Aufruf zum Zweifel
Die Prinzipien der Kriegspropaganda haben sich seit dem Ersten Weltkrieg nicht verändert und lassen sich laut der Brüsseler Historikerin Anne Morelli auf zehn Thesen oder »Gebote« zurückführen. Sie reichen von der Behauptung, dass das eigene Lager gar keinen Krieg wolle, über die Dämonisierung des Gegners etwa als »neuer Hitler« bis hin zur pauschalen Diffamierung aller, die den eigenen »Informationen« nicht glauben.
Verblüffend waren dabei die vielen Bildbeispiele, mit denen Morelli ihre Darstellung belegte. So zeigen Bilder vom Krieg die eigenen Soldaten gern, wie sie sich etwa für Kinder einsetzen und an sie Kuchen oder auch Windeln verteilen, während die feindlichen Soldaten, wenn sie nicht ohnehin als Söldner gebrandmarkt werden, die »nur für Geld« kämpfen, angeblich keinerlei Rücksicht auf Zivilisten nähmen.
Doch eines habe sich seit 1914/18 sehr wohl geändert, betonte Morelli – die ihre Thesen auch in dem Buch »Die Prinzipien der Kriegspropaganda« ausgeführt hat, das als »Klassiker« zu diesem Thema gilt: Heute werden professionelle Werbeagenturen damit beschäftigt, Kriegslügen zu konzipieren und zu verbreiten. Morelli forderte am Ende ihres Vortrags alle Hörer »zu Zweifel, Zweifel und noch mal Zweifel« auf. (jt)
Abonnieren Sie den Konferenz-Newsletter