Kultur und linke Analyse
Von Dietmar KoschmiederImmer wieder werden wir gefragt, ob es der jungen Welt ökonomisch nicht besser ginge, wenn sie sich ausschließlich auf das Machen der Zeitung konzentrieren würde. So bereiten wir zur Zeit die XVIII. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz vor, die am 12. Januar 2013 in der Berliner Urania stattfinden wird. So eine Veranstaltung ist teuer: Die Referenten kommen aus Chile, Spanien, Kolumbien, Frankreich, Kuba, den USA. Das bedeutet Kosten für Flüge, Hotelzimmer und Verpflegung. Ein Konferenzort, an dem sich 2000 Teilnehmende aufhalten können, ist in Berlin mittlerweile fast unbezahlbar. Das Treffen muß beworben werden. Für die Simultanübersetzung in drei Sprachen werden Profis gebraucht, und es ist technische Ausrüstung nötig. Hinzu kommt aber auch, daß das ganze Jahr über Kräfte für konzeptionelle und organisatorische Arbeiten gebunden sind. Schadet das nicht der jungen Welt?
Zunächst ist festzuhalten, daß Konferenz und Zeitung heute nicht neu etabliert werden könnten: Der finanzielle Aufwand wäre viel zu hoch. Mittlerweile haben wir für die Durchführung der Tagung eine Infrastruktur entwickelt, dank derer wir uns diese leisten können. Zu ihr zählen vor allem die vielen Unterstützer. Sie helfen beim Vorbereiten, Finanzieren und Organisieren. Nicht zu vergessen sind die Erlöse durch den Verkauf der Eintrittskarten und die Gebühren für die Stände im Markt der Möglichkeiten. Zahlreiche Schichten in Vorbereitung und Durchführung der Konferenz werden zudem unbezahlt durchgeführt, viele Partner machen uns Sonderkonditionen. Zusammengenommen reicht das in der Regel trotzdem nicht für die komplette Finanzierung. Unser Ziel ist, daß die Verluste nicht größer als 4000 Euro werden. Das schaffen wir nicht in jedem Jahr.Wir halten diesen Aufwand für gerechtfertigt. Die Rosa-Luxemburg-Konferenz ist für uns eine Ausgabe der jungen Welt mit anderen Mitteln: Innen- wie außenpolitische Momente werden aufgegriffen, Kultur und linke Analyse sind Gegenstand des Treffens und der Zeitung. Die Besucher der Veranstaltung sind wie die Leser der jW: Sie kommen aus allen Altersgruppen, aus Ost und West, dem In- und Ausland, es sind Gutverdienende bis Mittellose, Lehrende und Lernende. Eine Kombination, die es ansonsten bei Tageszeitungen – aber auch bei solchen Veranstaltungen – nicht gibt. Denn meistens bleiben die einzelnen Gruppen lieber unter sich. Bei junge Welt und der Konferenz ist das anders: Es eint die Überzeugung, daß bestehende Verhältnisse nicht nur zu kritisieren, sondern durch bessere abzulösen sind. Wenn auch über das Wie, Wann und Mit wem noch heftig gestritten wird. Dieses Treffen und diese Tageszeitung sind wichtig, um bestehende Verhältnisse zu durchschauen, den Blick nicht nur auf deutsche und europäische Verhältnisse, sondern auch auf internationale Entwicklungen zu richten.
Mit der jungen Welt alleine könnten wir uns auf dem harten, kapitalistischen Markt nicht halten. Werbemillionen fehlen uns. Krampfhaft wird versucht, die Zeitung und ihre Position in anderen Medien zu ignorieren. Es bedarf also schon außergewöhnlicher Aktivitäten, um trotzdem wahrgenommen und bekannter zu werden. Unsere Veranstaltung und unsere Zeitung sind dabei nicht einfach zu kopieren. Mit der inhaltlichen Positionierung erreichen wir Menschen und machen sie auf die junge Welt aufmerksam, von deren Existenz und Inhalt sie bisher nichts oder zu wenig wußten. Davon können Sie sich selbst ein Bild machen: Am Samstag, dem 12. Januar 2013, in der Berliner Urania. Einen Tag später, am Sonntag, findet die große Demonstration zu Ehren von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht statt. Die Kombination all dieser Aktivitäten stehen für eine andere Welt, für eine eigene Kultur, für eine klassenbewußte Sicht auf die Dinge. Mit ihnen öffnen wir uns neue Möglichkeiten, Kontakte, schaffen Raum für Alternativen zum Bestehenden. Ein Verzicht auf die Rosa-Luxemburg-Konferenz wäre daher ein großer Verlust. Auch für die junge Welt. Ohne diese Zeitung wäre aber die Zusammenkunft schlicht nicht realisierbar.
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