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Die Ruhestörer

Zu Gast auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz: Labournet hat den Kritikern der offiziellen Gewerkschaftshierarchien eine Plattform geschaffen
Von Klaus Fischer

Ärger mit dem Betriebsrat? Von der Gewerkschaftsbezirksleitung hängengelassen? Anti-»Hartz«-Proteste gegen den Willen der DGB-Funktionäre? Für diese und zahllose andere Probleme von Beschäftigten, Erwerbslosen und vor allem kritischen Gewerkschaftsmitgliedern gibt es eine Adresse: www.labournet.de.

Die Homepage, beheimatet in Bochum, ist Diskussionsforum, Schwarzes Brett und Vernetzungsangebot zugleich – gelegentlich, und zum Leidwesen der Redaktion, auch Kummerkasten. Anfang 1999 gründeten 15 linke Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in Stuttgart labournet.de e.V., das »Netzwerk für Bildung und Kommunikation in Betrieb und Gesellschaft«. Mit wenig Geld und Riesenenthusiasmus machten sich ein paar Leute daran, etwas zu schaffen, das in Deutschland bisher einmalig ist.


Sichtbare Erfolge

Jüngstes Beispiel: die Aktion »Agenturschluß« (siehe aktuelle Berichterstattung). Die geplanten »Besetzungen« von Arbeitsagenturen als konkreter Protest gegen die mit Jahresbeginn wirksam gewordenen »Hartz IV«-Gesetze schafften es am Sonntag sogar in die Primetime-Nachrichten der bürgerlichen Medien. Initiator dieser Aktionen sei eine »Montagsdemonstrationsbewegung«, hieß es. Fakt ist, daß die Idee zu dieser Widerstandsaktion – die durchaus als Auftakt für weitere Proteste gegen »Hartz IV« gedacht ist – auf einem Kongreß im Juni 2004 geboren wurde, der von Labournet organisiert worden war.

Im Gegensatz zu den Spitzen der deutschen Gewerkschaftsbewegung versuchen die Netzwerker aus Bochum, das in weiten Kreisen der Basis vorhandene kritische Potential zu mobilisieren. Viele organisierte Kolleginnen und Kollegen sind mit dem Kurs der Regierenden, der gesellschaftlichen Entwicklung in der BRD generell, nicht einverstanden. Der seit einigen Jahren forcierte Sozialabbau im Auftrag der Kapitallobby wird von den etablierten Führungsmitgliedern der DGB-Organisationen zwar gelegentlich verbal attackiert, im Prinzip aber hingenommen. Das Konzept des Komanagements in Betrieben und Gesellschaft, dem sich die Mehrzahl der Gewerkschaftsführer und viele Betriebsräte gerade großer Unternehmen verpflichtet haben, läßt kein Aufbegehren gegen gesellschaftliche Mißstände zu. Im Gegenteil – faktische Auswirkung dieser nicht erklärten, aber dennoch offiziellen Gewerkschaftsstrategie ist es, daß Proteste erstickt werden, Widerstand paralysiert wird. Hier setzt Labournet an.


Kurs auf Veränderungen

Das deutsche Netzwerk linker Gewerkschafter/innen versteht sich als Teil einer weltweiten Initiative, »die die positiven Seiten der neuen Technologien für emanzipierte Bestrebungen nutzen« will. Im Blickpunkt von Labournet: »Die Wirklichkeit der Arbeitswelt und der Gesellschaft – und die Versuche, beides zu verändern«. Dabei ist die Bereitstellung von »Gegeninformation« ein wichtiges Anliegen, jedoch nicht alleinige Intention der Macher/innen des Netzwerkes. Wir arbeiten dafür, daß Menschen sich einmischen, daß solche Bestrebungen bekannt werden, Aktivisten sich gegenseitig vernetzen und unterstützen können, heißt es in deren Zielstellungen. Mit rund 230 Updates im Jahr, mehr als 14000 Dateien mit eigener Suchoption und mehr als 100000 Nutzer/innen im Monat sehen sich die Verantwortlichen auf einem guten Weg. »Wir ersetzen keine Tageszeitung«, heißt es bei Labournet, »keine Tageszeitung ersetzt uns.« In diesem Sinne pflegen junge Welt und das Netzwerk kritischer Gewerkschafter/innen seit einigen Jahren eine konstruktive Zusammenarbeit.


Vorgestellt – Referentinnen und Referenten auf der X. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am Sonnabend in Berlin:

Mag Wompel, Labournet Germany

Wenn von Labournet die Rede ist, darf von Mag Wompel nicht geschwiegen werden. Die Journalistin ist verantwortliche Redakteurin der Internetplattform. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Helmut Weiss – stellvertretender ver.di-Vorsitzender in Dortmund – sorgt sie dafür, daß es rund läuft auf der Homepage der sich vernetzenden Gewerkschaftslinken. Als Kolumnistin der jungen Welt dürfte sie auch einem breiten Kreis der Leserinnen und Leser dieser Zeitung inzwischen ein Begriff sein.

Damit nicht genug: Mag Wompel engagiert sich – neben ihrer ehrenamtlichen, allerdings sehr arbeits- und zeitintensiven Betreuung der Labournet-Seiten – auch in weiteren nationalen und internationalen Vernetzungsinitiativen kritischer Gewerkschafter/innen. Die »gelernte« Industriesoziologin veröffentlicht darüber hinaus zahlreiche Beiträge zum Themenbereich »Arbeitswirklichkeit« in Zeitschriften und Büchern.

Mag Wompel wird am kommenden Sonnabend auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin als Referentin am Rednerpult stehen und nimmt auch an der anschließenden Podiumsdiskussion teil.

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