»Wir haben für alle Altersklassen etwas parat«
Interview: Marc BebenrothAuf der XXIX. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am Sonnabend in Berlin werden die »Roten Peperoni« die Kinderbetreuung übernehmen. Ist das Motto »Wem gehört die Welt?« eine Frage, die Sie auch von den Kleinen häufiger zu hören bekommen?
Für die Kinder ist klar, dass die Welt uns allen »gehört«, wobei »geliehen« vielleicht der bessere Begriff ist. In unseren Themeneinheiten, dieses Jahr »Grenzenlos solidarisch – Fluchtursachen bekämpfen«, versuchen wir auch, die Machtstrukturen und Einflüsse von Politik, Industrie, Medien und Lobbys kindgerecht zu vermitteln. Immer mit Beispielen und Hinweisen, wie man diese bekämpfen, umgehen oder ins Leere laufen lassen kann.
Ihrem Selbstverständnis nach sind die »Peperoni« eine sozialistische Kinderorganisation.
Wir versuchen auf unseren Freizeiten, den Kindern eine sozialistische Welt vorzuleben. Wir nehmen sie und ihre Meinungen ernst. Wir ermuntern sie, aktiv zu werden. Auf den Lagervollversammlungen haben sie die gleichen Rechte wie die Betreuerinnen. Wir sind immer wieder überrascht, wie vernünftig die Kinder damit umgehen.
In den Themeneinheiten bekommen sie andere Perspektiven angeboten als vielleicht in der Schule oder in den Medien. Es würde wenig Sinn ergeben, mit ihnen »Das Kapital« oder das »Kommunistische Manifest« zu lesen. Wir arbeiten eher mit ganz praktischen, kindgerechten Ansätzen. Nach dem Motto: Das Große (Gesellschaftsmodell) im Kleinen leben. Dabei kommen wir immer wieder zum Punkt der Besitzverhältnisse zurück.
Wir erleben protestierende Bauern, streikende Lokführer, Ärzte und Apotheker gehen auf die Straße. Motiviert das junge Menschen, sich für diese Berufe zu interessieren?
Ich persönlich habe noch kein Kind gefragt, was es später mal werden will, wahrscheinlich weil ich das als Kind selbst nicht wusste. Die Berufe sind ohne Frage wichtig, aber vielleicht ist das generelle Interesse am Einstehen für unsere Rechte das wichtigere, unabhängig von der Profession und gesellschaftlichen Stellung. Streikrecht und Gewerkschaften sind immens wichtige Errungenschaften. Das sollte man Kindern unbedingt vermitteln und das tun wir auch. Man sollte auch immer beachten, wofür oder wogegen gestreikt wird. Für Dieselsubventionen die Straßen zu blockieren, finde ich beispielsweise weniger verständlich, als für die Umwelt zu demonstrieren.
Seit Monaten wird alles teurer. Familien mit geringen Einkommen müssen erst recht jeden Euro mehrfach umdrehen. Bekommen die »Peperoni« das auch zu spüren?
Auf der einen Seite treffen uns die Preiserhöhungen von Freizeitheimen, Zeltplätzen und Lebensmitteln. Auf der anderen Seite sehen wir auch genau diese Probleme bei den Familien. Unabhängig davon versuchen die »Roten Peperoni« schon immer, auch Kindern aus einkommensschwächeren Familien alle unsere Freizeiten zu ermöglichen. Unsere Preise sind im Vergleich zu anderen Ferienlagern sehr gering und es gibt einen Solifonds. Wir finanzieren uns nur durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Wir Betreuer werden nicht bezahlt, sondern zahlen sogar selbst unsere Beiträge, weil uns die Arbeit mit Kindern und das sozialistische Miteinander das wert sind. Trotzdem sorgen wir auf unseren Freizeiten für eine gesunde, ausgewogene und meistens auch vegane Ernährung.
Die Rosa-Luxemburg-Konferenz findet erstmals im Tempodrom statt. Was bedeutet das für die Kinderbetreuung und Ihr Programm?
Wir sind es in der jetzt 30jährigen Tradition der »Peperonis« ohne eigenes Haus oder Zeltplatz gewohnt, uns jedem Raum anzupassen. Daher gibt es auch dieses Jahr ein buntes Programm. Ähnlich wie im letzten Jahr Spiel- und Bastelangebote, wir haben Fotos und Filme von unseren Freizeiten dabei, bemalen unser neues Jahrestransparent und vielleicht gibt es ja noch die eine oder andere Überraschung. Wir sind gespannt auf die Kinder und haben für alle Altersklassen etwas parat.
Georg Zahn engagiert sich bei der sozialistischen Kinderorganisation »Rote Peperoni«. Diese übernimmt die Kinderbetreuung während der XXIX. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am Sonnabend in Berlin
Abonnieren Sie den Konferenz-Newsletter