Recht wertfrei
Von Dietmar Koschmieder
Focus-Redakteur Thomas Wiegold begleitet den Bundeswehreinsatz in Afghanistan journalistisch. Und dabei erlebt er »erstaunliche Dinge«, schreibt er diese Woche in seinem Blog bei Focus online. So hat er bisher gedacht, die Wochenzeitung Jungle World würde einer »nicht ablehnenden Haltung von Missionen deutscher Soldaten« nicht viel Raum geben. Doch: »Recht wertfrei läßt jetzt die Zeitung den Reuters-Fotografen Fabrizio Bensch zu Wort (und Bild) kommen, der im September dieses Jahres die Truppe in Nordafghanistan begleiten konnte.«
Bensch durfte im Oktober 27 Tage als »embedded Journalist« die Bundeswehr am Hindukusch besuchen. Erstmals hat die Bundeswehr eine solche Propagandatour für die Presse organisiert, nach US-amerikanischem Vorbild. Es sind harmonische Bilder für die Heimatfront entstanden, völlig wertfrei: Landschaftsfotos aus der Kanzel eines Aufklärungsflugzeugs, Soldaten, die eher gelangweilt auf die Entwarnung nach einem Raketenangriff auf ihr Camp warten, den Bau einer Schule inspizieren, Risiko spielen (Bildtext: »Befreien Sie 24 Länder Ihrer Wahl«), eine Bibel liegt neben dem Oberschenkel eines Bundeswehrsoldaten, Bildtext: »Beim Gottesdienst im Camp der Bundeswehr«). Bensch schreibt: Wir verließen »die Fahrzeuge und gingen zu Fuß (...) zum Basar. Die Soldaten verteilten an die Anwesenden Grußkarten (...) und zogen damit Scharen von Kindern an. Diese hatten keine Angst, weder vor den Soldaten noch vor mir (...) Spannung in den Gesichtern der Soldaten. Die Angst vor einem Anschlag war bei ihnen deutlich spürbar (...) Man kehrte zurück, keine besonderen Vorkommnisse (...) Man wird sich vielleicht nur an die Gesichter der fröhlichen Kinder erinnern. Das andere Afghanistan (...) Plötzlich hörte man einen dumpfen Knall (...) Insgesamt drei Raketen waren abgeschossen worden, keine hatte das Camp getroffen (...) Alltag in Kunduz.«
Ein Leser, der sich bezeichnenderweise Wachtmeister nennt, kommentiert den lobenden Eintrag Wiegolds: »Eine kleine und ehrenwerte Minderheit unter den Linken hält jedoch die alten humanistischen Ideale hoch, und die Jungle World (in Abgrenzung von ihrem Antiimp-Gegenspieler junge Welt) gehört definitiv dazu.« Solche »alten humanistischen Ideale« werden von einer deutlichen Mehrheit der Regierungen in der Europäischen Union hochgehalten. Nur Zypern und Malta sind derzeit nicht an »humanitären Kriegseinsätzen« beteiligt. Wenn Sie wissen wollen, wie sich die Linke in diesem Land zum Projekt Europäische Union verhält, gibt es zwei wunderbare Möglichkeiten: Besuchen Sie die XIV. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz am 10. Januar in Berlin. Die abschließende Podiumsdiskussion mit dem Titel »Europäische Union – das nette Imperium von nebenan« ist diesem Thema gewidmet. Und lesen Sie die Tageszeitung junge Welt. Eine Tageszeitung, die sich nicht vereinnahmen läßt.
Bensch durfte im Oktober 27 Tage als »embedded Journalist« die Bundeswehr am Hindukusch besuchen. Erstmals hat die Bundeswehr eine solche Propagandatour für die Presse organisiert, nach US-amerikanischem Vorbild. Es sind harmonische Bilder für die Heimatfront entstanden, völlig wertfrei: Landschaftsfotos aus der Kanzel eines Aufklärungsflugzeugs, Soldaten, die eher gelangweilt auf die Entwarnung nach einem Raketenangriff auf ihr Camp warten, den Bau einer Schule inspizieren, Risiko spielen (Bildtext: »Befreien Sie 24 Länder Ihrer Wahl«), eine Bibel liegt neben dem Oberschenkel eines Bundeswehrsoldaten, Bildtext: »Beim Gottesdienst im Camp der Bundeswehr«). Bensch schreibt: Wir verließen »die Fahrzeuge und gingen zu Fuß (...) zum Basar. Die Soldaten verteilten an die Anwesenden Grußkarten (...) und zogen damit Scharen von Kindern an. Diese hatten keine Angst, weder vor den Soldaten noch vor mir (...) Spannung in den Gesichtern der Soldaten. Die Angst vor einem Anschlag war bei ihnen deutlich spürbar (...) Man kehrte zurück, keine besonderen Vorkommnisse (...) Man wird sich vielleicht nur an die Gesichter der fröhlichen Kinder erinnern. Das andere Afghanistan (...) Plötzlich hörte man einen dumpfen Knall (...) Insgesamt drei Raketen waren abgeschossen worden, keine hatte das Camp getroffen (...) Alltag in Kunduz.«
Ein Leser, der sich bezeichnenderweise Wachtmeister nennt, kommentiert den lobenden Eintrag Wiegolds: »Eine kleine und ehrenwerte Minderheit unter den Linken hält jedoch die alten humanistischen Ideale hoch, und die Jungle World (in Abgrenzung von ihrem Antiimp-Gegenspieler junge Welt) gehört definitiv dazu.« Solche »alten humanistischen Ideale« werden von einer deutlichen Mehrheit der Regierungen in der Europäischen Union hochgehalten. Nur Zypern und Malta sind derzeit nicht an »humanitären Kriegseinsätzen« beteiligt. Wenn Sie wissen wollen, wie sich die Linke in diesem Land zum Projekt Europäische Union verhält, gibt es zwei wunderbare Möglichkeiten: Besuchen Sie die XIV. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz am 10. Januar in Berlin. Die abschließende Podiumsdiskussion mit dem Titel »Europäische Union – das nette Imperium von nebenan« ist diesem Thema gewidmet. Und lesen Sie die Tageszeitung junge Welt. Eine Tageszeitung, die sich nicht vereinnahmen läßt.
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