Gegründet 1947 Freitag, 24. Januar 2025, Nr. 20
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Welt in Flammen

An die 3.000 Besucher nahmen auf der 30. Rosa-Luxemburg-Konferenz an der Debatte über Imperialismus und Krieg teil
Von Arnold Schölzel
Hannes Zerbe und Band
Clare Daly, Irland
»Friedensfähig statt kriegstüchtig« – Mobilisierung gegen die »Sicherheitskonferenz« in München
Kwesi Pratt, Ghana
Jennifer Black, USA
Voller Saal, konzentrierte Aufmerksamkeit
Dietmar Dath
Anja Panse (l.) und Anna Klein
Das Jugendforum
Ezé Wendtoin, Burkina Faso, und Mal Élevé – gegen Rechte, Rassismus und Faschisten
Yücel Demirer, Türkei
»Unblock Cuba! Free Palestine!« – Die Solidaritätsmanifestation
George Rashmawi, Palästina
Susann Witt-Stahl und Eran Torbiner
Rolf Becker
Peter Mertens, Belgien
Die Podiumsdiskussion
Bücherverkauf
Gina Pietsch
»Die Internationale« erklingt

Die Atmosphäre stimmte einfach an diesem Tag, das Programm auch. Schon am Vormittag saßen in der Halle B der Wilhelm-Studios im Berliner Bezirk Reinickendorf weit über 1.000 Gäste, die konzentriert den ersten Referaten der diesjährigen Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz folgten. Gut besucht und eng blieb es bis zum traditionellen Abschluss, dem gemeinsamen Gesang der »Internationale« am Abend, es wurde aber weder drangvoll noch hektisch. Der Veranstaltungsort, eine ehemalige, um 1900 erbaute Eisengießerei, gibt das her. Er sei, meinten Besucher aus dem Ruhrpott, der bisher passendste in der 30jährigen Geschichte der Konferenz: Hohe Wände, verglaste Decken, rußgeschwärzte Wände – die Sanierer haben die industrielle Vergangenheit des Backsteingebäudes sorgfältig bewahrt.

Hinzu kam: Enorm viele Helfer sicherten weitgehende Reibungslosigkeit. Das reichte vom Einlass und den in der Kälte ausharrenden Ordnern, die darauf achten mussten, dass sich in dem Gewirr der großen Anlage niemand verirrte, über den »Markt der Möglichkeiten«, auf dem sich Initiativen und politische Gruppen vorstellten, bis zum Saal mit Buchverlagen und Antiquariaten und den Verpflegungsstationen – dem »Café K« der DKP und dem großen, leider ungeheizten Speisesaal, in dem Frauen und Männer der Föderation Demokratischer Arbeitervereine (DIDF) den Temperaturen trotzten und türkische Speisen anboten. Größere Pannen gab es nicht, obwohl diese bei einem neuen Veranstaltungsort zu erwarten waren.

Das Gelingen der Konferenz war bei aller Routine der Veranstalter aus dem junge Welt-Verlag 8. Mai GmbH und den rund 30 Unterstützerorganisationen nicht vorhersehbar. Zumal sich erst spät herausgestellt hatte, dass die größere Halle der Wilhelm-Studios aus baurechtlichen Gründen nicht zur Verfügung stand.

Von Anspannung war an diesem Tag nichts zu merken. Dafür sorgte vor allem das Programm. Es sah Referate und Musik von fünf Kontinenten (wenn Istanbul, von wo aus Yücel Demirer per Video sprach, zu Asien gezählt wird) vor. Um es zusammenzufassen: Die Vorträge waren durchweg hochklassig (sie werden in einer jW-Beilage am 29. Januar nachzulesen sein), die Musik traf bei den verschiedenen Generationen – mehr als die Hälfte der Besucher waren unter 30 – wie stets auf unterschiedliche Resonanz, das kleine literarische Programm »Clara Z. – Kämpfen, wo das Leben ist« mit Anja Panse als Rosa Luxemburg und Anna Keil als Clara Zetkin stieß ins Zentrum linker und friedensbewegter Fragen: »Was ist aus der SPD geworden?« Es geht längst nicht mehr um die sich immer noch so nennende Partei, sondern um das Ende von Humanismus, um eine »Welt in Flammen«, wie Kwesi Pratt aus Ghana formulierte und wie es Dietmar Dath im Hinblick auf die künstliche Intelligenz in den Händen von Monopolen besonders eindringlich analysierte.

Was tun? Die Manifestation für Kuba und Palästina, Peter Mertens’ Vorschlag für eine europäische Friedensordnung durch Arbeiterparteien, aber auch die abschließende Podiumsdiskussion gaben eine Ahnung: Nur mit internationaler Solidarität gegen Ausbeutung und imperialistischen Krieg hat die Menschheit eine Chance. Durch Zusammenführen aller politischen Richtungen, die in der Tat und nicht nur demagogisch für Frieden eintreten, kann auch in diesem Land erreicht werden, dass der vermaledeite Kriegskurs gestoppt wird. Da stimmte nicht nur die Atmosphäre.

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