Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
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Wo ist Rosa?

Countdown zur Rosa-Luxemburg-Konferenz (2)
Von Dr. Seltsam
Bei den Sozis ist Rosa Luxemburg nie Thema, bei den Kommunisten auch nicht immer – bei der jungen Welt aber seit 1996, als sie die erste Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin organisierte. Und bei Dr. Seltsam, der in Berlin Touren zu ihren Wirkungsstätten veranstaltet. (jW)

Zur Biographie. Als Rosa drei wird, zieht sie mit ihrer Familie in die Großstadt Warschau um, mit fünf wird sie krank, mit neun erfolgt ihre Aufnahme ins Zweite Mädchengymnasium, mit sechzehn tritt sie vermutlich als einzige Schülerin dem illegalen kommunistischen Zirkel »Proletariat« bei, wo man sie mit marxistischer Theorie versorgt.

In der Schule hat sie beste Noten »in einer Umgebung, die eigentlich den Töchtern der russischen Besatzungsbeamten vorbehalten war«. Sie sagt später von sich, sie sei eigentlich faul, aber ihr »gutes Gedächtnis« habe ihr stets gute Zensuren beschert. Rosa lernt perfekt vier Sprachen: polnisch, deutsch, französisch, russisch. Beim Internationalen Sozialisten-Kongreß wird sie offizielle Dolmetscherin für den französischen Sozialisten Jean Jaurès. Doch ihre eigentliche Begabung sind Statistik und Ökonomie.

1889 macht sie Abitur, unter ungeheurem Druck, denn die zaristische Geheimpolizei Ochrana ist ihr auf der Spur. Von Warschau flieht sie in die Schweiz, in einer Ladung Heu versteckt. Zürich ist die erste Uni Europas, an der Frauen studieren dürfen. Hier jobbt sie bei der Familie von Carl Lübeck, deutsche Sozialdemokraten im Exil, denen sie den Haushalt führt. Neben dem Studium beteiligt sie sich an der Gründung der SDKP, der »Sozialdemokratie des Königreichs Polen«, ein Land, das es zu der Zeit gar nicht gibt. Sie schreibt in Polens erster linker Zeitung Arbeitersache, die im Untergrund erscheint.

1897 ist Rosa 26 und erwirbt die staatswissenschaftliche Doktorwürde mit der Dissertation »Die industrielle Entwicklung Polens« (Leipzig 1898, in den Werken Band 1). Unterdessen stirbt ihre Mutter an Krebs.

Rosas politisches Ziel bleibt eine revolutionäre SPD. Um nach Deutschland zu kommen, geht sie mit Gustav, dem dritten Sohn der Lübecks, eine Scheinehe ein. Diese verhilft ihr zur preußischen Staatsbürgerschaft. Gustav war ein netter, wohl schwuler Kerl. Später schickt Rosa ihm manchmal etwas Geld. Um nach vier Jahren Ehe die Scheidung zu erlangen, wird eine Prostituierte bestochen, damit ein »Ehebruch« vorgetäuscht werden kann. Auf Reisen in Italien trägt sie sich als Dr. Rosalia Lübeck ein. Gustav Lübeck war ein Freund von Erich Mühsam und Anarchist. Er überlebte zwei Weltkriege, und die Nazizeit und verhungerte dann Ende 1945 in einem zerbombten Wohnhaus in der Zietenstraße 10, heute Werbellinstraße, im proletarischen Rollbergviertel in Berlin-Neukölln. Am 4.4.1903 wird das Scheidungsurteil gültig, Rosa ist frei.

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