75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €

Programm der XXIV. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz 2019

Mercure Hotel MOA, Stephanstraße 41, 10559 Berlin (Umgebungsplan hier)

Einlass ab 9.30 Uhr

10.20 Uhr Musikalische Eröffnung mit »Proyecto Son Batey«

10.30 Uhr Eröffnung der Kunstausstellung der GRUPPE TENDENZEN

Vorträge ab 11 Uhr

Sozialismus oder Barbarei. Die nächste Krise. Der nächste Krieg. Die nächste Revolution

Krise und Krieg sind im Kapitalismus untrennbar. Die ersten beiden Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts führen das erneut vor Augen. Am Ende des Jahres 2018 verstärken sich international und innerhalb der Bundesrepublik politische und wirtschaftliche Unsicherheit. Nationalistische und neofaschistische Kräfte treten offen auf und erringen Machtpositionen. Immer schneller werden die natürlichen Lebensgrundlagen im Zeichen des Profits zerstört.

Am drängendsten bleibt hierzulande: Deutschland ist im Krieg - von Afghanistan über Irak und Syrien bis Mali. Und es hilft kräftig mit, neue Kriege vorzubereiten. Seit 2014 geht der deutsche Militäretat durch die Decke, langfristig wird eine militärische Auseinandersetzung mit Russland vorbereitet. Die NATO und die USA sind offiziell zur Politik der Stärke und der Abschreckung zurückgekehrt. Die atomare Bewaffnung wird aufgestockt. Die US-Rüstungsetats sprengen alle Dimensionen, die Einkreisung Russlands und Chinas wird von den USA und allen NATO-Staaten aggressiv vorangetrieben. Sollte der INF-Vertrag von 1987 über das Verbot bestimmter Mittelstreckenraketen von den USA gekündigt werden, erhöht sich die Vernichtungsgefahr für Mitteleuropa sprunghaft.

Gleichzeitig häufen sich die Anzeichen für eine neue globale Wirtschaftskrise. Selbst die Gesundbeter des Kapitalismus nehmen wieder das Wort »Rezession« in den Mund. Marxistische Ökonomen weisen darauf hin, dass die globale Überproduktion weit umfangreicher ist als vor der Weltwirtschaftskrise 2008/2009. Die Ungleichgewichte unter den westlichen Hauptmächten nehmen zu. Das äußert sich in Handels- und Währungskriegen, im Brexit, in der Dauerkrise der EU.

Vielen scheint es, als werde Klassenkampf nur noch von oben geführt. Das ist aber falsch. Sicher, 1991 wurde das Kräfteverhältnis auf der Welt entscheidend zugunsten des Kapitals verändert. Aber das »Ende der Geschichte«, das damals verkündet wurde, die »neue Weltordnung«, die einen unipolaren Kapitalismus, hat sich in einen Alptraum verwandelt. Auf globaler Ebene formieren sich jedoch längst Gegenkräfte. Jeder Schritt, der das Kräfteverhältnis der Klassen auch hierzulande zugunsten der Arbeitenden verändert, kann umwälzende Auswirkungen haben. 100 Jahre nach der Novemberrevolution, mit der die Verursacher des Ersten Weltkriegs zum Teufel gejagt wurden, am Vorabend des 100. Jahrestages der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die sich von Anfang an dem Völkermorden entgegenstellten, wird auf unserer Konferenz auch über diese Perspektiven geredet.

Die Referenten der XXIV. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz sprechen zu folgenden Themen:

Die nächste imperialistische Hauptmacht
Otto Köhler
, Publizist

Die nächste imperialistische Krise
Vladimiro Giacché
, Ökonom, Italien

Grußbotschaft
Mumia Abu-Jamal, Journalist und politischer Gefangener, USA

Der nächste imperialistische Krieg
Michael Hudson
, Ökonom, USA

Widerstand in der Türkei
Mesale Tolu
, Journalistin

Die nächste Revolution
Dietmar Dath
, Autor und Journalist

Manifestation: 60 Jahre Revolution – Gegenkultur auf Kuba

mit
Abel Prieto
, ehemal. Kulturminister Kubas
Nieves Iliana Hernández, Europa-Verantwortliche in der internationalen Abteilung des ZK der Kommunistischen Partei Kubas
Eduardo Sosa, Liedermacher

Podiumsgespräch ab 18 Uhr

»Dass sich die Wut in Widerstand verwandeln wird - trotz alledem!«
100 Jahre Novemberrevolution – wie geht Klassenpolitik heute?

Frieden sofort und auf Dauer, das war die Forderung der Revolutionäre vor 100 Jahren im November 1918. Vielen von ihnen war klar, dass die Voraussetzung dafür der Bruch mit dem Kapitalismus und der Übergang zum Sozialismus war. Es gelang ihnen, für kurze Zeit die Staats- und Militärmaschinerie eines der stärksten imperialistischen Länder der Welt zu lähmen, aber nicht, sie zu zerbrechen. Das verhinderte das Zusammenspiel von SPD- und Armeeführung. Unter dem Druck der Massen gestanden sie zwar die parlamentarische Republik, Frauenwahlrecht, Acht-Stunden-Arbeitstag und andere Errungenschaften zu, auf die halbe Revolution folgte aber eine ganze Konterrevolution. Zu Beginn der Weimarer Republik wurden Tausender Arbeiter und Soldaten ermordet, sie ging in der faschistischen Diktatur, die den Zweiten Weltkrieg entfesselte, unter.

Dem ersten großen Völkermord waren fast 20 Jahre lang endlose Kolonialkriege um die Neuaufteilung der Welt vorausgegangen, dem zweiten der bewaffnete Aufmarsch gegen die Sowjetunion. Nach 1989 begann weltweit erneut eine Ära neokolonialer Feldzüge des Westens, die NATO setzte die Einkreisung Russlands und Chinas fort, von deutschem Boden geht seit 1990 fast ununterbrochen Krieg aus. Die Entfesselung des Kapitalismus sorgte auch in der Bundesrepublik für wachsende Armut auf der einen Seite und exorbitanten Reichtum auf der anderen. Worin besteht vor diesem Hintergrund Klassenpolitik von unten? Wie wird aus Wut endlich Widerstand?
Darüber debattieren die Teilnehmer der Podiumsdiskussion auf der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz 2019.

Ulrich Maurer, ehem. Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg, Mitbegründer der Partei Die Linke
Jan von Hagen, Gewerkschaftssekretär, bei Verdi-NRW für Krankenhäuser zuständig
Lena Kreymann, Bundesvorsitzende der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ)
Nina Scholz, Journalistin, aktiv in Mieterkämpfen wie »Deutsche Wohnen & Co enteignen«, Berlin

Moderation: Stefan Huth, Chefredakteur junge Welt

Kulturprogramm

»Sagen, was ist« Hommage an Rosa Luxemburg mit Blick auf eine unvollendete Revolution

Mit Gina Pietsch und Christine Reumschüssel

Die, die Kriege führten, nannten sie die blutige Rosa, wir, denen sie nahe ist, nennen sie gerne einfach Rosa, oder wie Brecht: Die rote Rosa. Mit nur 17 Jahren schrieb sie: »Mein Ideal ist eine Gesellschaftsordnung, in der es mir vergönnt sein wird alle zu lieben.« Und Leo Jogiches, den sie liebte, erfährt von ihr, sie wolle auf die Menschen »wie ein Blitz wirken, nicht durch Pathos, sondern durch die Weite der Sicht, die Macht der Überzeugung und die Kraft des Ausdrucks«. Wer sie liest, weiß, dass sie sich diesen Wunsch erfüllen konnte und uns sicher in unvorstellbarer Weise mehr, wenn sie sie nicht umgebracht hätten.

Der deutsch-britische Komponist Wieland Hoban stellt sein Werk »Rules of Engagement« zum Gaza-Krieg 2008/09 vor und kritisiert im Gespräch mit Susann Witt-Stahl, Chefredakteurin von Melodie & Rhythmus, die mangelnde Kunstfreiheit in Deutschland.

20 Uhr Gemeinsames Singen der »Internationale«

Ausstellung der GRUPPE TENDENZEN

Für antiimperialistische Solidarität und sozialen Fortschritt: Abrüsten statt Aufrüsten
Zum sechsten Mal in Folge organisiert die GRUPPE TENDENZEN BERLIN gemeinsam mit der Tageszeitung junge Welt eine Kunstausstellung anlässlich der Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz. In diesem Jahr sollen die präsentierten Werke Ursachen, Nutznießer und verheerende Auswirkungen der imperialistischen Eroberungskriege deutlich machen, die ein selbstverständliches Element von Außenpolitik geworden sind. Dagegen wird von den Herrschenden das Elend der Zivilbevölkerung im Krieg heruntergespielt oder gar nicht gesehen. Wir denken dabei an Bertolt Brechts aufklärendes Wort: »Der Krieg ist kein Gesetz der Natur, und der Friede ist kein Geschenk.«

Abschlussfete

Musikalischer Ausklang mit der kubanischen Band »Proyecto Son Batey« in der Lounge bei ­erfrischenden Mojitos, gemixt von den Compañeros von Cuba Sí.

Abonnieren Sie den Konferenz-Newsletter