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Kraft der Schwachen

Linke Kräfte könnten durch gemeinsames Handeln viel mehr erreichen
Von Dietmar Koschmieder

Jeweils im Januar zeigen Linke im deutschsprachigen Raum,  was sie zustande bringen können, wenn sie gemeinsam handeln: Zehntausende versammeln sich dann an jedem zweiten Sonntag an den Gräbern von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und anderen Kommunisten, um daran zu erinnern, dass der Kampf für eine andere, eine menschengerechte Gesellschaftsordnung noch immer auf der Agenda steht. Schon tags zuvor treffen sich gut 2.000 Teilnehmende auf der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz zum Neujahrsauftakt der marxistischen Linken. Beide Veranstaltungen zeigen: Die antikapitalistischen Kräfte sind stärker, als sie von den Medien - aber ebenso von sich selber - wahrgenommen werden. Das liegt auch daran, dass sie die Möglichkeiten des organisierten gemeinsamen Handelns ansonsten viel zuwenig nutzen. Warum eigentlich?

Vor gut einer Woche war Deutschlandpremiere des Dokumentarfilms »Die Kraft der Schwachen« im Berliner Kino Babylon vor etwas mehr als 200 Gästen, zur Zeit ist er in weiteren Städten zu sehen. Der Film von Tobias Kriele zeigt auf beeindruckende Weise, was gesellschaftliche Verhältnisse, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und nicht am Profitstreben, leisten können: Jorge Jérez Beliasario kam mit einer doppelseitigen spastischen Lähmung vor 21 Jahren zur Welt -  mitten in der Sonderperiode der kubanischen Revolution. Heute ist er Journalistikstudent, was nur aufgrund der hervorragenden medizinischen und schulischen Unterstützung durch den kubanischen Staat, der Unterstützung durch seine Familie und die Menschen in seiner Umgebung, aber auch aufgrund der persönlichen Stärke und Willenskraft von Jorge möglich war. Das zeichnet der Film auf sehr behutsame und beeindruckende Weise nach. Ein Film, der all jenen Kraft gibt, die für gesellschaftliche Veränderungen kämpfen. Die wollen, dass Ärzte Mediziner sind und nicht Kaufleute, Patienten als Menschen und nicht als Kostenfaktoren betrachtet werden.  Ein Film, der zeigt, dass Menschlichkeit auch unter härtesten ökonomischen Bedingungen im Vordergrund stehen kann. Schade, dass sich linke Bewegungen und Gruppen nicht darauf verständigt haben, zu dieser Deutschlandpremiere gemeinsam und massiv zu mobilisieren. Der Film ist aber noch in Düsseldorf (29.11.), Bochum (30.11.),  Dresden (2.12.), Augsburg (3.12.), München (4.12.), Göttingen (5.12.) und Mainz (7.12) zu sehen. Unbedingt hingehen und Gewerkschafter, Freunde, Aktivisten aus Bewegungen und Genossen mitnehmen! Zwar kann man den Film auch käuflich erwerben (zum Beispiel im jW-Shop), allerdings ist dieser Dokumentarfilm noch besser im Kollektiv zu erleben - zumal bei den genannten Veranstaltungsterminen neben Tobias Kriele auch Jorge und sein Vater im Anschluss für Fragen zur Verfügung stehen. Ein Bildungsabend der ganz besonderen Art also.

Auch die kommende Rosa-Luxemburg-Konferenz  wird ein kollektives Erlebnis. Der Vorverkauf startete zwar etwas später als im vergangenen Jahr, trotzdem sind schon heute so viele Karten verkauft wie noch nie zuvor, bitte nutzen Sie also den Vorverkauf. Die Plätze für Stände von Initiativen und Gruppen sind bereits ausgebucht - allerdings wird gerade ausgelotet, ob zusätzliche geschaffen werden können. Wenn das Aktionsbüro der jungen Welt und die Unterstützer der Konferenz in den nächsten Tagen mit Plakaten und Flyern verstärkt Werbung für die Konferenz machen, geht es nicht in erster Linie darum, zusätzliche Besucher zu mobilisieren: Hunderttausende sollen von der Konferenz und ihren Inhalten erfahren, das Motiv »Frieden statt NATO« steht zudem gegen den Versuch, Kriegsgeilheit im Lande zu schüren. Deshalb stellen wir für Unterstützer Aktionspakete zur Verfügung. Darin befinden sich drei Plakate, 20 Aufkleber und 15 Flyer zur Rosa-Luxemburg-Konferenz sowie einige Plakate und Flyer mit dem Lügen-Motiv. Bestellen kann man das Aktionspaket mit einer E-Mail an das Aktionsbüro unter ihm@jungewelt.de. Bitte Namen, Vornamen, Lieferanschrift, Anzahl der Aktionspakete und Telefonnummer für den schnellen Kontakt angeben. Um eine Kostenbeteiligung in Höhe von fünf Euro wird gebeten.

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