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Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
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Nicht vergessen

Politik, Wissenschaft, Kunst: Die XXIX. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz
Von Arnold Schölzel
Voller Saal: Manifestation für einen gerechten Frieden in Nahost u. a. mit Jeremy Corbyn aus Großbritannien
M&R-Chefredakteurin Susann Witt-Stahl im Gespräch mit Dieter Klemm von Floh de Cologne sowie den Filmemachern Claudia Opitz und Sebastian Köpcke vom OK-Projekt
Mitreißende Beats zum Auftakt: Die Ingoma-Trommelgruppe aus Berlin
Ignacio Ramonet aus Spanien sprach über den »Niedergang der Vernunft«
Erinnerung an den Putsch 1973: Daniel Osorio und Musikandes aus Chile
Sevda Karaca, stellvertretende Vorsitzende der Partei der Arbeit aus der Türkei
Kraftvoller Abschluss mit der »Internationale«

Am Sonnabend vormittag füllt sich das Berliner Tempodrom rasch, und Moderatorin Gina Pietsch teilt mit: »Wir sind jetzt 3.500.« Da haben Komponist Daniel Osorio und Musikandes bereits eindrucksvoll an den faschistischen Putsch in Chile 1973 erinnert, am Nachmittag folgt dem die Dokumentation »Mumien« von Floh de Cologne. Gina Pietsch bekräftig danach den Satz der Kölner Rockband: »Wir vergessen nicht!«

Zur »Manifestation für einen gerechten Frieden in Nahost« und zur abschließenden Podiumsdiskussion ist kaum ein Platz frei. Rund 3.700 Besucher zählen die Organisatoren am Abend, mehrheitlich junge Leute. Für sie sind Gaza, Ukraine, Jemen und vor allem die verlogen-brutale Reaktion des deutschen Staates auf Protest und Forderungen nach sofortigem Waffenstillstand offenbar das neue Vietnam. Sprechchöre begleiten die Manifestation: Beim abschließenden Solidaritätslied von Brecht und Eisler, vorgetragen vom schottischen Sänger Calum Baird, beim Videovortrag Jeremy Corbyns, bei der Spoken-Word-Künstlerin Faten El-Dabbas und vor allem beim Vortrag des Komponisten Wieland Hoban, Vorsitzender der »Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost«: »Israel führt keinen Krieg gegen Hamas, sondern gegen die Bevölkerung Palästinas.« Das kann lange im Gedächtnis bleiben.

Die Vorträge der Konferenz leisten Aufklärung zum Kontext: Warum dieser und andere imperialistische Kriege? Ignacio Ramonet warnt: Was verharmlosend »Fake News« genannt wird, ist »zentral für die neofaschistische Dimension unserer Zeit«. Für Juan Carlos Marsán vom Zentralkomitee der KP Kubas ist die Regierung Israels Komplizin der USA, die seit mehr als 60 Jahren das revolutionäre Kuba wirtschaftlich erwürgen wollen. Theodora Pius aus Tansania erhielt kein Visum für die BRD (so wie zwei indische Kommunisten, die von der DKP zu diesem Wochenende eingeladen waren), an ihrer Stelle spricht Saleh Sidmustafa von Frente Polisario über die Geschichte seines Landes: Westsahara ist die letzte Kolonie Afrikas. Das Jugendpodium berät, wie Klassenbewusstsein unter jungen Arbeitern oder Studenten entstehen kann: »aktiv im Kampf«, lautet die Antwort. Der Wissenschaftler Fikrejesus Amahazion aus Eritrea legt in nüchternen Worten die Erfolgsbilanz seines Landes, das vom Westen nur abfällig wahrgenommen wird, bei der Bekämpfung von Kindersterblichkeit dar. Die türkische Parlamentsabgeordnete Sevda Karaca ruft auf, die ökonomischen Kämpfe der Arbeiterklassen vieler Länder in politische zu überführen. Ein Glanzpunkt ist die Analyse des Ökonomen Torkil Lauesen aus Dänemark: »Das Endspiel des Kapitalismus ist in vollem Gange.« Auf die Kriminalisierung der Linken sollten alle vorbereitet sein. Die Diffamierung der Konferenz begann unmittelbar nach ihrem Abschluss.

jungewelt.de/rlk

Siehe Seiten 8, 11 und 12/13

Beilage zur Konferenz am 31. Januar in junge Welt

Broschüre ab Ende März im Handel.

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