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Burundische Trommeln zur Floh-Kantate

Das rotbunte Kulturprogramm der XXIX. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz
Von Norman Philippen
Nicolás Miquea 2017 auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz

Die trancehaften Rhythmen burundischer »Batimbos«, das lässt sich bei The Clash, Joni Mitchell, Adam and the Ants oder Echo & the Bunnymen nachhören, waren längst Teil westlicher Popkultur, bevor der »Kulttanz der königlichen Trommel« 2014 zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde. Im ostafrikanischen Burundi gelten die Trommler und Tänzer seit Urzeiten als Botschafter des Friedens, der Hoffnung und Einheit. Erzählen die im Takt der Tänzer geschlagenen, aus dem Holz des Cordia africana – des »Baumes, der Trommeln zum Sprechen bringt« – gefertigten, zwei Zentner Trommeln doch die Ethnien des Landes versöhnende Geschichten. Mit ihrer Botschaft zum Motto »Wem gehört die Welt?« wird die in Berlin ansässige, aus verschiedenen afrikanischen Ländern stammende Trommelgruppe Ingoma das Kulturprogramm der XXIX. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz eintrommeln.

Mit Ingoma, nur ohne Trommel, freut sich auf ein tosendes Tempodrom der seit den 1970er Jahren kampferprobte politische Liedermacher Wenzel. Gegen die wendezeitlich kriegsblinde Propaganda brachte er zuletzt sein Livealbum »Noch verschont von großen Kriegen« in Stellung. Lohnende Lieder wider Krieg und das geltende Herrschafts- und Repressionssystem hat der vielfach ausgezeichnete Wenzel aber auch sonst so reichlich im riesigen Repertoire, dass er spielend mehr Zugaben geben könnte, als es das volle RLK-Programm leider zulässt. Vorsicht aber beim Lauschen: Albumtitel wie »Glaubt nie, was ich singe« oder »Schöner Lügen« deuten an, dass es hintergründig werden könnte. Besser also, man hört gut hin!

Mit Calum Baird konnte ein nicht minder politischer Liedermacher gewonnen werden, »Beauty in the worst of times« ins Tempodrom zu singen. Mit Versen wie »Ich denke an Antifaschisten und deren hinterlassene Monumente / Und ich wandle in ihren Fußspuren, muss das Terrain kartieren« vom Song »Greifswalder Straße« empfahl sich der Schotte schon lange für das RLK-Kulturprogramm. Das wird Calum zudem gemeinsam mit der deutsch-palästinensischen Spoken-Word-Künstlerin Faten El-Dabbas sowie dem britischen Vorsitzenden der »Jüdischen Stimme«, dem Komponisten und Autor Wieland Hoban zur »Manifestation für einen gerechten Frieden in Nahost« bereichern.

Für weitere politische Bildung nach Noten sorgt der chilenische Komponist Daniel Osorio mit den Musikandes. Das seit 2008 bestehende Musikprojekt fusioniert die Tradition sozialkritischen lateinamerikanischen Liedguts mit europäischen politischen Kompositionen etwa Hanns Eislers oder Kurt Weills. »Wir vergessen nicht« lautet das Motto des multimedialen Konzerts, das mit Musik, Poesie und Bildsprache von der lehrreichen Revolutions- und Putschgeschichte Chiles erzählen wird.

Eng mit der Chile-Solidaritätsbewegung verbunden war auch die zwischen 1966 und 1983 aktive Kölner Politrockband Floh de Cologne. Der gelang es einst, »mit unseren Mitteln zur Aufklärung über diesen verbrecherischen Putsch und seine Hintergründe beizutragen«, wie es Dieter Klemm, der Sprecher und Texter der Flöhe, ausdrückt. Aus gerechtem Zorn entstanden einst elf Alben sowie das 1974 in der ausverkauften Essener Grugahalle uraufgeführte Stück »Mumien. Kantate für Rockband«, das einen Höhepunkt der deutschen Chile-Solidarität markierte. Eine filmische Bearbeitung der Kantate wurde erst am 11. September 2023 im Berliner Kino Babylon uraufgeführt. Über den Applaus für die Aufführung im Tempodrom dürfen Dieter Klemm und die Filmmacher Claudia Opitz und Sebastian Köpcke sich dann persönlich vor Ort freuen, wenn sie nach der Filmvorführung gemeinsam auf der Bühne stehen.

Recht rotbunt und rund wird’s also auch in diesem Jahr, das Kulturprogramm der RLK. Und den geneigten Besuchern sicher ein paar Antworten geben auf die Frage, wem hier was gehören sollte.

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