Programm der XXI. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz 2016
Von RedaktionEinlass ab 10 Uhr
Gesamtmoderation: Dr. Seltsam
Konferenzsprachen: Deutsch, Englisch,Spanisch und Türkisch (Simultanübersetzung)
Es wird eine Kinderbetreuung angeboten.
Eintrittskarten: Gesamtkarte: 23/18 Euro (Einlass ab 10 Uhr), Podiumskarte: 12/9 Euro (Einlass ab 17 Uhr) Hinweis: Die Podiumsdiskussion wird übertragen. Es besteht kein Anspruch auf einen Sitzplatz im Humboldt-Saal. Karten sind noch erhältlich in der jW-Ladengalerie, Torstr. 6, Berlin, sowie an der Tageskasse.
10. 45 Uhr
Eröffnung mit der kubanischen Band »Proyecto Son Batey«
Vorträge ab 11 Uhr
Kein Gott, kein Kaiser, kein Tribun: Selber tun!
Vervielfältigen sich die Krisen des Kapitalismus hin zu einer Krise der gesamten Gesellschaft? Was 2007 als Hypotheken- und Finanzkrise in den USA begann, wurde zu einer weltweiten Wirtschaftskrise, die bis heute nicht überwunden ist. Im Gegenteil: Das Jahr 2015 war in Europa zunächst beherrscht vom Vorgehen der EU unter Führung Deutschlands gegen den Versuch der griechischen Regierung, die schlimmsten Auswüchse der auferlegten Kürzungspolitik zu mildern. In der zweiten Jahreshälfte erreichten Hunderttausende Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten im Nahen und Mittleren Osten sowie denen Nordafrikas Europa – eine direkte Folge des von NATO und EU ausgeübten Staatsterrorismus von Libyen bis Afghanistan.
Aber die Brandstifter rüsten für weitere Kriege, die Neuaufteilung der Welt geht in die nächste Runde. Die Armut in den Zentren des Kapitals wächst, Demokratie und elementare soziale Standards werden abgebaut, Rechtskräfte bis hin zu Neofaschisten erhalten von Ost bis West, von Nord bis Süd in der EU Zulauf.
Diese Entwicklung begann nach der Niederlage des Sozialismus in den 1990er Jahren, heute hat sie wie in der letzten großen Krise zivilisations- und menschheitsbedrohende Formen angenommen. Denn die Kräfte der Vernunft, des Friedens, der Demokratie und des Sozialismus sind schwach. Kriegsgegner, Antikapitalisten, liberale Verteidiger von Demokratie und religiös motivierte Kämpfer gegen soziale Ausgrenzung, Gewerkschafter, Sozialisten und Kommunisten – sie sind diejenigen, die der Ausbeutung und Unterdrückung, der Abwälzung aller Krisenlasten auf die Bevölkerung und der Repression schon gegen bloßes Nachdenken über Veränderung der Verhältnisse entgegenstehen. Ihre wichtigsten Waffen sind ihr Zusammenschluss, die Überwindung von Resignation und Passivität, die Entwicklung von Selbstbewusstsein. Wo sind die Quellen für Protest, woraus kann Widerstand erwachsen? Das sind die Themen der XXI. Rosa-Luxemburg-Konferenz. Denn Brechts Satz hat erneut an Aktualität gewonnen: »Ändere die Welt, sie braucht es.«
Die Referenten der XXI. Rosa-Luxemburg-Konferenz werden über folgende Themen sprechen:
Wie die kubanische Revolution auf die aktuellen internationalen und nationalen Bedingungen reagiert:
Alpidio Alonso Grau, Poet und Schriftsteller, Abgeordneter der Nationalversammlung und Mitglied des -Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas (Kuba)
Über die praktische Bedeutung von Kultur in den Klassenkämpfen und zur Lage in der Türkei:
Aydin Cubukcu, politischer Aktivist, Schriftsteller, Revolutionär und Chefredakteur der Evrensel Kültür sowie von Hayat TV; 1991 nach 19 Jahren Haft freigelassen (Türkei)
Zur Lage der Linken in Europa und Deutschland:
Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Bundestag, Volkswirtin und Publizistin (Deutschland)
Soziale Frage, Friedensfrage und Demagogie: Gefahr rechter Hegemonie:
Natascha Strobl, Politikwissenschaftlerin und Antifaschistin, Aktivistin der Wiener »Offensive gegen Rechts«, betreibt den Blog www.schmetterlingssammlung.net (Österreich)
Gegen Faschismus und Krieg: Wehret den Anfängen!:
Esther Bejarano, deutsch-jüdische Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz als Musikerin im »Mädchenorchester von Auschwitz«, Mitbegründerin und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V., zahlreiche Ehrungen, bis heute mit antifaschistischen Liedern musikalisch aktiv, vor allem mit Microphone Mafia. (Deutschland)
Podiumsgespräch ab 18.00 Uhr
Kröten schlucken oder Zähne zeigen: Ist die Linke noch zu retten?
In der Bundesrepublik haben rechte und neofaschistische Kräfte Zulauf. Wie in der Weltwirtschaftskrise nach 1929 werden sie zum Teil systematisch gefördert, erhalten Platz in Massenmedien und werden als mögliche Herrschaftsreserve aufgebaut. Zudem zeigt sich: In diesem Land existiert ein »tiefer Staat«, der mit für die organisatorische und politische Lenkung solcher Kräfte bis hin zum Terrorismus sorgt. Die Vorgänge um den »Nationalsozialistischen Untergrund« oder um das NPD-Verbotsverfahren lassen offenkundig lediglich die Spitze des Eisbergs erkennen.
Es kann aber nicht nur um Aktionen gegen Rassisten und Neofaschisten, gegen die Verbreitung ihrer Ideologie gehen. Faschismus ist Fleisch vom Fleisch des Kapitalismus.
Die Rechtsentwicklung hat ihren Ursprung dort, wo sozialer Rassismus die Leitschnur des Handelns ist – in Konzern- und Bankzentralen, in politischen Hauptquartieren und den Chefetagen der Medien. Sie glaubten sich nach 1990 von allen Hemmungen gegen die da unten befreit und feierten jede Demontage von sozialen und demokratischen Rechten als »Reform«. Nationalistischer Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und chauvinistische Hetze ergänzen diese Politik seit jeher. Die Kombination von beidem wirkt systemstabilisierend. In der gegenwärtigen Krise wird der Übergang zu autoritären Herrschaftsformen systematisch betrieben.
Was setzen wir denen entgegen, die rechte Parolen salonfähig machen? Wie begegnen wir dem alten neuen Bestreben, »linke« Begriffe – von Frieden bis Demokratie – für rechte Bewegungen nutzbar zu machen? Wie verbinden wir die Bekämpfung neofaschistischer Ideologie und Politik mit dem Kampf für breite Bündnisse, um bereits Errungenes zu bewahren? Darüber diskutieren die Teilnehmer der Podiumsdiskussion der XXI. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz.
Lena Kreymann, Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ)
Esther Bejarano, Musikerin und antifaschistische Aktivistin
Ellen Brombacher, Kommunistische Plattform, Die Linke
Dieter Frielinghaus, Theologe und Pastor im Ruhestand
Moderation: Arnold Schölzel (jW-Chefredakteur)
Abschlussfete ab 20.30 Uhr im Foyer
Wir feiern gemeinsam 25 Jahre Cuba Sí, 25 Jahre konkret gelebte politische und materielle Solidarität, mit der Band
»Proyecto Son Batey« und leckeren Mojitos
In den Wochen vor der Konferenz veröffentlicht junge Welt vorbereitende Artikel. Eine Beilage mit den Beiträgen der Referenten erscheint in der Ausgabe vom Mittwoch, 27. Januar 2016.
Die Broschüre zur XXI. Rosa-Luxemburg-Konferenz erscheint Ende März 2016.
(Erhältlich an allen Bahnhofskiosken und in der jW-Ladengalerie, auf den Internetseiten: www.rosa-luxemburg-konferenz.de und www.jungewelt-shop.de. Telefonische Bestellung unter: 0 30/53 63 55 37)
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