ritt er diesem mit einem eigens gestalteten Holzpferd hinterher, gemäß den Worten von Exkanzler Franz Sinowatz, der meinte, die Rechten suggerierten, daß »nicht Herr Waldheim, sondern sein Pferd bei der SA war«.

    Kunst, die effektiv an- wie eingreift, wann hat man das schon mal in der kunstbetrieblichen »totalen Beliebigkeit, im Zwischenraum zwischen Design und Arrangement« (Hrdlicka in Konkret 1988)? Wenn jemand im Weltraumschiff der Enterprise »Energie!« ruft, dann könnte man das von der wirklichen Kunst des Alfred Hrdlicka auch sagen. Wir freuen uns, ihn als Referenten auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz am 8.1.2005 dabei zu haben.

    (cm)


    Realität ist nicht dumm

    (Aus Alfred Hrdlicka: Revolution und Reaktion, in ders.: Von Robespierre zu Hitler – Die Pervertierung der Revolution seit 1789, Hamburg 1988)

    Kürzlich habe ich mich mit Studenten der Kunstgeschichte unterhalten. Einer von ihnen meinte: »Ich mag Sie so, wie Sie sind, aber in der Kunst mag ich nur die abstrakte Kunst. Ich liebe nämlich das Geistige...« Da liegt der Hase im Pfeffer: Die, die die abstrakte Kunst machen, und die, die sie konsumieren, sind eigentlich Schwachköpfe, sie sind biedere, einfache Seelen. Während Kunst, wie ich sie verstehe, Bereiche abdeckt von der Psychiatrie bis zur Politik, wollen sie ein Bild an der Wand, das das Zuhause gemütlich machen soll; das ist ihre wahre Mentalität. Sie haben ein schlichtes Gemüt, und schlichte Gemüter haben immer eine Sehnsucht nach dem Geistigen. Die größten Dummerln reden am meisten vom Gescheitsein, weil dies ihre unerfüllte Sehnsucht berührt; zudem meinen sie, die Realität sei dumm. Die Realität ist aber alles andere als dumm, sie ist um einiges gescheiter als alles, was man sich abstrakt, geistig von ihr vorstellt (...).

    Die für die Kunst notwendige Tendenz zur aufklärerischen Verunsicherung nimmt in dem Maße ab, in dem aufgrund der schnellen Informationsflüsse sofort passende Richtungen, die Trends, eingeschlagen werden. Kurzgeschlossene Informationen und deren Verarbeitung führen jedoch, nicht nur in der Kunst, zu weitreichender Verdummung. Wie aus den Verarbeitungsprozessen der Informatik, die auf binären Entscheidungen beruhen, bekannt, reagiert heute die Kunst vielfach nur mehr mit Entweder-so-oder-so-Aussagen.

    Als Künstler muß man aber – auch über das einfache dialektische Argumentieren hinaus – weitergehen. Man kann dabei sogar bis zum zynischen Denken vorstoßen, um einen Inhalt nicht nur zu bedenken, sondern zu überdenken, mit dem Ziel des Besserverstehens. Wenn ich also an der Geschichte der Revolution arbeite, dann geschieht dies nicht nur mit dem Standbein des aufklärenden Verstandes, sondern auch mit dem Spielbein des Zynismus. Denn um etwas zu verstehen, muß ich berücksichtigen, daß dies auch noch anders sein könnte.

  • 13.10.2021 16:02 Uhr

    Den Mächtigen trotzen

    1973, wenige Monate nach ihrer Freilassung, war die US-Bürgerrechtlerin Angela Davis Gast der X. Weltfestspiele in Berlin. Im Januar 2005 kommt sie erneut in die Hauptstadt
    Victor Grossman

    War das nicht eine glorreiche Zeit – als Angela Davis aus dem Gefängnis befreit und vor der Gaskammer bewahrt werden konnte? Millionen atmeten auf. Für mich, einen Asylanten in der DDR, ins Exil gegangen aus den USA, werden besondere Erinnerungen wach. Wenn auch fern von meiner Heimat, war ich in dem langen Kampf doch recht engagiert. Ach, du schöne Nostalgie!

    Doch unter die Erinnerungen mischt sich auch ach soviel Wehmut. Was glaubten wir damals nicht alles, was hatten wir noch für Hoffnungen! Wie begeistert klingen Angelas Lobesworte für die DDR, die sie 1973 während des Weltjugendfestivals besuchte, wo ihr ein triumphaler Empfang bereitet wurde. Wie dankbar sprach sie davon, wie Tausende, ja Zehntausende von jungen Leuten aus der DDR nach Kalifornien schrieben, um ihre Freiheit zu fordern. Das Bild der Berge von Postsäcken, ins Gerichtsgebäude geschleppt, voller Briefe, Petitionen und Postkarten aus Zittau und Zingst, Bezirk Suhl und Bezirk Schwerin – war das nicht ein beeindruckendes Symbol der internationalen Solidarität?!

    Oh ja, in den USA war damals einiges los! Es gab sicherlich viele Märtyrer! Die Erinnerung an Malcolm X, an Martin Luther King jr., an ebenfalls ermordete Black Panther, war sehr frisch und schmerzlich. Aber präsent waren uns auch die Kämpfe, die sie geführt hatten und für die sie gestorben waren. Es ging um die Einheit aller in Armut lebenden Menschen, auch um die Einheit der Linken, egal welcher Hautfarbe oder politischer Couleur, gegen den Rassismus, gegen Atomwaffen, gegen den Vietnamkrieg. Ohne Scham konnte man von Revolution sprechen, wie es Angela nach ihrem Freispruch tat.

    Ein Symbol fällt auf, damals ein Ort der Freiheit: Im legendären Madison Square Garden in New York sagte die endlich freie Angela: »Welch ein wundervoller, wundervoller Augenblick. Wer hätte sich vor zweiundzwanzig langen Monaten vorgestellt, daß Tausende, Abertausende von uns hier im Madison Square Garden einen großartigen Sieg des Volkes feiern würden. Nicht meinen Sieg ... Was wir wirklich feiern, Schwestern und Brüder, ist unsere Fähigkeit, den Herrschenden dieses Staates eine machtvolle, unmißverständliche Niederlage bereiten zu können.«

    Und heute? Wofür steht dieses Symbol jetzt? Diesmal war die Linke und die Antikriegsbewegung zwar auch zahlreich erschienen, doch sie blieben draußen vor der Tür. Die Tausenden, die Ende August 2004 gekommen waren, um drinnen im Madison Square Garden den Wahlparteitag von George W. Bushs Republikanern zu bejubeln, gehörten zu den reaktionärsten, borniertesten und gefährlichsten Figuren des Landes, die schon ihren kommenden Triumph feiern wollten. Diesmal ist es ihr Sieg geworden, und wenn man ihnen Glauben schenkt, dann ist es auch ihr Land, ihre Welt und ihr Jahrhundert!

    Heute herrschen die USA auf dem Balkan, in Asien bis an die Höhen von Altai und Hindukusch, bald schon wollen sie nach eigenem Willen Irak und den Mittleren Osten völlig in ihrer Gewalt haben. Die »changing times«, die Bob Dylan in den Sechzigern besang, haben die Windrichtung geändert und eine andere Entwicklung genommen, als wir damals glaubten und hofften.

    Und dennoch fällt mir gerade heute wieder das mutige Wort von Karl Liebknecht ein: »Trotz alledem!« Man kann auch einen so mächtigen Bush stören – und wenn schon nicht von seinem hohen Roß holen, dann ihm doch trotzen, seine Politik hemmen und angreifen immer wieder, und dadurch mehr und mehr Menschen gewinnen. Das sind auch Lehren aus der damaligen Kampagne für Angela. Der Kampf ist heute doch ähnlich, denn die Gegner sind geblieben.

    * Vorabdruck aus »Unterwegs zu Angela Davis«, Atlantik-Verlag, 2005, br., 232 Seiten, 15 Euro


    * Menschenrechtspreis der GBM für Angela Davis

    Die US-amerikanische Kommunistin Angela Yvonne Davis, geboren am 26. Januar 1944 in Birmingham, Alabama) wurde in den 1970er Jahren zur Symbolfigur der Bewegung für die Rechte von politischen Gefangenen und ist seither als Bürgerrechtlerin, Soziologin und Schriftstellerin tätig. Heute arbeitet Angela Davis als Professorin an der University of California. Sie ist Ehrenbürgerin der Stadt Magdeburg. Für ihr lebenslanges Wirken wird sie von der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (GBM) mit dem Menschenrechtspreis 2005 ausgezeichnet – am 8. Januar auf der internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin.


    * Neuerscheinung

    Der Atlantik-Verlag legt aus diesem Anlaß den 1973 von Walter Kaufmann verfaßten Reportage-Band »Unterwegs zu Angela« wieder auf, versehen mit einem aktuellen Vorwort von Victor Grossman. Buchvorstellung am 7. Januar 2005, 20 Uhr, im Café Sibylle, Karl-Marx-Allee 72 in Berlin mit Walter Kaufmann und Victor Grossman.


    * Termine

    Rosa-Luxemburg-Konferenz, Samstag, 8. Januar 2005, ab 11 Uhr in der FHTW, Treskowallee 8 in Berlin.

    »Angela Davis Party«, Sonntag, 9. Januar ab 12 Uhr im Kino International, Karl-Marx-Allee 33 in Berlin. Eintritt: 5 Euro; Karten über GBM: Tel. 030/5578397; Fax 030/5556355; Mail: gbmev@t-online.de

  • 13.10.2021 16:02 Uhr

    Ich, du, wir

    Rosa-Luxemburg-Konferenz mit Christian Geissler

    Christian Geissler ist Schriftsteller aus Hamburg. Das K in Klammern hinter seinem Namen steht für »Kommunist« oder auch »Kommunismus«. Diese Klammer hat er sich zugelegt, als fast niemand mehr in der neuen BRD damit zu tun haben wollte. So schreibt er auch. Militant und schön. Darüber, daß man sich nicht dumm machen lassen soll und daß man nicht alleine ist. Kann man unter anderem nachlesen in seiner Roman- Trilogie über Klassenkampf, Kollektivität und dem ich und du darin: »Das Brot mit der Feile« (1973), »Wird Zeit, daß wir leben« (1976) und »Kamalatta« (1988). Mit »Dissonanzen der Klärung« wollte er 1990 von der RAF wissen, wie es weitergehen soll, wenn nichts weiter zu gehen scheint außer Katastrophe. Die RAF verweigerte die Antwort und hat sich später aufgelöst. Der Text auf dieser Seite ist ein Auszug aus »Prozeß im Bruch«, 1992 erschienen in der Edition Nautilus. Die Rosa-Luxemburg-Konferenz wird Christian Geissler eröffnen, was uns sehr freut.(cm)

    * X. Rosa-Luxemburg-Konferenz, 8. Januar 2005, Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW), Berlin, Treskowallee 8, Audimax. Zu Gast unter anderem: Angela Davis, Evo Morales und Chumbawamba

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